Das ist denke ich eines der Irrtümer denen Du aufsitzt. Ich brauche in der Praxis nur die Wirkung zu verstehen, nicht jedoch warum diese Wirkung eintritt. Das ist eine nette Grundlagenforschung, die möglicherweise zu neuen Erkenntnissen führt. Aber sie ist nicht zwingend notwendig. So wie Äpfel schon ohne Newton schon seit Jahrhunderttausenden hinunter und nicht hinauf gefallen sind, und es auch heute noch trotz aller Wissenschaft noch immer tun (und noch immer keiner die Gravitation wirklich erklären konnte).
Man sollte immerhin auch verstehen, ob da überhaupt eine Wirkung wirklich kausal mit der Behandlung eintritt. Und, wenn das der Fall wäre, würde sich das auch in einem Unterschied in methodisch hochwertigen Vergleichsstudien reproduzierbar zeigen.
Das behauptet auch niemand, dass alt zwingend richtig ist. Und natürlich muss man gerade in der Naturmedizin sehr stark zwischen Glaubensmustern und tatsächlicher Methodik unterscheiden. Und nein, die Unterscheidung geht nicht nur gut über Studien (es wird ja immer gezeigt, wie leicht sie zu fälschen sind, also haben sie keine Beweiskraft), sondern lediglich über die Empirik, dass ich jemanden behandler und er wird dadurch gesund. Und wenn ich 1000 Leute behandelt habe, dann kann ich es auch glauben, dass die Methode funktioniert.
Studien sind Empirik, wobei eben in Studien - zumindest in den methodisch hochwertigen - Maßnahmen angewendet werden, die den Bestätigungs-Bias etc. weitgehend unschädlich machen. Ungefilterte Empirik - auf die Du immer so pochst - ist da sehr viel leichter Täuschbar. Wie gesagt: Ein Eimer mit ein paar Löchern trägt Sand immernoch besser als ein Eimer ohne Boden.
Wieder einmal nein, denn evidenzbasiertheit (d.h. der statistische Test eines Medikaments oder einer Methode) sagt über den Einzelfall gar nichts aus.
Man kann immer auch auf "der falschen Seite" der Statistik landen. Aber die Statistik zeigt eben, dass mehr Menschen damit geholfen wird.
Was hier in der Medizin fehlt ist (weitgehend) die Anpassung an den Einzelfall.
Das ist falsch. Eine Therapie wird durchaus individuell zusammengestellt, allerdings aus einem Portfolio aus wissenschaftlichen Erkenntnissen - aus Verfahren, für die gut gezeigt wurde (hoffentlich), dass sie wirklich Wirkung entfalten können.
Doch, das alles wissen wir. Denn die Erfahrung eines Behandlers - bzw. mittlerweile ja mehr oder weniger Generationen von Behandlern - sind einer Studie gleichwertig.
Das ist schlicht falsch. Der Behandler vergleicht eben nicht, wieviele Erfolge/Misserfolge die Therapie ergibt damit, wieviele Erfolge/Misserfolge eine Schein-Therapie ergibt. Dieser Vergleich ist entscheidend, wen nes darum geht, kausale Zusammenhänge zu untersuchen - zu schauen, ob da wirklich ein kausaler Zusammenhang ist, wo man ihn zu sehen vermeint.
Nochmal das Beispiel mit den Würfeln. Wenn ich behaupte, dass ich Spielwürfel beeinflussen kann, dann ist eine Erfolgsquote von 1/6 aller Fällen KEIN BEWEIS, sondern entspricht der Erwartung durch reinen Zufall. DAS zeigt der Vergleich, welche "Erfolgsquote" ich eben auch ohne jegliches Verfahren hätte.
Wenn ich hingegen mich als "Behandler" hinstelle, und sage: "Der Vergleich, den Joey fordert, ist uninteressant. Kontrollgruppen sind nur was für Weicheier. Klar, ich habe auch Misserfolge - es klappt nicht immer - aber schaut her, ich habe auch Erfolge, denn so manches mal zeigen die Würfel tatsächlich die Zahl., die ich wollte, und diese Fälle, diese Erfahrungen sind ebenso gut wie Studien. Der Vergleich ist uninteressat, wichtig sind nur die Fälle, in denen ich die Würfel richtig beeinflusst habe. Also habe ich Recht, und jeder, der da noch zweifelt, kann nur ein dummer, ignoranter Idiot sein!!!!" so würde ich mich damit nur selbst verschaukeln.
Insbesondere in den zahllosen Bereichen der Esoterik, wo eben keine Vergleichsstudien mit einer Kontrollgruppe möglich sind.
Kommt sehr auf die jeweilige konkrete Behauptung an, wie weit eine methodisch hochwertige Vergleichsstudie möglich ist. Und für die Wirksamkeit der Homöopathie - auch mit individueller Mittelwahl - ist das sehr gut möglich.
Es hat nichts mit Effekthascherei zu tun, aber vielleicht mit sehen können oder wollen.
Wenn man will, sieht man auch mehr, als da ist und ignoriert alles, was dagegen spricht.