Diese "Ampel"-Koalition halte ich auch für die sinnvollste, was mit dem Ergebnis machbar ist.
Eine erneute GroKo wollen sich glaube ich weder SPD noch Union geben, auch, wenn es von den Mehrheitsverhältnissen reichen würde. Sie können das noch etwas ausbauen, indem sie entweder FDP oder die Grünen mit einbeziehen ("Kenia"- oder "Deutschland"-Koalition), aber das würde die Sondierungen ggf. nur weiter verkomplizieren.
Die Union würde sicherlich nicht als schwächerer Partner in eine große Koalition gehen. Die haben gesehen wie es der SPD seit Schröder erging, denn dieser dramatische Niedergang hat ja v.a. zwei Gründe:
1) Die SPD wurde seitdem mehrfach in großen Koalitionen "verbrannt"
2) Die Linke hat der SPD zum Teil deutlich geschadet (im Sinne von Stimmen abgezogen. Das scheint sich jetzt zu drehen, es war aber ein bedeutender Faktor und früher ja auch das Ziel von Oskar Lafontaine.
Interessant ist, dass der Union nach Merkel ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie der SPD. Denn so wie die Linke der SPD viele Stimmen abzog, als linkere SPD-Alternative nach dem eher unsozialen Schröder-Kurs galt, hat die Union viele konservative Wähler an die AfD (und mittlerweile sicherlich auch an die FDP) verloren, vor allem weil die Merkel-CDU den Konservativen zu weit in die Mitte gerückt ist, zum Teil sogar ja fast schon nach links durchgebrochen (Flüchtlingskrise, Atomausstieg etc.).
Wenn man sich die Stabilität der ersten Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg vor Augen führt und mit dieser Dynamik vergleicht die wir jetzt haben, dann ist das schon sehr interessant. In zukünftigen Geschichtsbüchern wird diese Zeit sicherlich als irgendeine Zeit des Umbruchs interpretiert werden.
Für diese Legislaturperiode ist für mich der Klimaschutz das wichtigste Thema, weil jetzt im kommenden Jahrzehnt die Weichen gestellt werden, ob Deutschland seine Klimaziele erreicht oder nicht. Und ich glaube, dass dazu mit diesem Wahlergebnis nur dann ein kleiner Hoffnungsschimmer besteht, wenn die Grünen mit an der Regierungsmacht sind. Und die besten (wenn auch immernoch kleinen) Chancen bestehen dazu mit der Ampel-Koalition.
Das ist ganz sicher ein großes Thema, allerdings halte ich es für nahezu unlösbar. Der zeitliche Konflikt zwischen ökonomischen Einschränkungen/Nachteilen jetzt, und ohne geht es ja gar nicht, damit sich ein zukünftiges Problem nicht oder nicht so intensiv realisiert, ist schon gigantisch. Das wird dann aber noch mal durch den Konflikt verstärkt, dass das Problem ja nur durch internationale Kooperation und gemeinsames Handeln überhaupt zu bewältigen wäre. Und da gibt es dann den großen Konflikt zwischen den Ländern die jetzt und schon lange Wohlstand erreicht haben, und jenen Ländern die überhaupt erst noch dort hin wollen.
Das Problem ist auf alle Arten so komplex, dass es nur theoretisch bewältigt werden kann. Praktisch ist es m.A.n. nahezu unmöglich.