AUFRÄUMAKTION
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Die Frage jedoch habe ich ernst gemeint und nein, ich weiss nicht, welche Kräfte freigesetzt werden, wenn Du Dein Weltbild fallen lässt
Liebe Ahorn,
ich denke hier ist eine Unklarheit. Anevay und Silberelfe haben davon gesprochen, das Weltbild fallenzulassen.
Wenn man das tut, dann versetzt man sich zurück ins Stadium eines Kleinkindes, und ist also hilflos und auf andere angewiesen, die einem fürderhin sagen was man glauben soll.
Mal abgesehen davon dass ich für meinen Teil gern noch ein stichhaltiges Argument von Euch hätte, warum man das denn tun sollte und was der Vorteil dabei ist, finde ich es interessant, diesen Ansatz zu betrachten.
Sobek hat nun einen völlig anderen Ansatz eingebracht: dass man nämlich eine Ansicht oder ein Weltbild fallenläßt, um es
durch ein neues und besseres zu ersetzen. Davon war bei Euch nicht die Rede, und das ist etwas ganz anderes und etwas völlig selbstverständliches: immer wenn man die Möglichkeit zu neuen Erfahrungen und Erkenntnissen findet, wird man sein Weltbild weiterentwickeln, alte Sichtweisen fallenlassen und neue entwickeln.
Und natürlich kommt es auch vor, dass man Erfahrungen macht oder Situationen begegnet, die das bestehende Weltbild völlig über den Haufen werfen und ein ganz neues sich entwickeln lassen. Dazu komme ich weiter unten noch mal.
Aber davon war ja bei Euch beiden nicht die Rede.
Sondern die Rede war davon, das eigene Weltbild fallenzulassen
ohne ein neues zu haben - nämlich im Therapiekontext, wo der Therapeut einem immer klarmachen wird: "
ich bin okay, du bist nicht okay".
Da geht es also darum,
das eigene selbstbestimmte Leben aufzugeben, um künftig fremdbestimmt und abhängig zu leben. Dostojewski hat das so formuliert:
Für den Menschen gibt es keine unabänderlichere und qualvollere Frage als die, wie man, wenn man freigebleben ist, so schnell als möglich jenen findet, vor dem man sich niederwirft und ihn anbetet.
Und genau das ist es, was die spirituellen Heiler und Therapeuten anbieten: eine Möglichkeit, seine Freiheit aufzugeben und sich in die Abhängigkeit vom Heiler zu begeben.
Mein spiritueller Lehrer hat das so formuliert:
Eine echte, einem wahren Glauben anhängende Gemeinschaft, die verkauft einem einmal etwas: das Bewußtsein, ein großes kosmisches Wesen zu sein, das stark und mächtig ist. Danach haben sie sich überflüssig gemacht und
man kann entweder alleine laufen oder sogar dasselbe weitergeben. Oder man braucht einen anderen Weg.
Eine falsche jedoch verkauft das "Kleine Ich", daß man nur stark und mächtig ist in ihrer Gemeinschaft. Ganz logisch, sonst rennt man ihnen ja wieder davon.
Sie wird dafür sorgen, daß man nicht ohne sie auskommt, daß man nach
Möglichkeit immer wiederkommt, und wenn auch nur ein Furz quersitzt, um ihre Hilfe dabei nicht mal bettelnd, sondern feilschend.
Warum ist das also bei den esoterischen Heilern so beliebt? Erstmal ist da natürlich ein pekuniäres Interesse - wer immer wieder kommt, kann kontinuierlich gemolken werden. Typisch das Beispiel (das ich hier im Forum schon an anderer Stelle erwähnt hab) von der Frau die mir erzählte dass sie sich verliebt hat und daher erstmal einen Termin bei ihrem Schamanen gemacht hat um sich erklären zu lassen was das bedeutet.
Es gibt aber noch einen zweiten, energetischen Grund - und das ist derselbe Grund, aus dem die meisten Menschen gern Macht haben: wer sich von einem Anderen abhängig macht, liefert diesem Anderen Energie. In einem Machtgefälle wird das Selbstbewusstsein des Mächtigen gehoben, während das Selbstbewusstsein des Abhängigen klein bleibt.
Wenn also in der Esoterik von "Energieausgleich" die Rede ist (und damit gemient ist, dass man einen Heiler bezahlen soll weil der ja "seine Energie" gibt), dann verschleiert das den Sachverhalt, dass in Wirklichkeit der Klient seine Energie dem Heiler abliefert.
So ist auch die "Kettenbriefnatur" der meisten esoterischen Heilmethoden zu verstehen: Üblicherweise gibt es zwei Seminare (Einsteiger und Fortgeschrittene) in denen man lernen soll, die Heilmethode für sich anzuwenden, und als nächstes kommen gleich die sog. "Practitioner"-Seminare, in denen man selber Heiler wird. So wird, genauso wie bei Kettenbriefen, eine Multi-Level Hierarchie geschaffen, und der neu Hinzugekommene soll schnellstens seinerseits wieder neue Klienten, neue Abhängige herbeischaffen.
Damit wird auch verständlich, warum in der Esoterik fast immer insistiert wird, die Probleme würden "in einem selber" liegen - anstatt darauf hinzuarbeiten, dass Probleme, die sich aus äußeren Bedingungen ergeben, auf pragmatische Weise gelöst werden. Dadurch, dass der Klient glaubt dass er Probleme
hat (die Probleme also gleichsam zu ihm gehören), entwickelt er die Selbstzweifel, die einen guten Abhängigen ergeben.
Wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn jemand erklären möchte was der Vorteil solcher Abhängigkeit ist. (Allerdings bezweifle ich, dass sich jemand dazu äußern möchte - genauso wie ich immer noch darauf warte, dass jemand erklärt was 'Metahologramme' sind.

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Nun zurück zu dem von Sobek erwähnten Konzept, dass man sein Weltbild fallen läßt um einem neuen und besseren Raum zu geben.
Dazu kann ich sagen, dass ich ständig auf der Suche bin nach guten Anregungen, die mir mein Weltbild weiterentwickeln helfen. Auch habe ich sicher schon hunderte Weltbilder verschiedenster Menschen, Gruppen und sozialer Schichten betrachtet und zu verstehen versucht. Einige davon erschienen mir durchaus attraktiv - leider stellt sich dann sehr oft heraus, wenn man wirklich zum Grund der Paradigmen vordringt auf denen die Weltbilder beruhen, dass die Basis aus Lüge und Heuchelei besteht.
Das ist gewiss okay für Menschen, die ein Leben in Lüge und Heuchelei führen wollen - nur sollte man das dann auch wissen und sich darüber im klaren sein - und es ist oft nur schwer und mühsam herauszufinden.
Ein konkretes Beispiel zeige ich im nächsten Beitrag.
lg
P.