Liebe Ahorn,
genau das hab ich ja gefragt: ob es Dir um etwas anderes als Sachliches geht.
Du weisst, es gibt sachliche Fragen (der Frager will etwas wissen, und möchte nur eine möglichst zutreffende Antwort auf die Frage), und es gibt sog. "rhetorische" Fragen - wo der Frager nicht primär an der Antwort auf die Frage interessiert ist, sondern vielmehr auf das Denken des Befragten einfluss nehmen will.
nach dieser Definition war die Frage sachlich gemeint und nicht rhetorisch. Ich würde sie aber dennoch eher in der Gefühls- oder Energie-Ebene ansiedeln und nicht bei den Sachen.
Zunächst mal, es gibt ja, ganz grob gesagt, zwei Arten von Weltanschauungen.
Die einen beruhen auf dem was man von anderen gelernt und angenommen hat, also auf Anpassung. Dazu gehört u.a. das Weltbild des gesellschaftlichen Mainstream, die Weltanschauungen der anerkannten Religionen wie von Gläubigen normalerweise vertreten werden, die "gleichgeschalteten" Weltanschauungen innerhalb von Psychosekten, usw.
Die anderen beruhen auf eigener Erfahrung, eigenem Forschen, eigenem ringen um Erkenntnis.
Es ist nichts ungewöhnliches, wenn man sich seine Weltanschauung selbst erarbeitet hat, dass man einem gewissen "Druck der Masse" ausgesetzt ist, die da sagt, <lass deine Überzeugungen fahren und werde so wie wir>.
Ich denke, es geht gar nicht darum, dass Du fremde Weltbilder annimmst, sondern dass Du in der Lage bist, Deinen Horizont zu erweitern - oder auch Deinen Standpunkt (nach Deinem Willen) zu verändern.
Ich z.B. finde es sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit vom Fleck zu bewegen, damit ich nicht (geistig und auch sonstwie) stehenbleibe und damit verändert sich das Weltbild automatisch.
Gegenfrage: was ist schlecht dran wenn Du Dein Auto mit steckendem Schlüssel auf den Marktplatz stellst damit es frei benutzt werden kann?
Wenn ich hier beim CarSharing mitmachen würde, dann würde ich einen Schlüssel bekommen, mit dem ich tatsächlich in verschiedene Autos steigen kann, die mir nicht gehören und bei denen andere Menschen dasselbe Recht haben, dies zu tun.
Ich find das Modell klasse, weil dann nicht jeder Mensch ein eigenes Auto braucht, sondern sich viele Menschen mehrere Autos teilen.
Aber, was das Autobeispiel mit freifliessenden Kräften zu tun hat, erschliesst sich mir noch nicht.
Weitergedacht:
Die Situation, dass man kein Weltbild hat, gibt es ja so nicht. Jedenfalls nicht, solange man irgendwie mit der Umwelt interagiert. Wenn immer man handelt, tut man das aufgrund einer bestimmten Auffassung, die aus bestimmten Erfahrungen herrührt.
Würde man also "sein Weltbild fallen lassen", dann wäre man erstmal völlig hilflos und unfähig zu sinnvoller Handlung
Das stimmt so nicht. Wenn ein Weltbild fällt, kommt ein anderes, welches zur aktuellen Situation, dem aktuellen Standpunkt und den aktuellen Bedürfnissen besser passt.
Man wäre zB auch unfähig, seinen Beruf weiter auszuüben, weil man ja nicht wüsste, welche Überzeugungen man in seiner Arbeit vertreten soll.
Nicht unbedingt. Ich z.B. arbeite in einer Bibliothek. Wenn nun mein Weltbild fällt, dass alle Menschen schlecht sind (hab ich nicht, ist nur ein Beispiel), dann beeinträchtigt mich das nicht in meiner Arbeit. Im Gegenteil, wenn ich das aufgelöst habe, bin ich sogar eine noch bessere Dienstleisterin, weil ich die Menschen schätzengelernt habe.
Meine Erfahrung ist: jede Weltbilderweiterung hat mich insgesamt freier gemacht. Das heisst ja nicht, dass alles, was vorher dagewesen ist, plötzlich nicht mehr da ist. Grundanlagen und Grundvorlieben und die Dinge, die wirklich mich selbst ausmachen, werden durch diese Veränderungen immer klarer und ich kann dadurch immer mehr mein eigenes Leben führen.
Und wenn ich z.B. für ein Pharmaunternehmen arbeiten würde, dann könnte ich das inzwischen wahrscheinlich nicht mehr. Dann würde ich mir eben einen anderen Job suchen, der besser zu mir passt. Das finde ich nicht schlimm, sondern so ist das Leben. Man sollte immer wieder mal schauen, ob die äusseren Umstände immer noch zu einem passen - und wenn nicht, muss man sie eben ändern.
(Für Fließbandarbeiter, Taxifahrer oder McDonalds-Personal mag das so nicht gelten, aber alle Berufe, wo eigenständige Arbeitsergebnisse geistiger Natur hervorgebracht werden, sind betroffen. Da muss man dann erstmal seinen Beruf aufgeben und sich stattdessen einen Job suchen wo einem gesagt wird was man tun soll.)
Nein, eben nicht. Da man nämlich weiss, was man will, kann man das auch erreichen, weil die eigenen Energien besser fliessen können.
Früher hatte ich genau solche Dubel-Jobs. Das ist inzwischen Geschichte - eben, weil ich bereit war, mich besser kennenzulernen und sich dadurch mein Weltbild automatisch veränderte.