Wenn man mitgekriegt hat, dass man zu allem um sich eine Beziehung führt, und die längste zu sich selbst, ja, dann ist es "Beziehungskram".
Das nenn ich geschickt ausgewichen.
Ich hab mich mal in Indien umgeschaut, was es mit diesen Ashrams auf sich hat, die da (bei Westlern) so beliebt sind. Naja, spektakuläre Geheimnisse gibts da wohl nicht (die muss man m.M.n. eh in sich selber finden), und da tut man halt meditieren.
Dann war ich neugierig und hab ein paar von den Jungs, die dort waren, gefragt wieso sie das machen und was sie sich davon versprechen.
Ich meine, warum setzt sich ein 25jähriger junger Kerl, der aufgeweckt ist, gesund, intelligent und feinfühlig, warum setzt der sich in einen Ashram und meditiert - wenn er so viel andere spannende Dinge machen könnte und quasi die ganze Welt auf ihn wartet?
Derjenige hat mir dann seine Verzweiflung gestanden - dass er es beim Meditieren nicht schafft, die Gedankenstille zu verwirklichen, die man zur Erleuchtung braucht. Es war ihm ernst damit, und es ist mir nahegegangen.
Also hab ich mich weiter vorgetastet, und gefragt wieso er denn die Gedankenstille erreichen will und was er sich davon verspricht. Dann hat sich herausgestellt, dass dahinter eine verzweifelte Liebesgeschichte steckt. Er war wohl mit einer Frau zusammen, und das hat nicht so gut geklappt, und nun gibt er sich (oder sie ihm?) die Schuld daran dass er ihr keine erfüllende Beziehung bieten konnte. Und deswegen muss er jetzt so lange meditieren, bis er Erleuchtung findet, um zu erkennen wie mans richtig macht.
DAS nenne ich Beziehungskram. Und es macht mich bitter traurig.
Ich möchte gern wissen, wieviele Leute sich spiritueller Suche oder spiritueller Arbeit befleissigen nur deshalb, weil ihnen im Kontext von "Liebes"beziehungen vermittelt wurde, sie wären als Mensch irgendwie nicht gut genug.