Hi, Alisa.
Naja, im Prinzip sind Fotos doch immer Momentanaufnahmen, genauso wie ein Film aus nacheinander abfolgenden Momentanaufnahmen besteht- was widerum die Illusion einer fortlaufenden Bewegung erzeugt, da für das Auge nicht erkennbar-weil zu schnell.
Was du als "Momentanaufnahme" bezeichnest, ließe sich wohl am Besten als "Momentaufnahme", also das Festhalten eines Moments, eines durch die Verschlusszeit definierten Ausschnitts des Zeitvektors an einem bestimmten Ort, definieren. So gesehen ist die Langzeitbelichtung eine "Momentaufnahme", wobei der Moment dann halt 7 Minuten lang ist. Wobei der Moment, auch Augenblick genannt, im Allgemeinen mit etwa 0.2 s angenommen wird
Und dann gibt es Techniken (im Film) wie Maske, Doppelbelichtung und Luminanzfilterung, im Video "Bluebox" und Rotoscoping und im Foto Doppelbelichtung, Retusche, Luminanzfilterung, Chromafilterung, etc., die alle nur eines zum Zweck haben: die visuell wahrnehmbaren Tatsachen innerhalb des gesetzten Zeitfensters zu verändern. Durch einkopieren zuvor aufgenommener Bilder (womit sich aus zwei Momentaufnahmen eine dritte ergibt, die es aber in dieser Form nur in einem Computer (oder einer Dunkelkammer) gegeben hat) oder durch übereinanderlegen zweier gleichzeitig aufgenommener Bilder, die jedoch jeweils völlig unterschiedliche visuelle Auschnitte der Welt zeigen.
So kann Fotografie das Auge täuschen.
Nö, so kannst du dich täuschen / dein Gehirn dich täuschen. Die Fotografie hat in diesem Fall nur festgehalten, was für dich (aus Speichergründen) nicht nachvollziehbar ist: Sterne ziehen Linien, wenn man keinen "Moment" daraus macht (was das Auge/Gehirn aber immer tut, deswegen sind Langzeitbelichtungen immer so faszinierend). Es wird mit der Langzeitbelichtung nur das Zeitfenster des (von dir erwarteten) fotografischen "Moments" gedehnt. Das Ergebnis ist eine Ent-Täuschung, und keine Täuschung
Eigentlich logisch was du sagst, also wird so lange belichtet, wie lange der Prozess des Malens dauert.Habe ich das richtig verstanden?
Ja, klar -- wie gesagt, es ist eigentlich technisch sehr einfach. Eigentlich deshalb, weil es absolute Dunkelheit erfordert, beliebig lange belichten zu können und weil du dann beim Malen das Problem hast, nicht zu sehen, was du bereits gemalt hast (das obige Problem des "Moments"). Es gibt dann natürlich Wege, wie man die Probleme löst, aber die setzen alle etwas fotografisches Grundwissen voraus -- was ja nicht wirklich kompliziert ist, denn wir beschäftigen uns ja nur mit Blende und Zeit, die direkt voneinander abhängig sind
Beispiel: wenn es richtig schummrig ist, kannst du gerade noch etwas sehen, die Kamera braucht z.B. 1/8 s bei Blende 1.4, um ein brauchbares Bild zu belichten. Nun kannst du die Blende schließen, wobei sich für jede Stufe die Zeit um das Doppelte verlängert:
2.0 -> 1/4; 2.8 -> 1/2; 4 -> 1"; 5.6 -> 2"; 8 -> 4"; 11 -> 8"; 16 -> 16";
Also kannst du mit dem selben EV (Exposure Value / Lichtwert) genausogut 16 Sekunden lang mit Blende 16 belichten -- das gibt dir die zeit, in der du malen kannst, vor. Brauchst du noch länger zum Malen, muss ein neutrales Graufilter auf das Objektiv -- bei digitalen Kameras nimmt allerdings das Rauschen drastisch zu, je länger die Belichtung dauert. Dann muss man gegebenenfalls in der Nachbearbeitung ein "Rauschmuster" der Kamera erstellen und aus dem Bild wieder rausrechnen. Für wirklich ernsthafte Versuche empfiehlt sich daher eine Filmkamera, denn Film hat zwar auch mit dem Schwarzschildphänomen zu kämpfen, das aber bei dieser Art der Langzeitbelichtung wenig Schwierigkeiten macht, doch dafür ist Film absolut rauschfrei
Ein weiterer "Trick" ist die Projektion eines Dias als "Lichtmalerei" auf ein Objekt. Da sind also einige Optionen gegeben, den "Moment" beliebig zu verbiegen und Wahrnehmungsgrenzen aufzuzeigen
