@c:
kennst du dich zufällig mit tcp/ip aus? wenn nicht, crashkurs:
über's internet werden u.a. datenpakete per tcp/ip (vorgegebene methode) ausgetauscht. das protokoll rechnet damit, dass unterwegs pakete beschädigt werden, nicht ankommen usw.
das ist in etwa vergleichbar mit dem wahrnehmungsproblem, bei dem man nicht sicher sein kann, dass das, was man sieht (empfängt), auch das ist, was da ist (abgeschickt wurde)
dennoch können wir über's internet kommunizieren, videos runterladen - alles klappt. warum?
weil das datenpaket eine prüfsumme enthält. stell es dir so vor: ich schicke dir 100 zahlen, und die quersumme der zahlen. wenn jetzt etwas bei der übertragung schiefläuft, dann passt die von dir zur kontrolle berechnete quersumme mit hoher wahrscheinlichkeit nicht mehr zur von mir versendeten. du schickst mir kein "ja, angekommen" zurück, und ich schickt dann das datenpaket immer wieder - so oft, bis es laut prüfsumme passt und ich eine bestätigung von dir erhalte.
das ist auch keine garantie, dass es immer klappt - aber die realität zeigt, dass diese methode funktioniert, obwohl man keine absolute sicherheit hat.
"fast immer" ist ausreichend. absolute sicherheit ist nicht notwendig.
deine aussagen sind imho richtig, aber der schluss, den du zu ziehen scheinst, ist es imho nicht.
Ja, ich verstehe schon was Du sagen willst und stimme Dir da auch insgesamt zu.
Du gehst auch genau auf den Punkt ein, um den es mir geht:
Etwas soll funktionieren.
Der Schluß den ich ziehe ist grundsätzlich, das egal wie man es dreht und wendet, man zugeben muss, dass man Überzeugungen hat, die nicht bewiesen werden können, wenn man es grundlegend und konsequent angeht. Und da reicht wirklich simple Logik aus, man braucht kein Studium. Die Wissenschaft hat schon so vieles wieder umgeworfen, was als bewiesen galt und die Standards sind teilweise erschreckend niedrig, was etwa die Medizin betrifft, gleichzeitig aber wissenschaftlich genannt wird. Ich weiß eher durch Zufall von einem medizinischen Gerät, das recht neu ist. Damit es zugelassen wird, muss es sich am Standard orientieren. Dieser Standard (und ich spreche da von etwas, das wirklich sehr viele Menschen täglich benutzen) beinhaltet eine Fehlerquote von 20-30 Prozent. Dieses neue Gerät ist möglicherweise viel genauer und Abweichungen könnten damit zu erklären sein, dass der Standard falsch liegt und nicht das neue Gerät. Aber: Es muss sich genau danach ausrichten um eine Chance zur Zulassung zu haben.
Aber mir geht es eigentlich um etwas das viel grundlegender ist. Nämlich, dass wenn man bei Anwendung einer simplen Logik zu dem Schluß kommt, das Objektivität entweder nicht existiert, oder aber man nicht objektiv damit umzugehen im Stande ist, man nie sicher sein kann, das man von was auch immer wirklich die Ursache kennt, man letztlich zu dem Schluß kommt: Ich weiß eigentlich gar nichts und das was ich zu wissen glaube, ist das Resultat von Wahrnehmung, von der ich nicht sicher sein kann, wie sie zustande kommt. Wahrnehmung in Form eigener Erfahrungen, Wahrnehmung in Form von Gedanken anderer in Sprache usw.
Man selbst geht also mit Überzeugungen um und sehr viele Menschen versuchen mit dem umzugehen was weit außerhalb liegt. Wissenschaftlichen Erkenntnissen, die irgendwo auf der Welt gewonnen wurden, und über die etwa der Spiegel berichtet. Weil das zufällig zu dem passt, was man sowieso schon glaubt und zufällig dem widerspricht was jemand sagt der gerade vor einem steht, verwendet man genau das dann als Gegenargumentation. Ob man sie nun verbalisiert und eine Diskussion startet, oder lediglich selbst für sich das was das Gegenüber vertritt als Quatsch abtut, spielt erst mal keine Rolle. Der Punkt ist: Man weiß weder, ob die Person die einem da was erzählt richtig oder falsch liegt, noch ob die eigene Quelle richtig oder falsch liegt. Aber ganz automatisch, und Du kannst einfach mal darauf achten, wie Du gedanklich auf das reagierst was ich schreibe, wird Wahrnehmung bewertet und klassifiziert. Alles auf der Basis von Hörensagerei die man "eigenes Wissen" nennt.
Ein gutes Beispiel... Lies Dir vielleicht mal folgenden Text durch, und achte darauf was Du währenddessen denkst.
Dezember 2003: Hungerkünstler verblüfft Ärzte
Neu-Delhi - Ein Medizinerteam aus der indischen Stadt Ahmedabad ringt um eine Erklärung für das Ergebnis der Untersuchung des 76-jährigen indischen Yogi Prahlad Jani: "Er hat seit zehn Tagen weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich genommen und weder Urin noch Stuhl ausgeschieden", sagte der Vizedirektor des Krankenhauses. Ein anderer Arzt erklärte, Jani sei körperlich und geistig gesund. Alle medizinischen Testergebnisse seien völlig normal. Eine Erklärung für das Phänomen haben die rund 400 Ärzte der Klinik nicht, möglicherweise handele es sich "um etwas Göttliches", meinte einer der Ärzte. Ein Betrug sei unwahrscheinlich.
Der Neurologe Sudhir Shah brauchte nach eigenen Worten mehr als ein Jahr, um Jani zu überreden, sich im Sterling Hospital untersuchen zu lassen. Jani, der nach eigenen Angaben seit 65 Jahren nichts mehr gegessen und getrunken hat, wurde während des 10-tägigen Krankenhausaufenthalts rund um die Uhr per Videokamera überwacht. Um den Ärzten die Überwachung zu erleichtern, hatte er auch aufs Baden verzichtet. Zur Mundspülung wurden ihm täglich 100 Milliliter Wasser - etwa ein halbes Glas - zugestanden. Nach dem Ausspucken wurde diese Menge erneut gemessen, um sicherzugehen, dass Jani nichts davon getrunken hat.
Jani führt seine Fähigkeit auf eine Gabe der Göttin Amba Mata zurück, eine seit seiner Kindheit aus einem Loch im Gaumen strömende Flüssigkeit ersetze Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Die Ärzte haben den Austritt von Flüssigkeit aus einem Gaumenloch bestätigt, diese aber nicht analysieren können.
Der Vizedirektor des Krankenhauses nennt Jani, der normalerweise in einer Höhle nahe eines Tempels im westindischen Bundesstaat Gujarat lebt, "eine Herausforderung für die Wissenschaft". Bei dem als Tribut für Amba Mata stets rotgekleideten, sehr dünnen Mann mit schlohweißem langem Bart schien es nach Angaben der Ärzte, als habe sich in seiner Blase Urin gebildet, der dann aber von der Blasenwand wieder aufgenommen worden sei. Einer von Janis Anhängern sagte, der Yogi sei noch nie krank gewesen.
(Quelle: Der Spiegel; Stuttgarter Zeitung; BBC, GB; CNN, USA)
http://www.rp-online.de/public/arti...will-seit-65-Jahren-nicht-gegessen-haben.html
Was denkt ein Skeptiker wissenschaftlicher Art bei so einem Text? Ich habe damals einiges darüber gelesen, in Foren usw. Und mich selbst auch bei Gedanken erwischt die in die Richtung gingen: Das ist ein Fake... Da wurde nicht wissenschaftlich überprüft. Oder es wurde extrem geschlampt, weil man ein bestimmtes Ergebnis wollte usw.
Aber warum denkt man das vielleicht in einem solchen Fall, aber nicht, wenn man z.B. liest das irgendein Parapsycho-Künstler wissenschaftlich als Scharlatan enttarnt wurde? Lediglich, weil letzteres zu dem passt, was man sowieso schon glaubt und das andere eher nicht. Über beides kann man keine Aussagen treffen. Beides kann man anzweifeln oder versuchen zu vertrauen. Der Haken dabei ist: Alle die wissenschaftlich argumentieren, bauen auf genau dem... nämlich Versuchen die sie selbst nicht gemacht haben, deren Details sie wohl gar nicht durchschauen, wo Fehlerquellen definitiv nicht mal ausgeschlossen sein können, wenn man selbst es macht und extrem wissenschaftlich geschult ist usw.usf.
Der einzige Schluß den ich ziehe ist, dass jede Möglichkeit in Betracht gezogen werden kann, sowie hinterfragt werden soll wovon man überzeugt ist. Und für mich persönlich ist eines sicher: Solange jemand nicht weiß wie er selbst funktioniert, bzw. nicht nur nicht weiß, sondern sich noch nie damit beschäftigt hat (womit ich Dich jetzt nicht meine da ich das nicht wissen kann... also rein allgemein), und daher ähnlich wie ein Automat lediglich mit nie hinterfragten Überzeugungen umgeht, wird er oder sie nicht weiterkommen. Das muss meiner Meinung nach zuerst kommen. Es ist unlogisch, Erfahrungen anderer in Zweifel zu ziehen, wenn man nicht die Basis dieses "In-Zweifel-ziehens" untersucht hat, nicht versteht wieso man überhaupt eine Meinung zu etwas hat, anstatt einfach zu sagen: "Okay... diese Person glaubt "das", es kann wahr oder falsch sein." und erst einmal neutral mit den Dingen umgeht.
Und wie gesagt: Das ist konsequenter Skeptizismus und gleichbedeutend mit konsequenter Esoterik. Nebenbei ist es eine Schulung um den Blick auf das Wesentliche zu richten, wie auch eine Schulung einer natürlichen Toleranz (die ich Dir definitiv nicht abspreche... meine alles allgemein).
Aber vor allem, und das hat mit dem Blick aufs Wesentliche zu tun, beschäftigt man sich mit der Frage, warum man tut was man tut, und was man sich davon erhofft. Das kann so profane Dinge betreffen, wie in diesem Forum Beiträge zu schreiben, gleichzeitig aber einen großen Erkenntnisgewinn bringen. Auf einmal sieht man Gemeinsamkeiten unter den "Gläubigen"... nämlich das sie alle, man selbst eingeschlossen, mit Überzeugungen hantieren. Die entscheidende Frage ist: Funktioniert das was ich tue für mich selbst?
Und wenn ich "funktionieren" sage, meine ich damit: Erzeugt es Glück, bzw. mindert es Leid, oder geht der Weg vielleicht in die andere Richtung?
Und genau da kann man dann gegenüber anderen nur sagen: "Mach was Du glaubst, was gut für Dich ist, ich kann es nicht wissen. Ich mache das wovon ich glaube das gut für mich ist, und ich hoffe dass das funktioniert." Mehr nicht.
VG,
C.