Wahrsagerei und Aufstellungsarbeit

That's life... aber da ich 2006 mein 40-jähriges Maturatreffen hatte, gesteh ich mir die eine oder andere Lücke in meinem Emmentaler von Gehirn gern zu - zumal die Pointe der Geschichte ja nicht davon berührt wird, ob da nun ein großes Reich (Krösus) oder was auch immer zerstört wurde. Zum Glück gab's damals noch keine Raumschiffe, sonst hätte ich vermutlich die Klingonen bemüht... dank Euch für die Infos ;-)

Alles Liebe,
Jake
 
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Na ja, ich würde sagen, wer zu logischem Denken fähig ist, dem erschließt sich der Sinn von Jake's Aussage, auch wenn es geschichtlich nicht korrekt war, ich hätte es so oder so verstanden, was gemeint ist. Aber anscheinend nicht jeder.

Hmm, was ich mir schon ständig verkneife, es jetzt aber doch sage: es sollen schon Leute vor lauter Lachen gestorben sein......
 
Die Priesterin von Delphi, durch die das Orakel sprach, war die Pythia. Die von dir irgendwie so ähnlich angesprochene Prophezeihung richtete sich an den König Krösus.
Das Witzige an der Geschichte ist, dass Krösus zuerst alle Orakelstätten extra überprüfen ließ - und nur Delphi seinen Test bestanden hat. Und dann verwendet gerade er das Orakel in einer Form, wie man es nicht verwenden darf. Eine ganz spannende Geschichte darüber, dass Orakel sehr hilfreich sein können - wenn man sich ihnen mit der richtigen Grundeinstellung öffnet und auf sie HÖRT und sie WIRKEN läßt. Und dass sie zu einem Desaster führen können, wenn man sie (zB. zur Bestätigung eigener Vorstellungen) benützen will. Man kann Orakel nützen aber nicht benützen.

Wenn ich wieder mehr Zeit habe, erzähle ich gerne Erfahrungen, wie man Aufstellungen sehr hilfreich als "Orakel" nützen kann - und wie das völlig in die Hose gehen kann.

Gawyrd
 
Hmm, was ich mir schon ständig verkneife, es jetzt aber doch sage: es sollen schon Leute vor lauter Lachen gestorben sein......

:confused:

Das ist dann aber wenigstens ein lustiger Tod!
smilie_krank_061.gif
 
Hi Jaike

danke für die Mühe, die du dir gemacht hast , meine Fragen zu beantworten und besonders auch die eine Frage, die bisher stoisch ignoriert wurde von dem, an den ich sie ursprünglich gestellt hatte.

Hmmm... also ich kenne kein Aufstellungs-Szenario, in dem das nicht sehr deutlich thematisiert würde... in den einführenden Runden, in den Feedbacks zu den Aufstellungen, in der Vor- und Nacharbeit, wenn es eine solche gibt - zumindest im Bereich des bewussten Herangehens sollte das m.E. in der Regel hinreichend klar sein. Dass insgeheim und untergründig womöglich doch noch andere Erwartungen eine Rolle spielen - etwa die Versuchung, etwas, das sich in der Aufstellung zeigt, auch orakelhaft "auszuwerten" -, das mag sein. Ich denke, das lässt sich letzten Endes nicht eliminieren - gut dran ist, wer wach genug ist, sich diesbezüglich selbst zu beobachten. Ich kenne solche Anwandlungen von mir selbst gut genug - und hoffe, dass ich sie mehr oder weniger rechtzeitig bemerke und sie nutzen kann, um mich und meine Motive besser kennenzulernen.

Ich kenne ja etliche Leute, die an Aufstellungen teilgenommen haben, und ich denke immer mehr, daß da ein Manko besteht. Und bei denen, wo ich teilgenommen habe, da war eine straffe Führung da, nicht so arg viel Mitspracherecht. Einmal wurde jemand angebrüllt, minutenlang, da wäre ich persönlich gegangen, mich hat es damals gewundert, daß derjenige sitzengeblieben ist ob der moralischen Vorwürfe, die ihm gemacht wurden.

Radio Eriwan sagt: Im Prinzip ja. Nun ist es eine Frage, wie mit Widerstand umgehen ... auch eine ethische. Ich würde sagen, die Minimalanforderung wäre, diesen Widerstand zu bemerken und den Aufstellenden zu fragen, ob er damit einverstanden ist, dass an diesem Widerstand weitergearbeitet wird. Es gibt ja sowas wie einen Kontrakt zwischen Aufstellendem und AL, und wenn's an den Widerstand kommt, ist nicht sicher, ob damit nun eine Grenze des Aufstellenden erreicht ist, die zu wahren ist (es ist ja das gute Recht eines jeden, Widerstand zu leisten und den auch respektiert zu wissen...), oder ob der Aufstellende möchte, dass die Lösung der Umstände angegangen wird, die den Widerstand bewirken. .

Ja, natürlich. Die Grenzen sollten akzeptiert werden. Doch keiner nimmt doch an einer Aufstellung teil, der nicht irgendwo weiterkommen möchte, und viele wissen nichts von ihrem inneren Widerstand - im Endeffekt, wenn es dann nicht klappt nach der Aufstellung, haben "sie die Aufstellung nicht angeommen" - boing, selber schuld.

Seh ich auch so ... und da sehe ich auch die Chancen des lösungsorientierten Arbeitens. Wobei es nie um "die Gesamtlösung" geht - die zeichnet sich ja auch in phänomenologischen Aufstellungen durchaus ab -, sondern um die einzelnen Schritte (und vor allem um den allernächsten Schritt), die die Lösung nicht als übermenschliche Aufgabe vor einen hinstellen, sondern auch mögliche Wege skizzieren, wohl auch eher in der Nacharbeit.
Naja, systemtheoretisch verteilt sich das schon auf alle... irgendwer bestellt den Trainer, der steht in Kontexten, die womöglich seine Tagesform beeinflussen, der beste Trainer kann von einem Team, das ihn ablehnt oder nicht versteht, abgehalftert werden - aber grundsätzlich hast Du schon recht; der Trainer hat da schon eine wichtige Rolle im Gesamtfeld, und ein inkompetenter AL wird bei allem Potenzial des "wissenden Feldes" nichts Gutes und vielleicht sogar eher Schädliches bewirken. Umgekehrt kann's ein guter AL nicht "für den Aufstellenden richten", wenn der nicht seinen Teil wahrnimmt..

Ja, stimme dir voll zu.

Interessanterweise hab ich bei Aufstellungen - eigenen und fremden - die ich als besonders wirksam erfahren habe, nie auf Anhieb das Gefühl gehabt: Das war's! Jetzt kenn ich mich aus! Da war selten Klarheit, sondern eher so ein nicht ganz in den Griff zu bekommendes Gefühl, dass da irgendwas in Bewegung gekommen ist, da war manchmal sogar eine anfängliche Entäuschung, dass da "nicht mehr rausgekommen" ist an klarem Erkennen fürs Hirn. Bei mir haben sich Wirkungen dann in der Regel recht bald und deutlich erkennbar und von "vor der Aufstellung unterscheidbar" einfach im Leben eingestellt, ganz handfest..

Find ich schön so. Denn dieses emotionale Hoch, das da oft erreicht wird mit der Lösung und diesem Gefühl, daß jetzt alles gut ist, ist trügerisch. Bei meiner letzten Aufstellung hatte ich übrigens das Gefühl, daß etwas in mir erstarrt war und es hat lange Zeit gedauertn, bis das wieder in Bewegung gekomen ist. Eine Art von Lähmung und eine innere Leere, die ich erstmal überwinden mußte - und das hat Monate gedauert.

Wenn man sich das zutraut, so an sich arbeiten zu können, dass man sich an jedem Ort wohlfühlt, dann würde man's eh nicht aufstellen, denke ich. Ich hab mal das Vergnügen gehabt, den Helmut Qualtinger zu interviewen, und fragte ihn nach seinem Lieblingsaufenthalt, und er sagte "Ich fühl mich überall gleich unwohl...". Auch eine Möglichkeit .

Ich finde inzwschen den Gedanken echt gut, sich überall wohlfühlen zu können. Aber natürlich bieten manche Städte mehr individuelle Möglichkeiten als andere, das ist schon zu bedenken.

Ja, Qualtinger war schon ein echtes Original!

Ich denke schon, dass eine Aufstellung Hinweise für Orte geben kann, die besser oder weniger gut für den Aufstellenden passen. Und wie Majea das dann weiter ausgeführt hat, gibt es zu den jeweiligen Orten ja doch deutlich mehr Background als das, was die RepräsentantInnen in den Rollen gezeigt haben... da ist dann alles in allem zu nehmen. Ich kann aber zu dern konkreten Aufstellung nichts sagen, weil ich nicht dabei war und aus der verbalen Schilderung der Rollendaten nicht ableiten kann, was da wirklich zum Ausdruck gekommen ist. Ich denke, ich kann als Aufstellender einfach eine zusätzliche Information zu all dem gewinnen, was ich schon in meinen Überlegungen ventiliert habe, und das kann ich dann einbeziehen. Als Orakel würde ich das nicht bezeichnen - oder allenfalls dann, wenn ich meine Wohnsitzwahl allein vom Aufstellungsergebnis ableiten würde. .

Ich dachte mir, daß es ja auch möglich wäre, das anzusehen, was z.B. Spanien vor ihr zurückschrecken läßt. Oder ob es nicht möglich ist, diese Traurigkeit, die Berlin in ihr auslöste, aufzuheben. Denn da sind ja Dinge im Familiensystem, die noch nicht bereinigt wurden anscheinend, Schicksale, die immer noch wirken.

Und das angesprochene Lachen angesichts des einen Wohnorts sehe ich so ähnlich wie seinerzeit die Sybile von Delphi, die dem (glaub ich) Themistokles prophezeit hatte, er würde eine große Flotte zerstören. Darauf zog er mit hohen Erwartungen in die Schlacht ... Pech, dass die zerstörte Flotte die eigene war. Hat das Orakel nun gestimmt oder nicht? .

Wiegesagt, ich verstehe gut, was du meinst, ob es nun Herr A oder Herr B war, eine Flotte oder eine Stadt - eine denkwürdige Geschichte eines Orakels. Und das lehren uns ja einige Geschichten: will ich ganz auf Nummer Sicher gehen, wird oft dieses kleine , aber wichtige Tüpfelchen auf dem i übersehen, und schon erfüllt sich das Orakel ganz anders als erwartet - jedoch, gestimmt hat es! ;)

Alles Liebe, Alana
 
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