Alana Morgenwind
Sehr aktives Mitglied
Das hat zwar jetzt nichts mit dem Thema hier zu tun - aber das ist das Erstaunliche in der Provokationstherapie : was ein Mensch sich gefallen läßt, wenn der Therapeut sich in seinen Denk- und Verhaltensmustern bewegt. Ich habe das selbst in einer Gruppe erlebt, wo die Therapeutin einer Teilnehmerin des Langen und Breiten ausführte, was für eine Versagerin und Niete sie sei. Der ganzen Gruppe wurde schon ganz anders - nur die Angesprochene saß ganz ruhig da und nickte und fühlte sich offensichtlich bestens verstanden. Die Therapeutin sprach lediglich laut aus, wovon die Teilnehmerin ohnehin für sich selbst überzeugt war : dass sie eine absolute Null wäre. Bis die Therapeutin soweit übertrieb - bis die Angesprochene endlich bemerkte, was los war.
Beeindruckend ist die Geschichte von Milton Erickson : Zu ihm wurde ein nach einem Schlaganfall gelähmter Deutscher im Rollstuhl geschoben, der nicht mehr reden konnte. Den beschimpfte er die ganze Zeit als Nazi - und zum Schluss sagte er ihm, dass er das die nächste Stunde wieder machen würde. Da brachte der Deutsche mit aller Anstrengung das erste Mal seit dem Schlaganfall ein Wort heraus : "Nein !". Als man Erickson fragte, wie er so rücksichtslos vorgehen könne, antwortete er "Ich habe nach einer Kraft gesucht, die den Mann helfen kann, sich nicht seiner Gelähmtheit zu ergeben. Die größte Kraft in ihm war sein Ehrgefühl. DAS habe ich angesprochen." (so in etwa dürfte es gewesen sein - aus meiner Erinnerung.)
Gawyrd
Aha. Dumm wäre es allerdings, die Gruppe hätte auch so empfunden und vielleicht noch applaudiert.
Ich denke schon, daß so etwas gleichzeitig verletzt und der Therapeut genau abwägen muß, wie weit er geht. Denn Operation gelungen, Patient tot - das gibt es ja auch öfter mal.