Passt auf Kinder! Jetzt kommt der beste Teil. Der Artikel stammt wie immer von
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Die Verneinung der spirituellen Vielfalt und Individualität ist ein undifferenzierter, monistischer Trugschluß. Dies zeigte sich deutlich in den Gesprächen, die David Bohm im Jahre 1980 in Kalifornien mit dem Inder Jiddu Krishnamurti (1897-1986) führte, der ein berühmter Vertreter des extremen Mayavada-Monismus war. In diesen Gesprächen sagte Krishnamurti über sich selbst: Ich bin kein Priester, nein. Das habe ich alles hinter mir. Ich habe die Kirche, die Götter, Jesus, die Buddhas, Krishnas hinter mir gelassen. Ich habe das alles zurückgelassen ...
Eine von Krishnamurtis Hauptlehren war, daß man keinen Lehrer (Guru) annehmen solle. Er betonte immer wieder, man dürfe auf niemanden außer auf sich selbst hören. Einen kleinen Widerspruch enthielt diese Argumentation natürlich: Er erwartete, daß man auf ihn höre und ihm glaube, daß man auf niemanden hören solle. Wenn man auf niemanden hören soll, warum soll man dann auf ihn hören?
David Bohm war auf der Suche nach der transzendenten Realität jenseits von Dualität, Raum und Zeit, weshalb sich Krishnamurti in den Gesprächen bemühte, ein Konzept aufzubauen, das jede Zeit, jede Bewegung und jedes Werden ausschließt, denn jedes Werden bedeute, nach mehr und besser zu streben, d.h. sich selbst dazu zu zwingen, etwas zu sein, was man nicht ist . Deswegen müsse das Streben des Menschen lauten: Vom Werden zum Sein. Werden sei Illusion. Nur das absolute Sein ohne Zeit, Bewegung und Individualität sei Realität.
Der Weg vom Werden zum Sein ist jedoch ebenfalls ein Werdegang. Das Werden, die Bewegung, gehört genauso zum Sein wie das Sein selbst; das Sein ist also ein dynamischer Zustand. Und dieser Widerspruch entging David Bohm nicht: Es [das Wort Bewegung] bedeutet in Wirklichkeit, daß man von einem Ort zum anderen überwechselt. Jedenfalls vermittelt das Wort die Vorstellung von etwas, das nicht statisch ist. Wenn Sie die Zeit leugnen, wollen Sie doch nicht zu etwas Statischem zurückkehren, das ja immer noch Zeit wäre[!]
Die monistischen Wissenschaftler und Philosophen definieren das Absolute durch die Verneinung aller Erscheinungsformen der materiellen Welt, und das ist ein großer Fehler, denn das Absolute ist nicht bloß das Gegenteil der Vielfalt. Die so definierte Einheit ist nichts anderes als die Polarität der Vielheit. Das Absolute (Allumfassende) transzendiert sowohl die Vielheit als auch die Einheit, ist die ewige, göttliche Realität. Weil den Monisten jedoch das positive Wissen über die spirituelle Realität nicht vertraut ist, besteht ihre Philosophie ausschließlich aus Negation: Es gibt keine Individualität. Ich denke, daß diese Idee von der Individualität ein Irrtum ist. Ich verwende das Wort Meditation für einen Zustand, in dem es auch nicht den winzigsten Teil einer Empfindung gibt Dies ist wahre Meditation: das Entleeren des Bewußtseins.
Weil die Monisten versuchen, jegliches individuelles Bewußtsein bis hin zum spirituellen Selbst zu ver-nichten (in ein Nichts aufzulösen), wird der Monismus manchmal auch als spiritueller Selbstmord bezeichnet. Krishnamurti versuchte, auch David Bohm zu diesem extremen Schritt zu verleiten, doch Bohm blieb skeptisch:
Krishnamurti: Wenn alle Bemühung darauf gerichtet ist, etwas zu finden, das jenseits des Ich' liegt, dann ist diese Bemühung und das, was ich finden könnte, immer noch im Umkreis des Ich'. Deshalb habe ich keine Hoffnung. Es gibt da keine Empfindung von Hoffnung, keinen Wunsch, irgend etwas zu finden.
Bohm: Was ist es dann, das Sie zu weiterem Forschen treibt?
K: Mein Forschen gilt der Beendigung des Konflikts.
B: Dann müssen wir damit vorsichtig sein. Es kann leicht passieren, daß wir Hoffnung auf Beendigung des Konflikts erwecken.
K: Nein, nein, es gibt keine Hoffnung. Ich mache dem ein Ende. Im Augenblick, in dem ich das Wort Hoffnung einbringe, entsteht eine Vorstellung von Zukunft.
Am Schluß stellt Krishnamurti die Frage: Bin ich gewillt, mich der absoluten Leere zu stellen? Diese Frage ist absurd, denn wenn es eine absolute Leere gäbe, gäbe es kein Ich, das sich zu stellen braucht, und keinen Willen, der mich zu irgend etwas antreibt, denn es gäbe ja weder mich noch irgend etwas anderes. Es gäbe nur die Leere. Warum und wie sollte die Leere irgend etwas hervorbringen?
Die Monisten vermögen nicht, zwischen materiellem Ego und spirituellem Selbst zu unterscheiden. Was sie präsentieren, ist eine fahrlässige Verwechslung von Identität und Identifikation: Verlangen und Denken sind Teil des Ich, das Zeit ist. Wenn Verlangen und Zeit aufgehört haben, dann ist da absolut nichts ... Meine Aufgabe besteht darin, die Dunkelheit zu erkennen, zu sehen, daß es das Denken ist, das die Dunkelheit erzeugt, und das Selbst als den Verursacher der Dunkelheit zu erkennen.
Die monistische Spekulation führt nicht zu einer Überwindung, sondern zu einer Verwischung der Dualität. Sie gibt keine klare Unterscheidung von Ego und Selbst, falschem und wahrem Ich, Körper und Seele, Ewigkeit und ewigem Wandel, Gehirn und Geist, Materie und Bewußtsein. Mit unendlichen Wortspielereien versuchen die Monisten, den Urgrund hinter ihrem Konzept des Nichts zu verbergen. Sie sagen, man könne nichts über den Urgrund wissen, ihn nicht beschreiben und ihn nicht kennen. Aber wenn sie diesen Urgrund nicht kennen, wie können sie dann wissen, daß man ihn nicht kennen kann? Wie kann man über etwas, das man nicht kennt, irgendwelche Aussagen machen??* Die Monisten machen den großen Fehler, daß sie versuchen, den Urgrund mit ihrer beschränkten materiellen Logik zu verstehen, und deshalb denken sie, im Urgrund gebe es keine Empfindung, keine Individualität und keine Persönlichkeit, weder Gott noch Gottes Welt, denn das absolut Jenseitige müsse ungeteilt sein, und nur etwas, das weder Form noch Person sei, sei ungeteilt und unabhängig. Das ist jedoch bloß eine Verneinung des Materiellen mit materieller Logik, und mit materieller Logik kann man nie erfahren, daß es jenseits der materiellen, vergänglichen Vielfalt eine spirituelle, ewige Vielfalt gibt, die der Urgrund alles Materiellen ist. Die leere Meditation gelangt nie zu dieser Erkenntnis, weil sie diese spirituelle Dimension von allem Anfang an ausschließt.
Letztlich ist der Mayavada-Monismus nichts anderes als Atheismus in pseudo-spiritueller Aufmachung: In jenem Grund gibt es keine Dunkelheit als Dunkelheit und kein Licht als Licht. In jenem Urgrund gibt es keine Spaltung [...] weder Dunkelheit noch Licht, weder Gott noch Gottes Sohn. Gott ist bloß eine Idee.