Triebkraft

Die Sach ist doch eigentlich ganz einfach - wenn man sie von der richtigen Seite her anpackt...

Es gibt (nur) zwei entscheidende Motivationen, grundlegende Programme im Bewusstsein: den Selbsterhalt und den Arterhalt. Und da ist auch die meiste Energie.
Alles andere - Ideale, Werte, Verstand, Erklärungen, Begründungen, usw. usf. ist dann drübergelagert, hat aber längst nicht diese Macht und Energie.

Das mit dem Selbsterhalt kapiert man leicht. Wenn dein Leben in Gefahr ist, werden alle laufenden Gedanken, Programme usw. sofort gestoppt, und stattdessen läuft ein Programm, das im unverbogenen Zustand auf "Kampf oder Flucht" zielt.
Und das ist nicht bloss eine Bewusstseinssache, sondern die Körperfunktionen werden auch entsprechend angepasst um maximale Fähigkeiten freizusetzen - wir wissen, dass Menschen in Todesangst zuweilen übermenschliche Kräfte entwickeln.
Jedenfalls, diese Reaktionen sind "festverdrahtet", und es wird äußerst schwerfallen, auf akute Todesangst nicht mit körperlicher Anspannung etc. zu reagieren.

Die Sache mit dem Arterhalt ist vielschichtiger und schwieriger zu verstehen. Die erste Schwierigkeit liegt darin, dass wir von uns als einem Individuum denken, und unsere eigenen Interessen verfolgen. Beim Arterhalt geht es aber nicht um uns als Individuum - die Natur "denkt" nicht im Interesse des Individuums, sondern im Interesse der Spezies, und das ist für die meisten Menschen recht schwer nachvzuvollziehen.
Es ist aber bestimmt verständlich, dass auch hier "festverdrahtete" Reaktionen eingebaut sind, die Vorrang haben vor dem ganzen ideellen Zeug das man ansonsten so denkt und glaubt.
Und auch hier steckt sehr viel Energie dahinter, weit mehr als man für die gewöhnlichen Dinge des Alltags in Bewegung zu bringen imstande ist.

Aus dem Blickwinkel der Natur, die für uns alle denkt, ist das also alles ganz einfach und naheliegend.
Und soweit ist da auch noch kein Unterschied zwischen Mensch und Tier.

Jetzt kommt der Mensch ins Spiel, und der Mensch hat Bewusstsein, d.h. er kann diese Dinge erkennen und verstehen. Und er kann versuchen sie zu verbiegen.

Das ist überall gang und gäbe - es wird dir gesagt dass du ein braver gehorsamer Untertan sein musst, weil sonst werden die monatlichen Überlebensrationen aufs Konto gestrichen. Also hast du Angst und tust was gefordert wird.
Oder es wird dir gesagt, dass du den ganzen Müll kaufen musst, vom dicken Auto bis zur Schönheitsoperation, weil du sonst als Fortpflanzungspartner nicht attraktiv bist.

Das funktioniert ganz prächtig, es taugt auch prima um einen Planeten ökologisch zu ruinieren, und unsere ganze Kultur beruht nur darauf.

Auch noch sehr einfach zu verstehen.


Jetzt kommt das spannendere. Man kann diese Antriebe -und zwar beide- auch "brechen". Das ist eine sehr anspruchsvolle Sache, denn wenn man das ungeschickt anstellt, dann ist man ein Fall für die Klapse. Wenn mans aber richtig anstellt, dann gewinnt man einen sehr tiefen Einblick in die Funktion des eigenen Bewusstseins, und man kann im günstigsten Fall die Energie freisetzen die hinter diesen Antrieben steht.

Das ist auch bekannt, und in sehr vielen spirituellen Richtungen wurde eben deswegen damit experimentiert. Das sind die Dinge die normalerweise "geheim" sind - weil sie eben auch gefährlich sein können.

Das Prinzip ist dabei recht einfach: man versucht, sich -aus eigener Willensanstrengung- anders zu verhalten als die "festverdrahteten" Reaktionen es vorgeben. Im günstigen Fall entwickelt man dadurch eine große Willenskraft und einiges an Erkenntnis - im ungünstigen Fall wird man zu einer gefühllosen Maschine die nicht mehr viel menschliches an sich hat.
Es macht also nicht viel Sinn, derlei Übungen als Selbstzweck zu betreiben, sondern sie gehören unbedingt in den Zusammenhang eines spirituellen Weges.


Soweit mal das. Und dann kommen wir zum verwickelten Teil der Sache.

Es sollte soweit klar sein, dass diese "festverdrahteten" Reaktionen des Selbst- und Arterhalts etwas völlig natürliches sind.

Nun ist aber irgendjemand auf die Idee gekommen, zu erklären, dass gerade der Sexualtrieb, bzw. Lust etwas irgendwie "schlechtes" oder "böses" sei.
Ich weiss nicht wer auf diese Idee gekommen ist, aber es ist sehr offensichtlich dass das ein formidabler Unsinn ist. Wenn man einer Lebensgefahr gegenübersteht und dementsprechend mit Panik reagiert, dann kommt ja auch niemand auf die Idee dass diese Panik irgendwie "böse" wäre.
Wieso also soll die sexuelle Lust, die ein genauso natürlicher Impuls ist, etwas "schlechtes" oder "böses" sein?

Aber diese Idee ist zutiefst in unserer Kultur verankert - man kriegt schon als Kind beigebracht, wenn man an sich herumspielt, dass das "pfui!" ist.
Und alle Diskussionen laufen dann auch unter diesem Vorzeichen - so wie hier schon im Eingangsartikel:

wie es sich anfühlt, wenn man seinem Trieb erliegt, - selbst dann, wenn man im Kopf genau erkennt, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch anderen damit großes Leid zufügt.

Tanita, Du stellst hier von vorneherein einen negativen Kontext her, eine Wertug dahingehend, dass die Lust (oder der Trieb) eben etwas "schädliches" sein müsse - dass es nichts natürliches wäre (und schon gar nichts schönes), sondern etwas das Leid verursacht.

Das Problem ist freilich, dass sich diese Auffassung durch unsere ganze Kultur zieht: wir werden dazu erzogen, unsere natürlichen Impulse zu leugnen und zu heucheln!

Und dann haben wir da eine Vertauschung von Ursache und Wirkung: denn wenn man einen natürlichen Impuls immer leugnen und verdrängen soll, dann verformt er sich tatsächlich zu etwas sehr üblem und unschönen!

Also: es ist nicht so dass man den Trieb unterdrücken soll weil er böse ist, sondern er wird erst zu etwas bösem weil man immer angehalten wird ihn zu unterdrücken!


Das war freilich nicht immer so - in früherer Zeit war Sexualität etwas natürliches. Und die Mainacht war eine Feier der Fruchtbarkeit - wobei Fruchtbarkeit durchaus sehr konkret aufgefasst wurde...


Was also ist schiefgegangen? Ich vermute folgendes: eine der bekannten Techniken, die in spirituellen Kreisen praktiziert werden um zu tieferer (Selbst)Erkenntnis zu gelangen (s.o.), ist, den Sexualtrieb für eine gewisse Zeit (Wochen oder Monate) nicht auszuleben. Das ist durchaus sinnvoll und kann interessante Resultate bringen.

Dann hat aber offenbar jemand gefolgert: wenn diese Praktik spirituelle Resultate bringt, dann muss sie "gut" sein, udn folglich muss dann der Sexualtrieb "böse" sein, und dann ist es am besten wenn man den Sexualtrieb gleich ganz verbietet.
Das ist natürlich gröberer Blödsinn, weil wir überall sehen können dass das so nicht funktioniert - das einzige was damit erreicht wird ist jede menge Lüge und Heuchelei - und der Effekt dass Sexualität an sich nicht mehr als etwas schönes erfahren wird, nicht mehr mit unseren schönen Gefühlen verbunden ist, sondern abgespalten werden muss und sich so zu etwas rohem und unerfreulichem wandelt. Dadurch entsteht dann erst diese künstliche Trennung zwischen Lust und Liebe, zwischen Eros und Begierde.

Es wird durch diese Abwertung der Lust aber noch etwas anderes erreicht: es wird erreicht dass der Mensch in einen Zwiespalt gerät, zwischen dem was er ganz natürlich fühlt, und dem was ihm anerzogen wird was angeblich richtig sei. Die natürlichen Impulse (Selbsterhalt und Arterhalt) lassen sich nun aber nicht abstellen, also entsteht ein Konflikt, und der Mensch wird daraus folgern dass er selber schlecht ist.
Anders gesagt, das Selbstvertrauen des Menschen wird auf grundlegende Weise zerstört. Und so entstehen Kreaturen, die von Selbstzweifeln zerfressen sind, ängstlich und neurotisch, die zum Pfarrer rennen und um Vergebung betteln - und die sich von jeder art Obrigkeit ganz wunderbar beherrschen lassen.

Und das ist der Sinn hinter dem ganzen.
 
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Hallo PPMc:),

danke für Deinen Beitrag. Den fand ich jetzt richtig spannend. Ich picke jetzt mal nur die Punkte raus, die mir besonders ins Auge sprangen, - sonst wird das zu komplex, bzw. zu unübersichtlich.

Das Prinzip ist dabei recht einfach: man versucht, sich -aus eigener Willensanstrengung- anders zu verhalten als die "festverdrahteten" Reaktionen es vorgeben. Im günstigen Fall entwickelt man dadurch eine große Willenskraft und einiges an Erkenntnis - im ungünstigen Fall wird man zu einer gefühllosen Maschine die nicht mehr viel menschliches an sich hat.
Es macht also nicht viel Sinn, derlei Übungen als Selbstzweck zu betreiben, sondern sie gehören unbedingt in den Zusammenhang eines spirituellen Weges.

Kannst Du mir da mal ein praktisches Beispiel nennen, wie genau du das meinst?

Tanita, Du stellst hier von vorneherein einen negativen Kontext her, eine Wertug dahingehend, dass die Lust (oder der Trieb) eben etwas "schädliches" sein müsse - dass es nichts natürliches wäre (und schon gar nichts schönes), sondern etwas das Leid verursacht.

Da hast Du völlig Recht. Aber glaubst du mir, wenn ich Dir sage, dass ich sexuelle Lust kenne und daran ganz und gar nichts Schlimmes finde? Der Punkt ist, wenn sie triebhaft (im Sinne von unkontrolliert, unpersönlich und ohne Herz) gelebt wird, dann bleibt das Weibchen, als die körperlich Schwächere auf der Strecke. Ich weiß nicht, ob Du das als Mann so nachvollziehen kannst, aber die sexuelle Lust des Einen kann für den anderen eben doch viel Leid mit sich bringen. Das zu verleugnen würde der Sache auch nicht gerecht.
Aber ich sehe ja das Dilemma. Deswegen meine immerwährende Frage, wie bringt man den Trieb unter Kontrolle, ohne an Kraft einzubüßen. M. a. W., um beim Thema sexueller Lust zu bleiben; wie kommt man an den Punkt, dass man Sex haben kann, aber nicht muss?

Und dann haben wir da eine Vertauschung von Ursache und Wirkung: denn wenn man einen natürlichen Impuls immer leugnen und verdrängen soll, dann verformt er sich tatsächlich zu etwas sehr üblem und unschönen!

Also: es ist nicht so dass man den Trieb unterdrücken soll weil er böse ist, sondern er wird erst zu etwas bösem weil man immer angehalten wird ihn zu unterdrücken!

Absolut d`accord! Nur wenn denn das Kind schon mal in den Brunnen gefallen ist, muss man es ja auch irgendwie wieder rausholen.

Das war freilich nicht immer so - in früherer Zeit war Sexualität etwas natürliches. Und die Mainacht war eine Feier der Fruchtbarkeit - wobei Fruchtbarkeit durchaus sehr konkret aufgefasst wurde...

Vorhin bekam ich eine Anfrage von meiner Tochter (13 Jahre), ob sie bei einer Freundin auf dem Dorf mit zur Maifeier gehen und dann noch den Maibaum bewachen dürfe. Echt, meine erster Gedanke war: Huch, Frühling und wenn da irgend so ein Irrer ohne Triebkontrolle rumläuft und dem meine hübsche Tochter auffällt........ Ich weiß, dass das total traurig ist. Ich finde das auch sch......, aber das ist nunmal meine Angst. Erlaubt habe ich es ihr trotzdem:).


Dann hat aber offenbar jemand gefolgert: wenn diese Praktik spirituelle Resultate bringt, dann muss sie "gut" sein, udn folglich muss dann der Sexualtrieb "böse" sein, und dann ist es am besten wenn man den Sexualtrieb gleich ganz verbietet.
Das ist natürlich gröberer Blödsinn, weil wir überall sehen können dass das so nicht funktioniert - das einzige was damit erreicht wird ist jede menge Lüge und Heuchelei - und der Effekt dass Sexualität an sich nicht mehr als etwas schönes erfahren wird, nicht mehr mit unseren schönen Gefühlen verbunden ist, sondern abgespalten werden muss und sich so zu etwas rohem und unerfreulichem wandelt. Dadurch entsteht dann erst diese künstliche Trennung zwischen Lust und Liebe, zwischen Eros und Begierde.

Selbst wenn es so gewesen wäre, dass irgendjemand so was gedacht hat und dann entsprechend gefolgert wurde, ich glaube, dass diese Entwicklung Sinn macht. Wir haben uns von den Tieren zu den Menschen weiterentwickelt und auch wenn der Trieb noch ins uns wirkt, so haben wir doch einen Entwicklungsprozess durchlaufen. Klar, wir haben noch nicht den Stein der Weisen gefunden und viele Auswüchse der Triebunterdrückung sind unersprießlich. Ich sehe das genauso. Gleichzeitig denke ich aber, dass das alles Sinn macht und das Ende der Entwicklungsfahnenstange ist für mich noch nicht erreicht. Dreh-und Angelpunkt bleibt für mich: Triebkontrolle ohne Einschränkung der Freiheit (so wie es bei dem von mir eingestellten Filmchen für mich rüberkommt, auch wenn der Hengst da gerade nicht in Begattungslaune ist).

Tanita
 
Mhm, ja, der ganze Film des Threads beeindruckt mich. Seit der Thread existiert lese ich und lese ich und denke immer das Gleiche (insbesondere bezüglich Deiner Verwirrung, die Du ja klären willst): was ein Sammelsurium von Begriffen, die alle meines Erachtens nicht richtig differenziert werden.

Hm, weshalb ruderst Du jetzt wieder zurück? Hast Du wieder die Kontrolle über Dich? Dein kleiner Ausbruch, wenn auch natürlich ganz und gar nicht triebhaft:D, ließ Dich lebendiger wirken.


Eine einfache Situation zeigt es ganz gut: angenommen Du gehst im Dunkel durch einen Park und ein böser Bube kommt aus dem Gebüsch gesprungen, baut sich vor Dir auf und ruft: "Geld her oder Leben".

Dann gibt es zweierlei Arten des Mißverständnisses, wie man herausfand:
1. Man meint, es sei ein Trieb in einem bösen Menschen, der diesen Menschen nicht anders handeln lassen kann.
2. Dieser Mensch tut es, weil er Dein Geld will oder Dein Leben, also aus einem Bedürfnis heraus.

Richtig ist, daß der Mensch es tut, weil er sozialisiert ist, wie er sozialisiert ist, weil er nichts Besseres gelernt hat als andere Leute zu bedrohen und auszurauben und weil er Geld braucht, um zu leben. Daher will er folgerichtig Dein Geld, oder Dein Leben. Denn es geht um nichts Anderes: um Geld oder Leben. Und daß es so ist, ist in seiner Situation ein Zwang. Er ist "abhängig" davon, so zu handeln.

Tut mir leid, aber ich kann Deinen feinsinnigen Differenzierungen da nicht folgen. Ich denke ja nun schon eine ganze Weile darüber nach. Was ist Trieb im Unterschied zu Bedürfnis im Unterschied zu Sucht im Unterschied zu Sehnsucht etc etc.?
Das Einzige, was da für mich anfängt, sich herauszukristallisieren - übrigens auch unter Mithilfe von einem Kommentar von malve - ist, dass es da einen Entwicklungsprozess vom Unpersönlichen hin zum Persönlichen gibt. Trieb ist unpersönlich, Bedürfnis ist unpersönlich, Sehnsucht ist zunächst unpersönlich, aber dann...... da geht plötzlich ein neues Fenster auf. Da bin ich gerade dran.


Es ist auch wirklich schwierig. Denn sobald man sich von einem Blickwinkel wie z.B. der Psychologie einfangen lässt, verwendet man die Sprache anders. Ich versuche also die ganze Zeit in mir herauszufinden, wie eigentlich die deutsche Sprache das differenzieren würde, ohne daß man sich auf ein bestimmtes Wissen bezieht. Wie ich bemerkte, versteht man durch das einfache Verstehen der Sprache meist mehr als durch komplizierte Erklärungen aus Fachgebieten heraus.

Aber ich schaff's nicht so recht. :) Hilfmer mal...

Geht nicht. Ich strudele selbst vor mich hin und habe es noch nicht ganz klar:).

Ja, damit meinte ich eben dieses Hin und Her im Text, das "Bedürfnis zu rauchen" (gibt es nicht) - der "Trieb zu Reiten" (???) - der "Trieb zum Sex" (gibt's nicht, ist ein Bedürfnis und der Trieb ist die Fortpflanzung) ----- das alles ist "hoppehoppereiter" für mich. Es schüttelt mich durch, und ich find' keinen Boden, um mich gezielt zu äussern.

Ja, lass Dich doch mal so richtig durchschütteln, ohne Bedürfnis, es kontrollieren oder dafür sofort Worte finden zu wollen. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Tanita
 
danke für Deinen Beitrag. Den fand ich jetzt richtig spannend.

Oh, danke! :)

Kannst Du mir da mal ein praktisches Beispiel nennen, wie genau du das meinst?

Das einfachste und naheliegendste und auch allgemein geläufige Beispiel wäre die Mutprobe: willentliches Unterdrücken des Fluchtreflexes.
Und daran kann man auch schon sehen wo die Gefahr besteht: eine überzogene Mutprobe, bei der man womöglich noch unter Gruppendruck steht und meint nicht versagen zu dürfen, kann einem einen seelischen Knacks verpassen.

Da hast Du völlig Recht. Aber glaubst du mir, wenn ich Dir sage, dass ich sexuelle Lust kenne und daran ganz und gar nichts Schlimmes finde? Der Punkt ist, wenn sie triebhaft (im Sinne von unkontrolliert, unpersönlich und ohne Herz) gelebt wird, dann bleibt das Weibchen, als die körperlich Schwächere auf der Strecke.

Oh, Mist. Da, würde ich meinen, läuft etwas ziemlich übel schief.
"Unkontrolliert" ist das eine. "Unpersönlich" ist etwas ganz anderes.
Schwer zu erklären...

Ich weiß nicht, ob Du das als Mann so nachvollziehen kannst, aber die sexuelle Lust des Einen kann für den anderen eben doch viel Leid mit sich bringen.

Dann sind beide nicht mehr im Kontakt miteinander!
Aber wahrscheinlich ist genau das ein Problem, das durch die Verdrängung und Abwertung des Sexuellen passiert...

Oh je, da hab ich mich auf was eingelassen... *gg*
Okay, Tanita, nimm an wir sind verliebt, wir sitzen arm in arm auf der Parkbank, und schauen uns in die Augen. Dabei sind wir ganz klar im Kontakt - wir nehmen uns gegenseitig wahr. Wenns dann ans Fummeln geht - sind wir immer noch im Kontakt.
Irgendwann mag dann das Triebhafte, das Wilde und Tierische überhand nehmen - und so wie ich Dich jetzt verstehe, wird dann der Kontakt abgebrochen, und in der Ekstase ist man voneinander getrennt und nimmt sich nicht mehr gegenseitig wahr?

Das halte ich nicht für nötig! Du hast recht, in der Ekstase ist man unkontrolliert - die "Dressur" des Zivilisationsmenschen fällt von einem ab. Aber das muss ja nicht bedeuten dass man dabei auch das in-Kontakt-sein abbricht!
Im Gegenteil, es macht doch viel mehr spass wenn man zusammenbleibt! Allerdings - dazu muss man erstmal sich selber und dann auch gegenseitig in seiner tierischen, seiner Triebnatur akzeptieren können.

Ein weiser Mann hat mir mal erzählt, wenn man eine gute Liebesbeziehung haben will, dann sollte man sich erstmal gegenseitig zeigen wie man sich selbst befriedigt. Ich denke das hat was - das trifft genau diesen Punkt.

Ich denk da ist der Unterschied, ob man das Triebhafte sozusagen am Partner nur abreagiert (so versteh ich jetzt Deine Beschreibung) - oder ob man sich gegenseitig mit der Offenheit und dem Vertrauen beschenkt, einen in dieser unkontrollierten seelisch-emotionalen Nacktheit zu erleben und wahrzunehmen. Wenn das zweitere gelingt, dann bleibt man auch in Kontakt, und dann wird das was Du beschreibst nicht passieren. Das macht dann nämlich keinen Spass.

Aber ich sehe ja das Dilemma. Deswegen meine immerwährende Frage, wie bringt man den Trieb unter Kontrolle, ohne an Kraft einzubüßen.

Indem man ihn gerade nicht unter Kontrolle bringen will, sondern sich in seiner Triebhaftigkeit dem Partner anvertraut - dann entsteht etwas Gemeinsames, und dann kann man das Erleben gemeinsam lenken.

M. a. W., um beim Thema sexueller Lust zu bleiben; wie kommt man an den Punkt, dass man Sex haben kann, aber nicht muss?

Man sollte niemals "Sex haben müssen". (Ausgenommen gewisse Spiele im BDSM Bereich, die ihren Reiz gerade daraus ziehen. ;) ) Wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob ich Dich hier richtig verstehe - ich denke, Sex ist etwas Heiliges - man tut es gemeinsam, weil und wenn beide sich sicher sind dass es das richtige ist.

Und jagt meinetwegen die Jungs zum teufel, die das nicht so spielen wollen.
Oder bringt es ihnen bei. :)

Vorhin bekam ich eine Anfrage von meiner Tochter (13 Jahre), ob sie bei einer Freundin auf dem Dorf mit zur Maifeier gehen und dann noch den Maibaum bewachen dürfe. Echt, meine erster Gedanke war: Huch, Frühling und wenn da irgend so ein Irrer ohne Triebkontrolle rumläuft und dem meine hübsche Tochter auffällt........ Ich weiß, dass das total traurig ist. Ich finde das auch sch......, aber das ist nunmal meine Angst. Erlaubt habe ich es ihr trotzdem:).

Tjaa, 13 ist ein bischen jung... aber wenn mans ihnen nicht erlaubt, dann tun sie's heimlich.
Ich denk, wichtig ist offen drüber zu reden - vor allem darüber das Sex im Normalfall etwas wundervolles und gleichsam Heiliges ist. Und dann wird auch ein junger Mensch hoffentlich imstande sein zu beurteilen ob das Gebotene einer solchen Beschreibung standhält...

Ich denk mir halt immer: eigentlich sinds doch die Mädels, die den Anspruch stellen müssten - weil der Mann ist der Werbende, die Frau wird umworben - also ist Frau durchaus in der Position zu sagen was sie will, oder auch zu sagen "so nicht!".
Und das mit der körperlichen Unterlegenheit beisst heut auch nicht mehr so wirklich - Judo und Karate kannst überall lernen...

Aber so wie ich Dich jetzt lese, wenn ich Dich richtig verstehe, dann scheint das gar nicht so bekannt zu sein, dass man in der Ekstase zusammenbleibt und sozusagen "eins wird"?
 
Ja, damit meinte ich eben dieses Hin und Her im Text, das "Bedürfnis zu rauchen" (gibt es nicht) - der "Trieb zu Reiten" (???) - der "Trieb zum Sex" (gibt's nicht, ist ein Bedürfnis und der Trieb ist die Fortpflanzung) ----- das alles ist "hoppehoppereiter" für mich. Es schüttelt mich durch, und ich find' keinen Boden, um mich gezielt zu äussern.

:)


Also ich müsste mich schwer täuschen, aber von einem Trieb zu reiten war hier nie die Rede. :D Tatsache ist aber, dass Tanita eine Stute hat.

:)
 
Das einfachste und naheliegendste und auch allgemein geläufige Beispiel wäre die Mutprobe: willentliches Unterdrücken des Fluchtreflexes.
Und daran kann man auch schon sehen wo die Gefahr besteht: eine überzogene Mutprobe, bei der man womöglich noch unter Gruppendruck steht und meint nicht versagen zu dürfen, kann einem einen seelischen Knacks verpassen.

Okay, danke!


Oh je, da hab ich mich auf was eingelassen... *gg*
Okay, Tanita, nimm an wir sind verliebt, wir sitzen arm in arm auf der Parkbank, und schauen uns in die Augen. Dabei sind wir ganz klar im Kontakt - wir nehmen uns gegenseitig wahr. Wenns dann ans Fummeln geht - sind wir immer noch im Kontakt.
Irgendwann mag dann das Triebhafte, das Wilde und Tierische überhand nehmen - und so wie ich Dich jetzt verstehe, wird dann der Kontakt abgebrochen, und in der Ekstase ist man voneinander getrennt und nimmt sich nicht mehr gegenseitig wahr?

Äh ja, das ist jetzt die Variante, in der im Prinzip ja mal ursprünglich Übereinstimmung bestand und dann der weitere Verlauf, sagen wir mal, unersprießlich wird. Es gibt aber auch die Variante, in der von an Anfang an keine wirklich Übereinstimmung bestand. Und dann gibt es noch die hardcore-Variante, die wir Vergewaltigung nennen. Aber das sind ja wohl nur graduelle Unterschiede.

Indem man ihn gerade nicht unter Kontrolle bringen will, sondern sich in seiner Triebhaftigkeit dem Partner anvertraut - dann entsteht etwas Gemeinsames, und dann kann man das Erleben gemeinsam lenken.

Wo gibt es denn ein solches Vertrauen? Erstens müsste man die eigene Triebhaftigkeit kennen. Also, ich kenne meine nicht. Oder doch? Da waren doch diese katzenartigen Augen....... Jedenfalls nix Nettes! Und nix, was ich als Mensch mit Herz so leben will. Aber gut nehmen wir den puren Trieb darin. Der soll jetzt einem Partner anvertraut werden? Zu welchem Menschen hat man dieses, dafür notwendige tiefe Vertrauen?
Okay, ich gestehe, mir fehlt da eine Erfahrungsebene.

Ich denk mir halt immer: eigentlich sinds doch die Mädels, die den Anspruch stellen müssten - weil der Mann ist der Werbende, die Frau wird umworben - also ist Frau durchaus in der Position zu sagen was sie will, oder auch zu sagen "so nicht!".

Ich glaube, ab einem bestimmten Bewusstheitsgrad, der dann diese Tiefen, von denen wir sprechen, wieder integriert, wird die Luft da oben ziemlich dünn. Da ist nix mehr mit spielenden Jungs, die so an jeder Sraßenecke stehen.

Aber so wie ich Dich jetzt lese, wenn ich Dich richtig verstehe, dann scheint das gar nicht so bekannt zu sein, dass man in der Ekstase zusammenbleibt und sozusagen "eins wird"?

Ne, ich glaub`nicht.
Und wieso ist mir das jetzt peinlich?
 
Hallo Tanita,

ich hab mir den thread mal durchgelesen und ich finde an dem, was geschrieben ist keine Idee für mich zum anknüpfen, daher mal in den Freiraum hinein getippt:

Für jetzt, vom Gewitter schlaflos getrommelt (Dachfenster), nehme ich mal den Trieb so als Antrieb, als den Sprit, die Lebensenergie, Dynamik .... jeder Mensch hat das, immer, immer genug eigentlich .....

Dynamik ist plus, männlich, Bewegung, Sender. Der Gegenpart dazu Rezeptiv, minus, weiblich, Ruhgrund, Empfänger.

Die Missverständnisse zu wo die KRAFT sitzt, wo der Antrieb sitzt sind schon zwischen Mann und Frau gesetzt, weil Mann und Frau unterschiedlich sind (und es auch sein sollen): Beim Mann sind die Chakren 1,3,5 und 7 positiv gepolt (=aktiv, spendend, sendend) und bei der Frau die Chakren 2,4,6. Allein daran ist sichtbar wo der Hase und wo die Häsin langläuft.
Chakra 1 = Überleben, Sex als Überlebenskunst
Chakra 2 = Freude, Zärtlichkeit, Spiel, Schönheit
Chakra 3 = Ich bin der Chef, Machtspiele
Chakra 4 = Liebe, Romantik, Harmonie
Die restlichen Chakren sind meist nicht klar und stark genung, um bereits relevant zu sein.

Dieser Unterschied ist ja auch schon im thread zum Ausdruck gekommen.

Aber das natürliche Sein in der Kraft die wir sind ist ja etwas völlig anderes als Getriebensein, als im Treibsand stecken. Der reine Antrieb ist ja etwas anderes als etwas, wo es mich hinzieht, hinzieht aus magnetischen Gründen, aus Gründen, dass ich dort ein Thema zu ergründen habe, in die Tiefe gezwungen werde: rauchen tauchte als Beispiel auf .... der Beweggrund für Rauchen ist nicht Trieb im Sinne des natürlichen Antriebes, sondern Ersatz für etwas, was ich mir nicht im Original-Bedürfnis bewußt gemacht habe, nicht erhalten habe oder mich nicht traue, es auszudrücken.

Darin allerdings sind wir alle große Meister und Meisterinnen: nicht das zu tun, was wir wirklich wöllten -- oder wenn wir es nicht wissen, was wir wöllten, es eben nicht herauszufinden, was wir wollen könnten. Nur um ewig unzufrieden zu sein, weil wir uns in unserer Unzufriedenheit auskennen und weil unzufriedene Menschen die einzigen glücklichen Konsumenten von Dingen sind, die sie nicht wirklich brauchen: bitte, welcher Mensch bräuchte rauchen? Oder ein Auto, das mehr tut, als fahren und dabei sicher zu sein?

Wir, die Menschheit sind eine Herde unzufriedener Schafe, die das auch bleiben sollen, weil sonst der Konsum zusammenbricht. Wenn mein Garten alles bietet, was ich brauche, wozu dann noch falsche Triebe? Und was den sexuellen Trieb angeht ist er etwas überbewertet -- aus Konsumgründen -- ein saftiger Mensch braucht davon etwas, aber anders als die gemachte Meinung so meint.

Also ist das, was Dich sticht, der Trieb, etwas zu tun, was Du nicht willst -- Krieg Kopf gegen Bauch oder Herz gegen Gewohnheit? Willst Du lieber nicht wissen, was hinter dem Trieb steckt? Worum es wirklich geht? Oder was tickt an?

Vielleicht bis morgen.......
Gute Nacht

Andreas
 



Triebkraft
eine Wortsammlung

Trieb
Treiben, Treibhaus
Treiber, Antreiber
Antrieb
Abtrieb
Umtrieb
Vertrieb, Vertreibung
Betrieb, Betreiber, Betriebsamkeit,
Getriebe, Getriebensein
Treibrad, Triebfeder, Treibhammer, Metalltreiberei
Triebel, Triebtäter
Treibsand
Auftrieb




 
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Hei Tanita!

Äh ja, das ist jetzt die Variante, in der im Prinzip ja mal ursprünglich Übereinstimmung bestand und dann der weitere Verlauf, sagen wir mal, unersprießlich wird. Es gibt aber auch die Variante, in der von an Anfang an keine wirklich Übereinstimmung bestand. Und dann gibt es noch die hardcore-Variante, die wir Vergewaltigung nennen. Aber das sind ja wohl nur graduelle Unterschiede.

Also bei den weitergehenden Varianten hoffe ich ja mal ganz schwer dass Du nachhaltig was dagegen unternimmst, inclusive Strafrecht.

Wo gibt es denn ein solches Vertrauen? Erstens müsste man die eigene Triebhaftigkeit kennen.

Oder kennen lernen. Und könnte es nicht die Sache wert sein, danach zu suchen?

Da waren doch diese katzenartigen Augen....... Jedenfalls nix Nettes! Und nix, was ich als Mensch mit Herz so leben will.

Hm - stimmt, da ist nicht nur "nettes". Wenns nur "nett" wäre, wärs ja auch nicht so interessant. ;)

Aber gut nehmen wir den puren Trieb darin. Der soll jetzt einem Partner anvertraut werden? Zu welchem Menschen hat man dieses, dafür notwendige tiefe Vertrauen?

Zu jemand den man liebt? Und klar, das geht nur auf Gegenseitigkeit.
Aber wenn Du mich fragst, es ist das was mir von vorneherein als das richtige erschienen wäre - und ich hatte meine liebe Not zu verstehen dass das was üblicherweise so läuft, offenbar etwas anders läuft...

Ich glaube, ab einem bestimmten Bewusstheitsgrad, der dann diese Tiefen, von denen wir sprechen, wieder integriert, wird die Luft da oben ziemlich dünn. Da ist nix mehr mit spielenden Jungs, die so an jeder Sraßenecke stehen.

Das ist das Problem dabei, stimmt. Und es ist mit Mädels auch nicht besser.

Ne, ich glaub`nicht.
Und wieso ist mir das jetzt peinlich?

Och, in der Mainacht ist das okay. ;)
Es ist eh selten - und da möchte ich Dir gleich mal meine Hochachtung aussprechen! - dass man da mit jemand so konkret drüber reden kann. Danke dafür! :)
 
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