Vielen Dank Eva für deine Antwort. Vielleicht magst du ganz allgemein sagen wie du den Unterschied zu einer normalen Aufstellung siehst halt als persönliche Erffahrung und nicht als Definition vom Erfinder.
Gruß und Danke
Der Suchender
Hallo Hilfesuchender,
kann es sein, dass dein Interesse am Thema eher oberflächlich ist? Bei mir kommt sowas wie eine Konsumhaltung an, so ein "unterhalte mich bitte mich Geschichtchen".
Was nämlich schon beim ersten Blick auf die Veröffentlichungen, auf die ich hinwies, erkennbar ist, so man sich denn der Mühe unterzieht, sie an zu sehen, ist der Umgang mit seelischer Spaltung.
In "normalen" Aufstellungen steht ein Repräsentant für eine Person. Das haut auch hin. Außer die Person, für die er steht, hätte, was als Traumafolge sehr häufig ist, eine oder mehrere seelische Spaltungen. Dann wären pro darzustellender Person zwei oder mehr Repräsentanten sinnvoll.
Und der, der aufstellt, tut das, wenn er seelische Spaltung lebt, fast unausweichlich im Modus des Überlebensanteiles.
Dieser Anteil tut alles, um die aktuelle Situation bestmöglich zu überleben und den traumatisierten Anteil möglichst ab zu schirmen, also zu schützen.
Überleben ist immer eine ultra kurzfristige Planung, die nicht selten einen Preis hat, der dann hinterher zu bezahlen ist.
Beispiel:
Auf dem "heissen Stuhl", also im Moment der Auftragsklärung, empfindet jeder, der sich mittels einer Aufstellung sich und seinem Leben stellen möchte, Stress.
Für Überlebende, die infolge eines Traumas ja eh schon dauerhaft mit sehr hohen Drehzahlen, einem hohen Erregungs- und Spannungsniveau, gehen, ist dieser zusätzliche Stress nicht mehr aushaltbar und die einmal erworbene Fähigkeit, sich in Notsituationen eines Überlebensanteiles zu bedienen, schaltet sich ein.
Der läuft dann auf Autopilot, macht sich unempfindlich, agiert gerade so, als sei die traumatische Lage jetzt aktuell, wendet ganz spezifische Überlebensstrategien an.
Das ist nicht nur mörder-anstrengend, sondern auch furchtbar frustrierend, gelinde gesagt.
Der Umgebung geht es dabei auch nicht besonders gut, es kann zu ablehnenden oder irritierten Reaktionen kommen und die tun hinterher noch lange weh.
Ich hoffe, das Prinzip wird durch mein Beispiel nachvollziehbar.
Nun rate mal, welcher innere Anteil da dann aufstellt und wie viel Zugang zum Anliegen diese Seele frei geben kann. Oder wie es diesem Klienten später gehen mag.
Falls nicht...
Ein speziell ausgebildeter, sprich informierter und sensibilisierter, Aufstellungsleiter dieses Geschehen beim Klienten wahrnehmen und diesen in der sicheren Zone halten, bzw. dessen innere Anteile angemessen ansprechen kann.
Es gilt, den gesunden Anteil - und den gibt es wunderbarerweise auch in noch so geschundenen Seelen (nur dass er kaum zu Wort kommt) - an zu sprechen, den Klienten, aus diesem heraus aufstellen zu lassen. Der kann nämlich, liebevoll und fürsorglich, gut zwischen (Selbst-) Überforderung und (zuviel) Selbstschutz in der Mitte bleiben.
Das wiederum ist wichtig, damit die zur Heilung not-wendige Erschütterung gerade so stark ausfallen kann, dass sie weder re-traumatisiert, noch unberührt, un-erreicht lässt.
Im Idealfall kann dem traumatisierten Anteil Trost, Sicherheit und Liebe vermittelt werden, dem Überlebensanteil für seine Leistung Anerkennung und Dank, und dem gesunden Anteil das Mandat erteilt werden. Zumindest immer öfter, immer länger und ohne Selbstvorwürfe.
Das ist also das System eines traumatisierten Menschen. Trauma zieht Trauma nach sich - nicht nur in der eigenen Biografie, sondern auch in den Generationen.
Auch für dieses Geschehen, für die Frage, wer denn die abgespaltenen Gefühle der Eltern hat, und wie Spaltung, Tabu und Dauer-Überleben sich über die Generationen tradiert und immer verrücktere Formen annimmt, ist Aufstellungsarbeit, die die Wahrnehmung von Spaltungen achtsam berücksichtigt, einfach nur gut.
Für dich, der du ja mit angeschlagenen Menschen arbeitest, ist das Thema ja bestimmt nicht ganz unwichtig. Sowohl was deinen Selbstschutz betrifft, als auch hinsichtlich deiner Kompetenz im Umgang mit schwierigen Situationen. Bis dahin, dass niemand zufällig in seinem Beruf landet
Beste Grüße,
Eva