Das mit der Energie hab ich vielleicht falsch ausgedrückt, wie ich jetzt merke. Ich hab gestern auch eine Weile mit meinen Eltern gesprochen, die haben ebenso gesagt, dass das Alles sehr viel mit seiner Persönlichkeit zusammenhängt.
Ja, ich bin sogar der Meinung, dass alles was man erfährt ("außen" wahrnimmt) vollkommen mit der Persönlichkeit zusammenhängt. Also nicht nur einzelne, "herausragende". Ereignisse...
Eigentlich ist es ja so, dass ein Unfall immer zum Nachdenken anregen sollte, besonders bei einer sich häufenden Anzahl.
Ja... allgemein ist es so, das sich gewisse Dinge wie in Mustern wiederholen, bis man versteht was dahintersteckt. Im Kern geht es dabei wahrscheinlich um ein gewisses Gefühl, das sich wie ein roter Faden durch diese ganzen Situationen negativer Art zieht. Das kann z.B. eine Art Enttäuschung sein, das Gefühl ein Blatt im Wind des Schicksals zu sein, ständig das Opfer anderer zu sein etc. Es kommt irgendwann zu einem Punkt, wo einem auffällt, dass das nicht mit "rechten Dingen" zu geht... das es mehr als nur Zufall ist, das einem immer wieder gewisse Dinge passieren. Und dann fängt man auch an zu suchen und letztlich kann man eben tatsächlich erkennen, das man nicht nur glaubt was man glaubt, weil man diese Erfahrungen macht, sondern eben auch umgekehrt... Zumindest war das bei mir so, denn da gibt es auch subtilere, aber durchaus auch krasse Wiederholung, einen deutlichen roten Faden, bzw. mehrere wenn man analysiert.
Wenigstens sollten sie ein Appell an die Vorsicht sein. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie nicht wirklich was bei meinem Freund auslösen. Beim Letzten sagte er schon, er nehme das schon gar nicht mehr so ernst so quasi ein Gewöhnungseffekt, was ich ehrlich gesagt ziemlich schlimm finde, da er genau das Gegenteil sagen sollte. Ich denke aber auch, dass dieses Verhalten einfach ein Stark-sein nach außen ist.
Kann sein... Wahrscheinlich beschäftigt es ihn schon. Das ist das Wichtigste. Einfach, das ihm dieses Muster auffällt. Und es gibt mehrere, nicht so deutliche vielleicht. Aber sie sind eben bei jedem da und bei vielem sind sie wirklich sehr deutlich.
Vom letzten Unfall hat er nun eine Halskrause und ist dadurch im Hals ziemlich starr. Mein Stiefvater meinte gestern, dass etwas in seinem Leben auch erstarrt ist. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es ihm an Lebensfreude fehlt.
Das vorletzte Mal hatte er eine Verletzung auf der Stirn. In einer gewissen Art ist immer sein Kopf betroffen. Gerade sein Kopf ist es, der ihm auch im alltäglichen Leben öfters zerbricht nämlich auf Grund der Gedanken über Job, Geld, Zukunft, Vergangenheit, Sinn.
Sehr vieles was einem an negativen geschieht, ist nicht nur die Ursache dafür das es einem schlecht geht, sondern auch in gewisser Weise Mittel um mit gewissen Problemen umzugehen. Z.B. bei einer Krankheit, die jemandem vor sich selbst gestattet Erwartungen etwas herunterzuschrauben, nicht immer alles perfekt machen zu müssen. Krankheiten haben sehr oft Wirkungen die durchaus als positiv empfunden wirken, was unterm Strich nicht bedeutet das man sie wirklich will, aber es gibt eben fast bei allem positive Anteile. Und da macht es Sinn sich das genauer anzuschauen, weil man oft nicht mal genau weiß wovor man z.B. flieht, was man fürchtet. Letztlich geht es immer um Ängste und wie man damit umgeht. Tut man es nicht offensiv, indem man sie sich anschaut, sich selbst hinterfragt, geht man reaktiv und unbewusst damit um, was Kreisläufe bringt die man nicht durchschaut bis sie das Leid wirklich in ein Maximum treiben.
Da ist sehr viel Wahres dran. Er hat zwar tatsächlich im rechtlichen Sinne fast nie Schuld gehabt, allerdings sieht er sich im alltäglichen Leben sehr oft als der Leidende! Er tut sich für sein Alter unheimlich schwer Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen. Manchmal verhält er sich echt wie ein Kind und ich komm mir vor als müsste ich für uns beide gscheit sein. In Bezug auf seine Unfälle hat er ja auch immer stolz betont, dass er erst 2 Mal selbst dran schuld war. Aber wie du schreibst, steckt da offensichtlich wirklich sehr viel mehr von seiner eigenen Schuld dahinter!
Nicht unbedingt Schuld. Es ist nicht so, das man auf jeden Fall sagen kann das jemand ganz leicht etwas hätte anders machen können, da sich jeder innerhalb der Grenzen bewegt, die ihm seine Ängste setzen. Nur: Die Verantwortung hat man tatsächlich immer selbst, einfach weil eben jede Situation eng mit dem "was man ist" zusammenhängt, die potentielle Möglichkeit es zu verändern ist da, jemand anderem die Schuld zu geben führt niemanden weiter. Damit bestätigt man nur immer wieder sein "Opfer-Dasein". Und wenn man mal wirklich klar hinschaut, und man versucht das ohne Urteil zu tun, wird man auch sagen: Jeder andere ist ebenfalls ohne Schuld. Selbst absolute Bosheiten entstehen aus dem Leid des Täters. Das ist so etwas wie eine "absolute Wahrheit": Leid entsteht aus Leid... Wenn man anderen Leid "bringt", sie verletzt... was auch immer... dann deshalb, weil man selbst leidet. Nur: Das nimmt eben nicht die Verantwortung. Die hat aber eben jeder für sich selbst. Der Unterschied ist: Man sollte und muss sogar, wenn man endlich etwas ändern will, auf sich selbst schauen und die Schuld sowohl von anderen, wie auch von sich selbst nehmen. Mit dem Umgehen was ist und nicht ständig sagen "So sollte es nicht sein"... Das etwas ist wie es ist, sagt offensichtlich das es so sein "sollte"...
Allgemein ist dieses "von Außen auf das Innere schießen" eigentlich vor allem für einen selbst. Man sollte bei anderen vorsichtig sein, denn man kann sich da schwer irren. Muster kann man oft recht deutlich sehen, die Bedeutungen hingegen nicht unbedingt. Ängste kann man recht leicht sehen, aber nicht worauf sie gründen. Letztlich ist es schwer auf die Art jemandem zu helfen, wenn derjenige nicht selbst hinschaut und oft hilft man gerade in Beziehungen zu anderen am meisten damit, das man auf sich schaut und nicht auf den anderen. Denn das ist z.B. auch wieder ein Punkt: Viele nutzen das "anderen helfen" um vor sich selbst zu fliehen. Sie beschäftigen sich mit den Problemen eines anderen, können aber nicht helfen...die Probleme wirklich lösen, solange sie nicht erkennen warum sie das überhaupt tun. So kommt es dann dazu, das Probleme verwaltet anstatt gelöst werden, weil nicht erkannt wird, was dahintersteckt. Und ein weiterer interessanter Punkt ist: Je mehr man sich selbst versteht, versteht man die Menschen mit denen man eng zu tun hat. Das zeigt sich dann v.a. dadurch, das es einem fast unmöglich wird Schuld zu sehen, weil man erkennt was dahinter steht.
So, jetzt bin ich etwas vom eigentlichen Thema abgekommen... Noch etwas zu Deinem Freund. Seine Aussagen spiegeln nicht unbedingt wieder was wirklich in ihm vorgeht, nicht nur auf den Unfall bezogen. So gut wie jeder Mensch verschweigt die Intensität des eigenen Leidens, zumindest die wahren Gründe. Das man körperliche Schmerzen hat ist z.B. weit leichter zu zeigen, als das man gewisse Ängste hat. Meistens, wenn ein Mensch Leid zeigt, hat das einen Teil Rechtfertigungs-Charakter. Das kann man auch bei sich selbst sehen... Was die Unfälle selbst angeht, würde ich das nicht überbewerten. Was sie zeigen "wollen" ist auch in vielen anderen Erfahrungen Deines Freundes enthalten, das Muster der Unfälle ist nur deutlicher zu sehen, die Bedeutung muss aber nicht unbedingt größer sein, als eine alltägliche Situation. Daher würde ich Dir eher raten, bzw. Deinem Freund, dieses Muster in Bezug zu anderen Erfahrungen zu setzen, auch alltäglichen... Da zeigen sich dann schnell immer wiederkehrende Themen, man darf eben nur nichts als selbstverständlich nehmen. Warum sitzt Du z.B. jetzt gerade vor dem Computer und liest das hier? Das ist wahrscheinlich so alltäglich das Du es nie hinterfragen würdest... Aber genau das macht oft Sinn. Wenn man verschiedene Muster sozusagen "übereinanderlegt" erkennt man dann so etwas wie einen roten Faden, bzw. eine grundsätzliche Angst. Im Kern hat sie fast immer oder immer mit Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit und dem Mangel daran zu tun. Oft zeigt es sich in Erfahrungen und Handlungen, die einen Mangel verhindern sollen, z.B. all das was man tut damit man sich z.B. nicht lächerlich macht... nicht Anerkennung verliert usw. Geh mal mit ungewaschenen Haaren, Deinen ältesten Klamotten, ohne irgendetwas an Deinem Aussehen zu machen, zur Arbeit oder auch nur einkaufen.... Dann weißt Du was ich meine.
So, muss jetzt mal langsam aufhören. Ist ein interessantes Thema... Eigentlich ist es erstaunlich das man oft so wenig von sich selbst weiß, obwohl einem tatsächlich überall der Spiegel vorgehalten wird. Man muss sich nur fragen "warum?".... oder besser: "WOZU?"... tut man etwas... geschieht etwas... usw.
VG,
C.