Hi Sunflower315!
Es ist meiner Ansicht nach, und ich bin mir da auch sicher, schon so, dass das Äußere nicht vom Inneren eines Menschen zu Trennen ist. Im weitesten Sinne hat man sogar für wirklich alles die volle Verantwortung was einem geschieht, was aber deutlich abzugrenzen von Schuld ist.
Was Deinen Freund angeht bin ich also der Meinung, dass es wirklich kein Zufall ist. Zufälle sind nicht mal wirklich existent. Man kennt nur nicht alle Aspekte einer Situation. Nur: Es ist eben nicht unbedingt eine Art von Schicksal, also in dem Sinne das er einer bestimmte Energie oder was auch immer (manche würden vielleicht sogar Richtung "Fluch" denken) ausgeliefert ist. Es ist viel eher eine Art verzerrtes Spiegelbild von Aspekten der eigenen Persönlichkeit. Das Thema geht sehr tief, und es ist schwer es gut zu erklären. Und erst wenn man es wirklich verstanden hat, wird es möglich die "Bedeutungen" klarer zu erkennen, Rückschlüsse von Außen nach Innen zu ziehen. In der Eso-Szene, auch hier um Forum, gibt es immer wieder Deutungen die extrem zu kurz greifen.
Was man grundsätzlich sagen kann ist: Das Äußere spiegelt Bedeutung wieder. Damit meine ich, das man nichts wahrnimmt, das einem vollkommen gleichgültig ist. Es hat in gewisser Weise immer mit Urteilen zu tun, positiv wie auch negativ, und damit hat es mit Wille und Angst zu tun, was im weitesten Sinne für "Verbinden" und "Trennen" steht... Das Thema Verbinden/Trennen ist vielleicht das Grundlegendste und spiegelt sich in allem. Und all das, findet seinen inneren Ausdruck in Überzeugungen, und die sind es, die sich dann im Äußeren spiegeln. Oder anders gesagt: Man kann keine Erfahrung machen, die gegen die eigenen Überzeugungen gehen. Natürlich wird jetzt so gut wie jeder wiedersprechen, denn fast alle kennen es, überrascht zu werden.
Nur: Erstens muss man das extrem auf den Moment beziehen. Zweitens ist das selbst auch eine Überzeugung. Wobei es jetzt zu weit führen würde, wenn ich das zu erklären versuche, da es das Thema Zeit betrifft, was der wohl am schwersten zu erklären und begreifende Bereich ist, was sich übrigens auch in der Wissenschaft zeigt, da die objektiven Erkenntnisse vollkommen gegen das eigene Empfinden und Erleben verstoßen.
Aber zurück zu Deinem Freund. Es ist also so, das sich seine Überzeugungen im Außen spiegeln und man kann sagen, dass das Thema "Unfall" für ihn eine Bedeutung hat. Um sie herauszufinden, sollte man aber mehr von seinem Leben wissen, da es auch auf die Wirkungen ankommt die diese Unfälle dann hatten, im weiteren auslösten. Damit ist gemeint, das man sich fragen kann: Was hat er durch seine Unfälle "erreicht"? Wobei erreichen nicht wertend gemeint ist, im Sinne von "er wollte dieses und jenes", kann aber durchaus so sein. Sehr oft haben äußere Situationen sowohl Angst- als auch Willens-Anteile. Wenn es Situationen gibt, die aus diesen Unfällen entstehen, das könnte z.B. das Thema Verletzungen sein, ist in diesen Wirkungen auch ein Teil der Bedeutung "sichtbar". Sehr oft ist es z.B. so, das die Erfahrung im Fokus, hier das Thema Unfall, einen Angst-Aspekt zeigt, während Wirkungen sehr oft einen "Willens-Aspekt" zeigen.
Um Erfahrungen zu deuten, sollte man auf die "Erfahrungspitzen" schauen, womit die höchste emotionale Intensität gemeint ist, als die Erfahrungen die am meisten Angst und Willen wiederspiegeln. Da kann man die Fragen stellen, in welchen Momenten ein Unfall und was daraus folgte, am meisten Angst ausgelöst hat. Und: Was sind Wirkungen, die vielleicht durchaus erwünscht sind, oder sein könnten wenn sie nicht mit einer leidvollen Erfahrung zusammenhängen würden? Das ist z.B. sehr oft das Thema Aufmerksamkeit und der Mangel daran, das der Ausdruck des "Verbindens"...Liebe... ist. Aber es ist viel mehr, bzw. kann viel mehr sein.
Das Thema Schuld und Verantwortung ist auch fast immer vertreten. Das ist auch ein Bereich, wo man einen deutlichen "Lerneffekt" haben kann und auch muss. Es geht nämlich immer darum, die eigene Verantwortung zu erkennen. Solange man glaubt, andere oder Gott oder das Schicksal sei Schuld für eigenes Leid, und damit die eigene Verantwortung von sich weist, wird man Erfahrungen machen, die dieses Thema weiterhin leidvoll spiegeln werden. Menschen, die viel Schuld sehen, ohne die eigene Verantwortung zu erkennen oder wahrhaben zu wollen, sind diejenigen, die am meisten leiden. Die Beantwortung der Frage: Inwiefern erlaubt eine Erfahrung, Verantwortung klar von sich zu weisen? kann sehr aufschlußreich sein. Das liegt auf derselben Linie, wo die Urteile liegen. Das Thema Schuld und Verantwortung betreffend, kannst Du bei Deinem Freund etwa die Frage stellen, wo er sich selbst als Opfer fühlt und gleichzeitig außerhalb seiner selbst verurteilt (andere....Schicksal....Gott....). Wenn er z.B. bei keinem Unfall im rechtlichen Sinne Schuld hatte, und es so aussieht, als sei er immer wieder ohne Einfluss darauf zu haben, in diese Situationen gekommen, kannst Du sicher sein, dass das Thema Verantwortung und Schuld eine recht große Rolle spielt.
- Schau auf die verbindenden Elemente. (Du sagst z.B. das nie jemand ernsthaft zu Schaden kam und es meistens um mangelnde Aufmerksamkeit ging.)
- Wichtig ist also v.a., was diese Unfälle für Wirkungen hervorbrachten, die durchaus gewollt sein könnten, zumindest unter anderen Umständen.
- Das gleiche was Angst angeht, also was haben die Unfälle für Erfahrungen gebracht, die Angst spiegeln?
- Inwiefern haben diese Erfahrungen trennende Wirkung entfaltet, inwiefern verbindende Wirkung?
(Das Thema Aufmerksamkeit von anderen erhalten, ist z.B. ein "verbindendes Element". Sich als Opfer von jemandem fühlen ist ein "trennendes Element". Erfahrungen die aus einer Erfahrung resultieren, und isolierenden Charakter haben, spiegeln sehr oft Ängste wieder, da Aufmerksamkeit und "sich verbinden" eine Art Grundbedürfnis eines jeden ist.)
- Das Element Macht ist in allen Erfahrungen enthalten. Entweder bringt eine Erfahrung so etwas wie einen "Machtzuwachs" (muss nicht konstant sein, kann auf kurze Situationen beschränkt sein), oder das Gegenteil... Opfer zu sein.
- Wenn man sich als Opfer fühlt, ist das Wichtigste die eigene Verantwortung zu erkennen, bzw. sie nicht mehr "außen" finden zu wollen, weil das Leiden sonst nicht zu beenden ist.
Wie Du siehst, ist das Thema sehr komplex... aber es gibt eben durchaus gewisse Muster, die immer eine Rolle spielen, wie z.B. Egen-/Verantwortung und Macht/-Losigkeit. Darauf sollte man immer schauen, weil man eine Situation erst lösen kann, wenn man die eigene Verantwortung erkennt. Der Spruch: Warum passiert immer mir das? ...ist z.B. ein sicheres Indiz dafür, das sie noch nicht erkannt ist. Die Tendenz Schuld im außen finden zu wollen, weist in der Regel daraufhin, das man es nicht mit seinem Selbstbild vereinbaren kann, für eine gewisse Situation Verantwortung zu tragen.
Letztlich geht es im weitesten Sinne immer um die wirklich großen Themen.
Das sind Liebe (mit anderen verbinden... muss nicht "romantische Liebe" sein, auch Freundschaft fällt darunter), Freiheit, Macht, materielle Fülle usw., und den Mangel an diesen "Qualitäten", Verantwortung und Schuld... All das drückt sich aber oft sehr individuell aus. Und: Es sind eben immer Überzeugungen die sich ausdrücken. Der Lerneffekt sollte es immer sein, Überzeugungen zu hinterfragen um die eigene Verantwortung zu finden. Dort, wo man absolute Wahrheiten zu erkennen glaubt, liegen die größten Irrtümer. Tut man das nicht, oder schafft man es nicht, wird man sich gewisse Erfahrungen immer wieder präsentieren. Sich oft wiederholende Erfahrungen, eingefahrene Abläufe, in Verbindung mit hoher emotionaler Intensität, sind z.B. auch sehr aufschlußreich. Ständiges Scheitern etwa. Mobbing ist auch ein Thema wo sich sehr viel zeigt. Letztlich kann man aus jedem Thema und jeder Situation/Erfahrung Schlüsse ziehen, wenn man das Umfeld betrachtet.
Allerdings macht es am meisten Sinn, das bei sich selbst anzuwenden. Wenn man es versucht um jemanden zu verstehen oder kennenlernen zu wollen, muss man vorsichtig sein, das man nicht auch in die Falle tappt, Schuld zu suchen. Aber interessant ist es auf jeden Fall...
VG,
C.