Osthoff trug angeblich Lösegeld-Scheine bei sich
Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Bagdad hätten mehrere tausend US-Dollar bei der Archäologin entdeckt
Die im Irak entführte Deutsche Susanne Osthoff hatte einem Focus-Bericht zufolge unmittelbar nach ihrer Freilassung Dollarscheine aus dem Lösegeld bei sich. Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Bagdad hätten mehrere tausend US-Dollar - mit Gummibändern zu Bündeln zusammengebundene Scheine - in Osthoffs Kleidung entdeckt, als die Archäologin die Dusche der diplomatischen Vertretung benutzt habe, berichtet das Magazin. CDU und FDP forderten Aufklärung.
Bei einer Überprüfung der Seriennummern der Scheine hätten Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Übereinstimmung mit dem von der Bundesregierung gezahlten Lösegeld festgestellt, schreibt Focus. Die Regierung hat frühere Angaben Osthoffs über ein Geldangebot an ihre Entführer bisher nicht bestätigt und wollte - ebenso wie das BKA - auch zu den neuen Informationen auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Osthoff sei für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar gewesen, berichtet Focus. Über die Geldbündel hätten Diplomaten der Botschaft umgehend den Krisenstab des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin informiert. Der Autor des Focus-Beitrags, Hubert Gude, sagte der dpa, das Magazin stütze sich bei seinen Recherchen auf mehrere Quellen, »die absolut zuverlässig sind«. Es gebe keinerlei Zweifel am Wahrheitsgehalt des Berichts.
Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatten immer erklärt, Deutschland sei nicht erpressbar, die Zahlung von Lösegeld werde grundsätzlich abgelehnt.
Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach forderte in der Tageszeitung Die Welt (Montag) Aufklärung: »Die Geschichte ist voller Ungereimtheiten, die aufgeklärt werden müssen.« Er verlange Informationen darüber, »was man nach der Entdeckung des Geldes veranlasst hat«. Insbesondere interessiere ihn, »ob man Frau Osthoff befragt hat oder ob sie das Geld behalten durfte«. Der FDP-Innenexperte Max Stadler forderte Osthoff in der Zeitung B.Z. am Sonntag dazu auf, sich »klar« zu den Vorgängen zu äußern.