Skandal im Pflegeheim

Frage:

Darf eine professionelle Pflegekraft zu einem Grollen, zu einem Ärger im Bauch stehen oder hat eine professionelle Pflegekraft niemals ein Grollen zu verspüren sondern immer erhaben zu sein?

Ich darf es, weil ich bin keine professionelle Pflegekraft. Aber ich weiß auch, ich muss damit umgehen und darf diese inneren Widerstände nicht einfach ignorieren.
 
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Hallo

die Bedingungen im Spitalsektor in Zürich sind wohl recht unterschiedlich.
Ich fühle mich recht wohl, nicht zuletzt weil ich vor gut einem Jahr attraktive Arbeitsbedingungen für das ganze Team herausgeschlagen habe. Ich bin allerdings nicht in der Pflege tätig.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass manchmal die psychischen Grenzen erreicht werden bei der Pflege z.B. wenn ein dementer Mensch dauernd das Zimmer verlassen will.
Ich hatte dies vor gut 2 Wochen bei meinen Eltern, als ich beinahe in den Wahnsinn von meiner Mutter getrieben wurde, Auslöser war eine Banalität.
Meine Reaktion hat sich als Selbstzerstörung gegen mich gerichtet, ich erkannte mich nicht wieder und seither zweifle ich sehr an mir - obwohl ich eigentlich ein friedlicher Mensch bin - vielleicht habe ich die Abgründe meines Wesens kennengelernt.

Liebe Grüsse

Saralonde
 
Frage:

Darf eine professionelle Pflegekraft zu einem Grollen, zu einem Ärger im Bauch stehen oder hat eine professionelle Pflegekraft niemals ein Grollen zu verspüren sondern immer erhaben zu sein?

Ich darf es, weil ich bin keine professionelle Pflegekraft. Aber ich weiß auch, ich muss damit umgehen und darf diese inneren Widerstände nicht einfach ignorieren.

Nein, dem Ärger, Wut oder Verzweiflung darf nicht an Ort und Stelle Ausdruck gegeben werden, sonst hagelt es Beschwerden oder Rüffel von der Stationsleitung.
Man muss dieses Problem solange ad acta legen, bis man den Arbeitsort Spital verlassen hat - dann allerdings sind keine Grenzen gesetzt - ob man nun den Urschrei im Wald macht oder das Wutkissen plagt oder die Kundalinimeditation nach Osho macht, das spielt keine Rolle.
 
Ich denke dies lässt sich nicht pauschalisieren.
Es gibt überall negative Fälle, aber auch weitaus viele positive über die man nicht berichtet.

Ich bin selber im Altenheim tätig und bin wirklich positiv überrascht wie viel Umdenken derzeit in diesem Bereich stattfindet.
Meiner Meinung ist das auch wirklich nötig, da die Arbeit (im pflegerischen Bereich) wirklich sehr viel von einem abverlangt.
Physisch wie psychisch.

Dennoch hat eine Person, die professionelle Distanz nicht wahren oder lernen kann meines Erachtens in diesem Metier nichts zu suchen, sondern sollte lieber einen anderen Beruf finden.
Man kann nicht wahllos seine Emotionen an den Bewohnern oder seine Macht an selbigen auslassen.
So etwas ist nicht nur unwürdig und mehr als inkompetent sondern schlichtweg unmenschlich und gehört geahndet.
Ich selbst war sehr betroffen, als ich davon in den Medien sah.
Für mich unbegreiflich und einfach nur traurig.

Liebe Grüße
Hamied:umarmen:
 
Frage:

Darf eine professionelle Pflegekraft zu einem Grollen, zu einem Ärger im Bauch stehen oder hat eine professionelle Pflegekraft niemals ein Grollen zu verspüren sondern immer erhaben zu sein?

Ich darf es, weil ich bin keine professionelle Pflegekraft. Aber ich weiß auch, ich muss damit umgehen und darf diese inneren Widerstände nicht einfach ignorieren.

Nun, eine Pflegekraft ist keine Maschine und trotz vorweisender Ausbildung und Kompetenz in erster Linie dennoch Mensch.
Menschen haben nun mal Emotionen, was aber nicht automatisch bedeutet dass man selbige destruktiv ausleben darf und sollte.
Viel mehr sollte man eine Art Ventil finden, für Situationen und Begebenheiten in denen man schlichtweg "Durchatmen" und "Grenzen" setzen muss, weil man sonst selbst am Rad geht.
Ergo, 2 Minuten den Raum verlassen, sofern möglich, Luft schnappen, sich sammeln und und und.
In einem Büro kann ich meinen Kunden auch nicht zusammenschlagen, wenn er mich 33 mal dasselbe frägt.
Ganz gleich in welchem Berufszweig, wo mehrer Menschen aufeinander treffen gibt es gewisse Regeln, die man zu beachten hat.
Fertig.
 
Ich vermute einen Fehler im System, flasche Berufswahl und schlechte Supervision.


stimmt natürlich alles.

ich sehe es, wie alles in der welt als langsamen lernprozess.
aber er passiert.
supervision ist sicher eines der ganz wichtigen themen um das pflegepersonal zu entlasten.

es hat sich noch nicht richtig flächendeckend durchgesetzt.
liegt einerseits an der angst des personals vor der aufdeckung vor sich hinschwelender konflikte, und natürlich, dass diese angst vom management nicht ausreichend berücksichtigt wird.
da kommt die frage: "wollts supervision?"
-> "naa, und gehts eh gut, brauch ma ned"

is natürlich auch wieder ein kleiner aspekt.

und ja, menschen zerbrechen in diesem beruf, hier wie in vielen anderen.
mobbing?
klar gibts mobbing, wie überall.
die mobber und die die sich mobben lassen.(wertfrei!)

wenn man bedenkt, bzw es aus dem blickwinkel betrachtet, dass menschen in helfenden berufen, überwiegendermaßen eben aus dem helfersyndrom eck kommen!(wieder wertfrei, ich kann da einen ohrwurm dazu singen)
soll heissen, es sind menschen (überwiegend) deren thema es zu sein scheint, auf diesem weg zu lernen, sich selbst zu lieben, und frei von dem programm zu werden, nur im helfen wert zu besitzen.

in diesem lernprozess, bleiben viele auf der strecke.
ein teil driftet ins burnout (kann rasant gehen), ein anderer verschliesst sein herz komplett, weil er den schmerz nicht erträgt, und oft wird der einzige stolz der arbeit der bohrende rückenschmerz, der gleich einer medaillie getragen wird. (einer der gründe, warum sich rückenschonende arbeit sprich kinästhetik, nur langsam durchsetzt).

selbst unter den verschlossenen herzen gibts wohl unendlich verschiedene ausprägungen.

naja blah:)

in psychischen und emotionalen grenzbereichen gibts dann immer die, die die grenze überschreiten, und ausklinken.


ja, und die, die dort einfach nicht hin passen.
aber das ist jetzt wieder zu allgemein gesagt.

heikles und schwieriges thema, ohne patentrezepte..

unendlich viele "fehler", an der basis und ganz oben, und immer wieder menschen die sie erkennen, und produktiv handeln.

eine langsame entwicklung.

oh, ich bin optimist:confused:;)

lg
 
Tja, und bei mir ist es andersrum.
Ich pflegte meine Mutter, habe mit ihren Krankheiten schon Jahre zu tun, und das Jobcoaching vom AMS hat mir abgeraten, etwas in der Richtung zu machen, obwohl mir der Gedanke schon seit Jahren im Kopf rumgeistert, und nun erst recht.
(eine Umschulung mit Lehrabschluss als Bürokauffrau habe ich; hat mir das AMS eingeredet; was mir im Endeffekt nicht wirklich so zusagt, wie ich in den diversen Praktikas gemerkt habe, weil es mir zu unpersönlich ist, oft zu wenig mit Menschen zu tun hat, und man einfach stumpfsinnig immer immer das selbe macht)

Warum sollte ich nicht das versuchen was ich möchte?
Ich habs bis jetzt unendgeltlich daheim gemacht, kann ich es nicht zu meinem Beruf machen?
Fremde zu betreuen ist sicher nicht so anstrengend, als ein Familienmitglied zu betreuen.
Und auch ich sah, dass es Leute gibt, denen die Arbeit in dem Bereich zusagt, und welche, denen der Mensch sch....egal ist, und zu letzteren will ich nie gehören.

Ich werde probieren in dem Bereich Fuß zu fassen. Weil ich so vielleicht anderen alten Menschen helfen kann.
Und klar, bei Verwandten reißt einem der Geduldsfaden schneller, weil da noch mehr Emotionen mit drin sind, man versucht mit Gewalt....funktionierts nicht, sind die Nerven am Ende...
Man muss den Mittelweg finden bei dem Beruf.
Nicht auf sch...egal gehen, aber auch nicht zu sehr emotional reinsteigern, und dieser Mittelweg geht und funktioniert, habe ich bei einigen Personen gesehen.

Was sich in so manchen Pflege- Altersheimen, Spitälern, oder anderen Betreuungseinrichtungen abspielt, ist teilweise wirklich unmenschlich, habe ich auch gesehen, und solchen Leuten wünsche ich eine ebensolche Betreuung, wenn sie selber mal alt sind. :wut1: :(
 
Danke für die interessanten Antworten.

Ja Fluadl, das hab ich mir fast gedacht, dass das Pflegepersonal selbst nicht nach Supervision verlangt. Die Teifenwirkung der Belastung wird offensichtlich unterschätzt.

Meine Reaktion hat sich als Selbstzerstörung gegen mich gerichtet, ich erkannte mich nicht wieder und seither zweifle ich sehr an mir - obwohl ich eigentlich ein friedlicher Mensch bin - vielleicht habe ich die Abgründe meines Wesens kennengelernt.

Das ist wahrscheinlich normal, dass friedliche Menschen im Grenzfall eher zur Selbstzerstörung neigen.

Soweit soll es natürlich auch nicht kommen. Ich habe auch den Hang, eher mit dem Schädel gegen einen Kasten zu rennen, als einen anderen umzuhaun. Immer schon, mein ganzes Leben lang. Ich sag mir dann immer, hier schlägt der Abel den Kain und ich bin recht froh drüber, dass es so ist und nicht andersrum. Aber es natürlich auch weit weg vom Glückserleben und auch für einen anderen nicht lustig anzusehen.

Aber ich habs recht leicht, damit umzugehen. Ich arbeite seit ich in die Schule kam recht bewusst mit unterdrückten Emotionen, meine, ich hab ein recht gutes Gespür entwickelt, wenn da in mir etwas zu brodeln beginnen will und nach einem Ventil verlangt. die suche nach dem passenden Ventil und der richtige Moment seiner Öffnung, das war aber doch ein eher mühsamer Weg. Vieles kann Ventil sein. Leistungsport glaub ich nicht, das macht nur vergessen, das ist eine Ablenkung aber kein Ventil.

Schreiben, Meditation .... das ja. Sport glaub ich, ist kein so gutes Ventil. Kommt drauf an, wier mans angeht und wie man sich fühlt dabei. Aber wenn Sport aus einem Leistungszwang heraus betrieben wird, kann ich mir die Ventilfunktion nicht gut vorstellen.

Dennoch hat eine Person, die professionelle Distanz nicht wahren oder lernen kann meines Erachtens in diesem Metier nichts zu suchen, sondern sollte lieber einen anderen Beruf finden.

Ich glaub, das ist auch im privaten Bereich so, dass eine Distanz eingehalten werden sollte. Auch wenns die Mutter ist. Oder gerade deswegen. Das ist recht schwer, wenn man 24 Stunden mit ihr unter einem Dach wohnt und der Bereitschaftsbereich mit Bett und Schreibtisch nicht wirklich räumlich vom übrigen Institut getrennt ist, sondern nur durch eine imaginäre, unausgesprochene Linie.

Ja, es ist oft recht schwer mit der richtigen Distanz. :rolleyes:
 
ich hab mal gehört, chirurgen sollen unglaublichen mist erzählen, während sie operieren...

schätze, diese damen waren einfach überfordert und überdreht. sicher kein einzelfall. es gibt doch auch immer wieder selbsternannte "sterbehelfer" in solchen berufen...

lg
schama...
 
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ich hab mal gehört, chirurgen sollen unglaublichen mist erzählen, während sie operieren...

oder sie hören mozart..

das mist erzählen ist einfach (oder schwer) das weitverbreitetste ventil überhaupt, und gleichzeitig schutzmaßnahme vor dem schmerz des mitgefühls.
allzu menschlich.

schätze, diese damen waren einfach überfordert und überdreht. sicher kein einzelfall. es gibt doch auch immer wieder selbsternannte "sterbehelfer" in solchen berufen...

eher schwer überfordert und überdreht.;)
 
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