Tut mir leid, Trixi. Ich habe keine Ahnung, wie deutsche Aufsteller arbeiten, deren Familienaufstellungsseminare man als "Psychotherapie" über die Kasse abrechnen kann. Vielleicht können Dir da Ireland und Melodie mehr dazu sagen.
Gawyrd
Hallo Trixi,
deutsche Aufsteller arbeiten sowohl hinsichtlich ihrer Grundtätigkeit, als auch hinsichtlich methodischer Schulen vollkommen unterschiedlich. Ich persönlich mache nur das, was ich wirklich kann, nämlich Aufstellungen leiten, und arbeite vertrauensvoll mit Psychotherapeuten, Familien- und Sozialberatern und Ärzten, vor allem Natuheilkundlern und Homöopathen zusammen.
Dabei mische ich mich nicht in deren Arbeit ein, es sei denn, ich hätte den Auftrag eines Arztes, eines Heilpraktikers, oder eines Therapeuten, z.B. ein Mittel oder eine therapeutische Beziehung mittels einer Aufstellung zu hinterfragen.
Nach meiner Auffassung ist eine Familien- oder Systemaufstellung an sich keine Therapie, sondern vielmehr eine Methode, verborgene Dynamiken in den Blick zu nehmen und auf dieser Ebene Versöhnungsarbeit zu leisten - so weit, wie der Klient dazu an dieser Stelle seines Lebens damit gehen kann.
Die Wirkung einer Aufstellung kann alle Lebensprozesse und so natürlich auch die psychologische oder medizinische Therapie vor allem dann entscheidend voran bringen, wenn die Bemühungen von Klient und Therapeut auf unsichtbare Hindernisse, wie zum Beispiel Verstrickungen in Ungelöstes aus dem Herkunftssystem stoßen.
Der Werdegang und die Qualifikation als Aufsteller sind auch in Deutschland vollkommen unterschiedlich, weshalb ich mich um
Transparenz bemühe, bei mir jeder erst mal Schnuppern kann und ich Aufstellungen als eine von vielen Möglichkeiten kommuniziere, in das eigene, gute Leben zu kommen.
Es führt auch in Deutschland Aufstellungs-Interessierte kein Weg daran vorbei, sich zunächst über die Methode kundig zu machen und sich dann die Person, der man seine Seele anvertrauen möchte, erst mal anzuschauen. Dazu die Empfehlung des Kollegen Traxler, veröffentlicht im aktuellen Wege-Heft:
Wer an einer FA teilnehmen möchte, sollte sich gut informieren und all seine Intelligenz und Intuition dafür verwenden, um einen Aufstellungsleiter zu finden, dem man sich anvertrauen möchte und kann. Der Traner sollte so viel Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen besitzen und idealerweise jahrelange Erfahrung in der Begleitung und Unterstützung von Menschen mitbringen.
Die vielleicht wichtigste Kompetenz des Begleiters, ganz gleich welcher Zunft, ist aus meiner Erfahrung die Fähigkeit, sich des Übertragungs- und Gegenübertragungs-Phänomenes bewusst zu sein, solche zu bemerken und sich dem Spiel zu entziehen, bzw. sich des Spieles zu enthalten.
Auf Aufsteller-Deutsch ausgedrückt: Klienten aus der eigenen Dynamik raus halten und selbst nicht in die Dynamik des Klienten einsteigen.
Das wird bei der Arbeit mit Menschen immer wieder auf die Probe gestellt und fordert die Begleiter bisweilen maximal heraus. Wer bereit ist, sich dem zu stellen und sich auch selbst weiter zu entwickeln, kann gute Arbeit leisten.
Dafür garantiert aber keine noch so achtenswerte, teuere oder angesehene Berufsausbildung oder redlich erworbene Titel, es sei denn, es wäre tatsächlich ein Aufsteller-Werdegang, denn Aufstellungs-Ausbildung ist tiefe Selbsterfahrung und so am ehesten noch ein Hinweis auf die persönliche Eigenkompetenz des Aufstellers.
Der Wunsch von Hilfesuchenden, es möge Anbieter geben, die schon an der Tür das Etikett: "garantiert hilfreich" tragen auf das man sich dann auch verlassen kann, ist verständlich. Er drückt m.E. aber auch die Sehnsucht nach guten Eltern aus und den Wunsch, so doch noch das gefühlte Defizit ausgleichen zu können.
Das ist tatsächlich Gegenstand einiger Langzeit-Therapierichtungen, nicht aber der Aufstellungsarbeit, in der im Gegenteil Klienten auf ihre eigenen Eltern und den mitunter schwierigen und schmerzhaften Aussöhnungsprozess verwiesen werden.
Wer nun also in Deutschland, und sicher in Österreich oder Timbuktu ebenso, eine Aufstellung in Erwägung zieht,kommt nicht an seiner Eigenverantwortung vorbei. Die gute Nachricht lautet: es ist für jeden garantiert das Richtige dabei. Und da bekannt ist, dass man bei Aufstellern besser genau hinschaut, sind "Unfälle" mit selbigen vielleicht leichter zu vermeiden als solche mit z.B. Psychotherapeuten, denen hoffnungsvoll ein Generalverdacht der Kompetenz und menschlichen Eignung anhaftet.
Insofern kann ich Aufstellerschelte so gar nicht nachvollziehen, denn wie könnte man eine so vielfältige Szene gemeinsam in eine Schublade stecken.
Allerdings - durch sehr kleine Karos betrachtet, geht das dann vielleicht doch
Beste Grüße,
Eva