Das Pentagramm
Das Pentagramm ist der in einer geschlossenen, fünfmal im Winkel von 36° gleichlang abknickenden Linie gezeichnete fünfspitzige Stern mit einem Fünfeck in seiner Mitte. Weitere Volksnamen dieses Symbols sind Fünfstern, Drudenfuß, Trudenfuß, Drudenkreuz, Alpfuß, Alpkreuz, Nornenstapfe, Hexenstern und Maarfuß. In Magierkreisen wird es manchmal auch als Pentangulum, Pentakel, signum sanitatis oder signum Pythagoricum genannt, und in der Heraldik wird es als Pentalpha (fünfmal der griechische Buchstabe Alpha) bezeichnet.
Das Pentagramm ist nicht mit dem Pentagon zu verwechseln, welches lediglich ein Fünfeck ist. Das Pentagon findet man im Inneren des Pentagramms wieder und kann es auch um die Spitzen des Sterns zeichnen.
Die Elemente im Pentagramm
Die Symbolik des Pentagramms bezieht sich auf die fünf Elemente und erinnert gleichzeitig an die Form des menschlichen Körpers. Als Sinnbild für den Menschen selbst (Kopf, Arme und Beine jeweils in einem Ausläufer) spricht es sowohl den Gedanken der materiellen wie auch der immateriellen Kreativität an und lehrt, daß das letztere vor der ersteren zu geschehen hat, wenn etwas dabei herauskommen soll.
Darüber hinaus nennt es alle Dinge, die zur Erschaffung materieller Erscheinungsformen notwendig sind, nämlich die rationelle Kraft der Luft, die transformatorische Kraft Feuer, die Schöpferkraft des Wassers, die Tatkraft zur Materialisation der Erde und die bewußte Kraft des fünften Elements, dem Geist. Zugleich weist es aber auch auf das Gleichgewicht und den Gegensatz sowie das Zusammenwirken der fünf Elemente hin.
Jedem Ausläufer des Pentagramms ist ein Element zugeordnet. Da der Geist jedoch sprichwörtlich über die Materie gestellt wird, stellt sich die Frage, warum eben jenes fünfte Element ein äußerer Teil des Sterns ist und sich nicht in der Mitte befindet. Das liegt zum einen daran, daß "Geist über Materie" ein sehr subjektiver Satz ist. In Wahrheit sind alle Elemente gleichwertig, denn nichts geht, wenn eines fehlt, dann ist auch kein Leben möglich.
Zum anderen entstammt das Pentagramm der mittelalterlichen europäischen Kultur, die mitnichten das Universum, sondern sich selbst als im Zentrum aller Dinge stehend zu sehen pflegte, und der Mensch - das Ich - ist das Zentrum und die Summe der fünf Elemente, aus denen er besteht. Auch ein Magier hat ein solches egozentrisches Weltbild, mit sich selbst im Zentrum seines individuellen Erfahrungsraumes.
Für die Anordnung der Elemente im Pentagramm gibt es verschiedene Auffassungen. Diejenige, der ich folge, ist folgendermaßen festgelegt und begründet. Zunächst einmal stellt man sich den Menschen im Pentagramm wie das eigene Spiegelbild oder den eigenen Schatten vor, wenn man vor seinem unteren Ende steht. Schließlich soll es den Magier ja selbst wiedergeben. Im Gegensatz zur berühmten Zeichnung des Menschen im Pentagramm, reflektiert es dadurch aber das Hinein, nicht das Hinaus. Der Mensch würde also bäuchlings auf einem Ritualpentagramm liegen, nicht auf dem Rücken wie bei der Zeichnung. Somit entspricht der rechte obere Zacken auch dem rechten Arm des Magiers und nicht dem linken.
Das Element Geist wird dem Kopf des Menschen zugeordnet und kommt an die Spitze. Es ist wichtig, aber nicht wichtiger oder höher gestellt als die anderen Elemente, auch wenn der Mensch es subjektiv so empfinden mag. Man unterteilt die Elemente ja in aktive und passive, wobei der Geist beides ist, denn er ist aktiv wenn man wach ist und passiv (aber nicht weniger eifrig) wenn man schläft.
Nun liegt es nahe, die aktiven Elemente den Händen (Armen) zuzuordnen. Das Feuer entspringt dem Herzen und befindet sich daher links oben. Die Kraft der Luft ist die rechte Hand, die den der Luft zugeordneten Ritualdolch führt (Linkshänder haben trotzdem rechts die Luft) und dort befindet sich auch der größere der beiden Lungenflügel zum Atmen. Deshalb ist die Luft rechts oben anzusiedeln.
Die passiven Elemente sind materiell schwer und gehören auch aus anderen Gründen nach unten. Die Erde ist links unten, das Bein (meist das Sprungbein), das am meisten mit der Erde verbunden ist und den Magier "erdet". Außerdem muß die Erde als gegenteiliges Element der Luft dieser gegenüber (genau gegenüber ist in einem Pentagramm ja nicht möglich) liegen und nicht nebenan. Bleibt für das Wasser noch der Platz rechts unten, dem Feuer als dessen opponierendes Element gegenüberliegend.
All diese Interaktionen bündeln ihre Energie und machen so die Einzigartigkeit des Pentagramms wie auch des Menschen aus. Die Linienführung des Pentagramms weist auf die Unendlichkeit hin, gleich des Zyklus von Tod und Wiedergeburt allen Seins. Dies drückt auch der Umschließende Kreis aus, der ein weiterer Ergänzungspart des Pentagramms ist. Alles zusammen stellt ein universelles Symbol dar.
Sowie der Kreis unendlich und neutral ist, trägt das Pentagramm immer eine nach oben (Stern) und eine nach unten (Fünfeck) weisende Spitze in sich. Der Schwerpunkt liegt zwar immer dort, wo die Sternspitze hinzeigt, aber durch das umgekehrte Fünfeck im inneren entsteht ein Zweig der Ausgleichung.
Eine nach oben weisende Spitze verstärkt den positiven Aspekt, nach unten betont sie den negativen Aspekt. Wegen all dem weist ein nach oben gestelltes Pentagramm einen enormen Schutzwert auf, vielleicht den Höchsten aller Symbole, denn das Pentagramm ist in jedem Menschen vorhanden und stellt dessen Essenz dar.
Die Geschichte des Pentagramms
Der Ursprung dieses bekannten Zeichens und Symbols verliert sich im Altertum, aber es kommt in fast allen Frühkulturen der Erde vor. Möglicherweise hielt man die versteinerten, fünfstrahlig symmetrischen Kalkskelette bestimmter Stachelhäuter (Seeigel, Seestern), die man im Boden fand, für magisch, da deren Aufbau ungewöhnlich ist. Man hat fossile Seeigel schon in der Bronzezeit als magische Grabbeigaben verwendet. Die ältesten dargestellten Pentagramme, die man bei Ausgrabungen fand, werden auf 2000 v.u.Z. datiert. Im alten Babylon schon war dieses Zeichen der Göttin Ishtar, die der Aphrodite bzw. Venus entspricht, zugeordnet.
Es wurde häufig auf antiken griechischen Münzen dargestellt und erhielt eine hohe Bedeutung auch bei den verschiedenen gnostischen Münzen und Sekten, deren heilige Zahl die fünf war, da auch sie die fünf Elemente kannten (Licht, Luft, Wind Feuer und Wasser). Bei den jüdischen und insbesondere christlichen Gnostikern der Spätantike, wie etwa den Bogumilen, war das Pentagramm ein Symbol für die fünf Elemente der Griechen, aus denen für sie die Welt bestand. Auf alten Grabsteinen in Kroatien, wo viele Bogumilen begraben liegen, befindet sich recht häufig ein Pentagramm als Relief.
Ebenfalls im antiken Griechenland verwendete Pythagoras das Pentagramm als Symbol für Gesundheit (signum sanitatis). Seine Anhänger trugen es als Erkennungszeichen, deshalb wird es heute noch signum pythagoricum (lat.: Zeichen der Pythagoräer) genannt. Die Pythagoräer nannten es Pentalpha (durch 5 Alpha-Zeichen gebildet), verwendeten es als Zeichen für Gesundheit an Leib und Seele und setzten es daher gern an den Beginn ihrer Briefe.
Auf den "Abraxas"-Amuletten trat dieser Fünfstern ebenfalls häufig auf, genauso wie später in der magischen Literatur des Abendlandes. Im Mittelalter wurde es bei Zauberformeln gebraucht und sollte seine Herrschaft über die Elementargeister ausüben. Es wurde sogar von einigen Kreuzrittern als Zeichen getragen. Gigantische Fünfsterne sind in Frankreich zu finden. In der Gegend von Rennes-le-Château liegen zwei gedachte Pentagramme mit einer Achsenlänge von jeweils genau vier Meilen, deren Eckpunkte Templerburgen bilden. Das aufrecht stehende Pentagramm war für die Alchemisten des Mittelalters das Symbol des Menschen (wird weiter unten erklärt).
Drudenfuß wurde das Pentagramm genannt, weil man sich seiner zur Abwehr von Hexen und Druden bediente. Druden (auch Druten oder Truden) sind im alten deutschen Volksglauben böse weibliche Nachtgeister, die Alpträume bescheren, vereinzelt auch gute, schöne Geister im Gefolge der Göttin Holda bzw. Perchta. Dieser Glaube ist am meisten verbreitet in Bayern, Tirol und Siebenbürgen. Noch heute gebraucht der Aberglaube dieses Zeichen, um Geister und böse Hexen von Viehställen, Türschwellen, Wiegen, Ställen Betten usw. abzuhalten. Als dämonenbannendes Zeichen tritt das Pentagramm daher oft in Holz geschnitzt auf alten Türbalken, Türschwellen und Almtüren auf.
Auch Goethes Dr. Faust beschwört Mephisto, indem er ein Pentagramm als Abwehrzauber und zur Bannung der Elementargeister benutzt. Häufig war es auch das Abzeichen geheimer Gesellschaften. Das Pentagramm findet man in alten Kirchen (z.B. im Dom von Paderborn, wo im hinteren Fenster zwischen den zwei Mittelfenstern ein Pentagramm fest verankert ist, oder gar am Westfenster der Westminsterabtei in London), auf alten Grabsteinen, im Gebälk alter Häuser, eingeritzt in Stein oder Felswänden, als Schmuck oder auch Kunstgegenstand.
Die Ortschaft Knielingen bei Karlsruhe trägt ein Pentagramm im Wappen, und die ringsum liegenden Kirchen in Eggenstein, Kleinsteinbach, Bismarckstein, St. Wendelin und Büchelberg sind im präzisen Muster eines Fünfsterns angeordnet.
Lange Zeit galt das Pentagramm als Schutzsymbol, erst die christliche Kirche späterer Zeit verunglimpfte es als Satansstern und tut dies bis heute, obwohl es in der frühchristlichen Ikonographie als ein Zeichen für die fünf Wunden Christi war. Die Gründe dafür werden wohl ewig im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben, aber vielleicht wollte sie dieses auch heidnische Symbol, welches tief in den Köpfen der Menschen verwurzelt war, verbannen.
Das Pentagramm spielt heute praktisch in allen magischen Bereichen der westlichen Welt ein Rolle. So ist es z.B. in der Wicca-Tradition das zentrale Symbol. Es dient als Erkennungszeichen Eingeweihter und wird gern als Ohrring, Anhänger oder Brosche getragen. In Marokko trägt sogar die Fluglinie "Royal Air Marokko" das Pentagramm in Ihrem Firmenlogo.
Der Fünfstern dominiert sogar die Flaggen von Weltmächten, nämlich der USA und der ehemaligen UdSSR. Kurioserweise sieht sich die USA als Verteidiger des Christentums und die ehemalige UdSSR hat sich davon distanziert. Dennoch verwenden beide ein eigentlich magisches und von christlicher Seite umstrittenes Symbol.
Als Zeichen für Magie, die Elemente und das Leben und auch als Schutzzeichen, wurde und wird es Magiern und Hexen, aber auch vom einfachen Volk, schon seit langer Zeit verwendet.