Die intuitive Erfahrung des Bewusstseins ist die Ebene der ‹Kosmischen Jungfrau Sophia›, die als ‹Heiliger Geist›, vom göttlichen Standpunkt aus, das zweite Angesicht der Trinität bildet. Von Rudolf Steiner wird diese Ebene als ‹Geistselbst› bezeichnet.
‹Weib› ist der edelste Name, den man der Seele zulegen kann, und ist viel edler als ‹Jungfrau›. Dass der Mensch Gott in sich empfängt, das ist gut, und in dieser Empfänglichkeit ist er Jungfrau. Dass aber Gott fruchtbar in ihm werde, das ist besser; denn Fruchtbarwerden der Gabe, das allein ist Dankbarkeit für die Gabe, und da ist der Geist Weib in der wieder gebärenden Dankbarkeit, wo er Jesum wiedergebiert in Gottes väterliches Herz.»
Meister Eckhart
«Du erkennst dein eigenes wahres Anlitz im Spiegel des Kosmos selbst: Deine Identität ist wahrhaftig das Weltall, und du bist nicht mehr Teil dieses Stroms, du bist dieser Strom in einem Weltall, das sich nicht um dich, sondern in dir entfaltet. Es gibt hier kein endgültiges Ganzes mehr, nur einen endlosen Prozess, und du bist die Öffnung, die Lichtung oder die reine Leerheit, in der sich der ganze Prozess entfaltet – endlos, wunderbar, unaufhörlich, leicht. Das ganze Spiel ist ausgelöscht, dieser Alptraum der Evolution, und du bist genau da, wo du vor Beginn dieser Show warst. Im Schock der plötzlichen Erkenntnis des ganz Offensichtlichen siehst du dein eigenes ursprüngliches Antlitz, das Antlitz, das du vor dem Urknall hattest, das Antlitz der äußersten Leerheit, die als die ganze Schöpfung lächelt und als der ganze Kosmos singt – und all dies ist in diesem Urerkennen ausgelöscht, und es bleibt nichts zurück als das Lächeln und die Spiegelung des Mondes auf einem stillen Teich, tief in einer kristallklaren Nacht.»
Ken Wilber
Ken Wilber glaubt, dass jeder Mensch, Erleuchtung erfahren kann. Im Gegensatz dazu ist eine Annäherung an die nächsthöhere Ebene des Christus unmittelbar mit einer grundlegenden Umwandlung des Menschen verbunden. Erst auf dieser Ebene erschließt sich der Sinn des Werdens. Ken Wilber sieht die Schöpfung als Ergebnis eines sich langweilenden Gottes, der die polare Welt von Leid und Glück hervorbringt, die wir zu zu überwinden haben, um Gott zu finden.
Die Rosenkreuzerweisheit kommt dagegen dem Mysterium der Menschwerdung des Göttlichen viel näher, indem sie mit einer erweiterten Sichtweise die Evolution der Erde betrachtet. In ihr lebt die Schaung, dass, wenn der ‹Göttliche Punkt› in seiner Ausatmung
die größte ‹Gottesferne› erreicht hat, ‹Er› als ‹Ich› wiederum im Umraum aufleuchtet. So betrachtet die Rosenkreuzerweisheit das göttliche Licht, wie es auf dem
Weg der Involution in seiner größten Verdichtung, im Menschensohn Jesus, für alle Menschen als das Christus-Ich aufleuchtet. So erst kann der Erlösungsprozess der Erde, deren Verwandlung zu einer neuen Sonne und deren Rückführung in dem Evolutionsprozess zum Göttlichen hin, eingeleitet werden.
Wie ich es sehe, ist im Vergleich zu den christlichen Mystikern, Ken Wilber bei weitem noch nicht am zweiten Tor des Herzens angelangt.
Aus den Herzenskräften heraus haben wir aber die Möglichkeit, die frei von jeder Glaubensrichtung, den gemeinsamen Boden zu erkennen auf dem eine gleichberechtigte Begegnung stattfinden kann.
Die reinen kindlichen Seelenkräfte, die uns aus dem Wiederfinden der kosmischen Sophia erwachsen, entsteht die „schauende Erkenntnis“ als Ausdruck der „gestaltenden Mitte“, in der wir die Sonne in uns wiederfinden.
„Und je mehr wir fortschreiten in der zukünftigen Menschheitsentwickelung, desto mehr werden die Religionen sich vereinigen, wie der Buddha und der Christus selber sich in unseren Herzen vereinigen."
Rudolf Steiner