In Ergänzung zum Eingangsbeitrag:
Der Begriff
Wahn repräsentiert eine Überzeugung, die
logisch inkonsistent ist oder wohlbestätigtem Wissen über die reale Welt widerspricht
und
trotz gegenteiliger Belege aufrechterhalten wird, weil die persönliche Gewissheit der Betroffenen so stark ist, dass sie rational nicht mehr zugänglich sind.
Formen von Wahn
Beeinträchtigungswahn und Verfolgungswahn
Die betroffene Person fühlt sich von ihrer Umwelt beeinträchtigt, d.h. sie fühlt sich von ihren Mitmenschen beleidigt, erniedrigt, verhöhnt, man trachtet nach ihrem Leben etc., während die Mitmenschen nichts dergleichen wahrnehmen. Als eine stärkere Form des Beeinträchtigungswahns gilt der Verfolgungswahn: der betroffene Mensch fühlt sich verfolgt und/oder beobachtet, z.B. von Agenten, Außerirdischen oder anderen. Er interpretiert dabei Ereignisse in seiner Umgebung entgegen der Überzeugung ihrer Mitmenschen häufig als Spionage- oder Überwachungsaktionen.
Beziehungswahn
Der Betroffene bezieht Dinge und Ereignisse in seiner Umgebung auf sich, die nach Ansicht seiner Mitmenschen gar nichts mit ihm zu tun haben; er glaubt beispielsweise, dass Fernsehnachrichten versteckte Botschaften an ihn persönlich enthalten. Der Beziehungswahn ist besonders bei paranoischen Formen zu beobachten, bei denen er oft das Fundament des übrigen Wahngebäudes bildet.
Verarmungswahn
Die betroffene Person fühlt sich arm, oder fürchtet, zu verarmen, obwohl ihre Mitmenschen dafür keinerlei Hinweise wahrnehmen bzw. ihre finanzielle Situation vollkommen unverändert ist.
Schuldwahn
Die Person glaubt, dass sie Schuld an Ereignissen trägt, mit denen sie nichts zu tun hat (z.B. "meinetwegen gibt es Armut auf der Welt"). Meist führt sie dies darauf zurück, sündig zu sein, gegen göttliche oder moralische Prinzipien verstoßen zu haben, sich versündigt zu haben und erwartet, dafür bestraft zu werden. Daher auch Versündigungswahn genannt.
Krankheitswahn
Der Betroffene glaubt sich unheilbar krank, dem Siechtum oder dem Tod nahe u.a. durch Krebs, Multiple Sklerose, HIV oder diffuseren Erkrankungen wie "Schrumpfung innerer Organe"/"Hirnschwund", obwohl keine medizinischen Befunde hierfür vorliegen. Siehe auch Hypochondrie.
Nichtigkeitswahn
Die betroffene Person hält sich für sehr minderwertig, unwichtig, im Extremfall (nihilistischer Wahn) für gar nicht existent, obwohl ihre Mitmenschen sie als gleichwertig, wichtig und präsent wahrnehmen.
Devitalisierungswahn
Der Patient "leugnet" seine eigene Existenz ("Ich bin tot." Cotard-Syndrom).
Erfinderwahn
Eine Person hält sich für einen genialen Erfinder, entwickelt zahllose Apparaturen, die nach den Tests ihrer Mitmenschen teilweise gar nicht funktionieren oder in deren Augen keinen Zweck erfüllen.
Eifersuchtswahn
Der Betroffene ist in einem Maße eifersüchtig auf den Lebenspartner oder die Lebenspartnerin, das seine Mitmenschen als übertrieben empfinden. Er interpretiert diverse Ereignisse als Beweis für einen Treuebruch. Eifersuchtswahn wird häufig bei Alkoholkrankheit und Demenz diagnostiziert und in einen Zusammenhang mit Gewalt gegen den Partner bzw. die Partnerin gestellt.
Lauter einträgliche Befunde nicht wahr?