Somit wäre die Liebe eines Menschen nicht nur die Manifestation meines Betrachtens, sondern auch die Wirklichkeit Gottes.
Dass es sich beim Materiellen lediglich um eine Illusion bzw. um eine Manifestation gedanklicher Inhalte und Ideen handele, postulieren vor allem Idealisten. Selbstverständlich besteht theoretisch die Möglichkeit, dass das Reale nur das Konstrukt eines sibyllinischen Träumers ist. Doch warum sollte ich derartige Spekulationen anstellen? Sie sind weder falsifizierbar noch verifizierbar und besitzen keinerlei Erklärungswert. Aus epistemologischer Perspektive sind solche idealistischen Modelle also völlig sinnfrei.
Mir sind Idealisten bekannt, die behaupten, dass spezielle quantenphysikalische Phänomene die Theorie des Idealismus bestätigten. Dazu gehört beispielsweise der Kollaps von Wahrscheinlichkeitswellen bei bewusster Observation von Quantensystemen. Die Idealsten dementieren in diesem Falle, dass die physikalische Messung den Zusammenbruch der Wellenfunktion generiere und postulieren stattdessen, dass das Bewusstsein, also die bewusste Betrachtung per se, für das Kollabieren der Wellenfunktion verantwortlich sei.
Wenn diese idealistische Vermutung tatsächlich zuträfe, wieso können wir dann nicht auch die Spezifität des Ausgangs einer solchen Zustandsreduktion mittels bewussten Wünschens determinieren? Wieso ist selbige ein Zufallsereignis und unterliegt nicht meinem Bewusstsein und seinem Wollen? Diese Frage beantworten Idealisten erfahrungsgemäß nicht. Oftmals ignorieren sie auch das Faktum, dass experimentelle Daten nahelegen, dass tatsächlich die physikalische Interaktion, die während der Messung der quantenmechanischen Syseteme auftritt, für den Kollaps der Wellenfunktionen ursächlich ist.
Das Thema wurde bereits ansatzweise in der Rubrik "Wissenschaft und Spiritualität" diskutiert. Konstatiert wurde, dass verschiedene Modelle zur Beschreibung der Existenz vorliegen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um den materialistisch-reduktionistischen Monismus (Materialismus, Naturalismus, Physikalismus), der alle Erscheinungsformen des Seins auf materielle oder energetische Komponenten zurückführt. Die einzige Einheit bildet hier also das physikalisch Reale, das Beobachtbare, das diversen Messinstrumenten Zugängliche.
Darüber hinaus existiert der bereits erwähnte Idealismus, der den Geist bzw. das Bewusste als Ursprung des Facettenreichtums der Existenz definiert: Alles Vorhandene sei demnach nur die Manifestation mentaler Inhalte. Warum es mir dann aber nicht gegeben ist, die Welt z. B. telekinetisch, also mit Hilfe gedankliche Instruktionen zu manipulieren, ist die relevante Frage. Meine Fantasien erleben zumindest keine Realisierung, wenn ich einfach nur denke.
Schlussendlich gibt es zustätzlich dualistische Theorien, die von der realen Existenz zweier ontologischer Entitäten ausgehen: Materie und Geist. In einigen dualistischen Konzepten können die beiden Substanzen miteinander korrelieren, in anderen wiederum nicht.
Manche Idealisten differenzieren nach meiner Erfahrung nicht ausreichend. Sie deduzieren aus dem radikalen Konstruktivismus, der besagt, dass das Hirn des Menschen das Abbild der Realität bloß konstruiere, eine idealistische Philosophie. Unzulässigerweise setzen sie
das Reale mit der vom Gehirn zur Verfügung gestellten
Repräsentation des Realen gleich, also objektive Realität = subjektive Wahrnehmung. Das ist aber ein fataler Irrtum. Wäre dies korrekt, müsste es unendlich viele, teilweise zueinander im Widerspruch stehende Wirklichkeiten geben, was die Logik jedoch verbietet. Denn das Kriterium des Wahren ist nun einmal die logische Konsistenz, die Widerspruchsfreiheit. Beispiel: Ein Farbenblinder sähe nicht deshalb alle Farben, weil er farbenblind ist, sondern weil er eine eigene Realität besitzt, in der bestimmte Farben halt nicht existent sind... Wenn es aber so viele individuelle Wirklichkeiten gibt, dann ist wohl die Frage legitim, weshalb der Straßenverkehr so strukturiert ablaufen kann, warum wir alle dieselben Treppen beschreiten und dieselben Räume betreten usw. usf.