Meiner Ansicht nach ist Demut sowohl Voraussetzung für als auch Folge von Erkenntnis und auch Macht. Daraus ergibt sich eine Art Wechselspiel... Demut bedeutet dabei eine Distanzierung zum "Ich" und eine immer gleichgültiger werdende Einstellung allen Dingen gegenüber. Aber positiv verstanden, also gleich gültig...
Das "Ich" bleibt der Fokus, aber die Erkenntnis weiß, dass es weder mehr noch alles ist und das alles letztlich Schein ist. Vor allem geht es um die Frage der Ursächlichkeit und so sehr die Persönlichkeit auch scheinen kann als sei sie Ursache, so ist doch immer auch das Wissen da, dass sie Wirkung ist wie alles andere... Die Jesus-Aussage von Mdelajo zielt darauf ab. Macht ist dann auch nicht wirklich Macht-über-andere/s, sondern alles ist nur eine Bewegung... ohne das Ursache und Wirkung getrennt wird. Ein bisschen wie in den Kampfkunstphilosophien der Überlegene und der Unterlegene nicht auseinander-analysiert sondern als Einheit gesehen werden.
Was dabei auch wichtig ist: Der "Ich-Gedanke" muss zurücktreten weil er der Ausgangspunkt bzw. der Dreh und Angelpunkt von Urteilen auf der Basis von Irrtum ist, bzw. durch Urteile dazu neigt Schwäche und Machtlosigkeit wahr zu machen und zu erfahren. Das Gegenteil von Demut führt geradewegs ins Leid und in die Machtlosigkeit, was wiederum eine harte weil demütigende Schule ist. Demütigung und Demut hat aber eigentlich noch nichts miteinander zu tun, weil das eine tatsächlich Leid bedeutet das andere nicht. Aber Erkenntnis aus Demütigung wird zu Demut, insofern kann man vielleicht sagen dass Demütigung ein Weg hin zu Demut ist. Den Widerstand niederknüppeln bis Demut da ist sozusagen. *g*
Und das ist ein wirklich interessanter Punkt, weil es ein Fakt ist dass "Super-Egos" gerade in den Bereichen wo sie sich aufblasen machtlos sind.
In den Bereichen echter Fähigkeit haben sie eine gewisse Demut. Das kann man oft an Künstlern sehen, die teilweise ja sehr zu aufgeblasenen Egos neigen. Aber in ihrer Kunst ist in der Regel große Aufrichtigkeit die Schwäche zeigt. Ein aufgeblasenes Ego hat noch falsche Prioritäten, die Angst vor Ablehnung und das Bedürfnis nach Kompensation ist noch so groß, dass Schein wichtiger als Sein ist. Daher ist ein Mangel an Demut auch sehr mit dem Thema Beziehungen verknüpft. Und gute Beziehungen sind immer auch ein Zeichen für Macht. Sie zu brauchen zeigt Machtlosigkeit, gute Beziehungen aber zu haben, "ermächtigt".. Nicht über diese Menschen, sondern durch die Angstlosigkeit, wobei es v.a. um die Angst vor Ablehnung geht, welche die Angst ist, die am weitesten von der Erkenntnis der Einheit entfernt ist.
Und "haben" ist in diesem Kontext leicht misszuverstehen, weil es weniger ein "dazu" ist als vielmehr ein "zurück zum natürlichen Zustand", weil Angst durch Erkenntnis aufgelöst wurde, wodurch dann automatisch alle Beziehungen besser werden (natürlich am deutlichsten zu Menschen, aber insgesamt zur Realität sozusagen). Da könnte man auch gleich wieder einen Schlenker zum Thema Liebe und Wille und Liebe und Macht einfügen... Eigentlich ist der Respekt innerhalb einer wirklich guten Beziehung das was mit Demut gemeint ist. Es ist also nicht Verehrung oder dienen oder so etwas.
Man kann es im Bereich Magie wirklich auf den Punkt bringen, dass Demut eine Voraussetzung ist. Aber auch eine Folge... und Demut ist eine Art natürlicher Zustand, während das Gegenteil unnatürlich bzw. ein irrtümlicher Zustand ist, weil falsche Wertigkeiten und Urteile als wahr erscheinen, dadurch aber auch immer mehr Chaos, Verwirrung und Machtlosigkeit herrscht. Man kann sogar sagen: In allen Bereichen in denen man leidet ist ein Mangel an Demut erkennbar, weil Leiden durch Widerstand entsteht und ein Mangel an Demut bedeutet immer Widerstand und Widerstand geht immer Richtung Selbstzerstörung. Viele würden ja eher denken, dass man dort wo Leid ist auch Demut findet... Man findet jede Menge Demütigungen, aber noch nicht wirkliche Demut.
Auf jeden Fall greift das alles sehr ineinander und geht immer in beide Richtungen. Auch bei diesem Thema ist die Frage der Zeit eigentlich wichtig, weil der Zustand jetzt und der Zustand gleich extrem verschieden sein können, was all diese Themen (Demut, Erkenntnis, Verwirrung, Leid, Macht usw.) betrifft. Aber deshalb kann es einen auch sehr helfen wenn man darauf achtet wo man demütig ist (wobei es nicht Demut eines Dieners ist) und wo das Ego "Für mich" schreit... denn genau da wo es schreit bekommt es nix außer Demütigungen.
Und was auch wichtig ist: Demut ist ebenfalls nicht ein "Haben-Zustand", sondern ein natürlicher Zustand der vom Gegenteil überdeckt wird bis er sich zeigt, wobei das verdecken immer Kompensation ist. Und da gibt es immer ein Motiv das wiederum mit Demütigung zu tun hat, sozusagen ein Persönlichkeitsaspekt der sich gedemütigt fühlt und das ausgleichen will. Wenn man das Motiv und diesen Aspekt erkennt (das kann z.B. der Wunsch sein den Eltern etwas zu beweisen, weil sie deutlich machten dass sie einen für dumm halten) und man in der Folge bewusst genug ist dem nicht mehr zu folgen, nicht mehr darauf zu reagieren, durch das Überspielen der natürlichen Demut, löst es sich. (Auf etwas zu reagieren bedeutet es zu bestätigen... "Energie zu geben" und umgekehrt).
VG,
C.