Haus 6 also ... die handelsüblichen Schlagworte wären wohl Gesundheit bzw. Arbeit. Wie kommt es dazu?
Ich meine, Häuserdeutungen sind plausibler abzuleiten, wenn ich das dahinter liegende "Aufbauschema" berücksichtige: Jeder Quadrant beginnt mit einem kardinalen Haus, das das Potenzial des Quadranten definiert, es geht weiter mit einem fixen Haus, in dem dieses Potenzial konkrete Gestalt annimmt, abgesichert und abgegrenzt wird, und schließlich mündet es in das bewegliche Haus, wo die Dinge in Funktion gesetzt werden. Man sieht schon... das entspricht zugleich auch der Signatur der mundanen Häuserzeichen des 1. Quadranten: Widder, Stier, Zwilling.
Die folgenden Quadranten sind nach dem gleichen Schema gestrickt. Hier geht es konkret um den zweiten Quadranten - also Haus 4 das Potenzial dieses Quadranten, das Mond-Haus des Empfindens, des auf uns einströmenden Inputs von Außenreizen jeglicher Art. Haus 5 sichert und grenzt unsere Ich-Instanzen, unser Selbst von dieser Reizflut ab. Als Inseln von Bewusstsein auf dem Strom des Unbewussten, als Äußerung dessen, was wir verinnerlicht haben. Und jetzt 6: die Integration dieser beiden Bereiche, des Inputs und der Selbst-Bestimmung, der Überflutung und des Abgrenzens, des Empfindens und der emotionalen Äußerung.
Leicht nachvollziehbar: Wenn der Außenreiz ein Virus ist und die Abgrenzung nicht dicht genug ist, dann wird sich das in der Integration beider Funktionen als Erkrankung äußern. Wobei die späteren Quadranten die früheren immer mitnehmen. Wie Rita schon sagte: eine stoffliche (Virus-)Infektion ist eher eine Attacke aus 1, und die konkret-materielle Abgrenzung wäre in 2 zu suchen. In 3 wirkt sich das dann physiologisch-organisch-funktional aus (da sind dann auch die Apparate und Chemiebomben der Medizin zu Hause), in 6 erleben wir das als Störung der körperlich-seelischen Integration, als Kranksein. Wenn die auslösende Störung (ich sage absichtlich nicht: die ursächliche...) im zweiten Quadranten liegt, also zum Beispiel ein gering entwickeltes Abgrenzungsvermögen gegenüber belastendem seelischem Input, Stress am Arbeitsplatz oder destruktive Elternbindungen oder so, dann kann sich die Integrationsstörung in H6 als psychosomatisches Symptom äußern. Wenn die Selbstgewinnung in H5 nicht befriedigend klappt, kann aber auch über H11 kompensiert werden ... man wird dann ver-rückt, schizophren zum Beispiel (das Thema des Januskopfes, das mit dem alten mundanen 11er-Herrscher, dem Saturn (=Januar), gegeben ist, der H10 und H11 regiert).
In all diesen Fällen muss also gar nicht unbedingt in Haus 6 etwas Besonderes los sein, damit jemand krank wird. Es genügt, wenn die Dispositionen in den Häusern davor entsprechend getriggert werden (und auch dann geht es nicht automatisch). Wenn allerdings in Haus 6 eine signifikante Konstellation gegeben ist, die darauf hindeutet, dass jemand über Krankheit die (Des)Integration sucht, dann kann das ein guter Hinweis sein, die eigenen Reiz-Reaktions-Schemata genauer zu betrachten und ggf. zu bearbeiten bzw. sich Hilfen zur Bearbeitung zu besorgen.
Wobei - nochmals betont - Krankheit nur eine Möglichkeit von etlichen ist, (Des)Integration zu leben. Ich hab meinen UR in 6, in Quadrat zur Sonne in 2, und ich hab das vor allem als oftmaligen Wechsel meiner Arbeitsfelder erlebt... und inzwischen mein Berufsleben darauf eingerichtet und abwechslungsreich gestaltet.
Randbemerkung noch zur Krankheit als Instrument, um Aufmerksamkeits- oder Selbstwertdefizite zu kompensieren: So ein "Schau her, ich hab das üblere Leiden!" ist auch nichts Anderes als der größere Porsche vor der Haustür (womöglich ist das eine eher weiblich und das andere eher männlich? *duck*). Da wird Krankheit vom krank Sein dissoziiert und verdinglicht, und da erfüllt die Krankheit dann durchaus auch eine Funktion im Sinne von H6: wenn es Defizite wie die genannten gibt, dann führt das Kranksein zu mehr Aufmerksamkeit und Wertigkeit, die arme Seele bekommt Gewicht durch das, was sie zu tragen hat. Das ist durchaus ein integrativer Nutzen, wenn auch ein destruktiver. Und bei Therapien ist dann immer die Frage, was wirklich bewirkt wird, wenn man solchen PatientInnen ihr Leiden erleichtert ... wohl mit ein Grund, dass die Behandlungen manchmal einfach nicht anschlagen.
Alles Liebe,
Jake