Kann man lieben lernen?

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aber uuur zach zum lesen im kleingedruckten taschenbuchformat :clown:

hab irgendwo im 2ten drittel aufgegeben weil ich den überblick verlor aufgrund des nichtvorhandenen lesezeichens... aber nächster anlauf folgt :)

lg, frosch :blume:

Mir hat damals eine sehr liebevolle Person eine Belohnung versprochen, wenn ich das brav lese.
Und was soll ich sagen, damals war ich noch brav :daisy:

LG:)
 
Hallo,

es kommt darauf an, was du unter "lernen" verstehst. Wenn du damit meinst, "lernen", wie Lernen eines Spiels, dann kann man Liebe nicht lernen. Es reicht nicht aus, Regeln zu befolgen.

Es kommt aber auch darauf an, was du unter Liebe verstehst.
Ich verstehe unter Liebe nicht, dass ich eine Person begehre oder dass ich mich nach einer Person sehne, dass ich glaube, nicht ohne eine Person leben zu können. Das ist aus meiner Sicht Ausdruck von Abhängigkeit und hat nichts mit Liebe zu tun.
Auch Verliebtsein, Kribbeln im Bauch, vom anderen fasziniert sein, ihn toll finden, das hat alles auch nichts mit Liebe zu tun.

Ich finde es immer sehr bedenklich, wenn Menschen keine Beziehungen eingehen, weil sie sich nicht verlieben. Das heißt für mich, dass sie keine wirkliche Nähe eingehen können, dass sie einen realistischen Menschen nicht lieben können, dass sie die Phantasie eines Prinzen oder einer Prinzessin brauchen, um sich für einige Jahre binden zu können, um dann zu merken, dass derjenige kein Prinz bzw. keine Prinzessin ist.

Mitgefühl haben, das ist etwas, das der Liebe nahe kommt. Für den anderen offen sein, das ist ebenfalls etwas, das der Liebe nahe kommt.
Ich glaube, dass manche Menschen sogar ein wenig lieben und es gar nicht wissen, dass sie lieben, weil sie einfach nicht ihre Aufmerksamkeit auf dieses Gefühl bewusst richten, es nicht erkennen können.
Mitgefühl und Offensein reicht nicht aus für Liebe, weil es möglich ist, ständig für den anderen Mitgefühl zu fühlen, ständig für den anderen offen zu sein und sich dabei selbst zu vergessen. Das ist dann nur eine Helfer-Rolle, aber das ist auch keine Liebe.

Liebe setzt voraus, dass ich mich selbst lieben kann. Wenn ich z.B. irgend etwas mache, dann kann ich mich fragen, ob ich das wirklich machen sollte, wenn ich mich liebe. Beispielsweise kann sich ein Raucher fragen: wenn ich mich wirklich liebe, soll ich dann wirklich diese Zigarette rauchen? Ich glaube, dass, wenn ein Mensch hier "Ja" sagt, er das Rauchen mit "Verwöhnen" verwechselt. Eltern, die ihre Kinder verwöhnen, lieben ihre Kinder oft nicht - genauso wenig, wie Eltern, die zu streng zu ihren Kindern sind.
Lieben heißt, dass ich einen Zugang zu mir und zu dem anderen habe und dass ich wirklich fühle, was für mich, was für den anderen in dieser Situation, in der Gegenwart liebevoll ist.

Wenn Menschen zusammen kommen und sich verlieben, sich begehren, sich faszinieren, tollen Sex haben, dann entsteht anfangs oft immer auch zumindest ein klein wenig Liebe. Aber die Aufmerksamkeit liegt meist nicht auf dieser Liebe, sondern sie liegt meist auf dem Sex, auf dem Begehren, auf der Faszination (ach, wie toll er aussieht, wie erfolgreich er ist, etc.).
Wenn die Menschen liebevoll zu sich sind, dann wächst diese Liebe und sie ist dann auch noch da, wenn das Verliebtsein ausklingt. Wenn die Menschen zu sich nicht liebevoll sind, dann liegen viele Wunden offen, wenn das Verliebtsein vorüber ist: Wunden, die sie dem anderen angetan haben, Wunden die der andere ihnen angetan hat und vor allem auch Wunden, die sie sich selbst angetan haben ("Was habe ich nicht alles für dich getan! Und jetzt bist du so undankbar!", "Ich war doch immer für dich da!", etc.)


Wie kann man aber nun lernen, zu lieben? Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man bei sich selbst beginnt. Frage dich: was sollte ich jetzt tun, wenn ich mich liebe? Wenn du etwas tust, dann kannst du immer wieder fragen: wenn ich mich liebe, sollte ich das dann wirklich tun? Auf diese Weise lernt ein Mensch, sich zu lieben, er lernt, dass er oft die falsche Entscheidung trifft und entwickelt allmählich ein Gefühl, was es heißt, zu lieben. Man wird sich dann beispielsweise zu Beginn oft eingestehen, welches ´Hobby man eigentlich gerne ausüben würde - vielleicht sucht man sich sogar eine neue Arbeit. Bei all dem ist es sicherlich auch hilfreich wenn ein Mensch meditiert, zur Ruhe kommt, ein Gefühl für sich entwickelt, aber wahrscheinlich wird er sowieso meditieren, weil dies einfach liebevoll ist :)
Aber liebe kann mensch eben nicht einfach lernen, wie ein Spiel, denn Liebe setzt eine Persönlichkeitsentwicklung voraus.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Wow, Energeia, das war wirklich schön zu lesen jetzt!
Und hat mich veranlaßt, zu überprüfen, was ich mir gerade selbst antue - mich lieben oder mich gerade wieder selbst zu verletzen. Bin auf das Letztere gekommen.
Also wer Augen hat zu lesen und wer verstehen kann, was er liest - das sind wunderschöne Zeilen!

Liebe Grüsse

Sirya
 
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