east of the sun schrieb:
Hallo Damura,
ich überlege hin und her,aber zustimmen kann ich Dir nicht so richtig.
Was würdest Du konkret tun,wenn Du eine Erzieherin wärst,eine Gruppe von 10 Kindern hättest und sich 4 oder 5 KInder einfach nicht unterordnen können.Du kannst mit den anderen nichts richtiges anfangen (zoobesuche,basteln etc.) weil die anderen Kinder immer auffällig sind und "nach Hilfe schreien".
Was kann man da tun ,außer reden,zurechtweisen usw.
Also Theorie ist das eine und Praxis das andere.
East of the sun
Hi East.
Ich habe da so meine Erfahrungen gemacht. Mein Sohn war zb. in zwei Kigas. Im ersten wurde "Druck" ausgeübt und sehr viel "gestraft". Dort war immer eine sehr gespannte Athmosphäre, die Kinder waren auffällig, es herrschte viel Unruhe und Gewalt.
Dann haben wir gewechselt, ua. weil das Selbstbewußtsein meines Sohnes dazu führte, dass er mit 4 Jahren unterdrückt wurde und ich erkannte, dass man versuchte ihn zu brechen. In dem anderen Kiga war es vollständig anders. Dort habe ich in den 3 Jahren, die mein Sohn da war, nicht einmal eine Rauferei erlebt. Die Erzieherinnen waren alle noch jung und es herrschte eine offene und sehr soziale Athmosphäre. Den Kindern merkt man das noch bis heute am Umgang an. Es gab zb. ein Kinderparlament, in dem die Kinder im letzten KigaJahr selbst bestimmen durften: Verbesserungen im Kiga, Projekte planen und so weiter. Es gab Unmengen von Angeboten: Kochkurse, Tischtennis ...
und von sowas kommen die Kinder dann in die staatlichen Schulen und sind plötzlich absolut unmündig. Mein Sohn hat mcih gefragt, warum sie in der Schule eigentlich kein Mitspracherecht haben
Dort gibt es zwei Lehrerinnen in seiner Klasse. Die eine ist eine ältere Kraft so um die 60 und arbeitet konventionell mit Druck. Sie macht die Kinder moralisch fertig (Ihr seid alle mieß und dumm. So eine dumme Klasse gibt es an der ganzen Schule nicht usw. usw.) ... Jetzt haben wir eine neue junge Lehrerin die genau andersherum arbeitet. Sie motiviert die Kinder, lobt und gibt ihnen das Gefühl okay zu sein. Dieselben Kinder sind bei der einen Lehrerin unmöglich, stören den Unterricht - randalieren und und und ... und bei der anderen wird gelernt und mitgemacht. Diese geht jetzt leider schon wieder - bereits die zweite Lehrerin in der 1. Klasse und viele Kinder haben geweint als sie das hörten.
Also - lange Rede - kurzer Sinn
Was würde ich tun. Ich würde mich a) mit den Eltern zusammensetzen und zwar nicht in der Form "Stellen sie das gefälligst ab" sondern in der Form "wie können wir gemeinsam eine Lösung finden" und b) mal bei mir selbst reinschauen, ob ich vielleicht was falsch mache und die Kinder mir mit ihrem "Widerstand" etwas sagen wollen, mir zeigen wollen, wo ich sie falsch behandele.
Ich versuchs mit noch einem Beispiel:
Wir hatten Besuch von einem Schulfreund meines Sohnes. Aus vielen Erzählungen weiß ich, dass er zu einer Gruppe Jungs und Mädels gehörte, die einen denkbar schlechten Ruf haben. Sie sind sehr gewalttätig und aggressiv und fallen durch Ungehorsam, Rücksichtslosigkeit und Brutalität auf. Dieser Junge nun, so sagte die Mutter, gehörte einfach dazu (auch ortsmäßig gesehen), war aber eher ein Mitläufer und selbst wenn er nichts machte, bekam er die Schelte mit ab.
Als sie also hier spielten sah ich irgendwann im Kinderzimmer vorbei, weil es einfach zu laut war und Sachen durch die Gegend flogen und als ichdann sah, dass Knete auf der Erde verteilt war, habe ich losgeschimpft und da mein Sohn dann die Angewohnheit hat, mich noch mehr durch blöde Widerworte zu reizen, bin ich ganz schön laut geworden. Ich hab die Rabauken dann rausgeschmissen und gesagt, dass sie zum Toben gefälligst rausgehen sollen.
Als der Junge dann abgeholt wurde, sagte er weder "aufwiedersehen" und mein Sohn kam dann sehr traurig rein und sagte, er habe zu seiner Mutter gesagt: "Na endlich werde ich abgeholt."
Ich habe darüber nachgedacht und mir wurde klar, dass er wieder in dieser Situation war, sehr wahrscheinlich. Ich rief also seine Mutter an und erzählte ihr was gewesen war und sie bestätigte mir, dass der Junge gesagt hat, er sei total sauer gewesen, weil mein Sohn so laut gewesen war, dass es Schimpfe gab...
Ergo: Er war es gar nicht gewesen und anstatt direkt loszumotzen hätte ich vielleicht erst einmal die Lage peilen sollen und in Ruhe mit den Beiden reden können. Auch die Knete hat nichts im Kinderzimmer zu suchen, wenn andere Kinder kommen und ich nciht weiß, inwiefern sie schon mit solchen Dingen alleine und eigenverantwortlich umgehen können.
So sehe ich das.
Man kann nur mit den Dingen und Menschen so arbeiten - wie sie sind und nciht wie wir sie haben wollen. Ich glaube darin steckt viel von den Problemen - dieses andere "funktionieren machen wollen" ...