Grässliche kleine Tierchen

Immano

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In einem furchtbaren Albtraum vor einigen Tagen war ich im Urlaub, wahrscheinlich in Australien. Ich wohnte in einer modern eingerichteten Holzhütte. Auf dem Boden krabbelten viele grässliche kleine Tierchen rum. Es waren 3 Arten von Tierchen, die alle aggressiv wurden, wenn man ihnen zu nahe kam. Sie stürmten dann auf einen los und griffen an. Ein Tier, ein schwarzer Krebs, erwischte mich auch einmal, und es war wie ein elektrischer Schlag, der mich traf. Es war so schmerzhaft, dass ich fast ohnmächtig wurde. Was die anderen beiden Tierarten waren, weiß ich nicht mehr. Nur dass es immer mehr wurden.

Ich versuchte, weitere Bisse und Stiche zu vermeiden, indem ich niemals lange an einem Ort blieb, sondern in großen Schritten hin- und herhüpfte, sobald mich ein Tier angriff. Dort wartete dann aber immer schon das nächste, weil sie so dicht an dicht über den Boden verteilt waren.

Als ich aufwachte, rang ich japsend nach Luft, war sehr erschöpft und außerdem den ganzen Tag darauf wahnsinnig ängstlich. Erst am Abend brach ich in Tränen aus und konnte mich anschließend wieder beruhigen, und auch die Angst war verflogen.

Ich weiß nicht warum, aber im Nachhinein habe ich das Gefühl, ich hätte mich auf den Boden legen und den Tierchen hingeben sollen, ihnen trotzen und keine Angst vor ihnen haben sollen. Aber auf die Idee bin ich im Traum vor lauter Panik nicht gekommen.
 
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Ich weiß nicht warum, aber im Nachhinein habe ich das Gefühl, ich hätte mich auf den Boden legen und den Tierchen hingeben sollen, ihnen trotzen und keine Angst vor ihnen haben sollen. Aber auf die Idee bin ich im Traum vor lauter Panik nicht gekommen.

Eine sehr gute idee!:)
Panik verhindert alles, weil sie einen gefangenhält, man haftet maximal. Schreib dir doch vielleicht auf, wie du dich bei einem nächsten ähnlichen traum verhalten würdest. Welches verhalten würde dir mehr spielraum erlauben? Ich würde es wirklich schriftlich festhalten, weil worte gewichtig sind und sich ins unterbewusstsein eingraben und so wirksamkeit entfalten.

Ohne weiteres nachforschen klingen die 'kleine grässlichen tierchen', die dich attakierten und nicht in ruhe liessen, ja, dich gar verletzten, für mich nach etwas, dem du nicht ausweichen kannst, das an dir zerrt und reisst und dich gnadenlos umtreibt. Mit 'klein' können ganz viele (vielleicht einzeln gar unscheinbar wirkende) dinge gemeint sein, die erst durch ihre summe den quälenden effekt erzielen. Dein vehalten zeigt deine machtlosigkeit. Vielleicht siehst du dich einmal in deinem leben um, ob da in bestimmten bereichen solche tendenzen bestehen.

Das sich hinlegen und hingeben finde ich eine gute idee und ich halte ziemlich viel von eigenen deutungen. In der hingabe stellt man fest, dass vieles ganz anders aussieht, als in der eigenen vorstellung, die einem oftmals grausame streiche spielt.
Oder ähnlich einem sprichwort, das mein geschichtslehrers früher benutzte: 'Keine suppe wird so heiss gegessen, wie sie gekocht wird.':)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tiere stehen im allgemeinen für das Animalische im Menschen, also für all jene Kräfte in uns, welche uns nur halb bewusst und oft nicht ganz geheuer sind. (Dazu gehört insbesondere auch das Thema der Sexualität, wobei ich das in diesem Fall nicht spezifisch auf deinen Traum beziehen würde.)

Krebse leben am Strand oder im Meer. Es geht also um die Grenze zwischen dem undifferenzierten Unbewussten und dem Bewusstsein. In deinem Traum krabbeln die Tierchen am Boden herum, sie sind also im engen Kontakt mit der Erde. Auch hier wird noch einmal hervorgehoben, dass es sich um urtümliche Kräfte handelt.
Die Tierchen werden aggressiv, wenn man sich ihnen nähert, sie verstehen es also, sich zu wehren, vielleicht sind sie kampflustig, geben sich nicht so einfach geschlagen. Mit anderen Worten, wenn du diese animalischen Urinstinkte in dir bedrängst, wenn du ihnen (vermutlich mit negativen Absichten) zu nahe kommst, dann können sie für dich gefährlich werden, dann lehnen sie sich gegen deine Absichten auf. Es ist naheliegend, dass dich das ängstigt. Du kannst ihnen aber nicht ausweichen, sie sind überall.

Die Aufgabe wäre also, herauszufinden, was die Tierchen von dir möchten. Sie sind ja letztlich eine Seite von dir, also haben sie auch eine Daseinsberchtigung. Ich schliesse aus dem Traum, dass du eher jung als alt bist. Es gibt eine gute Übung, die ich selbst immer mal wieder anwende. Du findest eine nähere Beschreibung der Übung hier: http://www.youtube.com/watch?v=musZVjQzx_Q. Das funktioniert insgesamt recht gut mit Figuren aus Albträumen.
 
Ich denke, es geht um Streitigkeiten. Um Worte, die dich wie ein elektrischer Schlag trafen und
sehr schmerzhaft waren, dich sehr verletzt hatten.

Dein Gefühl im Nachhinein, wie du dich besser hättest verhalten sollen, beschreibt, wie du es
hättest anstellen können, daß dich die Worte nicht so verletzt hätten. Also Nachgeben (dich den
Tierchen hingeben)
 
Also Nachgeben (dich den
Tierchen hingeben)

Wobei ich nachgeben und hingeben gefühlsmässig nicht gleichsetzen würde. Wenn ich mich hingebe, tue ich meinen willen, wenn ich nachgebe, dann tue ich - meist - den eines andern. Die hingabe hat zur folge, dass ich etwas annehme, statt mich zu wehren, also einen grösseren spielraum schaffe. Wie ich mich letztlich entscheide und ob, steht dann auf einem anderen blatt.
 
Ich weiß nicht warum, aber im Nachhinein habe ich das Gefühl, ich hätte mich auf den Boden legen und den Tierchen hingeben sollen, ihnen trotzen und keine Angst vor ihnen haben sollen. Aber auf die Idee bin ich im Traum vor lauter Panik nicht gekommen.

Sehr gute Ahnung.

...Antwort zu diesen Fragen ist komplex. Es hat auch mit den zweiseitigen Wurzeln der buddhistischen Tradition zu tun, die einerseits eine zivilisierte, anderseits eine wilde ist. Auch hat es mit der Komplexität von Angst, selbst in seiner primitivsten Form, zu tun. Denke an ein Reh, daß plötzlich im Abblendlicht eines Jägers gefangen ist. Es ist verwirrt. Verärgert. Es nimmt Gefahr wahr und das es Schwach im Angesicht von der Gefahr ist. Die Verwirrung und die Ablehnung sind dabei die ungeschickten Elemente. Selbst wenn das Reh viele Auswege zur Verfügung stehen hätte, würde es die Verwirrung und Ablehnung vielleicht verursachen keinen davon zu benutzen. Diese Tatsache hält auch für Menschen stand. Die Fehler und Übel die wir begehen, wenn wir uns schwach im Angesicht von Gefahr wiederfinden, rühren aus der Verwirrung und Ablehnung. ...

Freiheit von Angst
www.zugangzureinsicht.org/html/lib/authors/thanissaro/fear.html

Lesenswert, wird Ihnen sicherlich etwas im Herzen freimachen.
 
Es stimmt beides ein bisschen: Einerseits habe ich momentan viele kleine Probleme, die in der Summe ein großes darstellen und die sich auch nicht auf die Schnelle lösen lassen, und musste in letzter Zeit viele Verletzungen erdulden. Andererseits wecken diese Verletzungen und auch meine eigene Hilflosigkeit animalische Instinkte wie Wut, Rachsucht, Hass und Heimtücke in mir, die mich verunsichern und gegen die ich unbewusst immer wieder ankämpfe, obwohl ich ja eigentlich weiß, dass mich das nicht weiterbringen wird.

Wahrscheinlich sollte der Traum mir sagen, dass ich mich diesen "finsteren" Gefühlen mal für eine Weile hingeben soll, was mich ja nicht automatisch dazu zwingt, auch dementsprechend zu handeln. Ich habe halt immer Angst, wenn ich solche Gefühle zulasse, dass sie mich dann kontrollieren und ich anfange, Dinge aus dem Affekt heraus zu tun, die ich dann später bereue. Ich vergesse dabei immer, dass ich es ja selbst bin, der die Entscheidung trifft, ob ich einem Gefühl eine entsprechende Handlung folgen lasse oder nicht.
 
Wahrscheinlich sollte der Traum mir sagen, dass ich mich diesen "finsteren" Gefühlen mal für eine Weile hingeben soll, was mich ja nicht automatisch dazu zwingt, auch dementsprechend zu handeln.

Gefühle wollen uns was sagen und ein titel wie 'finster' spricht ihnen ja schon eine gewisse legitimation ab, indem man sie dadurch negiert, nicht wahrhaben will. Damit verschwinden gefühle aber nicht, denn sie wollen wahrgenommen werden.


Ich habe halt immer Angst, wenn ich solche Gefühle zulasse, dass sie mich dann kontrollieren und ich anfange, Dinge aus dem Affekt heraus zu tun, die ich dann später bereue.

Ich glaube eher, es ist umgekehrt: Durch zulassen und annehmen erübrigt sich kontrolle auf beiden seiten. Das entspannt.

Ich vergesse dabei immer, dass ich es ja selbst bin, der die Entscheidung trifft, ob ich einem Gefühl eine entsprechende Handlung folgen lasse oder nicht.

:):thumbup:
 
Hey Mipa!

Ich habe Deinen Rat beherzigt und mir für meinen nächsten Traum selbst mehr Gelassenheit verordnet. Es hat tatsächlich funktioniert.

Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich in der Wohnung, wo ich als Kind gelebt habe, unter der Dusche stehe. Mein Vater saß mit im Bad. Er sah aus wie mein echter Vater, aber er war ein anderer Mensch. Nicht der Vater, den ich als Kind hatte, sondern irgendwie eher der Vater, der ich heute für meine Kinder bzw. auch mir selbst gerne sein möchte.

Nach einer Weile begann das abfließende Wasser unten aus der Wanne zu laufen und sich über den Fußboden zu verteilen. Ich war ja lahmgelegt, weil ich nackt unter der Dusche stand und nichts tun konnte, und schrie panisch meinen Vater an, er solle sofort einen Feudel und einen Eimer holen und sich ganz doll beeilen, um den Schaden noch einigermaßen zu begrenzen. Er dachte aber nicht einmal daran, sich zu bewegen, sondern beruhigte mich und ermunterte mich, es als Experiment zu betrachten, was mit dem Wasser passiert, wenn man es *nicht* sofort wegwischt. Er ermahnte mich außerdem zu mehr Vertrauen, dass sich die Dinge schon fügen werden, auch ohne dass man eingreift.

Das Wasser floss aus dem Bad in den Flur und erreichte dort einen zweiten Abfluss, der mir vorher noch nie aufgefallen war. Zunächst sah es so aus, als wenn der Abfluss die gewaltigen Wassermassen nicht bewältigen könne. Aber mein Vater ermahnte mich erneut zu Vertrauen und Neugier. Nachdem das Wasser einmal begonnen hatte, abzufließen, wanderte das Wasser nicht mehr weiter in die Wohnung hinein, sondern floss genau so schnell ab wie es sich aus der Wanne über den Fußboden ergoss - ein stabiles Gleichgewicht. Ich konnte in Ruhe weiter duschen und musste mir keine Sorgen mehr machen.

Als ich aufwachte, stellte ich mir noch einmal vor meinem geistigen Auge die Situation aus dem Traum mit den Tierchen vor. Die Tiere waren noch immer aggressiv, aber nicht mehr feindselig. Sie wollten mir helfen, mir ihre aggressive Kraft zur Verfügung stellen, um meine wahren Feinde zu bekämpfen, nämlich die Menschen die mir Böses wollen.

Wie heißt es so schön: Den Drachen zähmen statt gegen ihn zu kämpfen. Heute geht es mir sehr gut, trotz der Menschen in meinem Leben, die mir momentan ganz konkret böse Dinge antun wollen.
 
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Lieber Immano:)

Was für ein toller traum!
Danke, dass du ihn hier aufgeschrieben hast, ein schöneres feedback hätte ich nicht bekommen können.

Ich glaube persönlich wirklich, dass uns gelassenheit rettet, weil sie uns nach und nach sicherer macht.
Das geht nicht von heute auf morgen, ich habe länger gebraucht als du.

'Zähmen' können wir mit annahme und liebe, letztlich befreien sie uns von einem grossteil unserer ängste und befürchtungen.

Alles liebe.:)
 
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