faydit's interfaerenzies...

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Faydit

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..oder: stören gestörte Störungen?

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euphorinatic majoriness V02
 
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supisupi. Erzählst Du was dazu?

lg

Ganz kurz was zu meinem "Alterswerk" zu sagen ist gar nicht so einfach... :)
Also hiermit mal ein bisschen Theorie:


faydit's interfaerenzies:

Ich beschäftige mich vor ca. 24 Jahren schon einmal mit gewissen Themen, Schnittstellen im weitesten Sinne, damals zwischen Farben, Formen, Rasterungen und Musik, also audiovisuellen Verknüpfungen, Verbindungen.

Farben sind Schwingungen, die über unseren Sehapparat gelesen werden, Klänge, Töne welche, die wir über die Ohren wahrnehmen, also lesen, deuten, darauf reagieren, agieren, mit ihnen, auf sie interagieren. Nur eben beides in anderen Frequenzbereichen. Also wäre es naheliegend, dass es auch gewisse Analogien zwischen den Bereichen geben müsste, wie klingt gelb, wie sieht ein D-moll-Akkord aus? Synästhetiker können Töne sehen, ihnen sogar einen festen Platz in Raum zuordnen.

Was zu einer Frage führt, wie malt man Musik, wie spielt man Bilder, lässt sie singen, klingen? Interpretation, Deutung wäre eine Art subjektiver Annäherung, aber ist eben kaum generalisierbar. Der Versuch einer fundierten Theorie dazu liegt immer noch in meiner geistigen Schublade, vielleicht wird ja nochmal was daraus.

Letztendlich ließ mich das Thema aber nie mehr wirklich los, schließlich entstand, nach vielen Irrtümern vor einigen Jahren daraus sogar so etwas wie mein erstes tragfähiges eigenes visuelles digitales Konzept, eine Art digitale visuelle Handschrift. Bilder, die eher so etwas wie eben auch Schwingungen, eine Art Hintergrund zu vermitteln versuchen, als die üblicheren konkreten, realen Formen- Eine andere Art der Abstraktion als über Strich, Linie, Konturen, als über klare Flächen. Expressiver Impressionismus, in etwa.

Aber, immer noch fehlte mir etwas, ging an dem was ich eigentlich im Hinterkopf mit mir rumtrug, vorbei. Entwickelte sich dennoch langsam weiter. Und wie üblich, manchmal begibt man sich auf eine Spurensuche, ohne zu wissen, wo man tatsächlich landet. Oder findet unerwarteterweise neue Impulse, andere Werkzeuge, und auf einmal ist alles doch wieder etwas bis ganz anders als davor. So auch hier.


Interfaerenzies. So heißt dieses aktuelle Kunstprojekt.

Interferenzen: Interferenzen entstehen, wenn zwei Wellen sich überlagern, im Wasser, als Schallwellen, als Schwingungen... Und so etwas erzeugt erstmal miteinander interagierende Berge und Täler, sozusagen. Und einiges andere, mitunter.

Faeries: Feen, Wesen aus der Anderswelt, jedenfalls etwas das nicht "von hier" ist. Etwas Fremdes, Anderes, auch Unangreifbares, Durchsichtiges, nicht ganz Konkretes, Materielles...

Die Feen sprechen also, oder singen, mitunter wohl auch Schreckliches. Oder durch jemanden sprechen die Feen. Singen, Schwingungen, die sich mit anderen Schwingungen vermischen. Gesang oder Geräusch? Wohlklang oder Krach? Wie singt das Klatschen einer Hand?

Frenzy: Wohl hierzulande am ehesten durch Alfred Hitchcocks gleichnamigen Film als Begriff bekanntgeworden, bedeutet wiederum Raserei, Rausch, Ekstase, Wahnsinn, Taumel,...

Und natürlich steckt auch das Interface mit drinnen, eine Schnittstelle, zwischen Virtuellem und Realem, zwischen Formeln und Organischen, zwischen Schein und Sein, zwischen Oberfläche und Tiefe.Wie weit, wie tief kann man sehen? Ober bleibt man an der User-Surface, dem Frontend-Design hängen?

Interfaerenzies eben. Paradox? Oh ja, aber Pardoxa sind ja auch so seltsame Schnittstellen zwischen den Welten, etwas eigentlich Unvereinbares berührt sich, und unerwarteterweise passiert etwas Seltsames.


Wie bei mir eher üblich, läuft einiges ein bisschen zwischen den Welten, zwischen den Stühlen, Abstrakt-Konkretes, Konkret-Abstraktes, die Strukturen, Muster des Dahinter? Und wohl, wie üblich, samt jeder Menge Spiegel, Labyrinthe, mitunter mit, mitunter ohne Wegweiser. Zum sich darin Verlieren, sich Verlaufen, Ver(w)irren, Wiederfinden...

Es geht um Dynamiken, Interaktionen, Beziehungen, allerdings nicht im rein zwischenmenschlichen Kontext, sondern als dahinterliegendes, dem zugrundeliegende Prinzipien, Muster, Strukturen, die en gros und en detail eben immer wieder zugleich sich wiederholende und immer wieder andere, neu wirkende, erscheinende, neu entstehende Formen annehmen können. Verknüpfungen, Verstrickungen, Ballungen, Verwirrungen, alles ganz nach "Plan". Berechenbar, vorhersehbar und doch in genau dieser Form, aus jedem einzelnen Blickwinkel eine Art Unikat zugleich. Chaos und Ordnung, Ordnung aus dem Chaos, Ordnung, die chaotisch wirkt, Chaos das sich ordnet, selbst organisiert, Muster, Strukturen des Lebens selbst. Baupläne, Blaupausen. Und vor allem geht es in dem Fall nicht um den oder die Menschen oder menschliche Formen, menschliche Selbstdarstellung, Idolisierung oder auch Destruktion als Mittelpunkt, als Thema. Sondern um Prinzipien, Strukturen dahinter, darüber, darunter, darum... Dinge, die sowohl unsichtbar, virtuell existieren aber auch in irgendeiner Form real sichtbar werden können, Prozesse an bestimmten Punkten, Orten, die nach bestimmten Regeln und Gesetzmäßigkeiten ablaufen, immer wieder anders, unterschiedlich in den Variationen, Mutationen, Veränderungen, aber doch nach unveränderten Vorgaben, Formeln.

Es sind Bilder mit einer nicht nur visuell-kompositorischen, sondern auch einer inhaltlichen Mehrdimensionalität, so wie sie gute Musik auch aufweist. Verschiedene Ebenen, man kann sich auf eine beschränken, oder die Gesamtsumme, den (subjektiven) Empfindungseindruck oder in die Tiefe gehen. Sich davon triggern lassen oder eben genau das als Ansatzpunkt, als Zugangsmöglichkeit, als Türe sehen, um auch quasi um die Ecke zu schauen, zu hören, zu fühlen. Immer wieder, diese Bilder suchen, wollen die Auseinandersetzung mit ihnen. Rein intellektuell ebenso wie rein emotional mag sich allerdings der Reiz doch, obwohl er durchaus gegeben und beabsichtigt sein mag, irgendwann erschöpfen, denn eigentlich geht's um was anderes dahinter. Eine Reise, wohin?

Terry Pratchett schrieb einmal einen meiner absoluten Lieblingssätze: "Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist." Und genau darum geht es hier vor allem, um unsere Vorstellung von Ordnung und so etwas wie eine höhere, von mir aus sogar kosmische Ordnung, Strukturierung, Gliederung, wobei sich beide mitunter aneinander ebenso annähern wie auch grundlegend zu entfernen scheinen, mitunter macht lediglich der Standpunkt des Beobachters, der Blickwinkel, die Perspektive, der Ausschnitt den Unterschied aus.

Und auch wenn diese Arbeiten nicht von Hand sondern eben digital "gemalt" werden, und ich damit eigentlich erst beginne, so steckt in dieser Serie doch eine ganze Menge Herzblut drinnen. Das ist die Sprache, sind die Codes, die ich suchte. Und die Werkzeuge ebenso wie die Art der Resultate, um sie für andere sichtbar zu machen. Das Prinzip als scheinbar materielle Form, die Abstraktion, Idee als etwas Konkretes, in Form, in Form gebracht, manifestiert, zunächst eben virtuell, dann sogar wieder ganz real. Schöpfung, Kreation. Meine in diesem Fall, und doch nur eine innerhalb und innerhalb der Regeln einer größeren. Ausschnitte, Möglichkeiten. Und zugleich natürlich ebenso die Verbeugung vor diesem Größeren, der Versuch, es auf die eigene Art sowohl zu berühren als hierher zu transportieren. Das Unsichtbare sichtbar machen.

Wo ist der Ausgang bitte? Woraus? Wohin? Aus dem Hier, aus dem Dort? Aus dem Drinnen, aus dem Draußen? Etwas entsteht aus den Nebeln, vermischt sich mit etwas Anderem, Neues entsteht, bevor auch das wieder im Nebel verschwindet, um wiederum neuem Platz zu machen, neuen Schwingungen, Gesängen, Interferenzen. Mein neuer Playground. Ganz ohne Playmate? Vielleicht. Aber vielleicht dauert es ja auch nur, bis die sichtbar wird, inmitten der ganzen Nebel. Wünsche einen angenehmen Verlauf!
 
Ich würde diese Bilder ja auf Großleinwand mal gerne sehen. Ich liebe es ja auch im Museum, vor den grossen Bildern zu stehen und meinen Augen zu gestatten, sich die Räumlichkeit des Bildes zu erschliessen. Ist eher das Gefühl, in das Bild hinein zu gucken als auf es drauf. Und mit Deinen Bildern gelingt das aufgrund ihrer Plastizität sehr gut. Man kann in den meisten Bildern ja in einen Raum sehen, das ist interessant.

Die Idee, eine Schnittstelle zwischen akkustischer Wahrnehmung und optisch-visueller Wahrnehmung ausdrücken zu wollen, finde ich eine interessante Herangehensweise an Kunst. Viele Künstler wollen sich selber ausdrücken - Du scheinbar nicht. Aber vermutlich ist es nicht so, von daher hätte ich die Frage, weshalb Dich diese Überschneidungen der Realitäten (so könnte man es ja nennen) so interessieren.

lg
 
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Ich würde diese Bilder ja auf Großleinwand mal gerne sehen. Ich liebe es ja auch im Museum, vor den grossen Bildern zu stehen und meinen Augen zu gestatten, sich die Räumlichkeit des Bildes zu erschliessen. Ist eher das Gefühl, in das Bild hinein zu gucken als auf es drauf. Und mit Deinen Bildern gelingt das aufgrund ihrer Plastizität sehr gut. Man kann in den meisten Bildern ja in einen Raum sehen, das ist interessant.

Also eigentlich wäre das Ganze auch ziemlich groß angedacht, so auf zumindest 2-3 Meter Größen, allerdings habe ich dafür derzeit nicht die nötigen Rechnerkapazitäten, um das dermaßen hochwertig upzuscalen. Aber da soll's mal landen.

Die Idee, eine Schnittstelle zwischen akkustischer Wahrnehmung und optisch-visueller Wahrnehmung ausdrücken zu wollen, finde ich eine interessante Herangehensweise an Kunst.

Ich bin leider ein schlechter Musiker, deshalb. Also wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich viel lieber Musik machen als Bilder. Also lag es dann zumindest nahe, sich damit zu befassen ob man sozusagen an Bilder als Art in einem Moment festgehaltene Musik herangehen könnte.

Viele Künstler wollen sich selber ausdrücken - Du scheinbar nicht. Aber vermutlich ist es nicht so, von daher hätte ich die Frage, weshalb Dich diese Überschneidungen der Realitäten (so könnte man es ja nennen) so interessieren.

Es gab und gibt durchaus subjektivere Projekte, und Resultate, allerdings ist das natürlich eine Grundsatzfrage, macht man sozusagen den eigenen Seelenstriptease zum Kunstwerk? Siehe gerade Ai Weiwei. Jemand sitzt gerade mal 3 Monate wo im Knast, und die ganze Welt richtet den Fokus darauf, verschifft um ein Schweinegeld dessen Kunst nach Europa, und alle blicken ehrfürchtig-mitleidig auf den armen Künstler (der ganz nebenbei immerhin an seiner Opferrolle verdammt gut verdient), während zugleich andere jahrelang in Gefängnissen quasi verrotten, oder sogar hingerichtet werden. Dummer Weise sind das aber leider keine Künstler, oder clevere Selbstvermarktungstalente.
Oder was ist mit Menschen, die sich ihre Mieten nicht mehr leisten können, sagen wir mal in Berlin oder in Wien, ist deren Delogierung, der Umstand, dass sie auf der Straße sitzen, dann nicht mit derselben Legitimierung auch Kunst? Das Problem unserer Gesellschaft, aber eben auch das von Kunst ist durchaus, dass da nach einer Art Hitparadenprinzip doch mit zumindest zweierlei Maß gemessen wird.

Voyeurismus und Kunst. Der Künstler zieht ne Psychoshow ab, lässt die Hosen runter, ein bisschen Skandal und Provokation, und all gehen befriedigt nach Hause? Das hatten wir ohnehin in den letzten Jahrzehnten dank Aktionsmus, Performances, etc. Irgendwann läuft sich sowas auch tot, oder ist nur mehr mit noch Extremerem, Verrückterem zu überbieten. Geht's also um den Effekt, die Show, die mediale Aufmersamkeit, oder um so etwas wie Resultate, die für sich selbst, alleine stehen können?

Ich bin in den Arbeiten durchaus auch mit drinnen, aber eben nicht so sehr im Vordergrund. Eher als so etwas wie der Komponist, Producer, Dirigent, Arrangeur eben als der Frontman.

Direktere, persönlichere hatte ich auch schon mal hier reingestellt. Zum Vergleich:

https://www.esoterikforum.at/forum/showthread.php?t=141969&highlight=handworx

Und seltsamer Weise finde ich, dass die Thematik beider Ansätze sich durchaus ähnelt. Nur die Art und Weise ist eine andere.
 
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