M
magdalena
Guest
wie gesagt, chocolade, hatte ich diesen text vor vielen jahren geschrieben - unterwegs.Die erste Strophe scheint ein gesunder innerlicher Abschied zu sein...viel erlebt...viel gesehen...ein neuer Mensch zu sein mit neuen Sichtweisen...
In der zweiten Strophe...wo die Entfremdung so deutlich wird...da war vielleicht doch noch irgendwie Enttäuschung auf der Ebene des Gefühls ?
Veränderung könnte auch bedeuten sich näher zu kommen, doch schient ihr viel weiter entfernt als vorher, von beiden Seiten aus.
Zur letzten Strophe habe ich gerade die Assoziation von einem jungem Baum im Wind...
Er lässt sich vom Wind biegen, aber wenn es wieder ruhig wird steht er äusserlich genau so da wie vorher.
Ein Mensch wird von einem anderen heruntergezogen und hat verschiedene Tendenzen...entweder gebogen zu blieben...oder aus Rebellion heraus in die andere Richtung zu wachsen...nur starres Holz bricht...weiches, flexibles Holz stören die Naturkräfte einfach nicht.
emotional wirklich lösen konnte ich mich erst, als meine mutter losgelassen hat - es zumindest so den anschein hatte.
schon fast im sterben hat sie gesagt - 'ich gehe jetzt'.
ich wollte einfach glauben, dass sie mich endlich wirklich losgelassen hat -
zusammen mit dem dringenden wunsch sie in frieden gehen lassen zu können -
und zusammen mit dem jahrelangen verstehenlernen der psychologischen zusammenhänge ihrer egomanischen persönlichkeit -
konnte ich mich emotional lösen von ihr.
ich erinnere mich natürlich weiterhin an all die grausamkeiten -
wie sie z.b. mir die schuld daran gegeben hat, dass mein erstes kind während der geburt gestorben ist....
aber -
es zieht mich nachgerade an ihr grab.
ich pflege es sogar selbst, obwohl ich von gräber- und totenkult herzlich wenig halte.
ich gehe so gerne hin, weil mich ein so tiefer friede erfüllt an ihrem grab -
kein zorn mehr, kein hass, keine wut - nur friede.
ein unbeschreibliches wohlgefühl.
ich hab' auch ganz alleine ihre wohnung ausgeräumt -
eine mammutaufgabe - aber ich wollte sie noch besser verstehen lernen.
hab' jeden alten brief umgedreht und gelesen.
ich durfte ihr nahe sein - meine liebe zu einem menschen nachleben, die ich im leben so nicht leben durfte, weil jeder kleine finger, den ich ihr hingehalten habe bewirkt hat, dass sie mich fangen wollte in einer alles verschlingende umarmung.