die Gespenster der Vergangenheit vertreiben

Die erste Strophe scheint ein gesunder innerlicher Abschied zu sein...viel erlebt...viel gesehen...ein neuer Mensch zu sein mit neuen Sichtweisen...

In der zweiten Strophe...wo die Entfremdung so deutlich wird...da war vielleicht doch noch irgendwie Enttäuschung auf der Ebene des Gefühls ?
Veränderung könnte auch bedeuten sich näher zu kommen, doch schient ihr viel weiter entfernt als vorher, von beiden Seiten aus.

Zur letzten Strophe habe ich gerade die Assoziation von einem jungem Baum im Wind...

Er lässt sich vom Wind biegen, aber wenn es wieder ruhig wird steht er äusserlich genau so da wie vorher.
Ein Mensch wird von einem anderen heruntergezogen und hat verschiedene Tendenzen...entweder gebogen zu blieben...oder aus Rebellion heraus in die andere Richtung zu wachsen...nur starres Holz bricht...weiches, flexibles Holz stören die Naturkräfte einfach nicht.

wie gesagt, chocolade, hatte ich diesen text vor vielen jahren geschrieben - unterwegs.

emotional wirklich lösen konnte ich mich erst, als meine mutter losgelassen hat - es zumindest so den anschein hatte.
schon fast im sterben hat sie gesagt - 'ich gehe jetzt'.
ich wollte einfach glauben, dass sie mich endlich wirklich losgelassen hat -
zusammen mit dem dringenden wunsch sie in frieden gehen lassen zu können -
und zusammen mit dem jahrelangen verstehenlernen der psychologischen zusammenhänge ihrer egomanischen persönlichkeit -
konnte ich mich emotional lösen von ihr.

ich erinnere mich natürlich weiterhin an all die grausamkeiten -
wie sie z.b. mir die schuld daran gegeben hat, dass mein erstes kind während der geburt gestorben ist....
aber -
es zieht mich nachgerade an ihr grab.
ich pflege es sogar selbst, obwohl ich von gräber- und totenkult herzlich wenig halte.
ich gehe so gerne hin, weil mich ein so tiefer friede erfüllt an ihrem grab -
kein zorn mehr, kein hass, keine wut - nur friede.
ein unbeschreibliches wohlgefühl.

ich hab' auch ganz alleine ihre wohnung ausgeräumt -
eine mammutaufgabe - aber ich wollte sie noch besser verstehen lernen.
hab' jeden alten brief umgedreht und gelesen.
ich durfte ihr nahe sein - meine liebe zu einem menschen nachleben, die ich im leben so nicht leben durfte, weil jeder kleine finger, den ich ihr hingehalten habe bewirkt hat, dass sie mich fangen wollte in einer alles verschlingende umarmung.
 
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:trost:

Hast du noch viel Schmerz darüber ?
Jahrelang alles versucht zu haben und dennoch gescheitert ?

Wir wollen unsere Eltern ja nicht verlassen...das ist gegen die Natur...nur manchmal lassen sie uns keine andere Wahl.
Man wird sie innerlich immer irgendwie lieben...selbst wenn man weit weg ist.

Oder eher Wut ?
Darüber dass man zu gutmütig/verständnisvoll war auf eigene Kosten ?

Es hinterlässt tiefe Wunden sich loszureissen und man weiss jahrelang nicht wie sich diese schliessen lassen...

Und dann hat man eigene Kinder und sieht diese tiefe Liebe, die möglich ist....

Hoffnung ist da wenn die Kraft der eigenen Liebe grösser geworden ist als die Angst vor zukünftigen Verletzungen.

Hallo chocolade...
Ich dachte, ich hätte all das aufgearbeitet ... dass es zwischen mir und meiner Mutter iWie anders lief als mit meinen Geschwistern war immer noch klar, aber eine Weile ging es relativ gut. Seit ca. 2 Jahren dann... Die Wendung ... Meine Mutter intrigierte iWie - so schien es mir - über meine große Tochter .... Sie hetzte, lästerte ... Mutmaßte über privates, richtig ätzend.... Vieles kochte wieder in mir hoch.... Als ich erkrankte riss etwas in mir ... Ich wollte sie am liebsten gar nicht mehr um mich haben....
Ihr war das egal ... Sie überschritt meine Grenzen.... Nutzte dabei meine große Tochter. Für die war meine plötzliche Erkrankung auch schwer und meine Mutter nutzte es als Chance sie für sich gewinnen zu wollen.

Ich kann meine Gefühle schwer definieren... Wut, Verletztheit , Kraftlosigkeit zeitweise, Frustration.

Vor ein paar Wochen kam es zur Eskaltation, vieles brach aus mir heraus - ich schmiss ihr mal einiges an den Kopf. Auch meine Mutter konnte mal nicht die Fassung bewahren ... Seitdem ist es ein wenig besser, aber geklärt noch lange nicht ...
Weihnachten werde ich jedenfalls nur mit meinen Kindern feiern, zum ersten Mal seit 36 Jahren.... Keine Familie! Auch nicht meine Geschwister!
 
Damour, so nimmt man das als Kind seiner Eltern oder Mutter wahr, doch man sollte es auch von anderen Seiten betrachten, unsere Mütter haben größtenteils immer für unser Wohl gesorgt, und helfen immer noch wo sie können, sie selbst sind auch nur Menschen, die auch vieles an negativen abbekommen haben, ich glaube nicht das da böse Absichten dahinter stecken, auch Mütter haben innere Kinder die Aufmerksamkeit brauchen.;)
dessen bin ich mir bewusst .... Aber mein Inneres Kind braucht jetzt selbst erstmal das, was ihm zusteht um heilen zu können ...
Und das ist - mit Verlaub- mir erstmal wichtiger ....
Es ist (erstmal und vllt auch nie)nicht meine Aufgabe, ihr das bewusst zu machen, das ist ihre eigene Baustelle ...
 
dessen bin ich mir bewusst .... Aber mein Inneres Kind braucht jetzt selbst erstmal das, was ihm zusteht um heilen zu können ...
Und das ist - mit Verlaub- mir erstmal wichtiger ....
Es ist (erstmal und vllt auch nie)nicht meine Aufgabe, ihr das bewusst zu machen, das ist ihre eigene Baustelle ...

...das innere Kind heilen, war bei mir ein ganz wesentlicher Vorgang um anzufangen den narzistischen Besetzungsschamotter zu lösen.

Vergebung ist m. E. gar nicht in dem Maße möglich ,wenn das eigene innere Kind bei einem selbst ungesehen und nach wie vor ungeliebt am Rande vor sich hin haust.

Denn das was ich von meiner Mutter erfahren habe...ihren Umgang mit mir als Kind wirkte als Introjekt in mir weiter.

Das heißt , Ich ging so mit mir im inneren Milieu um...wie damals meine Mutter mit mir.

Ich hatte zutiefst gelernt mein Selbst...mich selbst zu instrumentalisieren, mich nieder zumachen...über meine inneren Grenzen zu latschen, mir selbst mein fühlen ab zusprechen.

Das sind eingefleischte Bahnungen...die es gilt wieder zu verlernen.

Und nach meiner Erfahrung ging das erst, als mein inneres Kind von mir das Signal bekam, dass ich mutig und stark genug bin vorbehaltlos noch einmal seinen erlebten Schmerz zu fühlen...mich dann nicht abzuwenden, oder ab zu lenken...oder zu rationalisieren...oder daneben zu stellen...oder darüber...sondern ganz tief drin damit sein.

Das hatte Väterchen C.G. Jung schon richtig erkannt und benannt...dass sobald man wirklich grünes Licht gibt für sein wahres Selbst...und aufhören will, dem falschen Selbst weiter zu dienen...die Synchonizität dafür sorgt, dass sowohl
Trigger auftauchen die sofort mit alten Schmerz Kontakt herstellen,...als auch echte Heilung da ist.

Man wird im wachsendem Maße zu einer guten Mutter für seine eigenes inneres Kind....und dann verblassen die Bilder der üblen Mutter.

Jetzt kann ich meiner Mutter vergeben, kann sehen wer sie ist...reg mich bei ihren Spielchen nicht mehr auf.

Ich bin erwachsen...sie ist erwachsen...für können reden...streiten...schmollen...Egal...sie hat mich geboren.

Und dafür bin ich dankbar.

Chocolade da haust noch ein wirklich tiefer übler Schmerz...fordere Dir nichts ab.

Vor allem setzt Dich nicht unter Druck....da könnte jemand sterben, bevor DU gelöst hast...

Diese Verantwortung hast Du nicht ...
 
Man wird im wachsendem Maße zu einer guten Mutter für seine eigenes inneres Kind....und dann verblassen die Bilder der üblen Mutter.

Jetzt kann ich meiner Mutter vergeben, kann sehen wer sie ist...reg mich bei ihren Spielchen nicht mehr auf.

Ich bin erwachsen...sie ist erwachsen...für können reden...streiten...schmollen...Egal...sie hat mich geboren.

Und dafür bin ich dankbar.
Das da oben ist für mich der Kern Deines sehr schönen Beitrages. Zu einer guten Mutter für das innere Kind werden, genau.

Damit entsteht die Idee von der "Inneren Mutter". Wir haben eine innere Mutter, die ist so gestaltet wie unsere leibliche Mutter bzw. wie ihr Einfluss auf uns. Mir zeigt sie sich als der weibliche Teil meines Gewissens.
Sie redet mir ein, was ich müsste - und meistens hat sie damit Recht. Ich muß mich aber gegen sie durchaus auch durchsetzen um eigene Wege zu gehen.
Sie beobachtet mein Verhalten, denn sie ist für meine Erziehung zuständig. Daher wenn ich etwas Schlechtes tue in ihren Augen, dann meldet sie sich als Gewissensstimme.

Daneben gibt es auch noch spirituelle Mütter. Gaia, die Erde zum Beispiel, oder Luna, die Mondin. Oder Maria oder eine andere Heilige. Selbst ein lebendes Idol kann ein spirituelles Vorbild sein.
Diese spirituelle Mutter vermittelt mir andere Werte als mein persönliches Gewissen, das ich von meiner leiblichen Mutter geerbt habe. Sie zeigt mir Prinzipien, was Mütterliches ist: Unbeflecktheit und nicht Zorn etc., in der Erziehung nährend und nicht stopfend, Offenheit und nicht Dies-ist-gut-und-das-ist-böse, fürsorglich und nicht sorgend. Zum Beispiel.
Zu dieser spirituellen Mutter kann man sich hinwenden, muß man wohl aktiv machen und suchen, "was ist der Archetypus Frau und was ist der Archetypus Mutter". Dies auseinanderhalten lernen. So wie Mann und Vater - hat auch primär nichts miteinander zu tun, sondern es entsteht aufgrund der körperlichen und sozialen Bedingungen eine Verquickung dieser Rollen.

So. Jetzt haben wir also eine irdische innere Mutter und eine spirituelle innere Mutter. Natürlich muß man die innere spirituelle Mutter heranbilden, z.B. durch esoterische Beschäftigung mit dem Thema. Dann stehen sich diese beiden Mütter im Inneren gegenüber. Die Frage ist dann: welche der beiden inneren Mütter will ich leben? Man kann die freilassende Mutter in sich suchen, die eben stets auch Frau ist und ein Kind hat, aber nie nur Mutter, die ein Kind hat. Das erleichtert dann dem eigenen Kind möglicherweise den gleichen Prozeß in seiner Zukunft, wenn die Frau in der Mutter für das Kind sichtbar ist.

Tja. Und diesen Abgleich kann man dann auch noch für die eigene leibliche Mutter stellvertretend machen und nachholen, was sie nicht konnte. Es ist dabei heilend zu erfahren, daß man gar nicht an der leiblichen Mutter persönlich herumkritisieren muß, sondern daß auch die freilassende, vergebende innere Mutter das Kritisieren beherrscht. Die Kritik der inneren spirituellen Mutter läßt aber das Leid der Person der leiblichen Mutter bei derselben, erkennt es, versteht es, nimmt die Zusammenhänge und Auswirkungen auf das eigene Leben wahr und verzeiht dann und nimmt an, was ist. Denn es ist nur ein Mensch, und Menschen "fehlen".


Freilich wird das Mutterthema dann irgendwann verblassen. Vielleicht ist es auch eine Zielvorstellung, die man sich machen kann, daß man ganz einfach übt, mit der Mutter im Reinen zu sein. Im Gebet zum Beispiel.

lg
 
Denn das was ich von meiner Mutter erfahren habe...ihren Umgang mit mir als Kind wirkte als Introjekt in mir weiter.

Das heißt , Ich ging so mit mir im inneren Milieu um...wie damals meine Mutter mit mir.

Ich hatte zutiefst gelernt mein Selbst...mich selbst zu instrumentalisieren, mich nieder zumachen...über meine inneren Grenzen zu latschen, mir selbst mein fühlen ab zusprechen.

Das sind eingefleischte Bahnungen...die es gilt wieder zu verlernen.
so präzise, wie du hier formulierst, habe ich die zusammenhänge bewusst noch nicht gesehen.
es war ein aha erlebnis.
nadida, du hast bei mir eine tür aufgestoßen zu weiterem begreifen.
ich bin dir unendlich dankbar dafür.:)
 
Beten nützt nichts ? Was dann ? Irgendwie muss man die Schatten der Vergangenheit ja verjagen.

Meiner Erfahrung nach hilft einfach Verdrängen am allerbesten - ehrlich.
Alles andere ist Schmafu und erinnert immer und immer wieder. Beten hilft schon gar nicht, ausserdem - sobald du um die Sache betest ist sie wieder da, du holst es bewusst wieder hoch ... wozu?

:o
Zippe
 
Meiner Erfahrung nach hilft einfach Verdrängen am allerbesten - ehrlich.
Alles andere ist Schmafu und erinnert immer und immer wieder. Beten hilft schon gar nicht, ausserdem - sobald du um die Sache betest ist sie wieder da, du holst es bewusst wieder hoch ... wozu?

:o
Zippe
na um es eben zu lösen und es nicht zu verdrängen. Verdrängen hat den grossen Nachteil, daß sich daheraus unbewusste Verhaltensweisen entwickeln, die man gar nicht mitkriegt, die man aber eigentlich an sich selber gar nicht haben möchte und die nicht zu einem gehören. Ausserdem verstellt Verdrängung den Zugang zu Gefühlen immens! Alle verdrängten Gefühle können nicht mehr gelebt werden in der Zukunft, weder gesund noch ungesund. Sie finden ganz einfach nicht mehr statt, stattdessen entwickelt sich wie gesagt Verhalten.

Also nein, Verdrängung ist sicher kein geeigneter Tip.

lg
 
na um es eben zu lösen und es nicht zu verdrängen. Verdrängen hat den grossen Nachteil, daß sich daheraus unbewusste Verhaltensweisen entwickeln, die man gar nicht mitkriegt, die man aber eigentlich an sich selber gar nicht haben möchte und die nicht zu einem gehören. Ausserdem verstellt Verdrängung den Zugang zu Gefühlen immens! Alle verdrängten Gefühle können nicht mehr gelebt werden in der Zukunft, weder gesund noch ungesund. Sie finden ganz einfach nicht mehr statt, stattdessen entwickelt sich wie gesagt Verhalten.

Also nein, Verdrängung ist sicher kein geeigneter Tip.

lg


Wie gesagt, ich hab es für mich als gut empfunden. Hab auch vor ein paar Monaten mal wo einen Artikel gelesen, dass Verdrängen wesentlich besser und gesünder sei als sein Ruf ...

Wir eignen uns im Laufe des Lebens viele Verhaltensweisen an, wir verhalten uns immer irgendwie aufgrund unserer Erfahrungen. Müssen ja nicht alle, die aus Verdrängung passieren zwangsläufig schlecht oder unangenehm sein.

:o
Zippe
 
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Ich danke allen ganz herzlich, die in diesem Thread oder anderen tiefere Einblicke in ihre Menschlichkeit und Lebensgeschichte gegeben haben...
Danke an pranaschamane dass du immer wieder da warst mit den richtigen Worten und Gesten,
Danke an Magdalena...deine Geschichte hat mich so tief berührt...
Danke an Damour, der Künstlerin mit dem grossen Herzen,
Danke an Wertekiller für all die Texte im Forum, die von unglaublich viel Einsicht in die menschliche Natur zeugen,
Danke an Elfenzauber, Emilia, Starman, Sternenlicht, Nadida für die vielen weise und liebevollen Worte.
Danke an Zippe für ihren göttlichen Humor.

und last but not least Danke an Trixie Maus für all die super intelligenten Texte all der letzten Jahre...das war immer eine grosse Bereicherung zu lesen.

Danke auch an all die vielen anderen, die ich aus Zeitmangel nicht nennen kann...ich denke an euch.

Eigentlich sind wir doch wirklich eine super Gemeinschaft...das habe ich mir immer gewünscht, dass Fremde zumindest zeitweise diese Art von Nähe, Wärme und Zwischenmenschlichkeit herstellen können...einfach wow !!!

Mir sind durch das Schreiben und Lesen in diesem Thread ganze Bergketten vom Herzen gefallen.
Ohne eure Solidarität hätte ich das sicher so nicht geschafft.

Nun ist wieder etwas mehr Platz im Herzen für die guten Dinge und den echten Sinn von Weihnachten.

Ich wünsche euch allen wunderbare Feiertage und dass ïhr der Erfüllung eurer tiefsten und höchsten Wunsche näher kommt.

 
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