[FONT="]Gab es damals keine Esoteriker[/FONT]
War er nicht in gewisser Weise selbst einer?
Was war mit seiner Vorsehung?
So wie ja das NS-Regime durchaus eine Art technologisierte Neo- ebenso wie Gegenreligion war, gerade auch im Kernbereich mit spirituell-mystischen bis okkulten Zügen. Auch ein Hitler wollte ja durchaus die Welt verändern, verbessern, handelte aus seiner Warte in bester Absicht. Glaubte an seinen Auftrag, seine Mission.
So wie heute Licht und Liebe Anhänger auch. Damals hieß das eben Blut und Boden. Im Bereich Fanatismus, spirituellem Fundamentalismus, könnte man sagen, der Bindung möglichst vieler möglichst unkritischer Energien an bestimmte Glaubenskonzepte wären die Parallelen zu heute noch frappanter. Oberflächlich gesehen ist die Richtung zwar eine etwas andere, aber ist das denn tatsächlich auch so, oder sind nur die Masken, die Tarnanzüge gefälliger geworden?
Seine Faszination, wie die vieler anderer auch beruhte ja darauf, dass er selbst an das glaubte, was er präsentierte, sagte. Und die anderen ihm das glaubten. Ihm und seiner Vorsehung. Seinem höheren Selbst?
Ein Irrtum, an dem derjenige selbst glaubt, von dem jemand selbst überzeugt ist, ist erfolgreicher verkaufbar als eine Wahrheit, an der derjenige selbst zweifelt. So gesehen war er auf seine Art sogar äußerst authentisch. Und die Masche funktioniert anscheinend ganz unabhängig vom tatsächlichen Inhalt. Scheint diesen sogar mitunter zur Nebensache zu machen. Womit jemand natürlich, so er das Spiel beherrscht, wunderbar jonglieren kann. Jede Religion, jeder charismatische Führer belegt das auf's Neue. Glaube und glauben wollen. Ein charismatischer Anführer wäre also ein Art Schaupieler seines Selbst. Und zugleich die Projektionsfläche, der Hoffnungsträger, der damit andere in seinen Bann zieht. Popstars und andere schlagen in eine ähnliche Kerbe. Der Glaube an die vermittelte Illusion, an die Hoffnung darin, zugleich das Ausblenden der Wirklichkeit.
Menschen wollen glauben, wesentlich lieber als wissen, verstehen oder gar hinterfragen. Das Ganze dann noch mit gruppendynamischen Kollektiverfahrungen verknüpft, deren Prinzipien zwar relativ einfach wäre, auch einfach zu durchschauen, aber auf die man trotzdem lieber wegen der tollen Gefühle reinfallen möchte, und schon habe ich eine energetische und emotionale Bündelung und Bindung allererster Güte. An den da oben, den da vorne. Schwarmverhalten. Das unterbewusste Kollektivbewusstsein übernimmt die Kontrolle, das Individualbewusstsein wird, von einen selbst mitunter unbemerkt in den Hintergrund gedrängt. Ich fühle mich als Teil eines größeren Ganzen, ob dieses Ganze ein Fake oder sogar durchgeplantes Kalkül ist, spielt eigentlich gar keine Rolle. Es funktioniert trotzdem, oder vielleicht sogar deshalb.
Alles was es benötigt ist ein Reiz, einen Resonanzpunkt, der bei einem andockt oder an dem man selbst andocken kann. Der Rest läuft dann eigentlich automatsch über ein Art emotionaler Übertragung, also einer unsichtbaren Weitergabe von Gefühlen, Emotionen. Empathisches, fremdgesteuertes Mit-Fühlen, von dem man glaubt dass es die eigenen Empfindungen wären. Eigentlich ganz einfach. Wir identifizieren uns nicht mehr mit uns selbst, sondern mit etwas anderem, jemandem anderen. So wie bei (vermeintlicher) Verliebtheit, Liebe, Seelenverwandtschaft auch. Das Prinzip dahinter ist zumindest sehr ähnlich, schätze ich. Das Resultat eine emotional-energetische Bindung an jemanden, an etwas, die mitunter gar nicht mehr so leicht lösbar ist.
Ich lasse dieses andere, diesen anderen durch mich hindurchfließen, allerdings fließt es nicht nur durch, sondern etwas bleibt an einem ganz bestimmten Punkt in mir hängen, ebenso wie ich mich zugleich in diesem anderen Fluss verfange, selbst hängenbleibe. Und genau an dem Punkt gehe ich mir selbst verloren, verliere mich selbst darin. Nun mag sich aber ebenfalls zugleich genau das als unglaublich größer, toller, geiler anfühlen als das was ich sonst kenne, wie ich mich selbst kenne. Es fühlt sich größer, ganzer an. Also will ich mehr davon, und gehe selbst noch tiefer rein, um mich noch mehr zu verheddern. Zugleich reißt mich aber der Fluss auch noch selbst mit.
Mit-freuen, mit-fühlen, mit-leiden. Mitgefangen, mitgehangen. Und so wird aus dem erstmal positiv Empfundenen irgendwann doch wieder eines der gängigen Dramen oder Tragödien.
Diese Prinzipien sind im Grunde genommen derartig einfach, obgleich sie wohl tatsächlich durchaus wesentlich komplexer und verschachtelter auftreten dürften, was am zugrundeliegenden Prinzip aber wenig ändert. Als Muster, Erklärungsmodell wären sie sogar Kindern vermittelbar. Warum aber scheinen derartige Prozesse kaum jemanden tatsächlich zu interessieren? Zu einfach oder zu wenig in Resonanz mit den eigenen Konzepten, Selbst- und Weltbildern?
Ein passendes Bild wäre auch ein Angler, der seinen Köder auswirft. Nun beißt ein Fisch an, der stärker als ich selbst bin. Entweder wird er mir also die Angel aus der Hand reißen oder mich mit ins Wasser ziehen, in Schlepptau nehmen. Nach den gängigen esoterischen Konzepten dürfte ich mich dagegen jetzt auch gar nicht wehren, denn dann würde ich mich ja gegen mich selbst wehren, was ja verpönt, tabuisiert ist. Also zieht mich der Fisch durch's Wasser. Anders gesagt, ich lasse mich fremdbestimmen.
So wie diese Konzepte großteils eben selbst bereits aus einer Art empathischer Verwechslung, wie oben beschrieben entstanden sein dürften und somit ihren eigenen Irrtum als Wahrheit und sogar Grundlage ihrer Wahrheit weiterverbreiten.
Also wird alles noch chaotischer, verdrehter, alle Angler schwimmen stärkeren Fischen nach, werden von ihnen durch's Wasser gezogen, und rufen sich gegenseitig freundlich und sanft lächelnd zu "Kann nicht mehr weit sein!", falls sie noch genügend Luft zum Atmen haben. Wenn die Fische tauchen, oder sich die Leinen inenander verheddern, wird's allerdings wohl eng werden. Aber möglicherweise glauben sie ja bis dann aufgrund dieser neuen Erfahrung, das sie selbst Fische wären. Und wollen das auch weiterhin glauben.
Defizite, Sehnsüchte, Hoffnungen, Glaube. Und der Wunsch nach Befreiung, Erlösung, Verbesserung.
Möglichst ohne selbst was dafür tun zu müssen, verändern zu müssen.
Oder man verspricht anderen etwas, aber nur unter der Vorraussetzung, das sie selbst auch etwas dafür tun müssten, dass einem selbst auf irgendeine Art und Weise zugute kommt. Macht also die Erfüllung des Versprechens vom Einsatz des Anderen abhängig. Wenn du, dann.... Wenn nicht..., oder es nicht funktioniert, hast du was falsch gemacht. Und dann kann man, weil es eben nicht funktioniert, gleich ein neues Zwischenversprechen nachverkaufen. Im obigen Beispiel zum Angelset gleich ein Paar Schwimmflossen und eine Taucherbrille zum ermäßigten Sonderpreis mit dazu. Sicherheitshalber. Und so weiter...
Was für eine Welt!