Hallo silicea,
vielleicht ist es noch relevant für Dich: Ja, Milchprodukte können die Stimmung massiv dämpfen und sie können auch alle Symptome erzeugen, die man der Major Depression zuordnet. Die Erfahrung machte ich ebenso wie diverse andere Leute, die ich kenne. Der Zusammenhang ist denkbar einfach: Milchprodukte enthalten relativ viel Tryptophan. Tryptophan ist die Aminosäure, aus der Serotonin synthetisiert wird.
Serotonin wirkt:
- als Gegenspieler von Dopamin
- allgemein mental schwächend;
- die Ichfunktion schwächend und damit
- Resilienz gegenüber akuten sozialen Beschädigungen reduzierend;
- die Fähigkeit sich zur Wehr zu setzen (aggredi) reduzierend;
- die intrinsische Motivation, das Wollen, die Verfolgung persönlicher Ziele etc. reduzierend;
- die mentale Regulation des Bewusstseins schwächend und damit
- beliebige bestehende Schmerzen verstärkend;
- Resilienz gegenüber im Unterbewusstsein liegenden, vergangenen sozialen Beschädigungen reduzierend;
- als Präkursor von Melatonin
- allgemein betäubend;
- das Bewusstsein und die sprachlich-analytische Funktion reduzierend und damit die Resilienz gegenüber im Unterbewusstsein gespeicherter sozial toxischer Erfahrungen reduzierend;
- als Aktivator von Nozizeptoren direkt Schmerz erzeugend;
- als primärer Mediator der somatosensorischen Funktionen im Scheitellappen und der Sehrinde im Hinterhauptslappen direkt die sensorische Wahrnehmung und damit im Falle von Disstress aller Art unerwünschte Sensationen, Emotionen und Kognitionen verstärkend;
- als zentraler Mediator der Erholungsfunktion des Körpers
- die körperliche Leistungsfähigkeit reduzierend;
- den Sexualtrieb reduziert bis hin zur Erektions- und Ejakulationsverhinderung.
Man sehe sich nur die Liste der unerwünschten Arzneimittelwirkungen von SSRI an (siehe den Warnhinweise in einem beliebigen Paroxetin-Präparat unter compendium.ch). Diese insbesondere das erhöhte Suizidrisiko sind direkte (!) Wirkungen der Serotoninerhöhung. Alles, was 20 bis 30 Minuten nach der Einnahme vom Konsumenten registriert wird, ist logischerweise die direkte (!) Wirkung des Serotonins. Die sogenannte antidepressive Wirkung, die nach 2 bis 12 Wochen (!) erwartet wird, ist offensichtlich eine indirekt Wirkung, d. h. sie hat nichts mehr mit Serotonin zu tun; ganz im Gegenteil handelt es sich dabei um die Gegenreaktion (!) des Körpers auf den unphysiologisch hohen Serotoninspiegel: Der Körper tut alles, um die serotonerge Signalübertragung wieder zu reduzieren: er setzt die Aktivität der abbauenden Enzyme MAO und TDO hoch, desensibilisiert die Postsynapsen und hebt die Signalübertragung des Gegenspielers Dopamin. Letzteres ist zentral für die erwünschte Wirkung von SSRI verantwortlich, da die direkte Erhöhung der Aktivität des dopaminergen Systems dieselbe Wirkung erzeugt.
Menschen die
- eine besonders guten Verstoffwechselung (hohe Aktivität der Enzyme Tryptophan-Hydroxylase TPH und Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase AADC) der Aminosäure Tryptophan zu Hydroxytryptophan (5-HTP) mittels TPH und weiter zu Serotonin (5-HT) mittels AADC (Schwerpunkt Erholungsfunktion und Somatisierung) oder auch
- eine sehr gute Verstoffwechselung durch zwei weitere Enzyme zu Melatonin (Schwerpunkt Betäubung) oder
- einen wenig aktiven Abbau (niedrige Aktivität der Enzyme Tryptophan-2,3-Dioxygenase TDO und Monoaminooxidase-A MAO-A) von Tryptophan (TDO) und Serotonin (MAO-A) oder
- eine weniger gute Verstoffwechselung der Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin zu Dopamin mittels der Enzyme Tyrosinhydroxylase (TYH) und Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase (AADC) oder
- eine schnelle Deaktivierung von Dopamin durch das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT) oder
- einen schnellen Abbau von Dopamin durch das Enzym Monoaminooxidase-B (MAO-B) oder
- einen schnellen Abbau von Dopamin zu Noradrenalin durch das Enzym Dopamin-beta-Hydroxylase (DBH)
aufweisen, neigen zu einer relativ hohen Aktivität von Serotonin gegenüber Dopamin. Für Details siehe:
- Siehe die Serotoninsynthese im Artikel über Tryptophan in der Wikipedia.
- Siehe die Biosynthese im Artikel über Katecholamine in der Wikipedia.
Dass Dein Körper Milchprodukte gerne zu sich nimmt, liegt ganz einfach daran, dass bei Dir alles bestens funktioniert. Tryptophan ist nicht schädlich; ganz im Gegenteil ist es eine essentielle (!) Aminosäure. Dass bei Dir auf der oben angedeuteten physiologischen Basis ein emergenter mentaler Zustand entsteht, den Du als unerwünscht erlebst, liegt vielleicht nur daran, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Verrücktheiten wie absolut maximale Leistung und dies als Dauerleistung sowie Spaßkultur und dies als Dauerglücklichsein und zusätzlich alles in Konkurrenz mit jedem anderen für wünschenswert erklärt. Die Regenerationsfunktionen des Systems sind damit zwangsläufig genauso unerwünscht, wie es die unabdingbaren Fertigkeiten des alle (!) Qualitäten beleuchtenden Sapere aude, der Melancholie
- (Josef Zehentbauer, 2001, Melancholie die traurige Leichtigkeit des Seins),
der Muse, der Unterscheidung, der Kritik oder auch von Trauer u. a. sind.
Es ist ganz einfach: Wenn Du zu einer temporären Überfunktion des serotonergen Systems neigst, versuche Deinen Dopaminspiegel zu heben und/oder Deinen Serotoninspiegel zu senken.
Um die These zu überprüfen, probiere als ersten Test eine Einmaldosis eines SSRI für Serotonin (20 mg Paroxetin) und in ausreichendem Abstand von z.B. einer Woche (die verbleibende Plasmakonzentration von Paroxetin ist bei einer Plasmahalbwertszeit von 24 Stunden dann kleiner 1%) als zweiten Test eine Einmaldosis eines DARI für Dopamin (10 mg Methylphenidat). Die Wirkung der Erhöhung des Neurotransmitters (Überangebot: die Homöostase deutlich übersteigende Serotonin- bzw. Dopamin-Mengen im synaptischen Spalt) erlebt man in beiden Fällen nach 20 bis 30 Minuten. Den Gegeneffekt erlebt man, wenn die Wirkung des Medikaments nachlässt und damit durch die Adaption des Systems und eventuell durch Vesikelentleerung ein vorübergehendes relatives Defizit (Depletion) des Neurotransmitters entsteht: Dieser Reboundeffekt zeigt sich bei Methylphenidat (relativer Dopaminmangel) nach 2 bis 4 Stunden (Halbwertszeit 2 Stunden) und bei Paroxetin (relativer Serotoninmangel) nach 24 bis 48 Stunden (Halbwertszeit 24 Stunden). Wenn die entsprechenden erlebten Effekte mit den Effekten von konzentrierten tryptophanhaltigen Nahrungsmitteln (Magerquark) übereinstimmen, ist die These validiert, ansonsten ist sie widerlegt. Weiter Testmöglichkeiten sind die Aminosäure Tryptophan (Apotheke rezeptfrei) isoliert zu sich zu nehmen oder 5-HTP (Erwerb innerhalb der EU für den Eigenkonsum legal ansonsten nicht verkehrsfähig) oder Melatonin (Erwerb innerhalb der EU für den Eigenkonsum legal ansonsten rezeptpflichtig) direkt zu sich, um die Wirkungen selektiv zu prüfen.
Wenn die Wirkung von Serotonin und Dopamin zweifelfrei zugeordnet ist, kann man auf nichtpharmakologische Methoden ausweichen: Mit der passenden Genetik kann z.B. Ausdauersport den Dopaminspiegel heben:
- Ralf K. Reinhardt (2009, Laufen macht schlau)
- Sanna Stroth (2009, Einfluss eines Ausdauerlauftrainings auf exekutive Funktionen und deren hirnelektrische Korrelate unter Berücksichtigung eines genetischen Polymorphismus)
Die Feinmotorik ist dopaminerg bestimmt (vgl. Morbus Parkinson), was einer der Gründe für die mentale Wirkung beim Erlernen eines Musikinstrumentes oder Qigong, Taijiquan, allgemein Kampfsport, Klettern etc. ist. Bei
- Josef Zehentbauer (1993, überarbeitet 2010, Körpereigene Drogen)
findet sich hierzu mehr. Auch
- Michael Norden (1995, Beyond Prozac)
könnte interessant sein. Eventuell können auch die Bücher von
- Johannes Holler (1993, Power für die grauen Zellen; 1994, Brain food für Manager; 1989, Das neue Gehirn; 2000, Iß dich klüger)
hilfreich sein.
Grüße
Rambler