Da fällt es mir schwer, Eltern als zweifelhaft, egoistisch, etc. zu bezeichnen, nur weil sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen wollen, um den Start ihres Sprosses bestmöglich ausfallen zu lassen. Letztlich sind es die Krankenhäuser, denen ein Kaiserschnitt deutlich gelegener kommt, als die antiquierte Art, Kinder in der die Welt zu pressen, und da geht es ausschließlich um profane Interessen, die ich für deutlich zweifelhafter halte
Hi too
Dann hole ich ein wenig aus, um's deutlicher zu machen - und nehme zugleich die krassen Wertungen von egoistisch und zweifelhaft zurück, das war freilich eine Bewertung, die mir nicht zusteht.
Zum einen hat das mit Technologie nichts zu tun, Kaiserschnitt ist ja nicht gerade High Tech, zum anderen hat das vielleicht mit einem gewissen Machbarkeitswahn zu tun, der im Zusammenhang mit Technologie immer wieder mal auftritt. Hier konkret die Annahme, es wäre machbar, einen ersten Atemzug eines Kindes so genau zu timen, dass ein Wunschradix dabei rauskommt (nicht beim Atemzug, sondern als Begleitumstand). Wenn ich Häusersysteme einfach in den Orkus kicke, dann mag das noch machbar erscheinen. Wenn ich Häuser in der astrologischen Deutung benutze, also im Radix auf Minuten genau den Geburtszeitpunkt brauche, halte ich es für rein technisch schwer für möglich, auch mit Kaiserschnitt eine Geburt so hinzutrimmen, dass sie diese Exaktheit erreicht. Zweifelsohne erhöht so eine Ziel-Geburt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter AC dabei rauskommt. De facto schätze ich allerdings die völlig unplanbare Zeittoleranz auch bei perfekt arrangierten Umständen eines Kaiserschnitts auf mindestens 30 Minuten ein ... ich denke, ich muss nicht eigens aufzählen, was alles exakt ineinandergreifen muss, damit so ein Fahrplan pünktlich funktioniert. Das beginnt beim möglichen Verkehrs-Stau während der Anreise des Gynäkologen und endet noch lange nicht bei den individuell medizinischen Prozessen, die nicht nach Stoppuhr verlaufen. Insgesamt halte ich es also eher für ein Roulette-Spiel, ob unterm Strich die gewünschte Geburtszeit rauskommt oder nicht.
Jetzt schau ich mal astrologisch ohne Häusersystem hin, wenn es also nur um das Ausnutzen der "Gunst der Stunde" bei den schnelleren Planeten ginge: Da hab ich wenige Tage Toleranz (außer ich wollte ein Kind z.B. per technisch bewerkstelligter Frühgeburt einen Monat vorher holen, damit es ein anderes Sonnenzeichen erhält... kann mir nicht vorstellen, dass sich dafür ein Arzt fände... obwohl, eigentlich kann ich mir alles vorstellen...), und das kann dann nur noch in jenen Fällen von Belang sein, in denen der errechnete Geburtstermin knapp hinter einer Zeichengrenze liegt; siehe das Beispiel Wassermann-Fische, von dem ich berichtet habe. Da käme ein "Astro-Timing der optimalen Geburtszeit" also von vornherein nur für Wenige in Frage. Es sei denn, man hätte auch den Befruchtungszeitpunkt schon so zurückgerechnet vom Wunschtermin her und es hätte auch auf den Tag genau geklappt mit den kleinen Kampfschwimmern und der Eizelle... das wäre dann quasi der Einstieg in die astrologisch determinierte Elternschaft: Nicht erst den Kaiserschnitt planen, sondern vorher schon einmal den idealen Geburtstermin festlegen und dann ausbaldowern, wann das Kind zu zeugen ist; womöglich kann In-Vitro-Fertilisation da ja die Chancen verbessern. Die Partner selbst haben sich dann vermutlich eh schon per Synastrie gefunden, damit auch da dem Kind gegenüber optimale Konstellationen gegeben sind... Aber bevor ich ins Kabarett hinüberwechsele, lieber doch noch zurück zum Anfang:
Warum mir solche Planungen als Engführung erscheinen, hat überhaupt nichts mit moralischen oder spirituellen Einschätzungen zu tun, sondern eher mit Psychologie und Pädagogik. Zum einen sehe ich hinter solchen Bemühungen ein ziemlich stark ausgeprägtes Kontrollbedürfnis, bezogen auf das künftige Kind (das sich freilich als "Ich will doch nur die besten Voraussetzungen schaffen..." inszenieren kann). Zum zweiten (aber damit im Zusammenhang) habe ich den Verdacht, dass Kinder, die auf diese Weise von Anfang an Objekt einer exakten Planung der Eltern werden, als Projektionsopfer der Elternbedürfnisse benutzt werden. "Mein Kind soll es einmal besser haben als ich!" - was in der Regel nichts anderes heißt als "Mein Kind soll meine Träume stellvertretend für mich leben!". Und kluge Kinder sagen - ich habe da eh schon oft genug Alice Miller zitiert - dann Eltern, die darauf bestehen, "Ich will doch eh nur dein Bestes!" später einmal: "Ihr bekommt es aber nicht!" Insgesamt halte ich solche "Weichenstellungen" eher für eine Belastung der Kinder als für eine befreiende, Chancen aufbessernde Initiative.
Das mit dem Egoismus nehme ich vor allem auch insofern zurück, weil Eltern ja selbst in einer systemischen Linie stehen und es in der Regel eh so gut machen, wie sie es können. Wenn ich dran denke, welche Fehler (nach meiner eigenen Einschätzung) ich als Vater so im Laufe der Zeit gemacht habe (auch aus ganz egozentrischen Motiven, über mich darf ich das ja sagen)... übel. Wenn ich dann mit unseren Kids darüber rede, gelingt meistens ein Lächeln beiderseits.
Alles Liebe,
Jake