Danke für die vielen Antworten bisher. Die arbeiten jetzt, ich werde nach und nach darauf eingehen.
@DruideMerlin
Wenn ich eine Oper komponiere und ich mein Talent damit bestmöglich nutze, ist mein Werk also getan, so lange mir selbst das reicht?
yinundyang schrieb:
Genauso könnte man das "Weltverbessernundanderenhelfenwollen" hinterfragen. Was steckt denn eigentlich da dahinter? Was ist das wahre eigene Motiv?
Die Frage stelle ich mir ebenfalls.
enna hat da
eine mögliche Antwort, die ich ganz interessant finde, obwohl das Helfersyndrom eine extreme Ausprägung ist:
enna schrieb:
Die Suche nach Anerkennung und Liebe. Das Gefühl für etwas da/gut zu sein, die Berechtigung seinen Platz im Leben ausfüllen
zu dürfen/können, sich von anderen abgrenzen und somit sich als besser zu erleben.
Aber auch, sich selbst weniger gönnen, sich nicht so wichtig nehmen und dadurch eine Art Selbstbestrafung in Verbindung mit Märtyrerei, die dann dem anderen ein Gefühl von schlechtem Gewissen vermitteln soll/kann.
Also auch eine Bestrafung des Anderen.
Für mich steht da die Sinnsuche ganz oben. Erfahren, warum man hier ist - bestätigt zu bekommen, von Nutzen zu sein. Dieses Bedürfnis, einen Platz zu finden, wo man sein Wirken erlebt, ist zutiefst menschlich, das kann ich nachvollziehen.
Ich beobachte auch derartige Sinnfragen in meinem Umfeld. Da ich in einer Branche arbeite, die man ambivalent nennen könnte, habe ich Kollegen erlebt, die "Gutes tun" richtig zelebrieren und z.B. Benefiz-Aktionen machten. Je gebildeter, kommunikationsbegabter, sozialkompetenter, desto größer schien der Wunsch zu sein.
Vielleicht ist es aber auch "nur" der Wunsch, auch andere Talente als das beruflich genutzte bestmöglich einzusetzen.
Vermutlich suchen viele von ihnen, die mehr Gutes tun wollen, einen Ausgleich für die innere Frage, warum sie eben nicht gleich klassisch Arzt oder Krankenpfleger im offensichtlichen "Dienste der Menschen" geworden sind. Eigentlich fast ausgehend von einem entwerteten Selbstbild, das nun nach dem Gegenteil im Außen strebt.
Lifthrasir schrieb:
Meine erste Frage ist, warum hast Du für Dich das Gefühl "Gutes" tun zu müssen? Ist es wie ein Drang, oder nur ein Wunsch, oder ist es eine Art Zwang von Außen um Anerkennung?
Nein, es ist eben nicht das Gefühl da, dergleichen tun zu müssen. Eher der Wunsch, offener zu sein. Und das Interesse, andere zu verstehen.
Und ich hinterfrage die Bewertung als Gutes oder nicht so Gutes für die Welt. Ich finde es nicht so leicht, das zu beurteilen. Immerhin bewegen wir uns in einem Ora-et-labora-Kulturkreis, eben christlich geprägt. Fleißig sein, schaffen, Häusle bauen, für andere da sein ... Leben und Alltag haben hier sehr viel mit
Nutzen bringen, ein gutes Ergebnis vollbringen, zu tun. "Gutes tun" gehört quasi zum guten Ton. Tu ich nix Gutes, fehlt was. Das Nutzlose, das Nichts-Tun hat hier wenig Sinn bis keine Daseinsberechtigung. Dummerweise liebe ich es, nutzlose Dinge zu tun.
Dann gibt es einen Buddhisten in meinem Umfeld, der bewusst Gutes, Hilfreiches, Nützliches tun möchte für gutes Karma. Als ich ihm erzählte, dass sich die Leute nach meinem Unterricht (nebenberuflich) so herzlich dafür bedankten, dass es ihnen sehr weitergeholfen hatte, sagte er: "Na, das bringt ja auch ein paar gute Punkte fürs Karma."
Nicht, dass mir das Konzept von Karma unbekannt wäre, aber ich habe es einfach nicht verstanden. Mein Tun und ich wollten und konnten nicht einfach so bewertet werden nach einem übergeordneten Maßstab.
Ich habe x,y,z getan, weil ich Freude daran hatte und das, was ich am Besten finde/kann, auch gerne weiterempfehle/-gebe. Mehr nicht. Kann sein, dass es sich auch gut für andere auswirkt, muss aber eben nicht.
Es könnte das Vorsätzliche sein, das mich daran stört. Ja, vielleicht doch von außen erwartet. Die "
Absicht, Gutes zu tun ..." fühlt sich für mich einfach irgendwie nicht ... an.
(PS: Ich bin zugegebenermaßen auch empfindlich, was Worte, Klänge, Resonanzen angeht.)
Eisfee62 schrieb:
Meine Erfahrungen mit diesem Bedürfnis,sind leider alle fehlgeschlagen,jedesmal wenn ich gutes getan habe und geholfen habe wurde ich sehr stark in den Hintern getreten..Deshalb frage ich mich ob das der Sinn von gutes tun ist?
Oh, das klingt, als ob du sehr enttäuscht worden wärst. Wie enna schon schrieb, lag es vielleicht an der Erwartungshaltung, was aus deiner guten Tat für dich resultieren müsste?