Das Bedürfnis, Gutes zu tun.

L

Lionéz

Guest
Für andere. Für die Welt.

Ich hab es nicht.

Ich kann einfach nicht beurteilen oder wissen, ob das, was ich tue, nun Gutes oder nicht so Gutes ist. Ich kann mir das Gute auch nicht absichtlich vornehmen. "Jeden Tag eine gute Tat" wie bei den Pfadfindern z.B., da krieg ich Krämpfe von, als ob das wie bei einer To-do-Liste immer oben kleben bleibt. Oder wie Kacke am Schuh.

Was ich kann: prüfen, ob das, was ich tue, mit mir im Einklang ist. Sich für mich gut anfühlt. Mich in jemanden reinversetzen und merken, ob ich damit vielleicht Schaden zufügen würde. Ob es jemandem aber nützt oder wirklich etwas Gutes ist, wird er mir sagen, wenn ich es tue oder getan habe (oder vielleicht auch nie).
Und ich kann die Konsequenzen meines Tuns erfahren und dann sagen, ob sie sich für mich gut oder nicht so gut anfühlen. Und vielleicht lernen. Mehr kann ich nicht.

Es gibt da aber anscheinend Menschen, die das bewusst können, wollen, tun - Gutes tun. Für die Welt, für andere. Und das auch genau wissen*. Die haben das richtig verinnerlicht als Ziel und unglaublich viel Energie dafür. Wie geht das?

Und wie kommt das, dass ich das (als aufgeklärter Mensch) nicht habe? Bin ich irgendwann aus irgendeinem Raster gefallen? Ein unbewusster Nichtsnutz, ein Stück Luzifer?
:)

Versteht das irgendjemand?



(*Die reisen dann z.B. um die Welt und leisten Entwicklungshilfe oder sind Krankenpfleger oder in der Obdachlosenhilfe tätig, schließen bei jeder Gehaltserhöhung einen Spendenvertrag mehr ab, sammeln Unterschriften gegen Walfang, sind immer sofort da, wo anscheinend Hilfe gebraucht wird ... so stelle ich mir das vor. Das Bedürfnis zu haben, Gutes zu tun.)
 
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Lionéz;3903770 schrieb:
Für andere. Für die Welt.

Ich hab es nicht.

Ich kann einfach nicht beurteilen oder wissen, ob das, was ich tue, nun Gutes oder nicht so Gutes ist. Ich kann mir das Gute auch nicht absichtlich vornehmen. "Jeden Tag eine gute Tat" wie bei den Pfadfindern z.B., da krieg ich Krämpfe von, als ob das wie bei einer To-do-Liste immer oben kleben bleibt. Oder wie Kacke am Schuh.

Was ich kann: prüfen, ob das, was ich tue, mit mir im Einklang ist. Sich für mich gut anfühlt. Mich in jemanden reinversetzen und merken, ob ich damit vielleicht Schaden zufügen würde. Ob es jemandem aber nützt oder wirklich etwas Gutes ist, wird er mir sagen, wenn ich es tue oder getan habe (oder vielleicht auch nie).
Und ich kann die Konsequenzen meines Tuns erfahren und dann sagen, ob sie sich für mich gut oder nicht so gut anfühlen. Und vielleicht lernen. Mehr kann ich nicht.

Es gibt da aber anscheinend Menschen, die das bewusst können, wollen, tun - Gutes tun. Für die Welt, für andere. Und das auch genau wissen*. Die haben das richtig verinnerlicht als Ziel und unglaublich viel Energie dafür. Wie geht das?

Und wie kommt das, dass ich das (als aufgeklärter Mensch) nicht habe? Bin ich irgendwann aus irgendeinem Raster gefallen? Ein unbewusster Nichtsnutz, ein Stück Luzifer?
:)

Versteht das irgendjemand?



(*Die reisen dann z.B. um die Welt und leisten Entwicklungshilfe oder sind Krankenpfleger oder in der Obdachlosenhilfe tätig, schließen bei jeder Gehaltserhöhung einen Spendenvertrag mehr ab, sammeln Unterschriften gegen Walfang, sind immer sofort da, wo anscheinend Hilfe gebraucht wird ... so stelle ich mir das vor. Das Bedürfnis zu haben, Gutes zu tun.)

Meine erste Frage ist, warum hast Du für Dich das Gefühl "Gutes" tun zu müssen? Ist es wie ein Drang, oder nur ein Wunsch, oder ist es eine Art Zwang von Außen um Anerkennung?

Die Zweite Frage ist, was ist "Wirklich Gutes"? Missionare, die denken sie würden etwas Gutes tun, tun oft genau das Gegenteil und sei es auch nur unbewusst oder sogar passiv, indem sie einmal das an was sie glauben, also ihre Wertigkeit - zwar aus Überzeugung Gutes zu tun - aber trotz alledem anderen Menschen ihre Wertigkeit aufzwängen - ist das wirklich gut? Zum anderen haben frühere Missionare Krankheitserreger in Länder eingeschleppt, die bis dato dort nicht vorhanden waren und einfache Grippeerreger so für die dortigen Menschen tötliche Folgen mit sich brachten...

Menschen die "Gutes" tun - für wen tun die Menschen in Wirklichkeit, in Ehrlichkeit, Gutes? Nach meiner Meinung nur für sich selbst --- klingt provokant beleidigend? Nach meiner Ansicht ist es aber eher die Wirklichkeit, denn wenn ein Mensch sich für andere in Tätigkeiten aufopfert dann doch auch nur weil sich der Mensch selber dabei gut fühlt - oder nicht?

Ergo, tust Du für Dich Gutes, in Ehrlichkeit zu Dir selbst in Bezug auf die Goldene Regel: "Das was du nicht willst was andere Menschen dir antun, das tue auch du anderen menschen nicht an." --- ist meines Erachtens alles gut! ;)

Oder anders gesagt, warum belegst Du Dich selbst mit einem Zwang, den Du scheinbar so wie Du es Dir vorstellst nicht leben kannst? Nimm Dich so an wie Du bist, auch mit Deinen Schwächen - und nimm Dich so an wie Du nicht bist - kein sozialer Held der anderen Menschen auf Deubel komm raus helfen muss ... dann bist Du für Dich selbst gut, so wie Du bist :D
 
Du mußt doch nicht gleich die Welt retten wollen, kleine Gesten reichen für den Anfang doch schon. Die Oma nebenan, der du jede Woche die Milch mitbringst oder beim Schneeschieben hilfst. An der Supermarktkasse mal jemanden vorlassen, weil der Bus sonst weg ist. Es gibt soviele Kleinigkeiten um anderen etwas gutes zu tun.

Lg
 
ich versteh das.
du brauchst kein schlechtes gewissen zu haben, nur weil du nicht so viel tun kannst wie andere. nicht jedem ist das gegeben.

lifthrasir: das beispiel mit den missionaren find ich total aus der luft gegriffen
(der welthandel bringt tagtäglich waren aus aller welt überall hin mit allen möglichen krankheitserregern usw.)
und denen die versuchen sich für andere einzusetzen eigennutz zu unterstellen find ich ungeheuerlich!
mfg
 
ich nehme an bei dem Thema 'gutes Tun' liegt für dich noch was drin - sonst hättest du das post nicht geschrieben. Find ich gut, dass du so einem Gefühl tätig nachgehst. =Schon mal eine gute Tat.
Lionéz;3903770 schrieb:
Für andere. Für die Welt.

Ich hab es nicht.
ganz offensichtlich doch ((<-:

Ich kann einfach nicht beurteilen oder wissen, ob das, was ich tue
das geht recht einfach. aber es widerspricht tatsächlich etwas unserer erlernten Denkweise. (nicht nur diesen Gipfelauswüchsen GeizIstGeil etc.)


Innere Unruhe (die einen davon abhält für andere da zu sein, Kraft nimmt) ist ein Hinweis auf inneren Ärger, vielleicht Wut. Das beste Mittel das zu überwinden ist Geduld.
So lange Groll im Geist besteht kann der Geist nicht zur Ruhe kommen.


Du siehst, der erste Schritt ist nicht, Gutes tun (das willst du ohnehin, das heißt, dieses Pflänzchen brauchst du in dir nicht auszusäen, das wächst schon), der erste Schritt in deinem Fall ist vielleicht zu schauen wo die Unruhe, der Ärger sitzt.


Bringt das einen Schritt voran?
 
Lionéz;3903770 schrieb:
Für andere. Für die Welt.

Ich hab es nicht.

Ich kann einfach nicht beurteilen oder wissen, ob das, was ich tue, nun Gutes oder nicht so Gutes ist. Ich kann mir das Gute auch nicht absichtlich vornehmen. "Jeden Tag eine gute Tat" wie bei den Pfadfindern z.B., da krieg ich Krämpfe von, als ob das wie bei einer To-do-Liste immer oben kleben bleibt. Oder wie Kacke am Schuh.

Was ich kann: prüfen, ob das, was ich tue, mit mir im Einklang ist. Sich für mich gut anfühlt. Mich in jemanden reinversetzen und merken, ob ich damit vielleicht Schaden zufügen würde. Ob es jemandem aber nützt oder wirklich etwas Gutes ist, wird er mir sagen, wenn ich es tue oder getan habe (oder vielleicht auch nie).
Und ich kann die Konsequenzen meines Tuns erfahren und dann sagen, ob sie sich für mich gut oder nicht so gut anfühlen. Und vielleicht lernen. Mehr kann ich nicht.

Es gibt da aber anscheinend Menschen, die das bewusst können, wollen, tun - Gutes tun. Für die Welt, für andere. Und das auch genau wissen*. Die haben das richtig verinnerlicht als Ziel und unglaublich viel Energie dafür. Wie geht das?

Und wie kommt das, dass ich das (als aufgeklärter Mensch) nicht habe? Bin ich irgendwann aus irgendeinem Raster gefallen? Ein unbewusster Nichtsnutz, ein Stück Luzifer?
:)

Versteht das irgendjemand?



(*Die reisen dann z.B. um die Welt und leisten Entwicklungshilfe oder sind Krankenpfleger oder in der Obdachlosenhilfe tätig, schließen bei jeder Gehaltserhöhung einen Spendenvertrag mehr ab, sammeln Unterschriften gegen Walfang, sind immer sofort da, wo anscheinend Hilfe gebraucht wird ... so stelle ich mir das vor. Das Bedürfnis zu haben, Gutes zu tun.)

Alles gut :umarmen:

Genauso könnte man das "Weltverbessernundanderenhelfenwollen" hinterfragen. Was steckt denn eigentlich da dahinter? Was ist das wahre eigene Motiv?
 
lifthrasir: das beispiel mit den missionaren find ich total aus der luft gegriffen
(der welthandel bringt tagtäglich waren aus aller welt überall hin mit allen möglichen krankheitserregern usw.)
und denen die versuchen sich für andere einzusetzen eigennutz zu unterstellen find ich ungeheuerlich!
mfg

War mir klar - nee! Auch hier sage ich dir, wer liest was geschrieben steht ist klar im Vorteil...
...frühere Missionare...
...frühere Missionare bedeutet nicht - heutiger Welthandel, sondern eben Missionare in früheren Zeiten.

Eigennutz? Wieder scheinst du nicht zu verstehen, Helfer ziehen keinen Eigennutz aus ihren Taten um sich persönlich zu bereichern. Wenn du die Ungeheuerlichkeit in diesem Sinne wertend verstanden haben willst, maschierst du auf dem Holzweg.
Denkst du Mutter Theresa hat sich für Menschen eingesetzt und sich dabei selbst nicht seelisch gut gefühlt, auch wenn es körperlich anstrengend war? :rolleyes:

Aber anders rum, gibt es allzu oft Spendensammler, die sich dann doch persönlich bereichern und von den Spendengeldern dann nur ein kleiner Teil dort ankommt, wofür sie eigentlich komplett gedacht waren --- und dann werden vielleicht sogar nur Produkte an die Hilfebedürftigen geliefert, für die der Lieferant auch noch Kommissionen einstreicht, oder sein Bruder die Produkte produziert/vertreibt :lachen:

Mehr sage ich nicht --- ähh pardon, schreibe ich nicht...
 
Was steckt hinter einem Helfersyndrom?

Die Suche nach Anerkennung und Liebe. Das Gefühl für etwas da/gut zu sein, die Berechtigung seinen Platz im Leben ausfüllen
zu dürfen/können, sich von anderen abgrenzen und somit sich als besser zu erleben.
Aber auch, sich selbst weniger gönnen, sich nicht so wichtig nehmen und dadurch eine Art Selbstbestrafung in
Verbindung mit Märtyrerei, die dann dem anderen ein Gefühl von schlechtem Gewissen vermitteln soll/kann.
Also auch eine Bestrafung des Anderen.

Desweiteren ist es ein Eingriff in die Privatsphäre bzw. in das Leben und die Entscheidungsfreiheit eines anderen Menschen.
Ich stelle mich über ihn weil ich meine besser wissen zu können, was er benötigt bzw. dass er ohne meine Hilfe
etwas nicht bewältigen könnte.

Ein Helfersyndrom ist in meinen Augen nur auf den Nutzen der eigenen Person gerichtet und tarnt sich unter dem
Deckmantel eines hilfsbereiten Menschen.

Übrigens habe/hatte ich dieses Syndrom auch.

Durch das Hinterfragen meiner eigenen Motive erkannte ich den Ursprung, was mich vieles anders sehen
und auch handeln lässt.

Auch ich liebe es, anderen Menschen zu helfen besonders, wenn ich darum gebeten werde.

Arbeite ich aus dem Herzen heraus, ohne einen Dank zu erwarten, ohne ein bestimmtes Resultat vor Augen zu haben,
welches ja immer nur meiner eigenen Wahrheit und Weltansicht entspringt und ohne mich aufzudrängen,
bewirke ich weitaus mehr, da weder ich mich zu etwas zwinge noch ein anderer es annehmen oder sich eine
Ausrede, ein Ausschlagen der Hilfe einfallen lassen muss.

Ein Helfen aus dieser Sicht entspringt der Liebe zu sich selbst und allem, was um ihn ist was auch heißt zu akzeptieren,
was sich als Realität zeigt.

Ich biete meine Hand und der andere kann frei entscheiden, ob er sie nimmt oder nicht und mir steht es frei sie zu reichen,
ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, es doch tun zu müssen.

Es ist etwas schwierig Gefühle/Ansichten in Worte zu fassen, da nun bestimmt wieder jemand versucht ein "Realitätssehen"
als untätiges im Sessel sitzen zu interpretieren.
Es liegt auf der Hand, dass das so nicht gemeint sein kann.

Ein schönes Zitat von Epiktet:
Es sind nicht die Tatsachen, die uns beunruhigen sondern die Einstellungen, die wir dazu haben. :)
 
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Meine Erfahrungen mit diesem Bedürfnis,sind leider alle fehlgeschlagen,jedesmal wenn ich gutes getan habe und geholfen habe wurde ich sehr stark in den Hintern getreten..Deshalb frage ich mich ob das der Sinn von gutes tun ist?:confused:
 
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