Braucht der Mensch Religion?

Elli

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Das schreib ich ins Unterkapitel Gesellschaft und nicht Religion, weil es mir nicht um die Details einer Religion geht, sondern um die Frage, wie weit Religion für Menschen und deren Gesellschaft und Kultur notwendig ist.

Ich möchte die Frage aber nicht auf Religion beschränken, sondern als Alternative auch noch den freien Glauben miteinbringen. Die Titelfrage lautet etwas ausführlicher formuliert:

Brauchen Menschen einen Glauben oder eine Religion? Wie sähen Gesellschaft und Kultur gänzlich ohne aus?

Ich denke, die Menschheit könnte es schaffen, ohne Religion zu sein. Aber sie wird es niemals ohne Glauben schaffen. Denn der Glaube überbrückt die unbeantworteten grossen Fragen, wie zB diejenige nach dem Leben nach dem Tod.
Neugier liegt in der Natur des Menschen. Sie macht sogar einen wesentlichen Teil davon aus. Solang es unbeantwortete Fragen gibt, werden Menschen über mögliche Antworten nachdenken und unterschiedlichste Lösungsmöglichkeiten für die Lücken anbieten.

Dabei scheint mir der Atheismus die bequemste Lösung zu sein. Man lehnt kategorisch alle Möglichkeiten ab und schon ist das Problem quasie erledigt. Atheisten gehen nach dem Vogelstraussprinzip vor. Kopf in den Sand. Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.
In meinen Augen ist Atheismus eine Religion, die den Glauben an den Nichtglauben predigt.

Zweitbequemste Lösungen sind Religionen. Für Leute, die weder die Zeit, noch das Interesse oder auch die Denkfähigkeit haben, nach eigenen Lösungen zu suchen. In einer Religion erhält man vorgekaute Antworten vorgesetzt. Ein Konsens ist aber nur scheinbar. Denn es gibt immer irgendwo eine andere Religion mit anderem Konsens und damit ist der ewige Krieg vorprogrammiert.

Meiner Meinung nach die einzige gangbare Lösung ist der freie Glaube. Das heisst, man lässt sich von Religionen, Philosophen und grossen Denkern inspirieren, sucht sich aber seinen Weg durch das Labyrinth. Was leider für die meisten nicht gangbar ist, weil sie im Leben andere als spirituelle oder mysthische Prioritäten haben. Und darum landen leider die meisten bei irgendwelchen Religionen, wo man ihnen vorgekaute und leicht verdauliche Konzepte serviert.


Nun hätte ich gerne eure Meinungen dazu.
:zauberer1
 
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Religion gehört getrost in den Mülleimer der Geschichte. Sie dient nur der Verblendung der Menschen (und darin ist sie prima!).

Ein Atheist is ein Mensch der sich den ganzen Müll ansieht und sagt das kann es nicht sein, sich frustriert abwendet und der Illusion hingibt alles ist Zufall und das Leben kann auch so schön sein. Er hat den Vorteil das er sich nur umdrehen braucht und sagen kann "Mist, vertan!" Ich würde liebend gern auf dem Sterbebett von Richard Dawkins sitzen und ihm die finale Frage stellen: "Na und jetzt mein Freund?"

Der religiöse Mensch wird immer sagen "Unsinn! Ich hab Recht".

Ein gescheiter Mensch wird sich sagen "Ich schau mal selbst was ich rausfinde."

Leider bin ich die meiste Zeit meines Lebens wenig gescheit gewesen - aber ich brauchte mich zum Glück nur umzudrehen :D
 
der mensch braucht einen halt in sich selbt ...was immer das auch sein mag ...womit auch immer ihm das gelingt..oder gelingen mag...:)
 
meines erachtens liegt die antwort in der frage nach den impulsen die religionen hervorbrachte.

religionen als starre systeme wie sie eingangseingegrenzt wurden sind naturbedingt immer konfliktmechanismen können aber auch ethische richtungsweiser sein - ganz nach ihren schattierungen - und schattierungen werden sie haben müssen.


nach meiner erfahrung und leben kann eine gesunde distanzierung von vorgegebenen mustern und gerüsten nicht schaden - dies wäre ganz im sinne der selbstorientierung und vor allem autonomisierung des menschen, wie du es in der eröffnung ansprachst.

aus eigener erfahrung weiss ich aber auch, dass man sich unter umständen in religiösen kleidern ausdrücken kann ohne an diesen selbst zu hängen.
auf halt und indoktrinierung würde ich das nicht per-se beschränken - auch wenn das für das gro gelten mag, so gibt es doch genügend andere facetten der medaille.



ohne spirituelle impulse wäre die jetzige entwicklungsstufe des menschen undenkbar und strukturell unmöglich - nicht weil religionen in diesem falle als motor fungierten - sondern weil beides meiner behauptung nach dem selben kernimpuls entspringt.

der fortbewegungsdrang und damit gleichlaufend der entwicklungsdrang haben den selben ursprung wie das formen spiritueller ausdrucksformen

erst durch die krisatllisation entstehen religionsmuster - muster die durch entfernung vom ausgangsimpuls zwangsläufig entstehen müssen



auch wäre es meines erachten kurzsichtig im namen aller sprechen zu wollen.
man würde sich damit lediglich auf die spuren der vermeindlichen "kontrahenten" begeben
ein neues ausgrenzendes dogma wäre die folge: "atheismus"

bniemand kann anderen vorschreiben was sie zu denken zu empfinden und zu machen haben - es gehört auch ein gewisses maß an vertrauen auf die kerwirksamkeiten dazu, dass jeder den weg gehen wird der ihm entspricht und darin auch seiner aufgabe gerecht wird.



aber vielleicht noch eine andere frage:
wie kommst du darauf, dass es in unserer gesellschaft anders laufen sollte als es IST? - was führt zu dieser annahme? - woher kommt das bestreben dieses anders denken und vorstellen zu wollen?
 
Ich glaube, die Religion wird gern als Grund für Kriege und Haß mißbraucht.
Klar...wenn man sonst keinen andren Grund hat.... :wut1:

Martin Luther wollte damals, daß sich die Juden den Protestanten anschließen. Was wäre, wenn sie es getan hätten? Wie hätte die Zukunft (die unsre Vergangenheit ist) dann ausgesehn?
Hätte Hitler dann die Protestanten umbringen lassen?

JA, klingt doof...aber das hat mich die halbe Nacht wachgehalten..
Was meint ihr dazu?
 
Sowohl Religion als auch Wissenschaft verdanken ihre Existenz dem tiefgründigen Gefühl des Menschen, sich selbst in all seiner Komplexizität noch nicht vollständig erkennen zu können. Der Mensch der modernen Zeit erkennt immer mehr, dass er sich diesem Ziel auch nur aus sich selbst heraus annähern kann. Er ist nicht mehr bereit, sich von allen möglichen "Autoritäten" ausser ihm selbst vorschreiben zu lassen, wo und wie er den noch unerkannten Rest von sich selbst zu finden hat.
Da zudem jeder Mensch einmalig ist, ist die Wahrscheinlichkeit, durch vorgeschriebene oder vorgekaute Gedankenysteme (wie eben z. B. diejenigen der traditionellen und institutionalisierten Religionen)zu befriedigender Selbsterkenntnis zu gelangen, gering.
 
...

Sehr interessante Antworten und Gedanken soweit. Danke euch :)

aber vielleicht noch eine andere frage:
wie kommst du darauf, dass es in unserer gesellschaft anders laufen sollte als es IST? - was führt zu dieser annahme? - woher kommt das bestreben dieses anders denken und vorstellen zu wollen?
Ich sagte doch nichts davon, dass es anders laufen sollte. Ich hinterfrag nur und seh mir Varianten an.
Grund: Neugier. Werkzeuge: Fantasy und Logik :)

:zauberer1
 
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