Hallo Ela
Hier kannst du über den Subjektiven Idealismus lesen.
Spiritualisten fallen im übrigen in die letzte Kategorie. Ich selbst zähle mich zu den subjektiven Idealisten, hatte aber die Erkenntnis, jede Wahrheit ist subjektiv, unabhängig von der philosophischen Idee.
Fichte
Subjektiver Idealismus
»Das Lebenswerk Fichtes steht an einem der gro-
ßen Wendepunkte in der Geschichte des philosophi-
schen Denkens. Mit ihm beginnt in machtvollem Ein-
satz eine geschlossene Folge von philosophischen Be-
wegungen und Systemen, die allein nach Wucht, An-
spruch und Ausmaß zu dem Größten gehören, was
der suchende Menschengeist je ersonnen hat. Die ein-
zigartige Kraft spekulativer Begabung, die der deut-
sche Geist in seinem Innern trug..., sie strömt von hier
in breitem Flusse« (Heimsoeth). Es ist der deutsche
Idealismus, der sich nunmehr erhebt. Das Woraus
aber bildet die Kantische Philosophie. Fichte will be-
wußt an Kant anknüpfen und ihn weiterbilden. Und
zwar ist es der Kant der praktischen Vernunft, der
Fichte als der eigentliche Kant erscheint. Nicht so
sehr das Sein und der Kosmos interessieren Fichte als
vielmehr der Mensch und seine rein menschlichen in-
neren Möglichkeiten. Schon Kant sah im Menschen
einen absoluten Wert. Immerhin gab es nicht bloß den
Menschen. Jetzt ist der Mensch alles. Sein Ich wird
zum Ursprung des gesamten Weltseins. Der Idealis-
mus Kants war ein kritischer. Er wollte die rechten
Grenzen ziehen für die Vorstellungswelt des Men-
schen. Für das vorstellende und wollende Ich Fichtes
gibt es keine Grenzen mehr. Darum heißen wir diesen
Idealismus, der das Subjekt zu allem und jedem
macht, einen subjektiven. Der Transzendentalismus
ist ein vollkommener geworden, die Methode des
Wissens bildet das Gewußte selbst, die Dualität von
Subjekt und Objekt ist aufgehoben, ein Ziel, in dem
Fichte, Schelling und Hegel einig gehen; zunächst we-
nigstens; denn der späte Fichte und späte Schelling
werden aus dieser Front ausbrechen! Man hat die
Kühnheit, ja Verwegenheit der Fichteschen Spekulati-
on um das Ich immer gesehen. Bei aller Kritik möge
man aber nicht das hohe Ethos übersehen, das hinter
dem Ganzen steht und dem es noch mehr als Kant
darum zu tun ist, Freiheit und Würde des Menschen
gegenüber Natur und Materie zu retten. Man kann
diesen Idealismus darum mit Recht auch einen ethi-
schen heißen.
2. Fichtes neu umgebildetes System
In seinen späteren, populären Schriften hat Fichte
Glaube Liebe, Hoffnung, Religion aufgestellt, ohne
philosophisches Interesse, für ein allgemeines Publi-
kum, eine Philosophie für aufgeklärte Juden und Jü-
dinnen, Staatsräte, Kotzebue. Fichte hat eine große
Aufregung seiner Zeit gegeben, den Kantianismus
vollendet. - Populär sagt er: »Nicht das endliche Ich
ist, sondern die göttliche Idee ist der Grund aller Phi-
losophie; alles, was der Mensch aus sich selbst tut, ist
nichtig. Alles Sein ist lebendig und in sich selbst
tätig, und es gibt kein anderes Leben als das Sein und
kein anderes Sein als Gott; Gott ist also absolutes
Sein und Leben. Das göttliche Wesen tritt auch aus
sich hervor, offenbart und äußert sich, - die Welt.«
Diese Philosophie enthält nichts Spekulatives, aber
sie fordert das Spekulative. Wie die Kantische Philo-
sophie in ihrer Idee des höchsten Gutes, worin die
Gegensätze sich vereinigen sollen, so fordert die Fich-
tesche Philosophie die Vereinigung im Ich und in dem
Ansich des Glaubens, in welchem das Selbstbewußt-
sein in seinem Handeln von der Überzeugung aus-
geht, daß an sich sein Handeln den höchsten Zweck
hervorbringe und das Gute sich realisiere. Es ist in
der Fichteschen Philosophie nichts zu sehen als das
Moment des Selbstbewußtseins, des selbstbewußten
Insichseins, wie in der englischen Philosophie ebenso
einseitig das Moment des Sein-für-Anderes oder des
Bewußtseins nicht als Moment, sondern als das Prin-
zip des Wahren ausgesprochen ist, - in keiner von
beiden die Einheit beider, der Geist.
Fichtes Philosophie macht in der äußeren Erschei-
nung der Philosophie einen bedeutenden Abschnitt.
Von ihm und seiner Manier kommt das abstrakte
Denken, die Deduktion und Konstruktion. Mit der
Fichteschen Philosophie hat sich eine Revolution in
Deutschland gemacht. Bis in die Kantische Philoso-
phie hinein ist das Publikum noch mit fortgegangen,
bis zur Kantischen Philosophie erweckte die Philoso-
phie ein allgemeines Interesse; sie war zugänglich,
man war begierig darauf, sie gehörte zu einem gebil-
deten Manne überhaupt. Sonst beschäftigten sich Ge-
schäftsmänner, Staatsmänner damit; jetzt, bei der
Kantischen Philosophie, sinken ihnen die Flügel. Sie
sind nicht bis zum Fichteschen Spekulativen fortge-
gangen, haben gleich Abschied genommen, wo es
zum Spekulativen geht; besonders seit Fichte wurde
es Beschäftigung weniger Männer. Das Publikum
wurde durch die Kantische und Jacobische Philoso-
phie darin bestärkt, daß das Wissen von Gott ein un-
mittelbares sei, das man von Haus aus kenne, ohne zu
studieren.
Die Zeit hat nach Leben, nach Geist gerufen. Indem
nun so der Geist in das Selbstbewußtsein zurückge-
gangen, aber in es als leeres Ich, das sich nur einen
Inhalt, eine Erfüllung gibt durch Endlichkeiten, Ein-
zelheiten, die nichts an und für sich sind, so ist die
nächste Stufe diese Erfüllung des Selbstbewußtseins
an ihm selbst, den Inhalt sich an sich selbst zu wis-
sen, einen Inhalt, der, durchdrungen von ihm, ein
selbstbewußter, geistiger Inhalt oder inhaltsvoller
Geist sei. Diese unmittelbare Einheit des selbstbe-
wußten Ich und seines Inhalts oder der Geist, der sein
selbstbewußtes Leben nur anschaut und dies als die
Wahrheit unmittelbar weiß, hat sich dann in den poe-
tischen und prophetischen, sehnsüchtigen Tendenzen
geäußert, in Auswüchsen, die aus der Fichteschen
Philosophie hervorgegangen sind.
Grüße Equinox