hihi... nun ist aus dem Atheisten-Thread ein Buddhismus-Thread geworden
Na dann ändern wir das wieder
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Hallo JimmyVoice,
Für mich ist der Atheismus auch eine Religion. Eine Religion, die die Existenz Gottes völlig verleugnet. Eine Religion, die versucht alle anderen Religionen zu verleugnen. Eine Religion, die die meisten Anhänger hat.
Ich weiß, es wird der Einwand kommen, das Religion Rückbindung zu Gott bedeutet. Wenn man aber Religion nur auf den Glauben beschränkt, dann ist der Atheismus eine Glaubens, also auch eine Religonsfrage. Der Buddhismus ist ja auch keine Religion in dem Sinne, aber wird als Religion bezeichnet.
Du sagst, dass der Atheismus eine Religion sei.
Du sagst einerseits auch, dass Du Religion nicht als ein Glaubenssystem definierst, das durch einen Gottesglauben gekennzeichnet ist.
Andererseits nehme ich an, dass Du nicht einfach annimmst, dass "Religion" einfach nur ein "beliebiges Glaubenssystem" ist, sonst gäbe es nur Religionen als Glaubenssysteme und dann wäre es nicht sehr aussagekräftig, wenn Du sagst, dass der Atheismus eine Religion sei. Eine Unterscheidung ist ja dazu da, um eine Differenz zu markieren, wenn Du aber sagst alles ist Religion, dann definierst du keine Grenze, denn es gäbe dann keine nicht-religiösen Glaubenssysteme.
Ich frage mich also: was ist dein Begriff von Religion ? Und wie stellst Du dir ein Glaubenssystem vor, das keine Religion ist?
Auf der anderen Seite könnte man auch fragen, ob das, was Du mit Atheismus bezeichnest, überhaupt auf ein "Etwas" referiert.
Wenn ich von "dem" Buddhismus oder dem Christen- Judentum spreche, dann gibt es zwar nicht "dieses" eine Objekt, aber es gibt hier jeweils Menschen, die sich mit dem jeweiligen Weltbild identifizieren. Sie treffen sich immer wieder in Gruppen oder sie verfolgen eine bestimmte Praxis und sie erklären sich die Welt mit diesen Weltbildern.
Meine These ist nun, dass die Menschen, die Atheisten sind, nicht eine solche Gruppe darstellen, wie die Gruppe der Religionen. Das was ihnen gemeinsam ist, ist nicht "ein" Glaube an einen Nicht-Gott, sondern ist kein Glaube an Gott. Sie treffen sich nicht, um einen Nicht-Gott oder ihren Atheismus zu feiern, sie verstehen ihre Praxis nicht als eine geregelte Praxis, die einen Sinn zu ihrem Atheismus aufrechterhält.
Du kannst lediglich als Beobachter beobachten (Beobachterperspektive), dass sie so etwas wie ihren Atheismus durch ihre Praktiken und ihren jeweiligen Glauben aufrechterhalten und Du kannst ihnen unterstellen, dass dies ihr "unbewusstes", latentes Ziel ist, aber als Teilnehmer kann man in der Teilnehmerperspektive nicht an einem Atheismus als positivem Phänomen teilhaben, das die Menschen vereint.
Summery:
Der Atheismus ist nicht etwas, das den Atheisten einen Lebenssinn und ihrem Verhalten Regeln verleiht. Ihren Sinn müssen sie durch andere Sinnquellen motivieren, dies ist durch den atheistischen Glauben nicht möglich. Und die Regeln für ihr Verhalten leiten sich auch nicht in einem Bezug zu ihrem "Atheismus" ab.
Atheismus ist also kein Begriff, der auf etwas wirklich gemeinsam geteiltes, gemeinsam erfahrbares Sinnvolles verweist, sondern ist ein Begriff, mit dem ein Beobachter auf Menschen referiert, denen etwas fehlt, was anderen, den religiösen Menschen eigen ist. Es ist keine homogene Gruppe, die durch "ein" in der Teilnehmerperspektive erfahrbares Glaubenssystem ausgezeichnet ist, sondern es ist eine äußerst heterogene Gruppe - wahrscheinlich kann man gar nicht "Gruppe" sagen - von Menschen, mit unterschiedlichen Glaubenssystemen.
Meine Frage an dich ist nun: gibt es einen Religionsbegriff, der es dennoch erlaubt, diese Ansammlung von Ahteisten als religiöse Menschen zu bezeichnen ?
Liebe Grüße
Energeia