Religion und Atheismus - Josef Ratzingers Meinung

Freidenker1

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Was haltet ihr von dieser Aussage?

"Man kann gerade als Christ nicht einfach die positiv gestalteten Religionen der Weltgeschichte als das Gute und die atheistische Geisteslinie als den schlechthinnigen Sündenfall hinstellen, sondern beide Linien, die der Gestaltung und die der Reinigung, ergänzen sich gegenseitig, beide tragen Aufschwung und Fall in sich."
Joseph Ratzinger: Atheismus - seine positive Funktion

In meiner Freidenker Galerie habe ich mich in der Ausstellung "Politik und Religion 2" ausführlicher mit dem Thema beschäftigt.

Was mir an der Aussage Ratzingers nicht gefällt ist die Rolle des Atheismus, ich sage mal die der "Putzfrau".

Schöne Grüsse aus München
Rainer Ostendorf
 
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Kennt man nur diesen einen Satz aus dem Buch (so wie ich), ist´s bissl schwer, sich eine Meinung zu bilden. Drum bleib ich mal nur bei den Begriffen Gestaltung und Reinigung und erzähl dir, was mir dazu spontan einfällt.

Wir haben ein völlig verwildertes Gartengrundstück übernommen. Hunderte von mickrigen Minibäumchen und Heckenableger mit ganz schön tiefen Wurzeln, Efeu und Unkraut hatten die letzten 20 Jahre das Land erobert. Es war eine Heidenarbeit (*g), das alles herauszuholen. Einmal kam ein Nachbar vorbei, und zu dem sagte ich, daß mir bei aller Freude, daß es gut voran geht, es doch auch Leid tut, diese vielen Pflanzen zu vernichten. Er meinte "ja, aber du schaffst dadurch ja Platz für neues Leben." (Hätt ich ihm garnet zugetraut, so was Feinsinniges. Wie man sich doch irren kann.) Diese Saison geht´s dann so langsam an die Gestaltung des Gartens, woran ohne die vorherige Reinigungsaktion nicht zu denken gewesen wäre.

Fertich erzählt.
Y.
 
Was mir an der Aussage Ratzingers nicht gefällt ist die Rolle des Atheismus, ich sage mal die der "Putzfrau".

Schöne Grüsse aus München
Rainer Ostendorf

Was genau gefällt dir daran denn nicht?

Immerhin kommt ein Atheist nicht auf die Idee, sich anderen Religionen zuzuwenden, was ja für die Katholen ganz praktisch wäre. *g*

Auf mich wirkt seine Aussage ein bissi wie: ist eh alles egal. Ob wer glaubt und wenn ja, woran.

LG
Any
 
man könnte meinen, das "ist e alles egal" gemeint ist. das ist ein trugschluss.
das beispiel mit dem verwilderten garten ist sehr gut.

auf der welt wird immer irgendwas, auch wenn nur atheisten sind, da wird halt chaos - jeder macht was er will.
aber, der mensch will eigendlich ordnung, er will sogut es geht und halbwegs geordnet in frieden und glücklich leben (ein bissl chaos ist immer).
und der christliche glaube bringt die ordnung, und ein wirklicher christ wird auch atheisten genauso wie alle anderen menschen annehmen und dulden können, obwohl er einen besseren weg kennt.
jesus hat gesagt: lasst beides zusammen wachsen...aber am schluss wird das unkraut vom weizen getrennt.
mfg
 
Hab noch ein paar Sätze aus dem Text gefunden, die dem im Eingangsbeitrag zitierten direkt vorausgehen:

"Atheismus ist nicht notwendig Leugnung des Absoluten überhaupt, sondern dessen Rückversetzung in die reine Gestaltlosigkeit, d.h. er ist Protest gegen die Gestalt, mit der das Absolute identisch gesetzt wird. Darin aber liegt die große und unabdingbare Sendung des Atheismus in der Religionsgeschichte.

Die Gestaltung des Göttlichen führt ja in der Tat immer wieder zur Vermenschlichung Gottes und damit zur Verabsolutierung des Menschlichen bzw. ganz bestimmter Einstellungen und Meinungen des Menschen. Aus diesem Grund .. ist Religion nicht nur die große Chance, sondern auch die große Gefährdung des Menschen.

Weil hier das Absolute begegnet, kann jede Vermenschlichung und Verdinglichung des Absoluten zu den furchtbarsten Konsequenzen führen, indem dann die Gruppe, das System, die Einrichtung sich selbst absolut setzt und alles, was gegen sie steht, als das schlechthin Böse außerhalb jeder Menschlichkeit stellt.

Weil vom Wesen des Menschen her jede Gestaltung zur Abschließung und so zur falschen Vermenschlichung Gottes drängt, muss es neben der Gestaltung immer auch ebenso die große Gegenbewegung der Reinigung geben, die immer wieder die Überschreitung der Gestalt und so letzten Endes die Vergöttlichung Gottes besorgt."

also sprachlich hat er´s ja drauf, der alte Mann, das muß man ihm lassen,
und er kommt ziemlich gelassen daher, fast schon cool. wußt ich garnet.

Quelle: institut-papst-benedikt.de/nc/ergebnisausgabe/antwort/was-haben-sich-menschen-im-namen-der-religion-nicht-alles-ausgedacht-und-angemasst/text/atheismus-seine-positive-funktion.html
 
Die Religion braucht gelegentlich eine Reinigung,
das hört sich gut an.

Weniger kann ich dem zustimmen,
wenn es heißt der Atheismus könnte diese Funktion für die Religion einnehmen.
Hier wird er eher an ein duldendes Nebeneinander gedacht haben.

Aber ich meine, auch der Atheismus braucht seine Reinigung.

Für beide habe ich sozusagen die Salzsäure bereit,
ein ganz einfaches Mittel ist es,
egal ob Du an einen ultimativen Gott glauben willst,
oder an ein bestimmendes endgültiges System:

Nach dem Leben auf der Erde,
und wenn Du es Dir gestattest,
nach einem Dasein im Jenseits,
dann stirbt das Lebewesen, der Mensch,
und nur in dieser Erkenntnis,
in diesem würdigen und erfüllten Sterben,
da kannst Du wirklich Gott erkennen.


Da gibt es keine Gefahr mehr,
Du könntest einmal selbst auf den Gedanken kommen das zu sein,
was du gelegentlich „Gott“ nennst.
Auch wenn der Alte – also Gott – selbst von der Paranoia geplagt wird,
wie wir es sagen würden,
und sich ständig in seiner Entfaltung,
auf die Begegnung mit einem Gleichen – also einem anderen Gott – vorbereitet,
und profilaktisch übt,
wie das sein könnte.

Übrigens bin ich der Meinung,
alles andere wäre eine gefährdende Sorglosigkeit.



und ein :weihna2
 
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Hi

Herr Ratzinger wird sehr gut dafür vergütet, um den Atheismus zu Gunsten des Theismus unkorrekt zu definieren.
Definieren wir daher den Athismus mal richtig.

Ein Theist ist jemand, der einen Glaube an Gott hat.
Ein Atheist hingegen hat keinen Glaube an Gott.

Was haben daher Atheisten mit Theisten zu tun?
Herr Ratzinger scheint eher darauf anzuspielen, dass Atheisten die besseren Argumente für ihren Unglaube haben und sich Theisten wohl ein Beispiel daran nehmen sollten.
Nur wird das keinem "Geistlichen" was nützen, denn was nach theistischen Behauptungen wahr sein soll, wird durch eine Gegenüberstellung zwischen Glaube und Unglaube nach dem S/W gedachten Motto >Nur eine Seite kann Recht haben< nicht wahrer.

Zudem würden sich Geistliche auch gut daran tun, die Existenz eines Gottes endlich mal nachzuweisen, um nicht ständig von dieser Bringschuld abzulenken, indem kulturell andersartige Verhaltensweisen diskutiert werden.

In diesem Sinne möchte ich empfehlen; gebt Psychosekten keine Chance, egal wie groß oder klein sie sein mögen, denn dessen topverdienenden und daher kapitalistisch denkenden und nach Macht strebenden Wortführer glauben ihren eigenen gepredigten Glaubensinhalten nicht.
Beweis: Auch Theologen geraten in Panik, wenn sie dem Tod ins Auge sehen.

:winken5:
 
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