Hi Formless.
Super, ich dachte ich wär nur so revolutionär.
"Arm" ist mE nur eine Sache der Betrachtungsweise. Mir fällt da gerade ein Beispiel ein:
Auf dem Elternsprechtag nahm mich am Ende die Klassenlehrerin an Seite und sagte: "Wenn es nicht geht mit dem Geld für den Ausflug, dann sagen sie das einfach, wir haben ja da den Förderverein für solche Fälle. Und dann habe ich beobachtet, wie ihr Sohn seinen Radiergummi verschenkt hat. Ich glaube, er will sich damit Freunde kaufen. Ich wollte ihn darauf ansprechen, aber dann habe ich es vergessen. Wo sie doch sowieso kein Geld haben und so Radiergummis kosten ja auch Geld."
Tatsache ist, dass meine Mutter eine ganze Packung Delfin-Radierer geschenkt bekommen hat. Es war ein Muttertier
und 4 Babys sozusagen. Davon hat er ein "Baby" seinem Freund geschenkt. Ich habe nur drei Kreuze gemacht und schon wieder mit Bangen daran gedacht, wie schnell man auch einem Kind suggeriert hat, dass es "arm" ist. Meinem Sohn fehlt es an nichts, wenn man mal von Markenschuhen und -klamotten, von Gameboys und Yo-gi-Oh-Karten zB. absieht, nach denen er aber auch gar nicht fragt und die er auch nicht bekäme, wenn ich im Geld schwimmen könnte - es sei denn von seinem Taschengeld.
Wenn man arbeitslos ist, ist man "arm" "bedauernswert". Ich sehe es eher andersherum. Ich sehe Menschen, die sich dreiteilen und niemandem mehr gerecht werden, weder dem Job noch ihrer Familie oder dem Haushalt. Ich sehe Menschen, die sich erpressen und schikanieren lassen, aus Angst ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Ich sehe Menschen, die immer mehr arbeiten und mehr arbeiten und auf immer mehr Geld verzichten und dabei auf dem Zahnfleisch gehen, weil sie eben glauben, ohne Konsum nicht leben zu können, oder Menschen, die es am Herz bekommen, aus Angst vor dem Verlust ihres Lebensstandards.
Und dann frage ich mich, während ich morgens gemütlich durch den Wald laufe und die Sonne genieße: "Wer ist denn hier arm" ? Und wenn manche Menschen mal ehrlich wären, dann würden sie zugeben, dass sie sich selbst schon lange was besseres vorstellen können, als jeden Morgen auf eine Sinnentleerte Arbeit zu gehen, die obendrein noch miserabel bezahlt wird und wo man sich schikanieren oder mobben lassen muss und sich selbst unter Druck setzt, vor Angst einen Fehler zu machen und seinen Job zu verlieren.
Wo steht eigentlich, dass es Sinn und Zweck eines Lebens ist, arbeiten zu gehen, Geld zu verdienen und andere reich zu machen, hä ?
Ich bin der Auffassung, dass wir uns nur nichts anderes mehr VORSTELLEN können. Das ist der Punkt.
Ich bekomme - wie ich gerade herausgefunden habe - überigens weniger als HARTZ IV - und ich lebe immer noch. Und ich habe nicht das Gefühl, dass es mir an was mangelt.