taz gegen Rösler

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Condemn

Guest
Gestern las ich irgendwo, dass Rösler der taz ein Interview gegeben hatte, es dann aber von seinem Team zurückgezogen wurde, und die taz daraufhin entschied es einfach doch abzudrucken - allerdings nur die Fragen, ohne Röslers Antworten. Sozusagen als Protestaktion.

Mich persönlich interessierte das nicht besonders und ich wusste auch nichts über den Inhalt des Interviews, aber die Idee der taz fand ich irgendwie cool.

Heute ist es dann erschienen. Und das sind die Fragen:


Herr Rösler, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht, dass andere Probleme mit Ihrem asiatischen Aussehen haben?“

Sie bekommen immer wieder Hassmails. Weil Sie FDP-Chef sind? Oder weil man Ihnen Ihre nichtdeutschen Wurzeln ansieht?

Warum werden Sie gehasst?

In Niedersachsen, wo Sie herkommen, wurden Sie häufig als “der Chinese” bezeichnet. Ist das aus Ihrer Sicht Ausdruck von Hass oder Ressentiment?

In Niedersachsen, wo Sie herkommen, wurden Sie häufig als “der Chinese” bezeichnet. Ist das aus Ihrer Sicht Ausdruck von Hass oder Ressentiment?

An Wahlkampfständen scheint das eine andere Rolle zu spielen. Dort bekommen FDP-Mitglieder zu hören: “Ich würde euch wählen, wenn Ihr nicht diesen Chinesen an Eurer Spitze hättet.”

Herr Rösler, zurück zu Ihnen. Wann haben Sie bewusst wahrgenommen, dass Sie anders aussehen als die meisten Kinder in Deutschland?

Sind Sie als Kind deswegen diskriminiert worden?

Würden Sie sich selbst als Migrant bezeichnen?

Sie waren mit 33 Jahren zum ersten Mal in Vietnam, auf Initiative Ihrer Frau. Warum interessiert Sie persönlich das Land Ihrer leiblichen Eltern nicht?

Sie haben das Bild vom Bambus, der sich im Wind biegt, aber nicht bricht, in die politische Diskussion eingeführt. Was wollten Sie damit ausdrücken?

Als Politprofi dürfte Ihnen klar gewesen sein, dass ein solches Bild von einem asiatisch aussehenden Politiker auf diesen bezogen wird. Das soll keine Rolle spielen, sondern Zufall sein?

Rainer Brüderle hat dieses Sprachbild mehrfach aufgegriffen und gesagt: “Glaubwürdigkeit gewinnt man nicht, indem man wie Bambusrohr hin und her schwingt, sondern steht wie eine Eiche. Deshalb ist die Eiche hier heimisch und nicht das Bambusrohr.” Warum sagt Ihr Fraktionschef so etwas?

Warum waren Sie dann bei der Einlassung von Peer Steinbrücks Pressesprecher Rolf Kleine nicht entspannt? Kleine hat sich mit einem Facebook-Eintrag über Sie lustig gemacht und sie mit einem nordvietnamesischen General in Verbindung gebracht. Daraufhin haben Sie in einem Interview gesagt: “Wer so handelt, muss für sich entscheiden, ob er noch Anstand hat und die richtigen Konsequenzen daraus zieht.

Man muss sich nicht sehr anstrengen, um bei Brüderles Aussage eine ganz ähnliche Konnotation herauszuhören. Dass Sie das eine – zumindest öffentlich – ganz entspannt sehen und das andere als latenten Rassismus kritisieren, lässt sich schwer nachvollziehen.

Was meinen Sie, brauchen wir in Deutschland eine breitere Debatte über Rassismus?

http://blogs.taz.de/hausblog/2013/09/09/philipp-roesler-fragen-und-keine-antworten/


Daraufhin erntete die taz (m.A.n. vollkommen zu Recht) einen gewaltigen Shitstorm ihrer Leser. Ein paar Leser-Kommentare:


Erschreckend, wie nah die angeblich “linken” TAZ-Journalisten am Rand des braunen Sumpfs fischen. Ich finde es politisch entlarvend, die politischen Randgruppen sind sich in vielen Details erschreckend ähnlich. Und selbst wenn es die Absicht war, einen deutschen Bundesminister mit asiatischen Genen (soviel oder wenig man vom ihm als Politiker auch halten mag) mit verletzenden Fragen aus der Reserve zu locken, ist nicht nur ein äußerst schlechter journalistischer Stil sondern bedenklich. Armes Deutschland, wenn es hier keinen gesellschaftlichen #Aufschrei gibt!


Ekelhaft! Es ist die Penetranz der Fragen, welche Rassismus offenbart.


Obwohl ich kein Rössler Fan bin und die FDP niemals wählen werde, schäme ich mich für Sie. Das ist unterste Schublade. Peinlich!


Peinlicher geht’s ja nimmer! Und damit das klar ist, nicht Rösler, sondern ihre Journaille hat sich peinlich verhalten: Die Fragen gehen allesamt in eine Richtung, sind dazu angetan Herr Rösler rassisch zu diskrimieren! Nach der Zensur eines kritischen Artikels zu den Verstrickungen der Grüne in pädophile Kreise, missfällt mir das Gebaren der TAZ innerhalb kürzester Zeit wieder – soll hier Wahlkampf gemacht werden?! Ein bisschen parteipolitische Unabhängigkeit wäre angebracht…


Liebe TAZ,
sorry, qaber damit habt Ihr Euch 5 Eigentore geschossen! Solche unqualifizierten Fragen habe ich selten gelesen, das grenzt schon fast an BILD Niveaue!!! Ich wollte, werde aber auf Grund dieses Schwachsinns kein Abo abschliessen. Da kann ich auch gleich das Geld der NPD geben. Grüße von einer Zecke, die das letzte mal die TAZ gelesen hat. Schönes Leben noch und ich hoffe, ihr habt ein reines Gewissen!!!


"Ich bin mit 5 Jahren mit meinen Eltern aus Japan nach Deutschland gekommen und verstehe Herrn Rösler sehr gut, dass er auf solche dämlichen Fragen nicht antwortet. Was meinen Sie, wie häufig er sich schon als Kind und Jugendlicher solche Fragen hat anhören müssen? Und dann jetzt bei einem Interview mit der taz! Wirklich niveau- und taktlos!"


Thomas Oppermann (SPD!) twittert:

Thomas Oppermann ‏@ThomasOppermann 22h
Mit 17 Fragen Rösler auf seine Herkunft reduziert. Unmöglich!“@inespohl: #taz druckt rösler interview ohne antworten
http://blogs.taz.de/hausblog/2013/09/09/philipp-roesler-fragen-und-keine-antworten/ …”


Rechtfertigung der taz (zu lang, daher nur der Link):

https://blogs.taz.de/hausblog/2013/09/10/ein-interview-das-im-wahlkampf-schaedlich-zu-sein-scheint/


Ich finde die Rechtfertigung schon nachvollziehbar und gut argumentiert. Aber, der Witz dabei ist:

Die taz wirft Rösler vor, ein Interview gegeben zu haben und es dann komplett zurückzuziehen. Die Welt schreibt:

Pohl hat Recht, auf das Streichen von Fragen reagiert die Presse allergisch. Es ist ein unausgesprochener Kodex. Alle Fragen, die gestellt wurden, müssen auftauchen. Nun hat sich laut FDP aber auch die "Taz" nicht an einen Kodex gehalten: ein schriftliches Interview soll – so es nicht äußere Umstände erzwingen – die gesamte Bandbreite eines Gesprächs wiedergeben und nicht nur auf einen Aspekt reduziert werden.

Das ist laut FDP aber geschehen. "Das Interview war keineswegs unter dem Stichwort ,Hass' angefragt, wie 'Taz'-Chefredakteurin Ines Pohl behauptet", sagte ein Parteisprecher der "Welt". Vereinbarter Schwerpunkt sei vielmehr "Stil und Anstand im Wahlkampf" gewesen. Eine Überarbeitung habe die "Taz" abgelehnt. Das finale Interview habe nicht dem Verlauf des Gesprächs entsprochen. "Vor allem aber rückt es einen Aspekt in den Mittelpunkt, der im Leben Philipp Röslers keine wahrnehmbare Rolle spielt."

http://www.welt.de/politik/deutschl...smus-Streit-zwischen-Roesler-und-der-Taz.html


Bedeutet: Die taz hat deutlich mehr Fragen gestellt, zum Thema "Stil und Anstand", dann aber nur jene Fragen und Antworten abdrucken wollen, die auf das Thema "Hass" abzielen und das mit Röslers Äußerem verbunden. Meiner Ansicht nach ist es vollkommen logisch, dass Rösler (die FDP) so ein Interview nicht haben will. Gäbe es eine große Debatte darum, dass unser Wirtschaftsminister erkennbar vietnamesische Wurzeln hat wäre eine Diskussion darüber vielleicht angemessen. Aber diese Debatte existiert ja gar nicht. Im Grunde instrumentalisiert die taz Rösler, um eine Debatte auszulösen, für die er schlicht der Falsche ist. Die taz ist ja keineswegs rechts oder rassistisch, eigentlich ist sie links. Aber hier verhält sie sich rassistisch. Denn Fakt ist: Rösler wird durch die Art der Fragen voll auf sein Aussehen reduziert. Er selbst hat es nie zum Thema gemacht, und wenn jemand anders es zum Thema machte (was selten war), hat er immer souverän reagiert oder das ignoriert.

Und der Witz dabei ist: Sie wollten oberklug sein und haben voll in die Scheiße gegriffen. Wie die Welt ganz richtig schreibt:

Die "Taz"-Leser sind intelligenter als ihre Zeitung


Ein guter Kommentar noch vom Spiegel:

Am Tag zuvor hatte das Blatt übrigens ein Gespräch mit der Grünen-Spitzenpolitikerin Claudia Roth veröffentlicht. Da ging es um das Thema "Spießigkeit". Parteichefin Roth durfte sich aufregen und tat das auch ausgiebig ("Quatsch", "Unsinn", "Schmarrn"). Auffallend aber war, was in diesem Interview gänzlich fehlte - ein Thema, das die Partei derzeit sogar wissenschaftlich vom Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter untersuchen lässt: Wie es die Grünen in den achtziger und noch neunziger Jahren mit dem Thema Pädophilie hielten. Da hätte die "taz" beweisen können, wie bissig sie wirklich ist.

http://www.spiegel.de/politik/deuts...aerger-mit-der-tageszeitung-taz-a-921429.html


Fazit: Sowohl die meisten Leser als auch Medien reagieren mehr als nur kritisch auf diesen "oberschlauen" Scoop der taz. Selten so ein mediales Eigentor gesehen.
 
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Schreckliches Interview :rolleyes:

Verstehe Rösler vollkommen.

Da hat man versucht Röslers Herkunft zu missbrauchen, um ihn in die Enge zu treiben und Stimmung gegen die FDP zu machen. Da steckt schon fast mehr als ein rassistischer Unterton drin.

Allerdings ist es schon auch unmöglich, was vor allem Brüderle da erzählt hat, was mir aber schon bekannt war.

LG PsiSnake
 
Da hat man versucht Röslers Herkunft zu missbrauchen, um ihn in die Enge zu treiben und Stimmung gegen die FDP zu machen.
Ja... Es wurde versucht, drei Ziele zu erreichen:

1. Wie Du schon sagst... FDP ankratzen. Und das Rassismus-Thema wird da sogar nur benutzt. Denn was wäre die Wirkung gewesen? Es wäre überall zu lesen gewesen, dass Rösler sich über Rassismus beschwert. Und zum Teil sogar über Rassismus aus der FDP. Dahin zielen die Fragen und die kann er kaum beantworten, ohne solche Schlagzeilen zu produzieren.

2. Rassismus-Debatte insgesamt anstoßen... Und das auf dem Rücken von jemandem, der diese Debatte gar nicht mit seiner Person in Verbindung bringen will. Der Witz dabei ist, mal etwas scharf formuliert: Die linke taz scheint der Ansicht zu sein, dass wenn man schon vietnamesisch aussieht, man auch die Pflicht hat, das zu thematisieren. Wenn der "Vietnamese" nicht will, muss eben mit der Brechstange nachgeholfen werden. Dahinter verbirgt sich im Grunde selbst einiges an Rassismus. Und das wird hinter dem Argument versteckt, sie würden etwas aufgreifen was ja existiert. Für Rösler scheint es aber kein Thema zu sein, oder nur selten.


3. Groß rauskommen... denn wäre das Interview gedruckt worden, hätte das natürlich einiges an Schlagzeilen produziert. Hat es jetzt noch mehr, aber zum Nachteil der taz. Freut mich ehrlich gesagt. Die haben schon so viel Stuss geschrieben das es Zeit wurde, dass es mal auffällt.


Allerdings ist es schon auch unmöglich, was vor allem Brüderle da erzählt hat, was mir aber schon bekannt war.
Ja... der Nuschler redet ja sowieso ne Menge Mist (wahrscheinlich mehr als man überhaupt versteht :D ). Aber Rösler dazu bringen zu wollen, das im Wahlkampf jetzt noch zu kritisieren (und es ist ja ne Weile her) hat eben glasklar den Hintergrund, Zwist in der FDP zu säen. Um Rassismus geht's da schon gar nicht mehr. Das Thema wird da nur benutzt.
 
Es war ein Versuch, Ausländer-, Fremdenhass massiv anzugehen und er ging daneben. Stilmittel der überspitzten Formulierung dicht komponiert, angewandt bei Einem direkt Betroffenen wurde zum Bumerang. Gibt Schlimmeres, niemand wurde tatkräftig angegriffen oder ausgegrenzt. Aber Rössler hätte gutes Kontra geben können, den Spiess umdrehen z.B. ....so gesehen eine vertane Chance ;)
 
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Ziemlich platt...vielleicht haben sie es sich bei Lanz abgeschaut...der soll ja auch gern auf einem Thema rumkauen...auch wenn´s den Interviewpartner schon längst nervt...
Auch wenn ich jetzt kein Rösler-Fan bin...liegt vielleicht an seiner Parteizugehörigkeit...ich kann ihn verstehen...


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