Zokora's Weltenschmerz

Man darf nicht vergessen, dass aus Gedanken Gefühle werden. Das verrückte ist ja, dass wir ununterbrochen Gedanken haben, ob nun bewusst oder unbewusst. Deshalb fällt es den meisten Menschen schwer beim Meditieren an Nichts zu denken. Die unbewussten Gedanken aber sind oft diejenigen, die unsere Gefühlswelt und damit unser Verhalten stark beeinflussen.

Es gibt eine Übung, um die eigenen Gedanken wieder bewusst wahrzunehmen. Wann immer es dir in den Sinn kommt, frage dich: "Was denke ich jetzt gerade?" So Mancher wird ein Aha-Erlebnis haben. Als ich mit dieser Übung anfing merkte ich, dass mir immer das Gleiche im Kopf herumschwirrte, wann immer ich alleine Auto gefahren bin. Immer wieder erwischte ich mich bei den Gedanken an diese bestimmten Menschen, die mir so weh getan haben, dass ich es niemals vergessen werde. Niemals. Und beim Autofahren habe ich praktisch ununterbrochen an sie und an meine Rachefantasien gedacht. Und ich merkte es noch nicht einmal. Ich war überzeugt, dass ich einfach so vor mich hinfuhr während ich Musik hörte. Die destruktiven Gedanken wurden mir erst durch diese Übung bewusst und dann konnte ich auch aktiv meine Gedanken "umprogrammieren". Es gibt sogar eine App, die einen mit einem Ton in unregelmässigen Abständen daran erinnert sich zu fragen: "Was denke ich jetzt gerade?"
Ich finde das ist ähnlich wie mit dem Huhn und dem Ei, was war zuerst, Der Gedanke oder das Gefühl?
Wenn ich die Meditation mal eine Zeitlang vernachlässigt habe, merke ich das Abschweifen der Aufmerksamkeit zum Glück recht schnell, nichts fällt mir aber schwerer als die Aufmerksamkeit von den Gedanken weg zu lenken. Emotionen, Gefühle, Geräusche, Düfte sind dagegen leichte Abschweifungen.

Ist meine Aufmerksamkeit etwas stabiler, ziehen die Gedanken ungehindert vorbei, die Aufmerksamkeit bleibt im Bewusstsein und ist nicht bloße Aufmerksamkeit und das Objekt riesen groß und einzig. Da ich die Meditation öfter mal schleifen habe lassen habe ich mit dem Abschweifen ohne Bewusstsein glaube ich die meiste Erfahrung. :cool:

Wenn ich am Ball bleibe stabilisiert sich aber das Bewusstsein, was sehr angenehm ist bei der Arbeit, beim Autofahren, an der Supermarktkasse, beim meinen Hobbies.

Das was du beschreibst kenne ich aber auch gut. Vor allem Situationen wo ich mich nicht mit Ruhm bekleckert habe.
Was ich vorhin schrieb zb. ich merke dass es nicht besonders gut ist, sich all zu lange in der Vergangenheit bei solch destruktiven Erinnerungen aufzuhalten. Das macht etwas mit mir, das mir nicht gut tut. Ich denke mit den Gedanken wie du sie beschreibst ist das ähnlich, darum ist das registrieren was du mit der Frage:" Was denke ich gerade" tust, eine gute bewusste Hilfe, so wie ich es verstehe.
 
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[OT] Eindeutig das Huhn. :) [/OT]
Ich glaube dir, dass es bei dir so ist. Ich mache da aber auch andere Erfahrungen.
Nicht dass daraus jetzt eine OT Diskussion wird, Marcel Proust - auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Ein Keks den er aß dessen Geschmack ihn an seine Kindheit erinnerte. Ich weiß nicht ob dies nur ein Mythos ist, heutzutage werden so viele schöne Geschichten als Mythos entlarvt, allerdings waren hier weder Huhn noch Ei sondern ein Keks und sein Geschmacksinn da, bevor daraus eine Erinnerung wurde, die ihn zu einer Inspiration brachte.

Was für eine Analogie. Das Bewusstsein zu ergründen ist jedenfalls eine aufregende Reise.
 
Ich habe das Gefühl, es ist untergegangen, dass ich von meiner Erfahrung mit einer Depression schreiben wollte, da ich es zu Allgemein geschrieben habe und dazu nur angeschnitten habe.
Ich wollte dir zu diesem Satz gerne Rückmeldung geben aber es ist gestern untergegangen. Bei mir persönlich ist es tatsächlich nicht so angekommen, dass du deine eigenen Erfahrungen einbringen wolltest. Deshalb danke, dass du es erwähnt hast. So lesen sich deine Beiträge auch ganz anders.

Ich verstehe diesen Faden so wie es @Zokora erwähnt hat: Die eigenen Gedanken und Erfahrungen niederschreiben, in der Hoffnung, dass der Ein oder Andere ein wenig mehr Verständnis aufbringen kann. Deshalb versuche ich hier nicht auf alles und jedes einzugehen, damit der Grundgedanke nicht aus den Augen verloren geht. Es ist leider in Foren so, dass man, diskussionsbedingt, innert kürzester Zeit vom Thema abkommt. Da ist z.B. das Thema 'Spanien' und auf Seite zwei wird über Gemüsesuppe diskutiert. Es wäre schade, wenn das hier auch passieren würde.
 
Man kann in diesem Forum Meinungen aber auch Erfahrungen austauschen.

Ich habe das Gefühl, es ist untergegangen, dass ich von meiner Erfahrung mit einer Depression schreiben wollte, da ich es zu Allgemein geschrieben habe und dazu nur angeschnitten habe.

Erstmal habe ich diese Depression vollständig überwunden. Ich habe seit bald 3 Jahren nichts mehr dergleichen erlebt. Das ist ein großer Erfolg für mich und ich möchte so etwas wie ich es zum Ende hin erfahren habe, nie wieder erleben.

Was ich bisher schrieb kann ich sehr einfach untermauern wenn ich etwas mehr darüber schreibe.
Ich schreibe aus meiner Erfahrung und möchte andere damit nicht irgendetwas vorwerfen.

Bevor ich damals begann mich damit auseinanderzusetzen war mein persönlicher Lebenstiefpunkt.
Ich habe das verloren, was mich lange Zeit, immer wieder über unhaltbare Situationen getragen hat. Mein Selbstvertrauen, meine Zuversicht und Kraft. Der Verlust der Kraft von der ich schreibe, war körperlich und mental. Das Selbstvertrauen das dazu fehlte, hat dazu geführt dass ich mich in Situationen die mir vorher leicht fielen nicht mehr zurecht fand und mich selbst nicht mehr verstehen konnte. Die Zuversicht die mir immer wieder Motivation geschenkt hat, hat alles als sinnlos erscheinen lassen, woraus ich mich nicht mehr aufraffen und befreien konnte.

Wie bei vielen andere Menschen, gab es eine Entwicklung dahin, die ebenfalls aus sehr unschönen früheren Erfahrungen, Erinnerungen und daraus entstandenen Verständnis resultierte, für die ich nichts konnte und an denen ich keine Verantwortung trage.

Was ich über die Depression gelernt habe, über mich selbst und sogar über Geist und das Leben, ist von unschätzbaren Wert für mich. Das habe ich angeschnitten mit den tiefsten Wünschen die in Erfüllungen gingen, weil ich mich auf Dinge eingelassen habe die vorher undenkbar waren.

Nicht anders als @Zokora habe ich damit begonnen mich mit der Depression zu arrangieren. Ich habe sie mehr oder weniger angenommen. D.h. Mich nicht dagegen gewehrt was in mir erzeugt wurde sondern gelernt sie anzunehmen als einen Teil meiner inneren Welt.
Das allein war eine kleine Erleichterung.

Ich begann zu untersuchen was ich mir selbst erzählen will, in diesen destruktiven Gefühlswelten und Interpretationen. Dies funktionierte erst, als ich mich aus dem Fluss der Depression nehmen konnte, d.h ganz bewusst zu beobachten was in mir vor sich geht.

Das war wirklich kein gesundes Selbstbild und erst recht Verachtung für andere, Gedanken und Erinnerungen die ich begraben wollte, Tatsachen die ich überspielen wollte, Urteile und Bewertungen wo das geistige Auge hinreichte und keine schönen.

Das entsprang meiner ganz eigenen, individuellen, einzigartigen Innenwelt.

Einerseits machte mich dies superklein, wie ein kleines hilfloses Kind und paradoxerweise habe ich mich so ernst genommen, dass alle und jeder gegen mich waren alles habe ich als persönlichen Angriff auf mich bezogen und Menschen die mir wichtig waren/sind verletzt.

Irgendwann wurden mir wiederkehrende Gedanken und Gefühle bewusster, und es war mir nicht mehr neu. Da ich ganz rational geschaut habe, was daran eigentlich wirklich den Tatsachen entspricht und nicht bloß einem Schein, konnte ich irgendwann sagen: Langweilig, kenn ich schon. Ist Unsinn.
Das war eine noch größere Erleichterung.

Gleichzeitig begann sich neues Selbstvertrauen zu entwickeln. Zuversicht, „ich bin auf dem richtigen Weg“, ich spürte auch wieder Energie und Neugierde auf neue Erfahrungen und die Zukunft. Ich kam damit in die Lage neue Entscheidungen zu treffen, die Konsequenzen anzunehmen und gleichzeitig entwickelten sich im Außen Möglichkeiten dessen Potenzial ich erkennen konnte ohne große Mühe, da meine Innenwelt freier von den destruktiven Empfindungen und Gedanken war. Was ich nun empfand wurde eine zuverlässige Richtschnur auf die ich mich verlassen konnte. Das half meinem Selbstvertrauen enorm und meine Energie war zurück was mich, nicht zu beschreiben, freute denn auch die Zuversicht kam damit einher.

Ich spürte Vertrauen, ich spürte Ruhe, ich spürte Dankbarkeit, ich spürte Harmonie, ich spürte Freude und Neugierde und mir wurde bewusst, dass ich nicht viel über Alles wissen kann, aber über meine innere Welt die ich vernachlässigt habe, da mir nicht bewusst war dass sie mein Dreh und Angelpunkt sämtlichen Erlebens und Auffassung ist.

Niemals würde ich auf die Idee kommen Empfindungen wie Emotionen oder Gefühle neutralisieren zu wollen. Das einzige was ich daran hinterfrage ist, ob die äußeren Umstände richtig betrachtet sind oder ich einem Irrtum unterliege, so wie zur Zeit der Depression bei sehr vielen Erwartungen zb.

Wie sich darauf mein außen veränderte, ist tatsächlich ein anderes Thema und mein ganz persönlicher eigener Weg, aber auch hier muss ich sagen, ohne die Depression und das „studieren“ dieser, wie sie entstand oder sich entwickelte, wie sie sich zeigte, wie ich sie erkennen konnte, wie ich sie als einen Teil von mir akzeptierte, wie ich sie hinterfragte und verstand und wie ich ohne sie empfinde, ist aus heutiger Sicht für mich mehr als Begriff aus der Medizin.
Ich erkenne mich, in deiner Beschreibung, in weiten Teilen wieder. Du hast das sehr gut beschrieben und ich freue mich, dass du einen Weg gefunden hast :love:

Ich bedauere es auch nicht, wie mein Leben verlaufen ist. Auch nicht die gewaltsamen, schmerzhaften und leidvollen Erfahrungen. Ich bin sogar dankbar dafür, denn sonst wäre ich nicht, wer ich bin, nicht da, wo ich bin und nicht mit den Menschen zusammen, die heute in meinem Leben sind.

Mein Leben bestand aber auch aus mehr, als aus Depressionen. Die Depressionen haben mich aber auch viel über mich selbst, meine Mitmenschen und das Leben gelehrt. Und zu vielen Themen gebracht und darüber hinaus.

Man muss Depressionen und auch Traumata nicht nur negativ betrachten. Man es kann es auch als Wachstum sehen. Es heißt nicht ohne Grund, man wächst mit seinen Aufgaben. Es gibt auch sogar das Konzept des Posttraumatischen Wachstums.

(Was wieder nicht heißt,
dass immer was Positives daraus wird.
Nicht wenigen fehlen die Möglichkeiten dazu,
ohne selbst was daran ändern zu können.)
 
Man darf nicht vergessen, dass aus Gedanken Gefühle werden. Das verrückte ist ja, dass wir ununterbrochen Gedanken haben, ob nun bewusst oder unbewusst. Deshalb fällt es den meisten Menschen schwer beim Meditieren an Nichts zu denken. Die unbewussten Gedanken aber sind oft diejenigen, die unsere Gefühlswelt und damit unser Verhalten stark beeinflussen.

Es gibt eine Übung, um die eigenen Gedanken wieder bewusst wahrzunehmen. Wann immer es dir in den Sinn kommt, frage dich: "Was denke ich jetzt gerade?" So Mancher wird ein Aha-Erlebnis haben. Als ich mit dieser Übung anfing merkte ich, dass mir immer das Gleiche im Kopf herumschwirrte, wann immer ich alleine Auto gefahren bin. Immer wieder erwischte ich mich bei den Gedanken an diese bestimmten Menschen, die mir so weh getan haben, dass ich es niemals vergessen werde. Niemals. Und beim Autofahren habe ich praktisch ununterbrochen an sie und an meine Rachefantasien gedacht. Und ich merkte es noch nicht einmal. Ich war überzeugt, dass ich einfach so vor mich hinfuhr während ich Musik hörte. Die destruktiven Gedanken wurden mir erst durch diese Übung bewusst und dann konnte ich auch aktiv meine Gedanken "umprogrammieren". Es gibt sogar eine App, die einen mit einem Ton in unregelmässigen Abständen daran erinnert sich zu fragen: "Was denke ich jetzt gerade?"
Da bin ich auch ganz bei dir. Es wird zum Automatismus um so öfter man es macht und merkt es einfach irgendwann sehr schnell, wenn die Gedanken in solche Richtungen gehen. So auch die Gefühle und Emotionen, die "Stimmung", die einen darauf hinweisen, was gerade wieder los ist.

Eine Grundvoraussetzung um sich in akuten Situationen reflektieren zu können. Oder wie hier öfter anders formuliert wurde, aus den inneren Vorgängen rauszuholen und draufzuschauen. Es wahrnehmen, erkennen und dann entscheiden, wie man jetzt am besten reagiert, damit umgeht.
 
Zur Info: Gucke gerade Jenke auf Pro7. Sein heutiges Experiment heisst "Experiment Psyche". Es geht u.a. um Depressionen. Sehr interessant.
 
@Zokora : Nimmst Du etwas gegen die Depression? Kann sein, daß ich es überlesen habe. :)


Ich habe schon sehr lange Depressionen und mir hat tatsächlich vor allem das Medikament geholfen. Durch das wurde ich handlungsfähig und kann jetzt an der Krankheit arbeiten, mit Achtsamkeit, Sport, Ernährung, Spiritualität. Hab eine Therapie gemacht und hier im Forum und in einem anderen geschrieben und dadurch einiges verarbeitet.
Es bleibt aber ein Kampf, eine tägliche Herausforderung, auch wenn ich sie jetzt bewältigen kann, schlechte Phasen wird es wohl immer geben.
 
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Danke @Scarabeus, hatte es fast verpasst!

Scheiße, ein Spiegel! Aber es ist einfach, wie er es sagt...
Ich habe die Sendung noch nicht zu Ende angeschaut. Aber wie Jenke mache auch ich mir Sorgen um die heutige Jugend und beim Gedanken, dass diese in ein paar Jahren die Welt regieren werden, sträuben sich mir die Haare.

Jenke guckt Tic-Toc: "Eieiei... Und sowas schauen die sich den ganzen Tag an?!?"

Jenke: "Das macht mir Angst. Was wird aus dieser Generation? Was wird die für eine psychische Stabilität oder Instabilität haben?"

Diese leeren Augen und maskenhaften Gesichter der Jugendlichen hat mich erschreckt.
 
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