Weiterer Auszug:
Menschen, die für die tatsächliche Realität (Dhamma) blind sind, können nur die Umgangssprache
sprechen, die konventionelle Sprache der gewöhnlichen Leute. Andererseits können Menschen,
welche wirklich die letzte Wahrheit (Dhamma) erkannt haben, beide Sprachen sprechen.
Sie können die Umgangssprache recht gut handhaben und sind vertraut mit dem Gebrauch der Dhamma-Sprache, speziell wenn sie im Kreise derer reden, welche Dhamma kennen und realisiert
haben. Unter denen mit tiefem Verständnis wird fast ausschliesslich die Dhamma-Sprache gesprochen; unglücklicherweise verstehen dann normale Menschen nicht ein Wort.
Dhamma-Sprache wird nur von denen verstanden, welche das rechte Wissen haben. Was noch mehr ist, in der Dhamma-Sprache ist es nicht mal nötig einen Ton von sich zu geben. Da wird beispielsweise mit einem Finger gedeutet oder eine Augenbraue gehoben und die letztendliche Bedeutung der
Realität ist verstanden. Daher interessiert euch bitte für diese zwei Sprachen, die Umgangssprache und die Dhamma-Sprache, und bemüht euch zu erkennen, welche Sprache gerade gesprochen wird.
Um die Wichtigkeit dieser Unterscheidung zu veranschaulichen, lasst uns folgendes Beispiel betrachten.
Gewöhnliche, unwissende, weltliche Menschen haben den Eindruck, dass es diese Religion gibt und jene, und dass diese Religionen verschieden sind, so verschieden, dass sie zueinander
in Opposition stehen. Solche Leute sprechen von "Christentum", "Islam", "Buddhismus", "Hinduismus", "Sikhismus" und dergleichen. Sie betrachten diese Religionen als unterschiedlich, getrennt und unvereinbar. Diese Leute denken und sprechen gemäss ihren persönlichen Gefühlen und lassen so die Religionen zu Feinden werden. Aufgrund dieser Mentalität kommt es zu verschiedenen Religionen, die sich feindlich gegenüberstehen.
Diejenigen, welche zum Wesen der Religion durchgedrungen sind, werden alle Religionen als gleichartig betrachten. Obwohl sie sagen mögen es gibt Buddhismus, Judentum, Taoismus, Islam
oder was auch immer, werden sie auch sagen, dass alle Religionen im Inneren gleich sind. Letztlich jedoch fühlen sie, dass die Sache, genannt "Religion", gar nicht existiert. Da ist kein Buddhismus, da ist keine Christentum, da ist kein Islam. Wie können sie das Gleiche sein oder sich in Konflikt befinden, wenn es sie nicht mal gibt? Es ist einfach nicht möglich. Daher ist die Aussage "Keine Religion" in Wirklichkeit Dhamma-Sprache der höchsten Ebene. Ob sie verstanden wird oder nicht ist etwas anderes, hängt vom Hörer ab und hat nichts zu tun mit der Wahrheit oder Religion.
Ich möchte gerne ein einfaches Beispiel aus der materiell orientierten Umgangssprache anführen: "Wasser".
Menschen die nicht einmal über die einfachsten Dinge viel wissen, denken dass es viele verschiedene Arten von Wasser gibt. Sie betrachten diese verschiedenen Arten von Wasser, als hätten sie nichts gemeinsam. Sie unterscheiden Regenwasser, Quellwasser, Grundwasser, Kanalwasser, Sumpfwasser, Grabenwasser, Gossenwasser, Kloakenwasser, Toilettenwasser, Urin,
Durchfall und viele andere Arten von Wasser voneinander.
Durchschnittliche Menschen werden darauf bestehen, dass diese Wasser völlig verschieden sind, weil solche Leute die äussere Erscheinung zum Kriterium nehmen.
Eine Person mit etwas Kenntnis jedoch weiss, dass reines Wasser in jeder Art von Wasser zu finden ist. Wenn wir Regenwasser nehmen und es destillieren, werden wir reines Wasser erhalten. Wenn wir Flusswasser nehmen und es destillieren, werden wir reines Wasser erhalten. Wenn wir Kanalwasser, Kloakenwasser oder Toilettenwasser nehmen und es destillieren, werden wir auch dann noch reines Wasser erhalten. Eine Person mit diesem Verständnis weiss, dass all diese verschiedenen Arten Wasser das Gleiche sind, soweit es den Wasser- Gehalt betrifft. Was die Elemente angeht, welche es verunreinigen und anders aussehen lassen, so sind diese nicht das Wasser selbst.
Sie können sich mit dem Wasser verbinden und das Wasser verändern, aber sie sind nie das Wasser selbst. Wenn wir durch die verunreinigenden Elemente hindurchschauen, können
wir das Wasser sehen, das immer das Gleiche ist. Wieviele Arten von Wasser es scheinbar auch geben mag, sind sie doch alle das Gleiche soweit die wesentliche Natur von Wasser betroffen ist.
Wenn wir die Dinge von diesem Standpunkt aus betrachten, können wir sehen dass alle Religionen das Gleiche sind. Wenn sie unterschiedlich erscheinen, ist es so, weil wir Urteile aufgrund
äusserer Formen fällen.
Auf einer noch intelligenteren Ebene können wir jenes reine Wasser nehmen und noch weiter untersuchen. Wir müssen dann zu dem Schluss kommen, dass da kein Wasser ist, sondern nur
zwei Teile Wasserstoff und ein Teil Sauerstoff. Wasser bleibt keines übrig.
Die Substanz die wir "Wasser" genannt haben, ist verschwunden, sie ist leer. Dies trifft überall zu, ungeachtet wo wir die zwei Teile Wasserstoff und ein Teil Sauerstoff finden. In der Luft, im Boden oder wo auch immer diese Teile gefunden werden mögen, ist der Zustand Wasser verschwunden und die Bezeichnung "Wasser" wird nicht mehr angewendet.
Für einen der zu dieser Ebene der Wahrheit durchgedrungen ist, gibt es so etwas wie Wasser nicht. In gleicher Weise sieht einer, der die letzte Wahrheit erreicht hat, dass es so etwas wie "Religion" nicht gibt. Es gibt lediglich eine gewisse Natur, die wir nennen können wie wir wollen. Wir können sie "Dhamma" nennen, wir können sie "Wahrheit" nennen, wir können sie "Gott" nennen, "Tao" oder was auch immer, aber wir sollten dieses "Dhamma" oder diese "Wahrheit" nicht abgrenzen
als Buddhismus, Christentum, Taoismus, Judentum, Sikhismus, Zoroastrismus oder Islam, denn wir können sie weder einfangen noch einsperren mit Etiketten und Begriffen.
Dennoch werden solche Einteilungen vorgenommen, weil die Leute diese namenlose Wahrheit für sich selbst noch nicht erkannt haben. Sie haben nur die äusseren Ebenen erreicht, gerade so wie mit Kanalwasser, Dreckwasser und dem Rest.
Der Buddha wollte, dass wir verstehen und sehen, dass da keine "Person" ist, kein separates Individuum, dass da nur Dhammas oder natürliche Phänomene sind. Wir sollten uns daher nicht an den Glauben klammern, dass es diese und jene Religion gibt. Wir haben die Etiketten "Buddhismus," "Islam" und "Christentum" selber hinzugefügt, lange nachdem die Begründer lebten. Keiner der grossen religiösen Lehrer gab jemals seinen Lehren einen persönlichen Namen, wie wir
das heute tun. Sie lehrten uns lediglich, selbstlos zu leben. Bitte versucht, das richtig zu verstehen. Wenn die letzte Ebene erreicht ist, wenn das Absolute erkannt wird, existiert nicht einmal der Mensch. Da gibt es nur noch die Natur, nur Dhamma.
Diese Realität kann nicht als irgend eine spezielle Sache Angesehen werden; sie kann nichts anderes sein als Dhamma. Sie kann nicht thai, chinesisch, indisch, arabisch oder europäisch sein. Sie kann nicht schwarz, braun, gelb, rot oder weiss sein. Sie kann nicht östlich oder westlich, südlich oder nördlich sein. Noch kann sie buddhistisch, christlich, islamisch oder sonst was sein.
Versucht also bitte dieses Dhamma zu erreichen, denn dann seid ihr im Herzen aller Religionen und aller Dinge angelangt und kommt schliesslich zum vollständigen Aufhören von Leid.