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Der Autor, den ich im Zusammenhang mit dem Begriff “Liebe” erwähnt habe, gibt nicht vor zu verstehen, dass er “genau” wüsste, was menschliche Liebe ist, sondern er stellt fest, dass sie auf Trennung und Unterschieden beruht nämlich auf Trennung eines Liebenden von einem oder einer Geliebten (wie zwei Äpfel, die ebenfalls zwei getrennte Einheiten sind und nicht ein Ganzes) und den Unterschied zwischen beiden. Kannst Du mir erklären, was daran falsch sein sollte? Ausserdem: Dualität bedeutet “zweimal dasselbe”, was auf zwei Personen, von denen eine liebt und die andere geliebt wird, selbst wenn dies reziprok ist, nicht zutrifft.
Zum Zweiten: Von wahrer Liebe im Unterschied zu menschlicher Liebe zu sprechen, halte ich selbst für unglücklich. Denn der Gegensatz zu wahrer Liebe wäre falsche Liebe. Was der Autor aber mit Sicherheit ausdrücken wollte, war eine andere, wenn man so will, höher stehende Liebe im Unterschied zur menschlichen. Und wenn er von der Vermeidung von Unterschieden schrieb, so bezog er sich ganz klar auf die Unterschiede zwischen Menschen und nicht auf den Unterschied von zwei verschiedenen Arten von Liebe, einer menschlichen und einer unpersönlichen , übermenschlichen LIebe. Auch erwartet er nicht, dass jemand ihm glaubt, sondern stellt eine gewisse Erfahrung in Aussicht, die man unter bestimmten Vorausetzungen machen kann.
Ich selbst spreche nur ungern oder überhaupt nicht von den Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Trozdem möchte ich hier eine Ausnahme machen, auch wenn ich Gefahr laufe, entweder nicht ernst genommen zu werden oder mich hier aufspielen zu wollen. Aber ich bin einmal für ein paar Stunden unter Einwirkung eines mir gut bekannten Sufis in einem Meer von unpersönlicher Liebe versunken. In diesem Meer gab es nichts anderes als Liebe. Alles war Liebe. Dies mit Worten zu beschreiben, ist praktisch unmöglich. Jedenfalls weiss ich seither, dass der von mir zitierte Autor keinen Unsinn geschrieben hat, und dass dein Vergleich eines Betrunkenen mit einer Schnapsfahne und einer halbleeren Whiskyflasche absolut unpassend ist.
Bitte sei in Zukunft etwas vorsichtiger mit Deinen Worten und bemühe Dich, “reinlicher” zu denken. Andernfalls könnte ich auf Deine Beiträge nicht mehr antworten.
Alamerrot
Hier etwas, was der Sufi einmal geschrieben hat, der mir einmal dazu verhalf, in ein Meer von unpersönlicher Liebe einzutauchen. Ist zwar ein anderes Thema, verhilft aber dazu , eine Vorstellung davon zu bekommen, um welche Art Mensch es sich hier handelt. (Ich muss von Spanischen in's Deutsche übersetzen. )
"Es gibt unheilvolle Augenblicke im Leben, in denen jedes Wort seinen Sinn verliert und nichts der bekümmerten Seele Trost zu bringen scheint. Wenn wir uns überfordert fühlen von dem stechenden Schmerz, sind Worte Laute, die jeglichen Sinnes entbehren.
Was kann man einer Mutter sagen, die ihr geliebtes Kind verloren hat? Welche Worte könnten die blutenden Wunden Deines Herzens stillen?
Welch guter Rat könnte den reissenden Schmerz lindern, der Dein Herz bedrückt:
Sei tapfer , reiss Dich zusammen, wird der gutmeinende Willenstarke Dir sagen. Wie wenn Tapferkeit in Gegenwart eines solch riesenhaften Unglücks ein freiwilliger Akt wäre.
Quäle Dich nicht, wird der Nüchterne Dir sagen. Du hast ja noch andere Kinder. Was soviel sagen will, wie wenn Du bei einem Unfall einen Arm verlierst, hast Du ja noch einen anderen.
Der Fromme wird Dir sagen: Glaube und bete. Gott hat ihn zu sich genommen. Du aber denkst: Wenn Gott ihn mir genommen hat, wie soll ich zu ihm beten? Das ist so, wie einem Feind Vertrauen schenken.
Der Glaube verliert sich im dunklen Abgrund der Verzweifelung. Mag sein, dass mancher den Trost der Zuversicht hat. Wenn Du aber diese Gabe nicht hast, womit willst Du sie ersetzen? Die Zuversicht besitzt eine wirkliche Kraft der Heilung für die Schmerzen der Seele. Was aber die Menschen gemeinhin haben, ist Leichtgläubigkeit, nicht die Kraft der Zuversicht. Die Leichtgläubigkeit ist ein auf Sand gebautes Schloss, das beim ersten Anprall dere Wellen der Verzweifelung zusammenbricht, und so bist Du mit Deinem zerstörten Schloss und ohne die Kraft, ein anderes zu bauen.
Du bist voller Schmerzen.. Sie sind ausschliesslich Deine und niemand kann sie fühlen so, wie Du sie fühlst. Du fühlst die Qual des Unwiederbringlichen.
Der freigiebige und zugleich fürchterliche Gott der Zeit. Die Zeit, die Dir alles gibt und alles wieder nimmt. Die Zeit wird Dir Trost bringen. Aber Du willst keinen Trost, Du willst Dein Kind. Die Zeit ist irreversibel und ihr Urteil ist unwiderruflich. Es gibt keine Hoffnung und keinen Trost mit dem Moloch der Zeit. Was war, wird nicht mehr sein,und was sein wird, ist noch nicht da.
Deshalb must Du dem Gefängnis der Zeit entfliehen. Du must fliehen vor der Qual des Vorgestellten. Flüchte in den uneinnehmbaren Palast der Stille. Nur hier allein findet Deine Seele Trost und Dein Schmerz Erleichterung. Hier fühlst Du Dich Teil des Ganzen und mit dem Universum vereint. Hier findest Du keine Trennung mehr möglich. Hier wirst Du einen Zustand erfahren, in dem es weder Zeit noch Raum, noch Leben noch Tod gibt. Nur noch das Sein. Vergangenheit, Gegenwart und Zukuft fliessen zusammen in ein ewiges Jetzt.
Was Worte nicht vermögen, erreicht die Stille.
Stelle Ddr nichts vor,
Denke nicht,
Analysiere nicht
Bleibe solange wie möglich im Bereich der Stille.
Glaubst Du, dies sein eine leichte Lösung? Nichts in der Welt ist schwieriger als eine beabsichtigte innere Stille aufrecht zu erhalten. Wenn Du dies jedoch erreichst, hast Du den wertvollsten Schatz zu Deiner Verfügung, den das Leben Dir bieten kann: Den INNEREN FRIEDEN. Wenn Du dies auch nur für einen Moment fertig bringst, wie ein Blitz dauert, wird die Stille Dich begreifen lassen, was Ewigkeit ist.
Worte können richtig oder falsch sein, Aber in der Stille nimmst Du die Wirklichkeit wahr. Du wirst verstehen, dass weder der Tod noch das Leben existieren. Was wir leben nennen, hat die Realität und die Eigenschaft von Träumen. Der Tod ist ein plötzliches Erwachen zur Wirklichkeit.
Schweige! Höre die Stimme der Ewigkeit."
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Alamerrot