(...) Letztlich geht es aber um Ursachen. Und die sind einfach wahnsinnig komplex und lassen sich m.A.n. absolut nicht auf Rassismus verkürzen, den ich sowieso nicht als Ursache von irgendwas sondern ebenfalls als Wirkung ansehe. Ich bin davon überzeugt dass Rassismus ebenfalls ein Symptom ist. Solche Überzeugungen sind ja nicht angeboren.
Doch, Rassismus ist ziemlich stark in uns verwurzelt. Wir Menschen sind Meister im Kategorisieren und in "Mustererkennung", so dass wir auch da Muster wahrnehmen, wo keine sind. Immer, wenn es irgendwie zu einer Kategorisierung "wir" vs. "die da" kommt, schleichen sich Vorurteile ein. Da gibt es spannennde sozialpsychologische Experimente - zum Beispiel, dass eine Schulklassen durch Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt wurde, die auch sichtbar unterscheidbar gemacht wurden. Und schon nach kurzer Zeit haben die Kinder vermehrt konform dieser Gruppierung miteinander gespielt und entwickelten Vorurteile über die Kinder der anderen Gruppe.
Und das ist sehr oft erkennbar, wenn Menschen in Gruppierungen aufgeteilt werden.
Inländer vs. Ausländer
Männer vs. Frauen
Markenkleidungträger vs. die andere Marke
Star Trek Fans vs. Star Wars Fans
Man erkennt oder schnappt irgendwelche schlechten Eigenschaften der anderen Gruppe - von "die da" - auf, das Verselbstständigt sich, und nach einer Weile hat hat man wieder ein -ismus.
Ich behaupte nicht, dass es keine Gruppenunterschiede gäbe. Aber es sind meist weniger und schwächere, als durch -ismen behauptet.
Mein Ansatz ist sich etwas anzuschauen und das als Fakt zu betrachten. Etwa das Ergebnis der AfD. Und selbst wenn ich mich seitenweise darüber auslassen würde wie ich das finde - das hilft ja niemandem. (...)
Wie gesagt, es wäre eine Meinungsäußerung. Und die ist selten sinnlos.
Was ich möchte ist möglichst genau verstehen wie es zu etwas kommt, erkennen wie sich die Dinge verbinden, wie sie sich beeinflussen. (...)
Dann mach Dich auch über Gruppen- und Sozialpsychologie klug. Mach Dich darüber schlau, wie Vorurteile entstehen, sich verstärken und verselbstständigen etc...
Mal eine andere Frage: Glaubst Du, dass das was Silvester passiert ist gar nichts mit der Herkunft der Täter zu tun hat
Ich weiß es nicht. Es ist möglich, aber nicht zwingend. Und es reicht nicht aus, alle Männer der gleichen Herkunft in den Verdacht zu stellen, das gleiche zu tun, oder es gutzuheißen, was da passiert ist.
Du verstehst nicht, wenn Menschen wie diese Frau die Sorge haben, das es eine fast schon unlösbare Aufgabe ist all diese Menschen zu integrieren? Wenn Du z.B. mal eine Besichtigungstour durch Schulen in eher größeren Städten machen würdest - es gibt viele Klassen in denen mehr Ausländer-Kinder sind als deutsche Kinder. Es gibt viele Lehrerinnen die vor dem Problem stehen, dass einige muslimische Kinder keinerlei Respekt vor Frauen haben. Ich weiß das weil ich Lehrerinnen in meiner Familie habe
Hör Dir mal an, was sie sagt:
Timecode 2:27:
Plasberg: "Können Sie denn in kurzen Sätzen schildern, was Sie an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung stört? Haben Sie zum Beispiel Angst vor zuviel Muslimen im Land?"
Büttner: "Nein. Also ich nehme für mich nicht in Anspruch irgendwie Angst vor Überfremdung zu haben, rechtsradikal zu sein ... wie heißt das alles... islamophob... ach, hab ich gar nichts mit am Hut. Oder auch, dass wir jetzt da viel Geld in die hand nehmen müssen. Das ist nicht mein Thema. (...)"
Sie hat keine Angst vor Überfremdung. Wenn also in einer Schulklasse mehr ausländische als inländische Kinder enthalten sind, wird sie fragen: So what? Ansonsten würde sie ja etwas an dem Zustand der "zuviele Ausländer" - auch Überfremdung genannt - stören. Sie hat auch kein Problem mit dem Islam. Und ebenso wenig stört sie, wenn die Integration viel Geld kosten wird. Die Probleme, die Du hier anmerkst, spricht sie gar nicht an - zumindest nicht konkret. Konkret spricht sie z.B. den AfD-Wunsch nach direkter Demokratie an.
(...) Und all diese Probleme, die nun mal leider tatsächlich existieren, werden ja nicht weniger wenn mehr Flüchtlinge kommen. Und solche Probleme kann man nun mal nicht einfach mal von der Herkunft abkoppeln ohne sich auch gleich von der Realität abzukoppeln. Da überhaupt mit Begriffen wie Rassismus zu kommen... das geht m.A.n. am Thema vorbei.
Ja, die Probleme gibt es. Unbestritten. Und der Rassismus schleicht sich dennoch auch da ein, wenn über diese Probleme geredet wird, wenn eben plötzlich doch wieder über "die da" geredet wird, und bei "die da" nicht mehr zwischen Tätern und Nicht-Tätern unterschieden wird.
Natürlich gibt es vor allem im Netz ein großes Potential von Falschmeldungen und jede Menge krasser Idioten die sehr "laut" sind. Das bleibt aber genau so eine Minderheit wie es eine Minderheit der Flüchtlinge ist die Straftaten begehen. Insofern ist es m.A.n. genau das gleiche Spiel sich auf genau die zu konzentrieren. Denn auch ohne die krassen Situationen, wie etwa Silvester, wird das mit der Integration so vieler Menschen eben nicht nur nicht einfach sondern auf ganz lange Zeit nicht funktionieren. Das ist m.A.n. ein glasklarer Fakt, denn es gibt viele die schon sehr lange hier sind und noch nicht integriert sind und auch nicht integriert werden wollen.
Hier widersprichst Du Dir selber - ich habe mal die beiden Aussagen fett und farblich hervorgehoben. Wenn nur eine Minderheit der Flüchtlinge Straftaten begeht (blaue Aussage), ist die Intergration der Mehrheit dieser Menschen kein großes Problem bzgl. der Kriminalitätsrate (was ja u.a. gerne als Argument gegen die Flüchtlinge angeführt wird), wie in der roten Aussage behauptet, denn diese Mehrheit begeht keine Starftaten.
Du bemängelst, dass das Augenmerk auf die Minderheit der "krassen Idioten" liegt, und lenkst selbst das Augenmekr der straffälligen Ausländer, die ebenfalls eine Minderheit sind, und bemängelst die Probleme, die aufgrund dieser Minderheit kommen. Die Probleme, die die "krassen Idioten" so liefern, ignorierst Du aber.
Ich denke nicht das wir über Begriffe wie "dumm" diskutieren müssen. Vermutlich denkst Du da an Trump der so etwas sagte?
Es geht nicht um den begriff, sondern, ob die Handlungen oder zumindest die Grundidee viele Menschen aufzunehmen eher gelobt oder getadelt werden.
Es hilft aber dabei alle Seiten zu verstehen. (...)
Jain. Man kommt vom 100sten ind 1000ste, spriocht viele Fassetten an etc, wobei einer auch die Fassetten ausblenden kann, die ihm bzw. "seiner Seite" nicht genehm sind. Da kann dann schnell behauptet werden: Das ist irrelevant. Da ist es sinnvoller in einem Gespräch das Thema etwas enger umgrenzt zu halten.
(...) Und obwohl es im Vergleich läppisch klingt: Auch Lohndumping und Existenzängste, Hartz4 und fehlende Perspektive haben demütigende Wirkung die bis hin zu Trauma gehen kann. Es ist kein Zufall dass die Fremdenfeindlichkeit v.a. im Osten Deutschlands stark ist.
Ja, und ich schrieb dazu schon, dass da eine große Rolle mit-spielt, dass die Menschen in Ostdeutschland nicht so stark an die gegenwart von Ausländern gewöhnt sind, wie in den westlichen Bundesländern. So wird Angst vor "dem Fremden" nicht abgebaut, und Fremdenfendlichkeit bleibt übrigt. Ich behaupte nicht, dass das der einzige Mechanismus dahinter ist, aber ein wichtiger beteiligter.
Wenn Du mal ganz nüchtern darüber nachdenkst, solltest Du eigentlich feststellen (...)
Glaubst Du, dass Du mit Formulierungen a la "Wer nicht meine Schlussfolgerungen teilt, denkt nicht wirklich nüchtern nach" oder ähnlichem punktest?
(...), dass diese AfD-Spinner im Vergleich harmlos sind. Die Kriege führen doch nicht nur mal zu unschuldigen Toten. Es geht um eine Anzahl von über einer Million Menschen. Du hängst Dich an an Nazi-Rhetorik auf und natürlich sollte man das nicht übersehen. Aber was in den muslimischen Ländern geschieht kann man Völkermord nennen wenn man die gewaltigen Zahlen anschaut
Ja, und ich negiere nicht, dass westliche Natione, wie auch Deutschland, daran eine Mitschuld tragen. Und ich bin auch sehr stark dafür, Fluchtursachen zu stoppen. Der Punkt ist aber, dass diese Fluchtursachen JETZT noch da sind, und leider auch noch eine Wele bestehen werden, selbst, wenn "wir" jetzt z.B. unseren Waffenhandel stoppen würden u.ä. Es werden also noch eine ganze Weile Menschen sich genötigt fühlen, von dort fliehen zu wollen. DAS ist die Situation. Und Nazi-Rhetorik von Spinnern ist dabei nicht hilfreich.
Es wäre eine "weiter so - Wahl". Kann man sich doch ganz leicht ausrechnen. Die SPD hatte zwei Legislature-Perioden (nicht ganz) seit 98. Danach waren sie in 2 großen Koalitionen mit an der Regierung. Die Agenda2010 ist von ihnen auf den Weg gebracht worden, die ganze verfehlte Euro-Rettungs-Politik wurde von ihnen mitgetragen. Die wirklich einzige Währung ist Glaubwürdigkeit und die haben sie in den Augen vieler nicht mehr. Es ist doch kein Zufall das die von über 40% (1998) auf nahe 20% eingebrochen sind.
Die Linken sind nicht die SPD. Ich fragte, warum die Wahl der Linken keine Druckwahl gewesen wäre.
Die AfD hat das Stigma, Rassisten in den eigenen Reihen zu haben - ein Stigma, was die "Protestwähler" offenbar nicht zu stören schein.
Die Linken haben auch ein Stigma - das Stigma, aus der SED hervorgegangen zu sein. Das ist glaube ich auch immernoch einer der Gründe, warum diese Partei auch noch eher im Abseits steht und kaum jemand mit ihnen koalieren will.
Joey schrieb:
Dann hätte man mitunter Rassisten über diese Themen reden lassen. Die Geschickteren unter ihnen hätten dann auch darin die Flüchtlingspolitik reingebracht. Und sie hätten sich dem angepasst - wären immer besser drauf vorbereitet - so dass dann besagte rassistische Äußerungen ohne die Empörung, die sie mMn verdienen, im Raum gestanden hätten.
Für einmal, wie es Christian Lindner gemacht hat, war es ideal, um Gauland bloßzustellen... aber es wäre keine Dauerlösung, weil die AfD - auch die Rassisten in ihr - sich dem anpassen können.
Das ist mal interessant. Also aus Angst lieber gar nicht erst über solche Themen reden
Nein, aber nicht die Möglichkeit geben, den eigenen Rassismus zu verstecken.
Joey schrieb:
Ja, kenne ich. Und der Rechstruck, der momentan auch in Schweden, wie leider fast überall stattfindet, ist mir bekannt. Diese Entwicklung begann aber erst nachdem ich das Land wieder (leider) verlassen habe und nach Deutschland zurückgezogen bin. Insofern ist mein Eindruck noch von der Zeit davor geprägt.
Interessant wäre auch hier zu schauen, wie weit der Rechtsruck in Schweden und in anderen Staaten mit der Ausländerdichte anti-korreliert, wie es eben in Deutschland der Fall ist.
Deutschland ist in der Hinsicht wegen der Ex-DDR einzigartig
Nein. Auch in anderen Ländern sind die Migranten nicht homogen über die Landesfläche verteilt. Sie sind nicht einmal in Westdeutschland homogen verteilt.
Ich habe da keine genauen Zahlen, aber vor allem in Frankreich hat das stark zugenommen. Ebenso in England, v.a. nach dem Brexit-Votum ist rassistisch motivierte Gewalt stark angestiegen. Polen dürfte ziemlich weit vorne liegen. Und insgesamt würde es mich wundern, wenn Länder die stärker rechts wählen als es hier der Fall ist, statistisch weniger ausländerfeindliche Gewalt stattfindet.
ich wäre mir da nicht sicher. Irgendwo habe ich z.B. gelesen, dass gerade Österreich sehr wenig rassistisch motivierte gewalttaten verzeichnet hat.