heilsam
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So gesehen bleiben die Religionen auch nach dem Tod noch so lange erhalten, bis der Verstorbene bereit ist, die Wahrheit aufzunehmen. Und das kann dauern.
Religionen sind Dichtungen. Sie dienen der Sinn- u. Identitätsstiftung und können darüber hinaus die Furcht vor dem Tod mindern.
Wenn ich tot bin, werde ich entweder nicht mehr sein oder aber erkennen, dass das Sein mehr ist als unsere individuelle, zeitliche Existenz. Im ersten Fall stellen sich mir keine Fragen mehr; im zweiten werde ich vielleicht noch nicht alles wissen, aber immerhin soviel, dass der Tod nicht meine Ende bedeutet.
Die Furcht hört auf und Sinnstiftung ist nicht mehr erforderlich, der Sinn wird offenbart.
Warum also sollten Religionen auch weiterhin erhalten bleiben?
Das erinnert mich etwas an die 72 Jungfrauen, doch wozu, wenn der Körper fehlt und auch Zeugung nicht mehr nötig ist. Man ist ja im Zustand des Seins, nicht mehr des Werdens.
Wer will sich schon eingestehen, dass man NICHT der Wahrheit folgt, sondern einem Lügenkonstrukt?
Wahrheiten sind Perspektiven auf die Wirklichkeit, aber schon die Wirklichkeit ist konstruiert. Oder zumindest durch unser Bewusstsein stark gefiltert. Tiere nehmen die Wirklichkeit oft ganz anders wahr, bedingt durch ihre jeweilige andere Physiologie. Welche Wahrnehmung der Wirklichkeit kommt "der Wahrheit" am nächsten? Wir wissen wenig bis nichts, vieles bleibt uns verborgen. Wahrheit und Wirklichkeit ist das, worauf wir uns geeinigt haben, eine Art Generalnenner innerhalb unserer menschlichen Biosphäre.