Wie soll/ kann ich damit umgehen?

zum Ausblenden der schmerzlichen Realität, die du im ersten Beitrag ansprichst, hab ich auch aktuelle Beispiele. diesmal von meinem Vater.
nach einem recht aktiven Leben, in dem er sich als super wichtig und fähig empfunden hat, ist er mit fast 85 zu vielem nicht mehr in der Lage.
niemand wirft ihm das vor oder lästert, aber für ihn selber ist es wohl eine große Einbuße, und dieser will er sich partout nicht stellen.
folglich kommen seit Monaten ab und zu ungeheuerliche Dinger von ihm, die sich gegen mich richten. ob er das bezweckt, weiß ich nicht.
ihm muß klar sein, daß ich schlecht dabei wegkomme, aber das ist ihm offenkundig schnuppe. auch daß er dreist lügt, hindert ihn nicht.

heute erzählte er von einem Kumpel in seinem Alter, der kürzlich zuhause einmal bewußtlos geworden ist. nun macht mein Vater sich Gedanken, weil dieser Kumpel noch Auto fährt. mein Vater selbst ist bis vor wenigen Jahren noch gefahren, trotz fortgeschrittener Makula-Degeneration, die ihn zu der Zeit schon so sehr einschränkte, daß er (nach eigener Aussage) nicht unterscheiden konnte, ob ein Auto am Straßenrand steht oder ob es fährt usw...
er war einige Male von der Polizei angehalten worden. die dachten, da fährt ein Besoffener, weil er ganz langsam und weit rechts langgeschlichen ist.
ich hab dann mehr und mehr das Fahren übernommen, hab ihm aber keinesfalls das Selberfahren verboten oder ausreden wollen. das hätte eh nicht funktioniert. daran erinnere ich mich genau. heute also sagte er dann, sein Kumpel habe niemanden, der ihn fährt, darum fährt der noch selber. jeder normale Mensch würde erwarten, es wäre dann sowas gekommen wie "zum Glück bist du ja da und fährst" - aber weit gefehlt: mein Vater sagte, ich hätte das Fahren an mich gerissen, so daß er vom Fahren quasi rausgekickt worden wäre, also ohne daß dies wirklich notwendig gewesen wäre.

vor einiger Zeit noch hätte mich das tief verletzt. hat mich selber gewundert, aber das bekannte tiefe Verletztsein blieb aus. ich hab kurz in Erinnerung gerufen, daß er beim Fahren richtig Probleme hatte. er ging darauf nicht ein und wiederholte seine neu ausgeheckte Version, ich hätte das Fahren an mich gerissen. ich hab dann nur ganz ruhig dazu gesagt "wenn du das lieber so in Erinnerung halten möchtest, gut." da lehnte er sich zufrieden zurück.
wir warteten übrigens gerade darauf, zu meiner Mutter in die Intensiv zum Besuchen gehen zu können. also auch angesichts von Krankheit und drohendem Sterben läßt er nicht ab von seinem Lügen und seinem absurden Verdrehen der Tatsachen, und er interessiert sich nur für sich selber. krass

noch so ne Story ist, er behauptet, er hätte über längere Zeit nichts zu essen gekriegt, deshalb hätte er abgenommen.
das ist komplett gelogen. er hat reichlich zu essen bekommen, und zwar von mir, und er hat wenige Kilos abgenommen,
schlichtweg weil er jetzt alt ist und an Muskelmasse verloren hat, was für einen alten Mann was ganz Normales ist.
aber das will er sich nicht eingestehen. also muß ich eben die böse Tochter sein, die den armen Mann hat darben lassen.
jeder (Nachbarn, Ärztin, Verwandte) weiß natürlich sofort, daß ich die Übeltäterin sein muß, und keiner sagt was dazu.

als er das erstmalig im Frühjahr beim Besuch bei meiner Mutter zum besten gegeben hat, laut im Krankenzimmer voller zu mir netter Leute, da hat er mitbekommen, wie sehr mich das getroffen hat. ich war drauf und dran, vor Verzweiflung ausm Fenster zu springen dort im Krankenhausflur, weil ich nicht fassen konnte, daß er mich so falsch verrät, wo ich ihm doch Essen gemacht hatte, und daß er so lügt. ich hab meinen Mann angerufen und mich dabei langsam beruhigt. eine Frau hat das mitgekriegt und mir gesagt, sie kennt solche Stories auch, ich soll mir das nicht so zu Herzen nehmen. man könnt noch dazusagen, daß meine Geburt damals dramatisch verlaufen ist. der Arzt fragte meinen Vater aufm Flur, ob er die Frau oder das Kind retten soll. mein Vater hat darauf geantwortet "natürlich meine Frau." das haben sie mir von klein an immer wieder erzählt. muß man sich mal vorstellen. bei uns gab es nie sexuellen Mißbrauch, auch kein Prügeln, aber es gibt viele andere Methoden, einem Menschen etwas anzutun. über die wird wenig geredet, wohl auch weil es so umständlich ist, einzelne Geschichten erzählen zu müssen oder gar viele. aber wie sonst soll man sowas rüberbringen?

jetzt weiß ich wieder nicht, soll ich das alles posten oder lieber nicht, darum schick ich´s einfach ab,
weil sonst nehm ich´s doch wieder raus, wenn ich zu lange überlege. vllt ist ja was für dich dabei.
Wow , harter Tabak den du da präsentiert bekommst.
Und wenn ich das richtig verstanden habe , war deine Eltern nie besonders zimperlich, wenn es um Dich ging/ geht.
Ich bin echt platt ....auch wegen deiner Offenheit.
Ich kenne das in dieser Form nicht , aber in ähnlicher Weise...
 
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a, Entscheidungen sind unglaublich wichtig und ich bin sicher du willst das auch umsetzten, nur ist das nicht so einfach wenn man die inneren Glaubenssätze nicht ersetzen tut die einem suggerieren man/frau sei eine Versagerin und Schuld und Schamgefühle einem plagen, die dann manchmal nicht mal die eigenen sind, sondern übernommen aus der Ahnenreihe aus Solidarität nicht besser sein zu wollen/dürfen als die Vorfahren.

Wenn du dich so nimmst wie du bist, nimmst du sie automatisch wie sie ist.
Wenn du dich respektierst, dann respektierst du sie automatisch.

Das ganze hat mit deiner Liebe zu dir selbst zu tun und wie soll man/frau sich selber lieben können wenn man nie Liebe erfahren hat..?...

Aus eigener Erfahrung sehe ich es da wie @Moondance. Prägungen, Glaubensätze, Muster, teils auch übernommene, müssen aufgelöst/ersetzt werden. Da sie uns im Denken und Handeln derart beeinflussen, dass zB durch einen Blick, ne Geste, Mimik, einen bestimmten Satz das ganze "Programm" von vorne startet.
Ich bin zB Jahre lang in eine Kindheitsrolle zurückgefallen, wenn die "richtigen Knöpfe" gedrückt wurden, so handelte auch ich nicht der Situation angemessen bzw. konnte mich schon gar nicht abgrenzen.

Auch in Punkto Selbstliebe gehe ich mit @Moondance konform, eine Mutter-Kind-Bindung habe ich nicht erfahren, es hat lange gedauert bis ich die Liebe nicht mehr im "außen" (bei meiner Mutter, die sie mir nicht in der Form geben kann, wie ich es mir gewünscht hätte) gesucht habe.

Ich habe gelernt mir die Liebe selbst zu geben, stehe aber noch auf wackeligen Beinen, aber erst seit dem kenne ich meine Grenzen
und kann mich abgrenzen und dementsprechend handeln.
Ich kann meiner Mutter, durch die Selbstliebe, auch (zum Teil) vergeben, da auch sie Prägungen und Muster in sich trägt, die ihr Handeln bestimmen. Einige Schritte sind getan, einige folgen noch.
 
@Yogurette
:trost:

.... der Arzt fragte meinen Vater aufm Flur, ob er die Frau oder das Kind retten soll. mein Vater hat darauf geantwortet "natürlich meine Frau." das haben sie mir von klein an immer wieder erzählt. .

Kenn ich, das wird ohne einen Hauch von schlechtem Gewissen erzählt!
Ich kam als Früchen 1972 zur Welt.
Von meinem Vater kamen immer Meldungen wie "Ich dachte, das Kind stirbt, aber dachte mir, es ist eh ein Mädchen"
Oder "Ich wünschte, E. wäre ein Junge und M. das Mädchen"
Mein Bruder M. ist nämlich (bildlich) ein Jammerlappen, tief in Mama´s Allerwertesten, während ich (bildlich) Eier habe!
 
klingt als ob du dem Vater beweisen würdest, dass du der bessere Junge bist.. :D
Nein, eigentlich nicht.
Tief in mir drin, hatte ich eine Art Genugtuung, so ein:
"Wenn es mein einziger Fehler ist, dass ich ein Mädchen bin, dann geschieht es dir Recht, dass dein Sohn nicht das ist, was du dir unter einem SOHN vorstellst"
Gefühl.
Ihm war nur mein Bruder immer zu schwach, zu ängstlich, zu kränklich, zu blass, was-auch-immer!
Sehr viel später - eigentlich unlängst, kam meine Mutter drauf,
dass mein Bruder ein Schauspieler ist.
Heute denke ich, sie hat diese Rolle genossen.

Ich habe lange gebraucht, zu akzeptieren, dass meine Mutter gravierende Unterschiede zwischen mir und meinem Bruder macht.
Während einer Auseinandersetzung habe ich ihr vorgeworfen, dass sie drei mal täglich meinen Bruder im Spital besucht hat (er war wegen einer Lappalie drin) und mich nur ein mal täglich (Blinddarm).
Sagt sie mir, ins Gesicht, sie wäre immer so stolz auf meine guten Abwehrkräfte gewesen!
:wut2::wut2::wut2:

Mein Vater hatte seine Macken, aber trotz allem,
er hatte mich geliebt.
Er hätte sein Leben für mich gegeben,
meine Mutter würde mir die Augen auskratzen,
damit mein Bruder welche in Reserve hat.
 
zum Ausblenden der schmerzlichen Realität, die du im ersten Beitrag ansprichst, hab ich auch aktuelle Beispiele. diesmal von meinem Vater.
nach einem recht aktiven Leben, in dem er sich als super wichtig und fähig empfunden hat, ist er mit fast 85 zu vielem nicht mehr in der Lage.
niemand wirft ihm das vor oder lästert, aber für ihn selber ist es wohl eine große Einbuße, und dieser will er sich partout nicht stellen.
folglich kommen seit Monaten ab und zu ungeheuerliche Dinger von ihm, die sich gegen mich richten. ob er das bezweckt, weiß ich nicht.
ihm muß klar sein, daß ich schlecht dabei wegkomme, aber das ist ihm offenkundig schnuppe. auch daß er dreist lügt, hindert ihn nicht.

heute erzählte er von einem Kumpel in seinem Alter, der kürzlich zuhause einmal bewußtlos geworden ist. nun macht mein Vater sich Gedanken, weil dieser Kumpel noch Auto fährt. mein Vater selbst ist bis vor wenigen Jahren noch gefahren, trotz fortgeschrittener Makula-Degeneration, die ihn zu der Zeit schon so sehr einschränkte, daß er (nach eigener Aussage) nicht unterscheiden konnte, ob ein Auto am Straßenrand steht oder ob es fährt usw...
er war einige Male von der Polizei angehalten worden. die dachten, da fährt ein Besoffener, weil er ganz langsam und weit rechts langgeschlichen ist.
ich hab dann mehr und mehr das Fahren übernommen, hab ihm aber keinesfalls das Selberfahren verboten oder ausreden wollen. das hätte eh nicht funktioniert. daran erinnere ich mich genau. heute also sagte er dann, sein Kumpel habe niemanden, der ihn fährt, darum fährt der noch selber. jeder normale Mensch würde erwarten, es wäre dann sowas gekommen wie "zum Glück bist du ja da und fährst" - aber weit gefehlt: mein Vater sagte, ich hätte das Fahren an mich gerissen, so daß er vom Fahren quasi rausgekickt worden wäre, also ohne daß dies wirklich notwendig gewesen wäre.

vor einiger Zeit noch hätte mich das tief verletzt. hat mich selber gewundert, aber das bekannte tiefe Verletztsein blieb aus. ich hab kurz in Erinnerung gerufen, daß er beim Fahren richtig Probleme hatte. er ging darauf nicht ein und wiederholte seine neu ausgeheckte Version, ich hätte das Fahren an mich gerissen. ich hab dann nur ganz ruhig dazu gesagt "wenn du das lieber so in Erinnerung halten möchtest, gut." da lehnte er sich zufrieden zurück.
wir warteten übrigens gerade darauf, zu meiner Mutter in die Intensiv zum Besuchen gehen zu können. also auch angesichts von Krankheit und drohendem Sterben läßt er nicht ab von seinem Lügen und seinem absurden Verdrehen der Tatsachen, und er interessiert sich nur für sich selber. krass

noch so ne Story ist, er behauptet, er hätte über längere Zeit nichts zu essen gekriegt, deshalb hätte er abgenommen.
das ist komplett gelogen. er hat reichlich zu essen bekommen, und zwar von mir, und er hat wenige Kilos abgenommen,
schlichtweg weil er jetzt alt ist und an Muskelmasse verloren hat, was für einen alten Mann was ganz Normales ist.
aber das will er sich nicht eingestehen. also muß ich eben die böse Tochter sein, die den armen Mann hat darben lassen.
jeder (Nachbarn, Ärztin, Verwandte) weiß natürlich sofort, daß ich die Übeltäterin sein muß, und keiner sagt was dazu.

als er das erstmalig im Frühjahr beim Besuch bei meiner Mutter zum besten gegeben hat, laut im Krankenzimmer voller zu mir netter Leute, da hat er mitbekommen, wie sehr mich das getroffen hat. ich war drauf und dran, vor Verzweiflung ausm Fenster zu springen dort im Krankenhausflur, weil ich nicht fassen konnte, daß er mich so falsch verrät, wo ich ihm doch Essen gemacht hatte, und daß er so lügt. ich hab meinen Mann angerufen und mich dabei langsam beruhigt. eine Frau hat das mitgekriegt und mir gesagt, sie kennt solche Stories auch, ich soll mir das nicht so zu Herzen nehmen. man könnt noch dazusagen, daß meine Geburt damals dramatisch verlaufen ist. der Arzt fragte meinen Vater aufm Flur, ob er die Frau oder das Kind retten soll. mein Vater hat darauf geantwortet "natürlich meine Frau." das haben sie mir von klein an immer wieder erzählt. muß man sich mal vorstellen. bei uns gab es nie sexuellen Mißbrauch, auch kein Prügeln, aber es gibt viele andere Methoden, einem Menschen etwas anzutun. über die wird wenig geredet, wohl auch weil es so umständlich ist, einzelne Geschichten erzählen zu müssen oder gar viele. aber wie sonst soll man sowas rüberbringen?

jetzt weiß ich wieder nicht, soll ich das alles posten oder lieber nicht, darum schick ich´s einfach ab,
weil sonst nehm ich´s doch wieder raus, wenn ich zu lange überlege. vllt ist ja was für dich dabei.

solche Geschichten habe ich auch erlebt als mein Vater Dement wurde, da hat er mich angerufen ich soll das Fernsehprogramm zurück bringen und so Zeug, alles was er nicht fand musste ich gestohlen haben, lach.....

..da ich wusste das er das nicht mit Absicht tut, konnte ich ruhig bleiben, trotzdem hab ich das Thema dann mal näher bei mir angeschaut ob ich mich selber vielleicht für jemanden halte dem man alles zutraute, denn wir sind viele Kinder, aber mich hat er jeweils angerufen....das Leben kann ganz schön spannend sein.

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Das meinst du jetzt ironisch, oder?

Meine Abwehrkräfte hab ich damals gar nicht registriert,
sie waren nicht bewusst ein Teil von mir.

eigentlich meinte ich das ernst, ich wäre froh darüber gewesen meine Mutter nur einmal sagen hören, sie sei stolz auf mich und ein starkes Immunsystem ist doch was gutes....ich dachte sie hätte dir das gesagt als du bereits erwachsen gewesen bist, ja als Kind ist einem sowas egal, jetzt verstehe ich wie du das meinst.
 
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