Hallo Madma
Prüfungen erlebt wohl jeder im Laufe seines Lebens. Seien diese Prüfungen nun leichter zu ertragen oder schwerer. Oftmals ist es so, dass eine leichte Prüfung weniger von Bedeutung ist, als eine schwierige. Das Verständnis können beide erweitern, aber insbesondere eine schwierige Prüfung, kann den Glauben entweder festigen oder durch Verbitterung in die falsche Richtung führen.
Meine Mutter hatte mit ziemlicher Sicherheit eine schwere Zeit gehabt, als ihre Mutter starb. Da ich damals nicht dabei sein konnte, schrieb ich meiner Mutter, wie sehr ich ebenfalls um ihren Verlust mit trauere. Aber ich schrieb ihr auch, dass ich weiß, dass meine Großmutter nun befreit von ihren gesundheitlichen Gebrechen und täglichen Einnahme von Unmengen von Medikamenten mit dem Mann endlich wieder zusammen sein kann, den sie in ihrem Leben geheiratet, ihr ganzes Leben lang geliebt hatte, und welcher ihr mehr als 10 Jahre voraus gegangen ist. Den Schmerz und Verlust durch den Abschied konnte ich meiner Mutter sicher nicht nehmen, aber vielleicht konnte ich an ihrem christlichen Glauben appellieren. In einem Antwortbrief ließ sich jedenfalls entsprechendes erkennen.
Ob diese Selbsterkenntnis am Ende des Lebens durch eine Spiegel geschieht, würde ich so nicht unbedingt bestätigen. Es ist vielmehr eine Art Wiedererleben aller im irdischen Dasein getroffenen Entscheidungen (allerdings einschließlich der Erfahrung, was durch diese Entscheidungen insbesondere für andere geschehen ist). Diese Erfahrung dient nicht der Verurteilung, sondern zur Selbstbeurteilung, ob man den moralischen Werten entweder bei schwierigen Entscheidungen entsprochen hat, oder entsprechende Fehler nach Möglichkeit wieder gut gemacht hatte oder durch geistige Entwicklung von den Grundlagen dieser Fehlentscheidungen dauerhaft umgekehrt ist.
Ich glaube nicht eine Minute daran, dass Gott über uns urteilt, wenn das letzte Gericht auf Erden am Ende des Millenniums stattfindet oder für jeden Einzelnen, der vorher ins ewige Dasein zurückkehrte. Vielmehr ist es eine Erfahrung, des Selbstbeurteilens. Das Gewissen, welches manche im irdischen Dasein zu verdrängen lernen, kann im ewigen Dasein oder auch schon im Nahtoderlebnis nicht mehr verdrängt werden. Im ewigen Dasein besitzt dieses Gewissen wieder volle Erkenntnis der göttlichen Moral und Wahrheit, aber es beurteilt unsere im irdischen getroffenen Entscheidungen anhand der größtmöglichen moralischen Werte, die wir im irdischen Dasein erfahren haben. Nicht ob wir zu höheren moralischen Werten Zugang hatten, denn dann würde es für viele schwierig, für die es egal ist, ob man beispielsweise außer- bzw. vorehelichen Geschlechtsverkehr hat oder ob man den eigenen Körper entweiht, welcher (wie in der Bibel geschrieben ist) ein Tempel für den Geist ist und sowohl dahingehend als auch in Bezug auf die Heiligkeit des Lebens heilig ist und entsprechend behandelt werden sollte. Es geht auch nicht darum, dass Entscheidungen moralischen Werten widersprachen, die man später erst kennen lernte, aber es geht darum, dass man den jeweils zur entsprechenden Zeit persönlich bekannten moralischen Werten bei den jeweiligen Entscheidungen entsprach. Wie wir also aufgrund dieser Erfahrungen im Einklang mit unserem eigenen Gewissen sind, definiert, wie glücklich wir im ewigen Dasein fortwährend sein können. Allerdings haben wir im ewigen Dasein immer wieder die Möglichkeit, weitere irdische Leben zu leben und daran geistig zu wachsen. Wir mögen innerhalb eines jeweils weiteren irdischen Lebens zunächst wieder alles vergessen, aber das, was wichtig für unsere Aufgabe im irdischen Dasein ist, wird wieder ein Teil von uns werden, seien es Erinnerungen, Gefühle, Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften.
Liebe Grüße
KalEl