Meine Ma hat mir gerade gezeigt, was sie heute schon alles bewerkstelligen konnte. Jetzt, wo wir allein im Haus sind, kann sie endlich wieder mal richtig räumen. Als pensionierte Damenschneiderin besitzt sie allerlei Stoffe, zu denen sie nun einen Katalog mit Stoffschnipseln zusammengestellt hat, mit Verweis auf Aufbewahrungsschachtel und Menge etc. Eine gute Idee, aber ihr Motiv dabei ist doch ein bisschen schockierend: Sie will alle ihre Habseligkeiten ordnen, damit ich nach ihrem Tod keine grosse Arbeit damit habe.
Sie ist jetzt 72, aber gesund. Ich sehe ihren Tod nicht so nah, sondern erst bei 86 oder ähnlich. Könnte natürlich sein, dass ich es verdränge, aber dann würde ich mir nicht so viele Gedanken darum machen, wie ich sie bei mir behalten kann, wenn sie älter und gebrechlicher wird. Den Tod meines Pa und meiner Brüder wusste ich ja auch. Sogar den Tod unserer Kaninchen sah ich voraus. Das war der letzte Tod in unserem Haus, die vielen Bakterien, die zu Tausenden sterben, nicht mitgerechnet *lach*
Unser Garten erinnert mich täglich an unsere Kaninchen Flo und Nina. Deutlich ist die Grasnarbe, wo das grosse Gehege durchging, sichtbar. Im Herbst letzten Jahres waren sie noch putzmunter, doch da begannen die merkwürdigen Träume um sie. Besonders einer ging mir nie aus dem Sinn: Ein fürchterlich stinkender Fuchs rannte unseren Kaninchen nach, wobei das weisse Albino-Männchen Flo in einem Loch verschwand und das rotgesprenkelte Weibchen Nina auf die linke Seite auswich. Der Fuchs verfolgte das Männchen in den Kaninchenbau.
Ein paar Monate später hörte ich nachts ein merkwürdiges kurzes Fauchen, es klang ganz anders als die typischen Katzenkämpfe. Mir lief es kalt den Rücken runter. Da meine Schwester in solchen Fällen immer gleich aufwacht und nachschaut, liess ich es sein. Am nächsten Tag fanden wir die Kaninchen tot im Gehege, das Weibchen Nina links vom Baueingang und das Männchen Flo im Loch, sein Kopf fehlte. Ihn fanden wir nur, weil ich aufgrund meines Traumes darauf bestand, dass er dort sein muss.
Auch wenn ihr Tod brutal war, hatten unsere Kaninchen ein wirklich schönes langes Leben bei uns. Wie süss sie sich doch immer aneinander kuschelten und sich auch mit unserem Kater anfreundeten, vor allem das Weibchen Nina schnupperte gern an ihm herum *lach*