Wenn man sich fremd fühlt...

Einen Tag vor meiner Firmung ist mein Vater bei einer Baustelle vom Dach gefallen. Da hat meine Mutter einen Brief von seiner damaligen Geliebten (jetzigen Frau) gefunden. Den hat sie mir und meinem Bruder vorgelegt, weil wir ihn unbedingt lesen sollten, damit wir wissen, dass nicht sie Schuld an dem ganzen ist.
Ich sehe heute noch die Handschrift und das Briefpapier vor mir, als wäre es gestern gewesen.

das ist ja mal ganz mies von deiner Mutter, ihre Mitschuld noch dem vater mit aufzubürden.
Und ihn vor euch richtig schlecht dastehen lassen,
So etwas sollte man Kindern gegenüber nicht tun, das *du bist böse-ich bin gut-Spiel* auf die Kinder abzuwälzen um sie manipulieren.

14 jahre ist ein AAlter da könnte man eigentlich *normal* mit kindern reden, doch sie benutzen ist leider die meist genutzte Variante.
Wo der vater womöglich im KH lag und schon danieder lag, und jetzt damit und versuchen mit den Kindern nochmals draufzuhaun.

aber gut,
warst du eigentlich Erstgeborene?
oder welche Stelle übernahmst du im Familienverband?
 
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Natürlich ist es meine Erwartungshaltung. Wenn ich mir andere Geschwisterpaare ansehe... Die telefonieren in det Woche öfter miteinander als meine Mutter und ich. die fahren gemeinsam auf Wochenendausflüge und unternehmen sonst was. Ich kann in meiner Umgebung niemanden, der so ein oberflächliches Verhältnis zu seinen Geschwistern hat. Diese super tolle Geschwisterbeziehung wird einen ja von allen Seiten vorgelebt.
Das erinnert mich an die Zeit, als ich einen Kinderwunsch hatte. Überall sah ich Kinderwagen...
 
@Babyy , dass Du Dich fremd fühlst in der Familie, ist m.E. ein weiteres starkes Indiz dafür, dass Du im Familiensystem die Stellvertreterrolle Deines Vaters übernommen hast, der ja diese Familie verlassen hat.
Kinder sind sehr oft bestrebt, zwischen den Eltern einen Ausgleich zu schaffen und übernehmen die Rolle des vermeintlich Schwächeren.
Da Dein Vater gegangen ist, bist auch Du irgendwann innerlich "gegangen".
 
das ist ja mal ganz mies von deiner Mutter, ihre Mitschuld noch dem vater mit aufzubürden.
Und ihn vor euch richtig schlecht dastehen lassen,
So etwas sollte man Kindern gegenüber nicht tun, das *du bist böse-ich bin gut-Spiel* auf die Kinder abzuwälzen um sie manipulieren.
Das hab ich damals zwar nicht so gesehen, die Einsicht wie gemein das war, kam aber einige Jahre später. Vor allem bei mir, wo ich immer ein Papa-Mädi war und ich immer gesagt habe, ich wüsste nicht, für welchen Elternteil ich mich "entscheiden" würde, wenn sie sich scheiden lassen. Dieser Brief hat damals viel in mir bewegt. Die Eltern haben sich ja außergerichtlich geeinigt und wir mussten zum Glück keine Entscheidung treffen. Ich wäre damals aber wohl bei meiner Mutter geblieben. Nicht, weil ich es unbedingt wollte oder als richtig empfand, sondern weil ich damals schon immer dachte "ich kann sie jetzt ja nicht auch noch verlassen."

Wo der vater womöglich im KH lag und schon danieder lag, und jetzt damit und versuchen mit den Kindern nochmals draufzuhaun.
Er ging mit Revers aus dem KH nach Hause, weil er bei der Firmung dabei sein wollte. Später hab ich erfahren, dass meine Mutter und ihre Familie ihn nicht zur Firmung gelassen haben und ihm quasi verboten haben zu kommen, "wegen seines gesundheitlichen Zustands". Nichtmal zum Essen nach der Messe haben sie ihn mitgenommen. Er saß den ganzen Tag alleine zu Hause.
Ich hab das damals leider nicht so mitbekommen.

warst du eigentlich Erstgeborene?
oder welche Stelle übernahmst du im Familienverband?
Nein, mein Bruder war der Erstgeborene. Ich war das zweite Kind bei meiner Mutter und bin das mittlere Kind bei meinem Vater.
 
@Babyy , dass Du Dich fremd fühlst in der Familie, ist m.E. ein weiteres starkes Indiz dafür, dass Du im Familiensystem die Stellvertreterrolle Deines Vaters übernommen hast, der ja diese Familie verlassen hat.
Kinder sind sehr oft bestrebt, zwischen den Eltern einen Ausgleich zu schaffen und übernehmen die Rolle des vermeintlich Schwächeren.
Da Dein Vater gegangen ist, bist auch Du irgendwann innerlich "gegangen".
Kommt man da ohne Familienaufstellung wieder raus? Ich will das ja nicht. Ich will meine eigene Familie und mein eigenes Leben und nicht das irgendwelche Schlachten schlagen, die mich gar nichts angehen. Der Rosenkrieg meiner Eltern ist ja nicht mein Krieg. Ich hab meine eigenen Schlachtfelder... (mal überspitzt ausgedrückt).

Eins hab ich aber schon gemerkt. Desto mehr ich mich angestrengt habe, es alles recht zu machen, desto besser haben sich meine Eltern nach der Scheidung wieder verstanden.

Mein Mann kann das nicht leider, wenn ich so bin. Er meint, ich geh stur meinen eigenen Weg und räum alles aus meinem Leben was mir nicht gut tut - nur nicht bei Familienthemen. Da lass ich wie ein willenloses Ding mit mir alles machen. Wir sind wegen dieser Aussage oft zu streiten gekommen. Ich hab ihm da ganz energisch widersprochen - weil ich einfach nicht wahr haben wollte, dass er recht hat. Ich weiß ja, dass er recht hat, ich will es aber nicht zugeben.
 
Kommt man da ohne Familienaufstellung wieder raus? Ich will das ja nicht. Ich will meine eigene Familie und mein eigenes Leben und nicht das irgendwelche Schlachten schlagen, die mich gar nichts angehen.
Nein, Du musst auch keine FA machen.
Es soll ja nur dem Verständnis der Hintergründe dienen, die Dir vielleicht helfen können, besser damit umzugehen und Dich vielleicht auch besser abgrenzen zu können.

Es ist m.E. problematisch, wenn Eltern versuchen, ihre Kinder dahingehend zu beeinflussen, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen bezüglich der "Eheverfehlungen" des anderen Partners.
Es wird zwar sehr häufig gemacht, aber die Ehe ist die Sache der Eltern und nicht der Kinder (auch wenn sie von den Folgen manchmal unmittelbar betroffen sind).
Dennoch ist das Angelegenheit der beiden Partner und Kinder haben weder das Recht noch die Pflicht, beide zu verstehen oder zu verurteilen und sie müssen sich da auch nicht reinziehen lassen.
 
@Babyy , dass Du Dich fremd fühlst in der Familie, ist m.E. ein weiteres starkes Indiz dafür, dass Du im Familiensystem die Stellvertreterrolle Deines Vaters übernommen hast, der ja diese Familie verlassen hat.
Kinder sind sehr oft bestrebt, zwischen den Eltern einen Ausgleich zu schaffen und übernehmen die Rolle des vermeintlich Schwächeren.
Da Dein Vater gegangen ist, bist auch Du irgendwann innerlich "gegangen".
Der Gedankengang war mir neu - der ist gut (muss auf Babyy nicht passen, kann natürlich aber, nur - ich finde ihn generell sehr klug!).
 
............ Ich weiß ja, dass er recht hat, ich will es aber nicht zugeben.
Warum? Was würde passieren, wenn Du es zugeben würdest?
Abgesehen davon, dass bei Familienaufstellungen keinen Rosenkrieg geben muss, soweit ich weiss (hab aber nie eine gemacht, hör nur hier und da mal was). Es werden nur einem selber Dinge klar. Sonst passiert erst mal gar nix.
Das einzige, was durcheinander gerüttelt werden könnte, ist man selber.
 
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Warum? Was würde passieren, wenn Du es zugeben würdest?
Dann hätte ich mich mit dem Thema intensiv beschäftigen müssen - was ich jetzt ja eh tue - weil er dann nachhaken und nachbohren würde.
Ich denke, ich wäre vorher nicht bereit dazu gewesen. Immerhin ist bis jetzt ja schon einiges zu Tage bekommen, obwohl wir erst an der Oberfläche kratzen.
 
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