Wenn alle rechts sind, ist keiner rechts

Das möchte ich überhaupt nicht. :(

Und ich finde es sehr traurig, dass du so etwas denkst. :(

SEHR TRAURIG! :(

Mich interessiert ja der linguistische Aspekt. Außerdem habe ich schwäbische Wurzeln, von daher ist das für mich nicht so dramatisch. Aber bei den Schweizern gibt es eine historische Tradition in Sachen "Schwaben als Feinde". Jeremias Gotthelf hat sich noch sehr stark gegen die Schwaben aufgelehnt. Die Schweizer sind eben keine Deutschen, die mögen diese Vereinnahmung nicht, nur weil es linguistische Sprachähnlichkeiten gibt. Sie haben eine eigene Identität. Ich persönlich finde diese Fremdenangst übertrieben, aber das steckt in jeder Landesbevölkerung. Gerade die heutigen Rechten neigen sehr stark dazu in jedem Land, in der Schweiz dann aber auch gegen die Deutschen, denn wo z. B. die Deutschen eine lange Feindschaft mit Frankreich pflegten, so eben die Schweizer mit den Schwaben und Österreichern, da gab es auch mal Kriege zu Zeiten der Habsburger.
 
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Sorry, vertippt - "Röschtigraben", und zwar zwischen der Deutschschweiz und dem Welschland.
So wie ich das verstehe, sind dann die stark-nationalen Strömungen eher bei den deutschsprachigen Stämmen zu finden?

Oder liegt es vielleich daran, dass es den deutschsprachigen ein größeres Anliegen ist, sich abzugrenzen gegen die Deutschen und den französischsprachigen wäre es dann ein größeres Anliegen sich gegen die Franzosen abzugrenzen?

LGInti
 
Oder liegt es vielleich daran, dass es den deutschsprachigen ein größeres Anliegen ist, sich abzugrenzen gegen die Deutschen und den französischsprachigen wäre es dann ein größeres Anliegen sich gegen die Franzosen abzugrenzen?

Ja, so könnte man es ausdrücken. Ein Tessiner, der ja italienisch spricht, ist kein Italiener und fühlt sich auch nicht so. Er ist Schweizer mit der Muttersprache Italienisch, seine Kultur ist schweizerisch geprägt, auch wenn er sprachbedingt die italienischen TV-Sender versteht und anschaut. Trotzdem identifiziert er sich nicht damit, höchstens mit einzelnen Promis, länderunabhängig. Und so ist es eben auch mit den Welschen und den Deutschschweizern, sie sind sprachlich dem angrenzenden Land zugewandt, aber ihre Identität bleibt schweizerisch, politisch, demokratisch, auch verwandtschaftlich. Jeder lernt neben der Muttersprache noch eine der anderen Landessprachen in der Schule. Ziel bleibt es, möglichst alle drei Landessprachen wenigstens in den Grundlagen zu beherrschen. Spätestens wenn man die einzelnen Sprachregionen besucht, lernt man die wesentlichen Grundbegriffe, um sich zu verständigen. Irgendwo kann einer von zwei unterschiedlichen Muttersprachlern dann die jeweils andere Sprache wenigstens rudimentär sprechen.
 
So ist das nun mal. Wenn die Deutschen in die Schweiz kommen, unterschätzen sie das, weil sie glauben, die Schweiz gehöre auch irgendwo zu Deutschland. Demselben Irrtum unterliegen die Franzosen im französischsprachigen Teil der Schweiz oder die Italiener im Tessin. Die Welschen und Tessiner grenzen sich aber genauso stark ab zu den an sie angrenzenden Ländern wie die Rätoromanen und Deutschschweizer zu Deutschland und Österreich. Die Schweiz ist sehr autonom, ist z. B. auch nicht EU-Mitglied. Nicht einmal den Euro hat die Schweiz übernommen.

Dieses autonome, unabhängige Denken mag ich an der Schweiz. Und das Recht der Bürger, persönlich per demokratischer Abstimmung Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Es hat dieses Land in den letzten Tausend Jahren vor Krieg und Zerstörung bewahrt.

Ganz nebenbei und OT: Mein Hobby ist ja die Ahnen-/Familienforschung. Dabei habe ich herausgefunden - unter anderem - dass einige meiner Vorfahren aus der frankophonen Schweiz - aus Court - 1712 dem Ruf des preussischen Königs Friedrich Wilhelm I folgten und nach Ostpreußen auswanderten. Hier erhielten sie Land, welches sie nicht bezahlen mußten. Nur die Reisekosten mußten sie selber zahlen. Diese französischen Schweizer kamen aber nicht - so wie die Hugenotten aus Frankreich - aus politischen, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen, denn in den damals armen Bergdörfern, die oft sehr kinderreich waren, konnten nicht alle satt werden.
Der schlaue preussiche König füllte so sein von der Pest leergefegtes Ostpreußen mit "Gott und der Welt" auf. Z.B. wurden um die gleiche Zeit 20.000 protestantische Salzburger angesiedelt, die aus dem Land gejagt wurden, weil sie sich nicht zum katholischen Glauben zurückbekehren lassen wollten, dann Hugenotten aus Frankreich.....Sehr viele Hessen kamen auch, Würtemberger, Nassauer.....Eigentlich alle, die ihr Glück woanders suchen mußten....

Lg
Urajup
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses autonome, unabhängige Denken mag ich an der Schweiz. Und das Recht der Bürger, persönlich per demokratischer Abstimmung Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen

Für mich ist das auch eine große Qualität in der Schweiz, dass jeder Schweizer direkt Einfluss nehmen kann auf die Politik, bei jeder Abstimmung, aber auch durch Gründung von Initiativen. So wird die Schweiz teilweise auch als Modell gesehen, z B. wollen die Amerikaner das Ausbildungssystem von Lehrlingen und das obligatorische Krankenkassensystem der Schweiz zum Vorbild nehmen, die Österreicher und Russen orientieren sich am Jugendstrafrecht der Schweiz und viele beneiden die Schweizer für die direkte Demokratie und den starken Franken sowie den vereinfachten Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten über das Krankenkassen-Arztsystem. Solche Vorzüge werden mir erst bewusst, wenn ich lese, dass andere Länder dies übernehmen wollen, denn natürlich sehe ich auch das Negative in der Schweiz, würde aber trotzdem nicht in einem anderen Land leben wollen, weil es dort für mich nicht unbedingt besser läuft. Außerdem liebe ich die Schweizer Berge und den Jura. Ich mache aber auch gerne Ausflüge nach Deutschland. Einige Vorfahren aus dem Schwarzwald waren auch arme Bergwerkleute, wie ich bei der Stammbaumrecherche herausfand. Deshalb wanderten sie über Basel in die frankophone Schweiz aus (Juragebiet), also gerade in die Gegenrichtung.
 
Wenn Du also Schweizern den linguistischen Begriff gegen ihren Willen aufdrücken willst, möchtest Du sie damit eben auch in ein größeres Ganzes unter Deutschland einzwängen.

Ich möchte nichts dergleichen.

Und bin es müde, meine Sicht der Dinge zu erklären.

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Falls sich jemand für das Thema "alemannische Mundarten" interessiert, mag er sich hier informieren:

>>> https://de.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Dialekte <<<

 
Ich möchte nichts dergleichen.

Und bin es müde, meine Sicht der Dinge zu erklären.

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Falls sich jemand für das Thema "alemannische Mundarten" interessiert, mag er sich hier informieren:

>>> https://de.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Dialekte <<<

Im von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel steht:
Der Gesamtausdruck „alemannisch“ wird nicht selten nur in einem engeren Sinn verwendet und meint dann nur nieder-, hoch- und höchstalemannisch. Nicht selten wird er weiter verengt auf bestimmte Regionen angewandt (vor allem Südbaden). In der Schweiz, im Elsass und im Schwäbischen ist er oft wenig bis gar nicht geläufig.

In der Schweiz ist der Begriff des Alemannischen wirklich nur im linguistischen Diskurs geläufig, sonst jedoch überhaupt nicht. Es ist schlichtweg Schweizerdeutsch oder dann der kantonal bezeichnete schweizerische Dialekt (z. B. Argauererisch). Ich werd als Schweizerin wohl besser Bescheid wissen über die Begriffe in der Schweiz als Du, Colombi. Ich finde Deine Einstellung dazu befremdlich. Du streitest also verbissen mit Schweizern darüber, dass ihr Schweizerdeutsch nicht Schweizerdeutsch sei, sondern alemannisch, als wäre der Begriff Schweizerdeutsch falsch, aber da irrst Du dich. Die Schweiz allein bestimmt darüber, wie sie ihre Sprache offiziell benennt, so wie sie z. B. auch kein "ß" setzt, sondern nur "ss". Linguistische Forschung hat nichts mit den politisch gesteckten Begriffen zu tun. In der Schweiz wird der Begriff des Alemannischen eben nur in der linguistischen Forschung verwendet. Akzeptiere es.
 
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