was macht das Existierende Existent ?

Tommy schrieb:
Diese Psychologisierung ist belanglos und hat wenig argumentativen Wert
Absolut richtig. Es handelt sich dabei ja auch gar nicht um ein Argument.
Diese Theorie hätte also eine Verdrängungs- und Entlastungsfunktion, weil ich mich dann nicht mehr für meine Taten verantwortlich fühlen müßte ("Gott hat es getan"). Ein ziemlich schlichtes und "befreiendes" Denkmodell.
Auch hier liegt erneut derselbe Denkfehler zugrunde, wie schon am Anfang unserer Diskussion: Das Identitätsgefühl bleibt nicht dasselbe, bleibt also nicht beschränkt auf diese Person, die man eben auch ist. Ganz im Gegenteil dehnt sich dieses Identitätsgefühl nach und nach immer mehr aus. Dadurch wächst automatisch das Verantwortungsgefühl und Mitgefühl, zuerst für alle anderen Menschen, dann für alle Lebewesen, dann für alle unbelebten Gegenstände und schliesslich unbegrenzt für alles Existierende. Es passiert exakt das Gegenteil der von dir postulierten Reaktion.
 
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Tommy schrieb:
eben das Weltbild von einem mechanistisch ablaufenden Weltprozeß, in dem es keine Schuld, kein Leiden, keine Freude, sondern nur *Funktionieren* gäbe, da alles Bestandteil einer gigantischen Maschine, die "Gott" genannt wird, wäre.
Auch das ist nicht einleuchtend. Bloss weil es nicht "meine Freude" und "mein Leiden" ist, warum sollte es plötzlich gar keine Freude mehr geben? Mit anderen Worten: Warum sollte Gott plötzlich damit aufhören, Freude und Leiden zu produzieren, während er es zuvor während tausend mal tausend Jahren produziert hat? Es handelt sich bei diesem Weltbild nur um eine Korrektur einer falschen Weltsicht, nicht um eine Manipulation der Realität. (Wobei man einwenden könnte, dass auch eine derartige Korrektur eine Manipulation bedeuten würde. Dann wäre freilich alles und jedes eine Manipulation.)
 
fckw schrieb:
Übrigens weiss ich, warum das so schwer zu akzeptieren sein soll: Gott ist für viele Menschen bloss ein reichlich abstrakter, weit ferner Gedanke, der sie persönlich im Leben und Alltag nicht trifft. Ab und zu denkt man an einen ollen Kerl mit Bart, macht einen Spass darüber und vergisst es wieder. Und erst wenn es einem mal schlecht geht, beginnt man erneut über ihn nachzudenken.

Die Übung, die ich hier vorgeschlagen habe, das Nachdenken über das Subjekt, das offenbar nicht bestimmt werden kann, aber trotzdem da sein muss, zeigt plötzlich ganz unmittelbar, dass da etwas ist, das man nicht kennt, aber man trotzdem dazu in unmittelbarer Beziehung steht.

Wenn nun einer kommt und behauptet, hier läge ein geheimer Zugang zu Gott verborgen, dann ist man erstmal damit überfordert. Zu weit weg, zu abstrakt, zu unsicher war dieser Gott vorher noch. Und jetzt kommt plötzlich jemand, und der zeigt, dass dieser Gott, falls das überhaupt Gott sein soll, denn da hat man erhebliche Zweifel dran, weil es überhaupt nicht in das Bild passt, das man sich zuvor noch machte, UNMITTELBAR DA ist. Nicht weit weg, nicht abstrakt, sondern ganz konkret, ganz hier, ganz jetzt. Alleine schon der Gedanke machte mir am Anfang ziemliche Angst. Er war verwirrend, unheimlich. So nahe hatte ich mir Gott nie vorgestellt.

Aber egal, wie man es dreht und wendet - es passt. Es passt sehr viel besser, als es einem lieb ist. So besehen machen plötzlich all die Aussagen aller Mystiker und Esoteriker dieser Welt einen Sinn, der zuvor lediglich Spekulation gewesen ist. Und dieser Sinn ist derart verblüffend gegenwärtig, dass man es erst einmal abstreitet, abstreiten muss! Es würde das eigene Weltbild zerstören, das man sich jahrelang aufrechterhalten hat, das Weltbild von einem Menschen, der in der Welt lebt, mit eigenem Willen, eigener Vernunft. Und Gott, falls es ihn denn überhaupt gibt, ist weit weg, viel zu unsicher, irgendwas für ein paar naive Christen und Freikirchler - jedenfalls nichts für einen aufgeschlossenen, modernen, kritisch denkenden Menschen.

Mit wenigen Worten: Jeder wird sich selber in den Hintern treten, wenn er erfährt wie nah Gott doch eigentlich ist und die intellektuelle Intelligenz ihm dabei eigentlich nur stets im Wege stand. Das ist meiner Meinung nach einer der Gründe, warum sich viele vor Gott fürchten, dass er einfacher sein könnte, als man denkt und alle Bücher die man studierte und alle Gedanken die man sich um Gott machte eigentlich für die Katz waren, ja sogar hinderlich für die Gotteserfahrung. Mir sagte mal jemand in Japan: Lege auf dem spirituellen Rückweg alles formale Wissen und Weisheit ab.... und ich weiss für mich heute: dieser Mann hatte Recht und z. B. Jesus sagte ja auch nicht umsonst: Wenn ihr Eurem wahren Vater begegnet werdet ihr in Verwunderung geraten....
 
Muggle schrieb:
Wenn im Wald ein Baum umkracht und nichts und Niemand nimmt Notitz davon, ist dann ein Geräusch entstanden ? :escape:
Entweder es gibt ein Nichts oder es gibt ein Sein.
Wenn es ein Sein gibt, dann bedingt es auch eine Umgebung mit anderem Sein.
Ein Baum ist ein Sein, ein Wasserumsetzer, ein Luftumsetzer, eine Energiequelle und eine Wohnstatt für anderes Sein.

Somit ist es unmöglich, dass ein Baum unbeachtet umfällt.

LG
v
Olga
 
Aber warum denn Entweder-Oder? Erst durch Abgrenzen und Differenzieren aus einem Nicht bzw. Etwas bildet sich überhaupt so ein Begriff wie z.B. "Baum" heraus UND umgekehrt. Wenn es ein Sein gibt, gibt es zwangläufig ein Nicht-Sein (= das Nicht-vorhandensein eines Objekts) und umgekehrt, denn jeder Begriff hat als grundlegende Basis die Negation dieses Begriffs und jede Negation hat ihr Gegenteil als Basis. Beides erscheint bei genauer Betrachtung immer zusammen. Wäre das nicht so, dann müsste es irgendwo ein absolutes Objekt geben, zu dem es kein Gegenteil gibt Dieses absolute Objekt müsste unsere Wahrnehmung in jedem Moment ausfüllen, sonst wäre es nicht absolut. Man nehme als Sein z.B. unseren Baum. Das Nicht-Sein dieses Baums wäre jedes andere Objekt, das kein Baum ist oder das vollständige Fehlen eines Baums, z.B. der leere Raum um den Baum herum. Dies entspricht genau unserer Erfahrung, andernfalls wäre die Existenz eines Baumes absolut, d.h. das einzig Existente und in der Wahrnehmung Erscheindene müsste dann ein Baum sein. Was völlig absurd ist und nicht unserer Erfahrung einer mannigfaltigen Welt von Erscheinungen entspricht.In Ermangelung eines solchen absoluten, nicht-negierbaren Objekts hat der menschliche Geist den Begriff "Gott" konstruiert, das ist völlige Dinghaftigkeit und Dinglosigkeit zugleich, d.h. das völlig Undenkbare und Ungreifbare. Also würde ich sagen: Sein und Nicht-Sein bedingen sich gegenseitig, sind einander eine Basis, haben keine eigene Existenz. Man kann die "Wahrheit" weder allein auf der Ebene eines Objekts noch allein auf der Ebene eines Subjekts finden.

Beobachter und Beobachtetes, Subjekt und Objekt, Sein - und Nicht-Sein - kein Pol dieser vordergründigen Dualitäten hat eine eigene unabhängige/absolute Existenz, die Buddhisten sagen: Sie sind leer von Eigenexistenz. Was ist daran so schwer zu ertragen?
 
Haris schrieb:
Aber warum denn Entweder-Oder? Erst durch Abgrenzen und Differenzieren aus einem Nicht bzw. Etwas bildet sich überhaupt so ein Begriff wie z.B. "Baum" heraus UND umgekehrt. Wenn es ein Sein gibt, gibt es zwangläufig ein Nicht-Sein (= das Nicht-vorhandensein eines Objekts) und umgekehrt, denn jeder Begriff hat als grundlegende Basis die Negation dieses Begriffs und jede Negation hat ihr Gegenteil als Basis. Beides erscheint bei genauer Betrachtung immer zusammen. Wäre das nicht so, dann müsste es irgendwo ein absolutes Objekt geben, zu dem es kein Gegenteil gibt Dieses absolute Objekt müsste unsere Wahrnehmung in jedem Moment ausfüllen, sonst wäre es nicht absolut. Man nehme als Sein z.B. unseren Baum. Das Nicht-Sein dieses Baums wäre jedes andere Objekt, das kein Baum ist oder das vollständige Fehlen eines Baums, z.B. der leere Raum um den Baum herum. Dies entspricht genau unserer Erfahrung, andernfalls wäre die Existenz eines Baumes absolut, d.h. das einzig Existente und in der Wahrnehmung Erscheindene müsste dann ein Baum sein. Was völlig absurd ist und nicht unserer Erfahrung einer mannigfaltigen Welt von Erscheinungen entspricht.In Ermangelung eines solchen absoluten, nicht-negierbaren Objekts hat der menschliche Geist den Begriff "Gott" konstruiert, das ist völlige Dinghaftigkeit und Dinglosigkeit zugleich, d.h. das völlig Undenkbare und Ungreifbare. Also würde ich sagen: Sein und Nicht-Sein bedingen sich gegenseitig, sind einander eine Basis, haben keine eigene Existenz. Man kann die "Wahrheit" weder allein auf der Ebene eines Objekts noch allein auf der Ebene eines Subjekts finden.

Beobachter und Beobachtetes, Subjekt und Objekt, Sein - und Nicht-Sein - kein Pol dieser vordergründigen Dualitäten hat eine eigene unabhängige/absolute Existenz, die Buddhisten sagen: Sie sind leer von Eigenexistenz. Was ist daran so schwer zu ertragen?
Deine Überlegung, Haris, stellt sich für mich als schwarz-weiß denken dar.
Ich gehe von weiß als Materie, grau als nichtmanifestierte Materie und weiß als Nichts aus.
Wobei ich grau als das, was man allgemein unter Gott erfühlt, verstehe.

Absolutes Sein ist für mich alles zusammen, ein Baum allein, solange nicht damit ein darstellender Lebensbaum, der wieder nur eine Vorstellung zur Erklärung des Seins ist, kann in meine Augen kein absolutes Sein haben, da alles in Abhängigkeit zueinander steht.
So kann ich mir das Nichts ebenfalls als absolut vorstellen, etwas das frei von jeglicher Abhänigigkeit ist und in sich selbst besteht.

Das grau hingegen könnte eventuell nur eine Durchgangszone, Portal, Achse (was weiß ich:dontknow: ) sein.

LG
v
Olga
 
Meingott Gottgott! Wasgott habgott ichgott Angstgott! Ichgott kanngott alleinegott jagott nichtsgott änderngott.
 
Olga schrieb:
Deine Überlegung, Haris, stellt sich für mich als schwarz-weiß denken dar.
Ich gehe von weiß als Materie, grau als nichtmanifestierte Materie und weiß als Nichts aus.
Wobei ich grau als das, was man allgemein unter Gott erfühlt, verstehe.

Absolutes Sein ist für mich alles zusammen, ein Baum allein, solange nicht damit ein darstellender Lebensbaum, der wieder nur eine Vorstellung zur Erklärung des Seins ist, kann in meine Augen kein absolutes Sein haben, da alles in Abhängigkeit zueinander steht.
So kann ich mir das Nichts ebenfalls als absolut vorstellen, etwas das frei von jeglicher Abhänigigkeit ist und in sich selbst besteht.

Das grau hingegen könnte eventuell nur eine Durchgangszone, Portal, Achse (was weiß ich:dontknow: ) sein.

LG
v
Olga

Wo ist der Widerspruch?
Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich genau das sagen: eben nicht schwarz-oder-weiss - das wäre, wie Du sagst schwarz-weiss-denken, sondern
Schwarz-UND-Weiss sind immer zusammen - das kann man dann auch grau oder unmanifestiert oder Gott nennen.

liebe Grüsse
Haris
 
Tommy schrieb:
Ja, ich fürchte auch, daß die Wendung der Dinge zum Schlechten hin allem Philosophieren ein jähes und unrühmliches Ende bereitet.

:(
Das kommt darauf an, ob man über unsinnige Dinge oder über sinnvolle Dinge philosophiert, oder nicht? Man könnte z.B. auch einen gesellschaftlichen Wandel herbeiphilosophieren. Herr Adolf hat das ja auch gemacht, nur fand er leider Sachen sinnvoll, wie "Du bist Deutschland".

Du bist Italien, Du bist Frankreich: das wäre die richtige Eingabe in ein deutsches Bewußtsein, wenn man es von einem Italiener oder einem Franzosen trennen wollte. "Du bist Deutschland" trennt den Deutschen vom Volk. "Ich bin Deutschland" wäre richtig. "Sieg Heil" macht Krankheit zum Kampf der Versuchskaninchen in einer Giftmischerpharmaindustrie. "Heilssieg" ist das Wiedereintreten des Verständnisses dafür, daß jeder Mensch ohne krankheit auf die Welt kommt und daß wir dann durch die Gesellschafter, die wir so un uns haben, jegliche Fähigkeit zur Heilung verlieren, weil unsere Erziehung uns ständig richtet. Das ist schon ein Kreuz mit unserer Gesellschaft.
Also da ist jemand, weiß nicht ob ihr ihn kennt, der hat eine Sanduhr zuhause stehen und die dreht der gelegentlich um. Und dann wechseln die Zeitalter, z.B. von staatlicher Propaganda zur Werbungspropaganda. Aber braun ist es immer. Hitler ist ein Buch, ich glaube nicht, daß es ihn gibt, genauso wenig glaube ich an Gott oder an mich. Alle meine Erinnerungen sind nur Buch, Wort und Zahl. Materie ist da niemals gewesen.
:liebe1:
 
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